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Was womit und wie befestigen? – „Curriculum Befestigung“ vermittelt Theorie und Praxis und sorgt für Durchblick

(c) Werkstoffkunde LMU München, ZTM Bastian Wagner

Am 25. und 26. Juni 2021 startet ein neues Curriculum für Zahnärztinnen und Zahnärzte, Zahntechnikerinnen und Zahntechniker, Zahnmedizinische Fachangestellte und Werkstoffkunde-Interessierte an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der LMU München. Das Thema der insgesamt vier Fortbildungen bis November 2021: Was wird womit und wie befestigt – vom Provisorium bis zur fertigen Versorgung, vom individuellen Abutment und Titanbasis bis zum Bracket?

Die wissenschaftliche Leitung dieser modularen Fortbildung haben Prof. Dr. Dipl.-Ing. (FH) Bogna Stawarczyk MSc, PD Dr. Anja Liebermann M.Sc., Dr. Rebecca Jungbauer und PD Dr. Marcel Reymus, veranstaltet wird sie zusammen mit Quintessence Publishing. Die vier Experten geben im Interview Auskunft, warum dieses Thema für alle wichtig und interessant ist, wo die Herausforderungen im Alltag liegen und natürlich, was die Teilnehmenden an den vier Wochenenden in München erwartet.

 

Drei zweitägige Fortbildungen nur zum Thema Befestigung, dazu ein vierter Termin speziell für die Kieferorthopädie – „früher war das alles einfacher“, wird sich so mancher Zahnarzt oder Zahntechniker denken. Was macht das Befestigen in Zahnmedizin und Zahntechnik heute so komplex?

Da Kunststoffe – wie auch die Befestigungskomposite – reine chemische Verbindungen sind, besteht eine Vielzahl an Möglichkeiten, die jeweiligen Monomere zusammenzufügen. Nicht jedes Monomer haftet an jeder Oberfläche, deshalb ist das Wissen der werkstoffkundlichen Grundlagen entscheidend. Durch die falsche Wahl der Befestigungsmaterialien beziehungsweise die falsche Kombination der verschiedenen Komponenten kann aus einem Verbundsystem auch schnell mal ein Isolator werden.
 

 

Die Fragen „Womit befestigen Sie das?“ oder „Kann ich dafür auch dieses Produkt nehmen?“ oder „Wie konditionieren Sie das vorher?“ kommen ja mit schöner Regelmäßigkeit in Fortbildungen und nach Vorträgen zur Prothetik. Dabei bieten viele Hersteller Tabellen, Handouts und Apps mit Übersichten an, welcher Werkstoff mit welchem Produkt am besten befestigt werden sollte. Trotzdem gibt es offensichtlich Verunsicherung in Praxen und Laboren. Warum?

Die Hilfestellungen der Hersteller sind gut und notwendig. Allerdings beschränken sich die Hersteller logischerweise immer auf eigene Produkte. Wir im Curriculum werden eine unabhängige Übersicht mit Step-by-Step-Anleitungen geben, die auf der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage beruht.


Mancher fragt sich auch „Muss ich jetzt wirklich für jedem Werkstoff ein eigenes Befestigungsmaterial vorhalten, womöglich immer alles passend von einem Hersteller?“ Das ist ja weder im Labor noch in der Praxis sinnvoll umzusetzen. Wo und wie kann man das strukturieren und vereinfachen?

Der Trend in der Werkstoffentwicklung geht immer mehr in Richtung schnelle und einfache Applikationen. Die ersten Ansätze liegen bereits vor. Wir werden diese Lösungen präsentieren und deren Vor- und Nachteile diskutieren. Beim Kombinieren der Produkte verschiedenen Hersteller sind gewisse Regeln zu beachten – zum Beispiel die Anwendung von Aktivatoren. Diese werden wir vorstellen und den Teilnehmern zeigen, was möglich ist und wo die Grenzen liegen.


Apropos vereinfachen: Warum ist es keine gute Idee, für neue Werkstoffe einfach die altbekannten Befestigungsmaterialien zu verwenden?

Wenn wir an neue Restaurationswerkstoffe denken, so haben wir Werkstoffklassen mit hoher Ästhetik vor Augen, das heißt transluzente Zirkonoxid-Keramiken oder verstärkte Lithiumsilikat-Keramiken. Würde man diese mit opaquen Zementen befestigen, bestünde die Gefahr, diese mit viel Mühe entwickelte Ästhetik negativ zu beeinträchtigen.

Des Weiteren geht der Trend in der Patientenbehandlung in Richtung minimal-invasiv. Es wird weniger Zahnhartsubstanz abgetragen und restauriert. Somit sind die Restaurationen auch in vielen Fällen extrem dünn. Durch eine adhäsive Befestigung findet hier im Vergleich zum Zementieren gleichzeitig die nötige eine Verstärkung der Gesamtstabilität statt.

 


Welche Fehler passieren, wenn sich Zahntechniker und Zahnarzt nicht über die Befestigung austauschen, also zum Beispiel, wie individuelle Abutments auf Titanbasen verklebt sind oder wie die fertige Arbeit provisorisch und definitiv befestigt werden sollte?

