Gleich zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses sollten die Fort- und Weiterbildungskonditionen geregelt werden. Eigeninitiative sollte zwar unterstützt werden, trotzdem muss im Einzelfall geprüft werden, ob und wie das neue Wissen in der Praxis angewendet werden kann. Davon sollte eine Einwilligung und/oder die Kostenübernahme abhängig gemacht werden.
Klare Regelungen ersparen unnötige Auseinandersetzungen
Durch die Fortbildungs-Jahresplanung wird der Weiterbildungsbedarf transparent im gesamten Team kommuniziert.
Gerade wenn es zu unterschiedlichen Ansichten zwischen Mitarbeitenden und Praxisinhaber kommt, sind persönliche Gespräche unerlässlich. Nicht jede Praxis braucht eine ZMV, ZMF, Praxismanagerin oder ähnliches. Deshalb sollte man auch kleinere Qualifikationen in Betracht ziehen, zum Beispiel Schichtleitung, Assistenzleitung, Teamleitung etc. Oft sind Mitarbeitende auch mit derlei Angeboten zufrieden, da man ihnen etwas zutraut, sie sich weiterqualifizieren und sich damit auch persönlich weiterentwickeln können.
Förderungen von Aus- und Weiterbildung
Förderprogramme richten sich in der Regel an:
- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
- Arbeitssuchende
- Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber – auch Freiberufler und Selbständige
Dabei gibt es projekt-, aber auch personengebundene Programme.
Da sich Förderprogramme schnell ändern können, sollte man immer vor der geplanten Maßnahme den aktuellen Stand recherchieren.
Nachfolgend eine Übersicht über Förderprogramme, die jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Bundesprogramme, wie zum Beispiel:
- Bildungsprämie
- Aufstiegs-BAföG
- Bildungsgutschein, zum Beispiel von der Agentur für Arbeit,
stehen unabhängig vom Standort der Arbeitgeberin oder des Arbeitgebers und dem Wohnort der Mitarbeitenden allen Weiterbildungswilligen zu. Allerdings sind diese wie alle anderen Förderprogramme an Bedingungen geknüpft, die im Bedarfsfall mit dem Weiterbildungsanbieter tagesaktuell geklärt werden sollten.
Weiterbildungsberatungsstellen bieten Klärungshilfe
Zudem hängen die Zuschussvoraussetzungen auch noch von Alter, Qualifizierungsgrad der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters und dem zeitlichem Umfang des Kurses ab.
Klärungshilfe bieten auch Weiterbildungsberatungsstellen, zum Beispiel bei der Agentur für Arbeit, der IHK, der VHS, aber auch bei Zahnärztekammern.
Einige Bundesländer haben Landesprogramme für Fort- und Weiterbildung aufgelegt. Ob Ihr Bundesland dabei ist, erfahren Sie über die offiziellen Seiten (beispielsweise für Hessen).
Online oder Präsenz?
Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte schätzen mittlerweile Online-Fortbildungen, vor allem die Formate, die man nach dem Live-Webinar als Aufzeichnung zu einem Zeitpunkt seiner Wahl noch einmal ansehen und durcharbeiten kann. Dahingehend gibt es inzwischen ein großes Angebot.
Ob dieses Format das Richtige ist, liegt nicht zuletzt daran, ob man bei der Teilnahme die Inhalte in einem störungsfreien Raum genießen kann. Auch die Qualität des Bildschirms und der Lautsprecher spielen eine Rolle. Längere Online-Seminare, die man nur auf einem Handy-Bildschirm verfolgen kann, ermüden möglicherweise schneller und schmälern die konzentrierte Aufnahme der Inhalte. So sollte jeder entscheiden, ob er „Typ Präsenz“ oder „Typ Online“ ist und welche technischen Gegebenheiten vorhanden sind. Beide Formate können erfolgreich eingesetzt werden.
Inhouse-Seminare oder externe Fortbildung?
Gerade wenn es um fachliche Inhalte geht, die das gesamte Team betreffen, ist oft eine Schulung direkt in der Praxis die beste Wahl. Das gesamte Praxisteam nimmt teil, einschließlich Behandlerinnen und Behandler. So erreicht das neue Wissen alle, kann von allen umgesetzt und verarbeitet werden. Und es können direkt Fragen gestellt, diskutiert und eventuell Korrekturen vorgenommen werden. Auf jeden Fall sind alle beteiligt, was überaus vorteilhaft ist.
Wenn Fortbildungsinhalte jedoch nur kleine Bereiche der Praxis betreffen, zum Beispiel Abrechnung, Rezeption, Patientenberatung, macht es wenig Sinn, alle mit einzubeziehen. Der Besuch eines Spezial-Seminars, online oder in Präsenz, ist hier sicher geeigneter.
