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Internationale Dental-Schau 2025 – der VDDI-Vorstandsvorsitzende Mark Stephen Pace zieht Bilanz

Eine große IDS, so der VDDI: Die Besucherzahl übertraf 2025 alle Erwartungen.

(c) Koelnmesse/IDS Cologne/Harald Fleissner

Die 41. Internationale Dental-Schau (IDS) hat Ende März 2025 in großer Breite den Stand der Technik von bewährten und innovativen Verfahren und Produkten in der Zahnheilkunde ins Schaufenster gestellt. Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des VDDI (Verband der Deutschen Dental-Industrie), zieht im Interview mit Quintessence News Bilanz.


Herr Pace, die Internationale Dental-Schau hat am 29. März ihre Tore geschlossen. Was bleibt?

Pace: Es war eine große IDS. Die Kölner Messehallen öffneten fünf Tage lang für ein sehr motiviertes und interessiertes Fachpublikum, insgesamt mehr als 135.000 Besucher. Die Zahl übertrifft sogar meine Erwartungen. Über 15 Prozent mehr als vor zwei Jahren!


Wie erklären Sie sich das?

Pace: Das persönliche Gespräch erweist sich vor allem in unserer Branche als unschlagbar. Denn die Begegnungen am Stand, der enge unmittelbare Austausch von Entwicklern und Herstellern sowie Anwendern und Händlern stellt eine Qualität dar, die über hundert Jahre nach der allerersten „Dental-Schau“ und trotz ihres Wachstums konstant geblieben ist. Fast kennt jeder jeden, und die Zusammenkunft bei der IDS alle zwei Jahre gehört für alle zu den Höhepunkten ihres Berufslebens. Aber auch neue Branchenteilnehmer finden eine weltoffene Atmosphäre vor, die für das Netzwerken förderlich ist.


Inwiefern spiegeln sich diese persönlichen Gespräche in den Auftragsbüchern der Dentalunternehmen wider?

Pace: Deutlich. Auf der IDS befinden wir uns im Business-Modus. Zahnärzte, Zahntechniker, der qualifizierte Fachhandel und die Dentalindustrie eruieren Chancen, etwas zu kaufen und zu verkaufen, miteinander zu kooperieren und neue Win-win-Situationen zu entwickeln.

Es ist vielleicht etwas früh, die IDS vom März jetzt schon vollständig zu bewerten. Nach allem, was ich gehört habe, kam es jedenfalls vom ersten Tag an zu vielen erfolgreichen Geschäftsanbahnungen.



Welche gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen geben Ihnen dabei Rückenwind?

Pace: Das Gesundheitsbewusstsein spielt eine immer größere Rolle – sowohl in Deutschland und Europa wie auf der ganzen Welt. Die Dentalindustrie stellt sich dabei auf unterschiedliche lokale Märkte ein. In den entwickelten Industrieländern rückt die ästhetische Gestaltung von Restaurationen stärker in den Mittelpunkt der Patientenwünsche, doch auch Brasilien gilt als ausgesprochener „Ästhetik-Markt“.

Weniger ins allgemeine Bewusstsein gerückt ist bisher, wie gut bestimmte Schwellenländer vorankommen. In Vietnam, Ägypten und Indonesien setzen die Regierungen den Stellenwert der Mundgesundheit hoch an und haben ihre Länder damit teilweise schon auf das Niveau der klassischen Industrienationen gebracht. Selbst in den weniger entwickelten Regionen unserer Welt sehe ich den Willen der Regierungen zu spürbaren Verbesserungen.


Das hört sich recht optimistisch an. Befindet sich die Dentalbranche auf einer Insel der Seligen inmitten eines geopolitisch wie wirtschaftlich schwierigen Umfelds?

Pace: Auf der 41. IDS 2025 habe ich eine äußerst lebendige zahnmedizinische und zahntechnische Landschaft erlebt. Der olympische Wettbewerb ist in vollem Gange: In den Kölner Messehallen haben die Akteure alles sehen und miteinander vergleichen können, bewährte Produkte und Innovatives von der vereinfachten Kompositschichtung und -farbgebung bis zum vollautomatischen Herstellungs-System für hochästhetischen Zahnersatz von Einzelkronen bis zu Teilprothesen.

