0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
365 Aufrufe

Bundeskanzler Merz kündigt Reformvorschläge für den Herbst an – FVDZ: „Eine gute zahnmedizinische Versorgung spart Kosten“

Nach der Sommerpause soll es mit der Reform der Sozialsysteme konkreter werden, so Bundeskanzler Friedrich Merz.

(c) nitpicker/Shutterstock.com

Der Bundestag hat sich ohne spürbaren Fortschritt für die Gesundheitspolitik in die Sommerpause verabschiedet. Der Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigt im Sommerinterview mit der ARD am 13. Juli 2025 und in seiner Sommer-Pressekonferenz am 18. Juli 2025 für den Herbst Diskussionen und Weichenstellungen für Reformen in den Sozialsystemen an.

Merz erklärte bei beiden Terminen, dass es keine Lösung sei, auf eine Einheitsversicherung zu setzen oder nur die Beitragsbemessungsgrenzen anzuheben. Die Private Krankenversicherung und die Privatversicherten leisteten „einen weit überproportionalen Beitrag für das System“, so Merz, und bekannte sich klar zum dualen System aus Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung. Zum Thema Bemessungsgrenzen erklärte er vor der Bundespressekonferenz: „Nur zu glauben, dass die einfache Lösung darin besteht, einmal eben die Zahl der Beitragszahler zu erhöhen, ist ein gewaltiger Irrtum. Nur hinsichtlich der Einnahmenseite zu glauben, man müsse einmal eben mit einem Federstrich Beitragsbemessungsgrenzen anheben oder Teile der Versicherung nicht mehr erlauben, löst kein einziges Problem.“

Keine konkreten Aussagen zu Leistungskürzungen

Wie beim Thema versicherungsfremde Leistungen wollte er sich auch bei möglichen Leistungskürzungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) – generell oder nur für Bürgergeldempfänger – nicht festlegen. Der Umfang versicherungsfremder Leistungen in der Krankenversicherung sei „in der Tat kritisch“, eine Lösung aber nicht einfach und kurzfristige Entscheidungen allein würden das Problem der GKV-Finanzen nicht lösen.

Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge als Ziel

Selbst bei der angestrebten Obergrenze von 42 Prozent bei den Sozialversicherungsbeiträgen wollte er sich mit Blick auf die Expertenkommissionen und die noch anstehenden Verhandlungen mit dem Koalitionspartner SPD nicht festlegen: „Ich will einmal wirklich allgemein beantworten, was ich normalerweise nicht so gerne tue, aber in diesem Fall muss ich es tun, weil ich noch nicht absehen kann, wo wir denn herauskommen werden“, so Merz. „Aber ich möchte eine Stabilisierung in dieser Wahlperiode erreichen. Das hängt aber sehr stark davon ab, welche Reformen wir uns zutrauen und welche wir auf den Weg bringen. Aber eine Stabilisierung ist das, was ich mindestens bei den Sozialversicherungsbeiträgen erreichen möchte, wissend, dass das schon für sich genommen sehr, sehr schwierig sein wird.“

FVDZ: Jetzt entschlossenes Handeln geboten

Dabei wäre entschlossenes Handeln geboten. Besonders deutlich zeigt sich der Reformstau bei den Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV): Allein im Jahr 2024 belief sich deren Defizit auf rund 6,2 Milliarden Euro. In der Folge stiegen die Versichertenbeiträge mit durchschnittlich 1,2 Prozentpunkten zum Jahreswechsel so stark wie nie; in einigen Fällen sogar zur Jahresmitte ein weiteres Mal. Schätzungen gehen in den kommenden Jahren von einer strukturellen Finanzierungslücke in doppelter Höhe aus.

Dr. Christian Öttl, Bundesvorsitzender des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ), betont: „Die zahnmedizinische Versorgung ist weder für das Defizit verantwortlich noch ein Kostentreiber: Mit 17,6 Milliarden Euro jährlich (2023) macht die gesamte zahnärztliche Versorgung nur einen Bruchteil der GKV-Ausgaben aus. Selbst eine Halbierung könnte die Finanzierungslücke nicht schließen.“

Analyse zeigt unterdurchschnittliche Ausgaben für Zahnmedizin

Das belegen auch die Analysen des BKK Dachverbands zur Jahresbilanz der GKV. Demnach entwickelten sich nur die Ausgaben für die zahnärztliche Behandlung und für Zahnersatz deutlich unterhalb der Grundlohnsummenentwicklung, die für 2024 mit 4,22 Prozent angenommen wurde und unter anderem Orientierungswert für die Honorarvereinbarungen und die Beitragssatzstabilität ist. Überschreiten die Ausgaben diesen Wert, ist die Beitragssatzstabilität gefährdet. Vor allem die Ausgaben für Krankenhaus, Arzneimittel, Heilmittel, Behandlungspflege und Fahrkosten sowie das Krankengeld lagen zum Teil deutlich über diesen 4,22 Prozent. Der BKK-Dachverband warnt in seiner Analyse, dass zwar im 1. Quartal 2025 von den Kassen wieder Überschüsse erzielt wurden, diese reichten jedoch nicht aus, um die leeren Rücklagen der Kassen aufzufüllen, weil die Ausgabendynamik weiter hoch sei. Damit seien weiter steigende Zusatzbeiträge wahrscheinlich.