Die Zusammenarbeit zwischen Zahntechniker und Zahnarzt ist für den klinischen Erfolg das A und O. Alleine die Oberflächenvorbehandlung, welche für den mechanischen Verbund entscheidend ist muss abgesprochen werden. Im Klartext heißt das: Wird die Oberfläche gestrahlt, geätzt und welches Teammitglied übernimmt diese Aufgabe? All das sind die Inhalte unseres Curriculums.

Apropos Befestigung von Titanbasen: Nicht alle Befestigungskomposite sind für das extraorale Verkleben freigegeben.


Warum ist es sinnvoll, dass alle am Prozess Prothetik und Befestigung Beteiligten am Curriculum teilnehmen, also Zahnärzte, Zahntechniker und ZFA?

Beim Befestigen bilden alle drei Disziplinen ein Team und müssen aufeinander abgestimmt sein. In unseren Step-by- Step-Anleitungen formulieren wir klare Vorschläge, welche Disziplin welchen Part beim Befestigen übernehmen kann und soll, um erfolgreich ans Ziel zu gelangen.

Das Curriculum ist ebenfalls für die Werkstoffinteressierten sowie für die Industrie interessant, hier können andere Berufsgruppen – zum Beispiel Werkstoffentwickler, Chemiker etc. – das klinische Vorgehen sowie die Anwenderprobleme und Bedenken kennenlernen und bei der Entwicklung der Befestigungsmaterialien bedenken beziehungsweise einsetzen.


Sie kombinieren in Ihrem Curriculum Theorie und Praxis – was erwartet die Teilnehmenden kurz gefasst im theoretischen und im praktischen Teil in den einzelnen Modulen?

Wir werden die umfangreiche Theorie runterbrechen und den Teilnehmern ein Verständnis für das Kleben vermitteln. Also was haftet womit und welche Grundmonomere sind notwendig.

Der praktische Teil findet sowohl im Forschungslabor als auch an Phantomköpfen statt. Wir werden die Unterschiede zwischen Zementieren und Kleben ausarbeiten, werden diverse Präparationstechniken üben und 3-D-gedruckte Kronen verkleben.


Viele Zahnärzte haben Scheu davor, komplexe Arbeiten mit Sekundär- und Tertiärkonstruktionen anzugehen, die zum Teil im Mund des Patienten verklebt werden müssen. Werden dazu auch Wissen, Tipps und Tricks vermittelt?

Das praktische Vorgehen ist uns wichtig. Wir werden auch individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen und in kleinen Gruppen die gewünschten Themen interaktiv bearbeiten.


Im vierten Modul geht es um die Befestigung in der Kieferorthopädie. Da steht auch das Thema 3-D-Druck auf der Agenda. Was hat es damit gerade in der Kieferorthopädie auf sich?

Die Kieferorthopädie ist im 3-D-Druck der Vorreiter. Hier werden schon längst die Modelle gedruckt und die Befestigungsschienen für das indirekte Kleben hergestellt. Im Rahmen des vierten Teils des Curriculums werden wir die gängigen 3-D Druck-Techniken sowie die zu druckenden Werkstoffe vorstellen. Die Teilnehmer werden sogar die Möglichkeit haben, selbst die 3-D-Drucker zu bedienen.

 


Stichwort 3-D-Druck: Welche Herausforderungen kommen mit den dort eingesetzten Werkstoffen beim Befestigen auf Labor und Praxis zu?

Zur Zeit werden zum größten Teil Harze in der Zahnmedizin verdruckt. Hier sind nicht nur die Umweltaspekte, sondern auch die gesundheitlichen Aspekte von Bedeutung. Außerdem kommen die Post-processing-Schritte dazu, die im Moment noch viele Baustellen beinhalten.

All das werden wir gemeinsam diskutieren. Schließlich wollen wir Hilfswerkzeuge zur Befestigung, die einfach, schnell und kostengünstig hergestellt werden können, am besten gar kein Restmonomer enthalten, aber auch nicht spröde und bruchanfällig sind.


Sie haben viel Arbeit und Energie in dieses Curriculum investiert – was hat Sie dazu motiviert und was begeistert Sie am Thema Werkstoffe?

Wir forschen schon sehr lange an diesem Thema und möchten das gewonnene Wissen mit unseren Teilnehmern auf unabhängige Weise teilen. Für uns hat die Befestigung im praktischen Alltag und in der Forschung einen hohen Stellenwert. Wir möchten unser Wissen und unsere Erfahrungen dazu mit großer Motivation und Freude weitergeben.

„Curriculum Befestigung“

Das „Curriculum Befestigung“ findet als Präsenzveranstaltung in den Räumen der Ludwig-Maximilians-Universität München statt. Es gliedert sich in drei Module – A bis C – und ein viertes Modul zur Kieferorthopädie, das auch einzeln gebucht werden kann. Modul A findet am 25. und 26. Juni 2021 statt, Modul B am 8. und 9. Oktober 2021, Modul C am 29. und 30. Oktober 2021 und Modul D KfO am 12. und 13. November 2021.

Alle Informationen zum Inhalt und zur Anmeldung gibt es hier.

Titelbild: Vorbehandlung des Zirkonoxidgerüsts einer Adhäsivbrücke.
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