Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) hat das Geschäftsjahr 2020 mit einem stabilen Jahresüberschuss abgeschlossen. Dieser betrug 65,3 Millionen Euro gegenüber 64,1 Millionen Euro im Jahr 2019. Nach den Vorgaben der EZB zu Dividendenzahlungen sollen in diesem Jahr 2 Prozent Dividende für 2019 an die Mitglieder ausgeschüttet werden. Einen entsprechenden Vorschlag werde man der Vertreterversammlung der Bank unterbreiten. Das wurde anlässlich der Bilanzpressekonferenz am 15. April 2021 mitgeteilt.
Nach Reservenbildung lag das Betriebsergebnis vor Steuern bei 111,2 Millionen Euro (2019: 117,1 Millionen Euro). Das operative Geschäft sei robust verlaufen, berichteten Vorstandssprecher Ulrich Sommer und Privatkundenvorstand Holger Wessling (in Vertretung für den erkrankten Dr. Thomas Siekmann): Die Bank hat ihren Kreditbestand weiter ausgebaut. Er stieg auf 38,2 Milliarden Euro (31. Dezember 2019: 37,3 Milliarden Euro). Dabei hätten sich die die Finanzierungen für Existenzgründungen und Unternehmen im Gesundheitsmarkt plangemäß entwickelt.
Im Anlage- und Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden und institutionellen Anlegern habe die Bank ihre Marktposition behauptet, hieß es. Die Vermögensverwaltung legte beim mandatierten Volumen deutlich zu. Das Depotvolumen erreichte 10,4 Milliarden Euro (2019: 9,7 Milliarden Euro). Das Verwahrstellenvolumen stieg auf 22,5 Milliarden Euro (2019: 21,8 Milliarden Euro).
Die Bank habe versucht, ihren Kundinnen und Kunden mit verschiedenen Angeboten und Dienstleistungen und ihrem Programm ApoJetzt in der Corona-Pandemie zur Seite zu stehen. Bei den Apothekern habe die Zahlungsunfähigkeit des Apothekenabrechners AvP Kunden in Bedrängnis gebracht, diesen habe man aber ebenso zur Seite gestanden.
IT-Migration läuft weiter
Ulrich Sommer, Vorsitzender des Vorstands: „Das vergangene Geschäftsjahr war für uns und unsere Kunden mit ganz besonderen Herausforderungen verbunden. Neben den Folgen der Corona-Pandemie haben wir auch eine sehr komplexe IT-Migration bewältigt. Vor dem Hintergrund dieser außergewöhnlichen Umstände haben wir operativ ein ordentliches Ergebnis erzielt.“ Zur IT-Migration, die seit Mai 2020 zum Teil erhebliche Probleme verursacht und zu großer Verärgerung bei den Kunden geführt hatte, erklärte Sommer: „Wie bekannt, entsprach die Umsetzung nicht unserem Qualitätsanspruch. Insbesondere an der Schnittstelle zu unseren Kunden.“
Aktuell befinden man sich in der Konsolidierungsphase, die bei Projekten dieser Art üblich sei. Trotz der aufgetretenen Ärgernisse bleibe festzuhalten, dass an der Migration der IT auf einen neuen Anbieter kein Weg vorbeigeführt habe. Die Umstellung sei durch das Auslaufen des alten Systems zwingend erforderlich geworden. „Unser Ziel war es, ein flexibles und schnittstellenfähiges IT-System zu finden, das langfristig die Bedürfnisse unserer besonderen Kundengruppe erfüllt“, so Sommer. Das neue System sei flexibel, um neuen Anforderungen, Angeboten und Leistungen zu entsprechen. Andere Banken stünden noch vor der Herausforderung, ihre IT entsprechend umzustellen. Auf die Frage, ob die Bank durch die Probleme Kunden verloren habe, hieß es, die Kundenzahl sei weitgehend konstant.
Dividendenausschüttung möglich
Dank der soliden Entwicklung sei die Bank grundsätzlich in der Lage, ihre Mitglieder angemessen am Geschäftserfolg zu beteiligen. Allerdings habe die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Dezember ihre Forderung an die direkt beaufsichtigten Banken erneuert, Dividendenausschüttungen für die Jahre 2019 und 2020 bis zum 30. September 2021 auszusetzen beziehungsweise deutlich zu begrenzen. „Vorstand und Aufsichtsrat der ApoBank werden daher der Vertreterversammlung vorschlagen, die für das Geschäftsjahr 2019 bereits beschlossene Dividende in Höhe von 2 Prozent auszuzahlen. Aufgrund der EZB-Forderung steht nach dieser Zahlung jedoch nur noch ein geringer ausschüttungsfähiger Betrag für das Jahr 2020 zur Verfügung. Daher werden Vorstand und Aufsichtsrat der Vertreterversammlung vorschlagen, von dem Jahresüberschuss 2020 einen Betrag in Höhe von rund 49 Millionen Euro auf neue Rechnung vorzutragen. Dies entspräche einer Dividende von 4 Prozent. Damit soll die Grundlage geschaffen werden, die Mitglieder angemessen am Geschäftserfolg auch des Jahres 2020 beteiligen zu können, wenn dann auch zeitlich verzögert“, hieß es zum Thema Dividende.