Prävention in den Vordergrund stellen

Dr. Christian Öttl
Dr. Christian Öttl
Foto: FVDZ
Deshalb müsse die Politik die Prävention in den Vordergrund stellen, so der FVDZ. Dass die Zahnmedizin ein klarer Präventionsfaktor sei, zeige die aktuelle 6. Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6). „Eine gute zahnmedizinische Versorgung spart außerdem Kosten, statt sie zu verursachen. Frühzeitige Behandlung etwa von Parodontitis reduziert langfristig das Risiko schwerer Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Diabetes und Nierenschäden oder sogar Frühgeburten – und entlastet damit das Gesundheitssystem seit Jahren nachhaltig“, so Öttl weiter.

Strukturelle Reformen nötig

„Statt jedes Jahr wieder über die Defizite der GKV zu diskutieren, brauchen wir endlich eine strukturelle Reform, etwa bei den Verwaltungskosten der knapp 100 gesetzlichen Krankenkassen oder versicherungsfremden Leistungen, die aus dem Gesundheitsfond finanziert werden, obwohl sie steuerlich getragen werden müssten. Gleiches gilt für den Abbau der Bürokratielast.“

Zahnmedizin Teil der Prävention und der Lösung

Von der neuen Bundesregierung fordert der FVDZ-Bundesvorsitzende Öttl: „Setzen Sie nicht kurzfristig auf Beitragserhöhungen, sondern lassen Sie uns nachhaltige Lösungen für die Finanzierung der GKV schaffen und verstehen Sie die Rolle der zahnmedizinischen Versorgung als Teil der Prävention und somit der Lösung. Krankheit lässt sich nicht berechnen und Krankenkassen sind für Kranke da ‒ keine Verschiebebahnhöfe für Finanzen.“

Auch beim Europatag der Bundeszahnärztekammer am 16. Juli 2025 in Brüssel wurde auf das hohe Potenzial der Prävention und die Vorbildrolle der Zahnmedizin abgehoben. Die deutsche Zahnärzteschaft könne hier mit ihrer evidenzbasierten Expertise punkten, so BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz.

Quelle: Quintessence News Politik Wirtschaft Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Das Visual des Podcasts „Dental Minds“, ein schwarzes W mit weißem Kopfhöhrer und dem Schriftzug „Dental Minds“ links, rechts das Porträtfoto von Dr. Romy Ermler in Schwarzweiß, alles auf grünem Hintergrund
26. Aug. 2025

„Wir wollen eine freie Gebührenordnung“

Hilfestellungen für die Praxen zur GOZ, Abgrenzung zur GOÄneu, Unterstützung junger Kolleginnen und Kollegen und Abgeber – Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der BZÄK, zu Gast in Folge #29 von Dental Minds
Schmuckbild: Bildausschnitt von Brust und Armen bis Hüfte einer Person in einer weißen Zwangsjacke
25. Aug. 2025

Wenn das System zur Zwangsjacke mutiert

Von Sparzwängen, alten Rezepten und Finanztricksereien – Dr. Uwe Axel Richter über die Schmerzen des Wandels
Schmuckbild: Arzttasche mit Stethoskop, Notizblock und Tabletten auf einem Regal.
25. Aug. 2025

„Gangbare Lösung unter schlechten Rahmenbedingungen gefunden“

Impfungen, Hausbesuche, Sprechstunden: Hausarztpraxen müssen diverse Kriterien erfüllen – Kassenärzte und GKV-Spitzenverband finden Neuregelung zu Vorhaltepauschalen
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD, links) und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sitzen gut gelaunt am Kabinettstisch.
25. Aug. 2025

Sofortige Korrekturen am GKV-System gefordert

Kassen: Positive Halbjahresbilanz ist kein Anlass zur Entwarnung – Bundeskanzler lädt Unionsminister zu Klausur wegen Sozialreformen
Schmuckbild Kalenderblatt August
25. Aug. 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – August 2025
Seitlicher Blick auf die unteren fünf Etagen des Gebäudes der Bundesärztekammer mit hell erleuchteten Fenstern. Davor ist ein Platz mit einer Sitzbank drei kleineren Bäumen.
18. Aug. 2025

Bundesärztekammer zur humanitären Lage im Gazastreifen

Schutz medizinischer Einrichtungen, Freilassung aller Geiseln und uneingeschränkter Zugang gefordert
Geld mit Geldscheinen, einem Kugelschreiber in oberer Bildhälfte und einer Gesundheitskarte und Münzen im Vordergrund.
14. Aug. 2025

TK legt mit Spardiktat „Axt an zahnmedizinische Versorgung“

KZBV kritisiert 10-Punkte-Plan der Techniker Krankenkasse scharf – auch KZVB übt Kritik
Apothekerin in weißer Kleidung (links) hält Kartenlesegerät auf der Theke Fest. Ein Mann (rechts) steckt seine Versichertenkarte in das Kartenlesegerät.
11. Aug. 2025

Ist das das Sommerloch oder die Ruhe vor dem Sturm?

Dr. Uwe Axel Richter zu Reformbedarf und zum Stand der Digitalisierung im Gesundheitswesen