Interne Schulung in der Praxis
Immer beliebter werden auch interne Schulungen durch Teammitglieder. Gerade wenn es um praxisspezifische Abläufe – wie in der Assistenz, bei der Abrechnung, im Hygienebereich oder in der Patientenbetreuung (zum Beispiel Kinderpraxis, Seniorenpraxis, MKG, KfO etc.) – oder ähnliches geht, benötigt man oft keine externen Trainer. In jeder Praxis ist so viel Wissen vorhanden, dass erfahrene Mitarbeitende die Kolleginnen und Kollegen exzellent schulen können. So stellt die Praxisleitung sicher, dass alle in praxisüblichen Verfahren und Prozessen geschult werden.
Ab und an ist eine Auffrischung allerdings ratsam, damit die Praxis nicht in der eigenen Routine hängen bleibt. In diesem Fall können sich ein oder zwei Mitarbeitende frische Impulse auf einem externen Seminar holen, und dann das Team updaten. Oder man verpflichtet einen Dozenten in die Praxis, der das Update übernimmt.
Fazit
Fort- und Weiterbildung sind zentrale Faktoren im Praxisalltag. Damit Investitionen diesem Bereich der Praxis auch wirklich zugutekommen, ist die Planung einer themen- und typgerechten Kursauswahl wichtig. Nicht jeder Kurs ist für jede Mitarbeiterin oder jeden Mitarbeiter geeignet – der Erfolg einer Weiterbildung hängt unter anderem auch vom Vorwissen und dem Typ der Teilnehmerin beziehungsweise des Teilnehmers ab.
Regelmäßige Fortbildungsplanung, der Wechsel zwischen internen und externen Fortbildungsangeboten, die Ermittlung des aktuellen Wissensbedarfs helfen dabei, den größtmöglichen Nutzen aus Fort – und Weiterbildungen zu ziehen.
Und wenn Fortbildung ganz selbstverständlich zur Praxiskultur dazugehören, werden alle engagiert und wissensdurstig teilnehmen.
Sybille David-Hebgen, Groß-Gerau
Im ersten Teil dieses Beitrags „Fortbildung nicht mit der Gießkanne verteilen“ stellt Sybille David-Hebgen unter anderem dieWissensanalyse und Fortbildungsplanung vor.
Sybille David-Hebgen bietet seit 1984 zahnärztliche Praxisberatung und hat 2012 das Praxisknigge-Konzept entwickelt: Praxisknigge – Exzellenz statt Mittelmaß
2012 erschien das Buch „Der Praxisknigge“ (Quintessenz-Verlag), nachfolgend die Booklets „Der Praxisknigge“ und „Der Azubiknigge“, den es seit 2024 als E-Book gibt.
Seit Jahren ist Sybille David-Hebgen eine feste Größe in der dentalen Fachwelt, namhafte Veranstalter (zum Beispiel Zahnärztekammern) aus der Industrie, dem FVDZ, zahnärztlichen Qualitätszirkeln und Netzwerke sowie Dentallabore gehören zu ihren regelmäßigen Auftraggebern.
Sie ist Praxisknigge-Lehrcoach, Autorin vieler Fachmedien, wie zum Beispiel des Quintessenz-Verlags, des IWW und der dzw, sowie Personalanalytikerin Reiss Profile (RMP- Master), einer anerkannten Methode zur Motivanalyse für Teamentwicklungs- und Führungsprozesse, Persönlichkeitsanalyse für Zahnärztinnen und Zahnärzte.
Kontakt: Sybille David-Hebgen, Zahnärztliche Praxisberatung/Praxisknigge, www.praxis-knigge.deSehr nachgefragt sind Praxistrainings mit Schwerpunkt Patienten-Journey/Service-Exzellenz, Führungscoachings für Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie leitende Mitarbeitende.
Übersicht Praxisschulungen
- Praxistrainings (3, 4 und 6 Stunden-Einheiten), Online maximal 2 Stunden je Einheit
- Der Praxisknigge – Exzellenz statt Mittelmaß, Patienten zu Fans der Praxis machen
- Der Beratungsknigge – Umsatzbooster Patientenberatung
- Der Rezeptionsknigge – Souverän und herzlich an Rezeption und Telefon
- Der Teamknigge – Vom ICH zum Du zum WIR – der Workshop für Teams nach Personalveränderungen und als jährliches Event
- Retrospektive – das jährliche Teamhighlight für Praxen, die sich stetig weiterentwickeln wollen
- Patientenjourney – Touchpoint-Marketing mit Herz und Verstand, Patienten verstehen, Services typgerecht entwickeln, Alleinstellungsmerkmal Serviceexzellenz
- Positionierung als Arbeitgebermarke – Strategien gegen den Fachkräftemangel