Neue Anforderungen aus der Telematikinfrastruktur und Datensicherheit, neue Möglichkeiten mit Cloud und Künstlicher Intelligenz, veränderte Anforderungen der Anwenderinnen und Anwender in den Zahnarztpraxen – bei den Anbietern von Praxisverwaltungssystemen laufen im Augenblick viele Anforderungen zusammen. Was gibt es Neues? Wohin geht die Reise? Darüber gab Sabine Zude, Geschäftsführern der CGM Dentalsysteme GmbH, Koblenz, im Interview mit Markus Queitsch, Head of Sales des Quintessenz Verlags, für „Quintessence News“ am Rande der diesjährigen Sylter Woche Auskunft.
Liebe Frau Zude, fangen wir mal mit der zurückliegenden IDS 2025 an. Wie ist Ihr Resümee?
Sabine Zude: Wir sind sehr zufrieden. So waren etwa die Besucher und auch wir selbst von unserem Stand begeistert. Wir haben diesmal mit Farbverläufen gearbeitet – und neben unserem Blauton, den wir im CGM-Logo haben, moderne Farben eingesetzt, die auch die jüngere Generation ansprechen.
Der Stand war sehr offen und konnte von allen Seiten eingesehen beziehungsweise begangen werden. Das wurde sehr positiv aufgenommen und so wurden wir in der Tat von allen Seiten geradezu geentert.
Wie sah es inhaltlich aus? Wurden zum Beispiel auch Neugeschäfte abgeschlossen?
Zude: Auch in diesem Hinblick waren wir total begeistert. Wir haben zum Beispiel viele Praxen zum Umstieg von Z1 zu Z1.PRO gewinnen können. Strategisch arbeiten wir an einer Zwei-Produktstrategie. Wir möchten unsere Z1-Praxen für Z1.PRO gewinnen. Z1.PRO ist deutlich moderner, bietet noch mehr Funktionalität und unterstützt die Praxen in ihren Workflows.
Die Anwender von Chremasoft haben für ihren Umstieg die Wahl zwischen „Cloud“ oder „Lokal“. Sie können zu Z1.PRO wechseln oder zu unserer neuen Cloud-Lösung CGM XDENT, die sich insbesondere auch an die junge Generation wendet.
Wir haben viele Neukunden gewinnen können und neue Module vorgestellt, einige auch KI-unterstützt. Hier geht es vor allem um den Nutzen von Künstlicher Intelligenz bei Röntgenbefunden – ebenfalls ein Thema, das sehr positiv angenommen wurde. In diesem Segment arbeiten wir mit dem Schweizer Unternehmen Nostic zusammen. Nostic hat ein hervorragendes Tool entwickelt, das sie von allen Mitbewerbern abhebt. Im Gegensatz zu anderen KI-Tools auf dem Markt gibt das Nostic-Tool nicht nur an, ob es eine Karies gefunden hat, sondern gibt auch die prozentuale Wahrscheinlichkeit dazu aus.
Wir haben eine Pilotpraxis, die bereits seit zwei Jahren mit Nostic arbeitet. Dieser Zahnarzt testet auf unser Bitten hin auch andere Tools und gibt uns seine fachliche Einschätzung. Wir selbst sind ja keine Experten in der Auswertung von Röntgenbildern. Der Zahnarzt verlässt sich auf die Auswertung der KI, wenn eine prozentuale Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent oder mehr vorliegt. Bei allem, was darunter liegt, beobachtet er den Zahn zunächst weiter und macht zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eine Röntgenaufnahme.
Wir haben das KI-Analysetool auf der IDS in Z1.PRO und CGM XDENT vorgestellt und die Anwender waren begeistert.
Was haben Sie noch an Neuigkeiten auf der IDS präsentiert?
Zude: Wir haben auch unsere Online-Terminvereinbarung mit Clickdock sowie unseren telefonischen Sprachassistenten vorgestellt. Das funktioniert hervorragend und wir werden das Tool im Sommer ausliefern. Der KI-Sprachassistent nimmt das Anliegen des Patienten auf und kann automatisch Termine vergeben – das ist eine extreme Zeitersparnis. Der Patient muss nicht nochmal anrufen, hat keine Warteschleife und kann sich jederzeit melden – selbst nach Feierabend.
Wie sieht es diesbezüglich mit dem Datenschutz aus? Doctolib als Beispiel hat ja einen schwierigen Ruf, was den Datenschutz angeht.
Zude: Das war und ist uns natürlich sehr wichtig. Dadurch, dass Clickdock auch aus dem Hause der CGM kommt, haben wir ein geschlossenes System. Unsere Anwendungen sind von unseren Datenschutzrechtlern überprüft und die Daten sind absolut sicher. Natürlich sollte jede Praxis selbst entscheiden, welche Produkte sie einsetzt. Unsere Empfehlung lautet aber ganz klar, ein Produkt aus unserem Hause zu nehmen, weil dann der Datenschutz gewährleistet ist.