Auch für 2021 stabiler Jahresüberschuss erwartet
Aufgrund ihres besonderen Geschäftsmodells sehe die Bank aktuell keine wesentlichen Belastungen infolge der Pandemie. Allerdings seien mögliche zukünftige wirtschaftliche Auswirkungen für die Bank aktuell schwer einschätzbar. Man gehe aber gleichwohl davon aus, auch 2021 einen stabilen Jahresüberschuss zu erwirtschaften.
Strategieprogramm Oskar
Einen besonderen Fokus legte Sommer auf das Ende 2020 gestartete Strategieprogramm Oskar. Es habe zwei Ziele: Zum einen die Transformation hin zu einer starken Bank der Gesundheit, um sich in einem wandelnden Marktumfeld noch konsequenter auf die veränderten Bedürfnisse der Heilberufler auszurichten. Zum anderen soll die finanzielle Basis durch effizientere Prozesse und optimierte Strukturen weiter gestärkt werden.
Marktführerschaft bei Gründungen festigen
Ulrich Sommer: „So wie unser Gründer in Zeiten des Wandels neue Lösungen für die Finanzierung von Apotheken geschaffen hat, werden wir Lösungen entwickeln, die es unseren Kunden auch zukünftig ermöglichen, ganz ihrer Berufung zu folgen. Unser Anliegen ist, die Bedürfnisse der Heilberufler ganzheitlich zu erfüllen – insbesondere als Unternehmer und beim persönlichen Vermögensaufbau.“
Das Anlage- und Beratungsgeschäft soll perspektivisch ein deutlich größeres Gewicht bekommen. Bis 2027 soll das betreute Depotvolumen auf 25 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Parallel werde man die Marktführerschaft rund um Praxis- und Apothekengründungen weiter festigen.
Dienstleistungen außerhalb des Bankgeschäfts
Zudem setzt die Bank die Strategie fort, auch außerhalb des Bankgeschäfts mehr Dienstleistungen anzubieten, um die Kunden in ihrem beruflichen Alltag zu unterstützen. Dazu war 2019 die Naontek AG gegründet worden, die Heilberuflern mit ihrer Plattform Univiva einen digitalen Marktplatz bietet, auf dem sie perspektivisch alles finden sollen, was sie für die Ausübung ihres Berufs benötigen. Das Angebotsspektrum reiche inzwischen weit über die Vermittlung von Fortbildungen hinaus und bietet unabhängige Beratung und Vermittlung von Praxis-Einrichtung, Medizintechnik, Praxis-Marketing und vieles mehr, so Sommer. Aktuell seien dort bereits rund 40.000 heilberufliche Kunden registriert, der Fokus der Zugriffe liege im Bereich Fortbildungen, hieß es auf Nachfrage.
Zu diesem Bereich der Leistungen außerhalb des reinen Bankgeschäfts gehört auch das gemeinsam mit der ZA eG betriebene Projekt „Zahnpraxis der Zukunft“ (ZPdZ). Die erste Praxis in Düsseldorf ist seit Ende 2019 in Betrieb und habe sich gut etabliert, so Sommer. „Mit unserem modernen Praxismodell für Existenzgründer in der Zahnheilkunde fördern wir nicht nur die Selbstständigkeit von Heilberuflern, sondern sammeln gleichzeitig auch umfangreiche Erfahrungen für den weiteren Ausbau unserer Non-Banking-Lösungen“, so Sommer dazu.
Modellprojekte mit erheblichen Restriktionen
Eine weitere Modellpraxis sei derzeit im Raum Hamburg geplant, berichtete der Vorstandssprecher auf Nachfrage, ob die ZPdZ jetzt stagniere. Die Praxis in Düsseldorf sei Grundlage für weitere Projekte in der Zusammenarbeit mit der ZA, man sammele Erfahrungen und Wissen. Man habe aber auch feststellen müssen, dass es für solche Projekte erhebliche Restriktionen gebe. Ein schneller Ausbau und weiteres Ausrollen des Modells ist damit aktuell wohl nicht zu erwarten.
Alle Non-Banking-Projekte wie Naontec, Univiva und ApoHealth seien als Start-ups zu betrachten, die längere Anlaufzeiten benötigten, so Sommer. In allen Fällen sei hier noch keine schwarze Null erreicht. (MM)