Wasser in den Wein gießt allerdings unsere Bürokratie. Die EU-Medizinprodukterichtlinie MDR führt, insbesondere bei Nischenprodukten, zu einer Hemmung der Innovationstätigkeit. Vieles liegt darum auf Eis oder wird, statt in der Europäischen Union, zuerst bei der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA angemeldet. Erfreulicherweise zeigen einige Top-Innovationen der IDS, wie etwa eine neuartige CMD-Soforthilfe-Schiene für Kinder, Jugendliche und allgemein für schmale Kiefer, dass die deutsche Dentalindustrie selbst sogenannte „kleine“ Produkte neu auf den Markt bringen kann.

Darum schätze ich, dass eine konsequente Entbürokratisierung zusätzliche Innovationskräfte freisetzen würde. Wir müssen das als Europäische Union nur wollen!

Einige Innovationen der IDS haben Sie schon genannt. Wenn Sie das Gesamtbild betrachten: In welchen Marktsegmenten entsteht besonders viel und qualitativ durchschlagend Neues?

Pace: Was einzelne Innovationen betrifft, so scheinen mir die restaurative Zahnheilkunde und die Kieferorthopädie am stärksten herauszustechen. Beispiele dafür sind validierte, minimalinvasive Konzepte für die MIH-Behandlung, vereinfachte Farbwahl und Schichtung von Kompositen sowie eine ästhetische Mikroschichtung mit 3D-Echtfarben-Bild-Unterstützung.

Im Segment „Kieferorthopädie“ ist über einen handlingfreundlichen Quetschbiss und die CMD-Soforthilfe-Schiene hinaus beispielsweise eine Knirscherschiene mit Biofeedback zu nennen; es beruhigt den knirschenden Schläfer durch Vibrationen und Summen, so dass er seine Knirscheraktivität stoppt, ohne dabei aufzuwachen.

In der Diagnostik kann der Zahnarzt mit Hilfe eines auf der IDS ausgestellten kernmagnetischen Resonanztomographen Karies ohne ionisierende Strahlung erkennen, sogar bisher kaum sicher zu detektierende Sekundärkaries unter Restaurationen.
In Zukunft wird man solche und andere bildliche Darstellungen häufiger in eine Cloud hochladen, mit dort verfügbarer Software auswerten und, gegebenenfalls unter Verwendung von Künstlicher Intelligenz, zu einer mindestens schnelleren, teilweise auch besseren Diagnose gelangen.

Das Cloud-Computing wird, wie auf der IDS bereits deutlich wurde, auch die Herstellung von prothetischen Restaurationen, kieferorthopädischen Apparaturen etc. verändern. Denn es ermöglicht gegenüber den heute üblichen Verfahren ein noch stärker arbeitsteiliges Vorgehen. Zahnarzt, Zahntechniker, Zentralfertiger und industrielle Netzwerkservices übernehmen jeweils diejenigen Schritte, bei denen sie ihre Expertise am besten ausspielen können.

Herr Pace, wie sehen Sie die deutsche Dentalindustrie für diese Zukunft aufgestellt?

Pace: Die deutsche Dentalindustrie hält die globale Innovationsführerschaft und gibt der gesamten Branche ihre wesentlichen Impulse. Das zeigt sich einerseits an unserer hohen Exportquote: Fast zwei Drittel unseres Umsatzes erwirtschaften die Mitglieder des Verbands der Deutschen Dental-Industrie im Auslandsgeschäft.

Es zeigt sich andererseits an den Investitionen, die ausländische Dentalunternehmen in Deutschland tätigen – auch durch Übernahmen von deutschen Betrieben. Verschiedentlich führt das sogar dazu, dass beispielsweise ein japanisches oder US-amerikanisches Unternehmen über eine hiesige Tochtergesellschaft VDDI-Verbandsmitglied ist. Das kommt bei allen Beteiligten gut an.

Entsprechend der herausragenden Rolle der hiesigen Dental-Industrie findet die IDS konsequenterweise alle zwei Jahre in Deutschland statt. Das ist für uns und für Zahnärzte, Zahntechniker und ihre Teams in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Beneluxländern ein Standortvorteil und gibt uns allen zusätzlich Rückenwind.

Die Tore der Kölner Messehallen öffnen sich das nächste Mal zur IDS vom 16. bis zum 20. März 2027.

Das Interview führte Dr. Christian Ehrensberger, Frankfurt (Main), für Quintessence News.

 

Foto: Quintessence News
Über den Aufwand für die Re-Zertifizierung und Zertifizierung der Produkte für die Unternehmen der Dentalbranche und die Folgen für die Kunden berichtet Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verband der Deutschen Dental-Industrie und Geschäftsführer der Dentaurum GmbH in Ispringen, auch in Folge 22 des Podcast „Dental Minds“.

 

 

Quelle: VDDI/Quintessence News Wirtschaft IDS Nachrichten

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