Und den wenigsten Anwendern dürfte klar sein, dass sie im Falle einer Kündigung bei einem Anbieter wie Doctolib dann keinerlei Historie mehr haben. Das liegt komplett beim alten Anbieter.
Zude: Bei uns gilt: Die Daten gehören dem Anwender. Das heißt: Er kann seine Termine und seine Daten behalten, auch wenn er bei uns kündigt oder zu einem anderen System wechselt.
Stichwort Anbindung der Dentallabore: Was gibt es Neues zur eLABZ Anbindung?
Zude: eLABZ ist die neue Schnittstelle für den elektronischen Austausch zwischen Dentallabor und Zahnarztpraxis. Das ist wieder ein tolles Gemeinschaftsprojekt, was der Verband Deutscher Dentalsoftware Unternehmen, der VDDS, gemeinsam mit der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, dem Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung entwickelt haben.
Im Wesentlichen gestaltet sich das so wie das Elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren Zahnärzte, kurz EBZ. Das bedeutet: Alle Player, die bereits gemeinsam in der Arbeitsgruppe für das EBZ gearbeitet haben, und zusätzlich der VDZI haben gemeinschaftlich eine Schnittstelle entwickelt, die den elektronischen Datenaustausch zwischen Labor und Zahnarztpraxis ermöglicht.
Und das ist natürlich papierlos. Ob Kostenvoranschlag, Laborrechnung oder Bilder vom Patienten – alles wird digital und sicher zwischen Zahnarztpraxis und Labor verschickt. Das bedeutet eine enorme Arbeitserleichterung für die Praxis und für das Labor.
Aber wir haben noch einen weiteren Gewinner in diesem System, das sind die Rechenzentren. Bislang war es so, dass sie mitunter Papierlaborrechnungen per Post erhalten haben und diese manuell zuordnen mussten. Und dass, obwohl die eigentliche Abrechnung elektronisch über die VDDS-RZ-Schnittstelle geschickt wurde. Oder die Praxen müssen die Papierlaborrechnung via Scanner digitalisieren und dem richtigen Patienten zuordnen.
Mit eLABZ wird mit der Abrechnung an das Rechenzentrum automatisch der elektronische Beleg mitgeliefert. Das ist viel einfacher und passiert vollautomatisch im Hintergrund. Als Praxis muss man nichts mehr händisch machen, Zuordnungsfehler werden damit ausgeschlossen, weil die Rechnung automatisch unter dem eindeutigen Bezug der Patientennummer abgelegt wird. Darüber freuen sich natürlich auch die Rechenzentren, die schon länger regelmäßig beim VDDS nach einer solchen Lösung angefragt haben.
Die Umsetzung von eLABZ ist jetzt im vollen Gange. Die CGM-Dentalsysteme und einige weitere PVS-Hersteller haben das Modul bereits auf der IDS vorgestellt. Auch das IT-Systemhaus Datext, das Software für die Dentallabore entwickelt, konnte die Umsetzung auf der IDS zeigen.
Die Dentallabore benötigen zur TI-Erstausstattung auch noch den elektronischen Berufsausweis (eBA) und eine SMC-B, die sie von der zuständigen Handelskammer in der zweiten Jahreshälfte erhalten.
Mit welchem Aufwand rechnen Sie für den Austausch von Komponenten wegen der auslaufenden Verschlüsselungs-Algorithmen RSA und wie können Sie den Praxen dabei helfen?
Zude: Zum 31. Dezember 2025 laufen die RSA-Zertifikate 2048 aus. Diese werden für die TLS-Verbindung zum Konnektor benötigt. Der Austausch der Zertifikate auf das neue ECC256 wird durch unseren technischen Support online in den Praxen unterstützt. Voraussetzung für den Anwender hierbei sind das Konnektor-Kennwort und ca. 15 Minuten Zeit. Der Austausch kann per Fernwartung erfolgen, wenn der Konnektor auch für das neue Zertifikat ausgelegt ist.
Man hört ja immer wieder mal, dass es im Service bei CGM ein Problem gibt. Wie gehen sie mit dieser Herausforderung um?
Zude: Wir haben hier in den vergangenen zwei Jahren viel gemacht. In den Bereichen Service und Support sind die Zahlen bereits deutlich besser geworden. Wir führen regelmäßig Kundenbefragungen durch und rufen die Praxen hinterher an, ob sie zufrieden sind. Daran können wir am besten sehen, ob die Maßnahmen gewirkt haben.
Künftig wollen wir hier auch verstärkt KI einsetzen. Wir planen ein System, über das die Praxen die Möglichkeit haben, Fragen per Chat zu stellen und darüber automatisch generierte Antworten zu bekommen. Falls es dann immer noch nicht lösbar ist, kommt natürlich ein Mensch ans Telefon.
Die Systeme sind da mittlerweile sehr weit entwickelt und einfache Fragen können durchaus durch die KI beantwortet werden. Und wenn die Themen komplexer werden, haben wir immer noch den Menschen im Hintergrund, damit der Praxis geholfen wird.
Und wenn er jetzt ein Hardware-Problem hat, wie wird ihm dann geholfen?
Zude: Wenn er ein Hardware-Problem hat, schalten sich die Techniker auf den Rechner auf. Hierfür wird zuvor der AVV, der Auftragsverarbeitungsvertrag, der Praxis übermittelt, die diesen unterschreibt. Danach ist des dem Techniker erlaubt, sich auf das Praxissystem aufzuschalten.
Manchmal hat die Praxis zum Beispiel ein Windows-Update eingespielt und danach funktioniert irgendwas nicht mehr. Oder sie hat eine Fremdsoftware eingespielt, die Systemeinstellungen verändert hat. Oder Virenscanner blockieren eine Anwendung.
Verfügt die CGM über eine ausreichende Anzahl an Technikern?
Zude: Gemeinsam mit unseren Vertriebs- und Servicepartnern sind wir bundesweit flächendeckend vertreten. Weiterhin haben wir auch ein großes technisches Level2-Team, welches jederzeit online unterstützen.
KI oder Artificial Intelligence ist aktuell in aller Munde. Gibt es eine Aussicht, wo es in den nächsten zwei bis drei Jahren bei CGM hingeht?
Zude: Was bereits im Test ist und immer besser wird, ist das Thema sprechende Dokumentation – also „speach to text“. Das ist auch sehr sinnvoll und sorgt für eine starke Zeitersparnis.
Wir kennen die Funktionalität bereits mit unseren Navigationssystemen im Auto oder der Spracheingabe in den Mobiltelefonen etc. Die ersten Systeme hatten deutliche Schwächen, doch diese sind in den vergangenen Jahren ausgemerzt worden. Das Gleiche betrifft auch Systeme für die Dokumentation des Zahnarztes.
Ziel ist, dass das Diktieren der Behandlung direkt in Leistungen umgesetzt wird. Auch das wird zu einer enormen Zeitersparnis für die Praxis führen. Wichtig ist aber das Verständnis, dass die Verantwortung letztlich immer beim Zahnarzt liegt. Man sollte also überprüfen, ob alles, was man eingesprochen hat, korrekt ankommt und richtig übersetzt wurde.
Wir gehen davon aus, dass wir in Kürze ein solches Tool den Praxen anbieten. Auf der IDS haben wir bereits mit CGM XDENT vorgestellt, wie „speach to text“ funktioniert.
Gibt es ansonsten aus Sicht der CGM noch etwas anzumerken?
Zude: Um nochmal kurz auf unsere Cloud-Lösung zu kommen: Sie richtet sich im Moment noch an Praxisneugründer oder an Praxen, die kein Fachgebiet wie Kieferorthopädie oder Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie abdecken und keine Spezialmodule benötigen.
Die Cloud hat natürlich viele Vorteile. Man muss zum Beispiel die Datensicherung nicht mehr machen, das Backup läuft einfach automatisch im Hintergrund. Daneben werden die Updates automatisch eingespielt und der Anspruch an den Server ist nicht so hoch.
Natürlich braucht man trotzdem einen, wenn man digital röntgt, und die meisten Röntgenlösungen haben noch keine Cloud-Möglichkeit. Aber der Anspruch an die Hardware ist dann nicht mehr so hoch.
Und es ist für die Praxen sehr einfach, das Cloud-System zu bedienen. Es ist moderner, sie können von jedem Ort aus das System über einen Browser aufrufen. Hierfür wird lediglich ein Internetzugang benötigt. Das wird ganz sicher in Zukunft der Standard werden. Das wissen wir und wollen mit unserer Zwei-Produkt-Strategie unseren Praxen unsere beiden Stars anbieten. Ganz nach dem Motto: „Cloud oder Lokal – Ihre Wahl“.
Z1.PRO ist derzeit so etwas unser Rolls Royce, langfristig erprobt und in vielen Praxen unterwegs. Zudem haben wir die Fachgebiete wie KfO und MKG umgesetzt und können auch mehrere Praxisinhaber bedienen. Für alle, die die Vorteile der Cloud nutzen wollen, ist CGM XDENT das neue Angebot – gerade für Praxisneugründer oder für innovative zahnärztliche Praxen.