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Vorteile sind Stabilisierung und mehr Kaukomfort sowie einfachere subgingivale Instrumentierung

Zur Stabilisierung der Schienung wurde in die Zähne 13, 12, 11 und 21 eine Rille nahe der Inzisalkante präpariert. Die Zähne 21 und 22 sollten mittels Komposit verbreitert werden, um die Lücke zu schließen. Durch die großflächigere Verklebung wurde an den beiden Zähnen auf eine zusätzliche Stabilisierung durch eine Rille verzichtet.

Bei fortgeschrittener Parodontitis kann es zur Lockerung von Zähnen kommen. Durch eine Schienung können die Zähne stabilisiert und der Kaukomfort für die betroffenen Patienten verbessert werden. Die Schienung von Zähnen kann in allen Phasen der systematischen Parodontaltherapie erfolgen, insbesondere vor der subgingivalen Instrumentierung, um die Behandlung zu vereinfachen, und vor parodontalchirurgischen Maßnahmen (insbesondere regenerativen Eingriffen), um die Anhaftung des Blutkoagulums an der Wurzeloberfläche während der Wundheilung zu verbessern. Prof. Bettina Dannewitz stellt Voraussetzungen, Grenzen und klinische Schritte der Schienung parodontal belasteter Zähne für die Parodontologie 1/2023 vor.

Die Zeitschrift „Parodontologie“ vermittelt dem interessierten Zahnarzt in Praxis und Klinik die neuesten Erkenntnisse, Entwicklungen und Tendenzen auf dem Gebiet der Parodontologie. Die hochwertige Ausstattung mit vielen, meist farbigen Abbildungen und der ausgeprägte Fortbildungscharakter sprechen für diese Fachzeitschrift. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.

Ist die Lockerung von Zähnen mit reduziertem Parodont physiologisch?

Zähne sind über das parodontale Ligament beweglich in der Alveole verankert und haben damit immer eine gewisse physiologische Beweglichkeit. Die Beweglichkeit schwankt in täglichen sowie in größeren Zyklen und hängt primär von der Länge, Fläche und Anzahl der Wurzeln und damit vom Zahntyp ab. Eine erhöhte Zahnbeweglichkeit wird zumeist als pathologischer Befund und Risikofaktor für Zahnverlust eingestuft1,2. Die Mobilität eines Zahnes wird üblicherweise durch die Auslenkung der Krone nach Auftreffen einer definierten Kraft (bis zu 5 N) bestimmt (Abb. 1). Das Ausmaß der Auslenkung wird zur Unterscheidung zwischen physiologischer und pathologischer Zahnbeweglichkeit herangezogen3−8. Mehr über die klinischen Verfahren zur Messung der Zahnbeweglichkeit und der gebräuchlichen Klassifikationen wird im Glossar der Grundbegriffe für die Praxis „Parodontologische Diagnostik. Teil 2: Zahnbeweglichkeit“ beschrieben9.

Grundsätzlich bestimmen zwei Faktoren die Beweglichkeit eines Zahnes: (1) die Breite des Parodontalspalts und (2) die Höhe des Zahnhalteapparates/Alveolarknochens. Bei einer unbehandelten Parodontitis ist die Zahnbeweglichkeit infolge der entzündlich bedingten Umbau- und Abbauvorgänge in den parodontalen Geweben zumeist noch zusätzlich verstärkt. Zähne mit reduziertem Parodont zeigen aber auch nach erfolgreicher Behandlung eine stärkere Auslenkung auf eine horizontale Krafteinwirkung als Zähne mit intaktem Parodont. Oft wird dieser klinische Befund als pathologisch eingestuft. Dabei sollte klar sein, dass die Auslenkung eines Zahnes bei reduziertem Parodont, aber unveränderter Breite des Parodontalspalts biologisch vergleichbar mit einem Zahn ohne Knochenabbau ist (Abb. 2). Eine im Vergleich zu einem Zahn mit intaktem Parodont vergrößerte Auslenkung der Schneidekante/Kaufläche eines parodontal vorgeschädigten Zahnes sollte daher nach erfolgreicher Parodontaltherapie nicht als pathologisch, sondern als physiologisch angesehen werden8.

Okklusales Trauma und Parodontitis

Primäres versus sekundäres okklusales Trauma

Wird ein parodontal gesunder Zahn unphysiologischen okklusalen Belastungen ausgesetzt (Frühkontakte, Parafunktionen, Jiggling [intermittierend, wechselnde Kräfte auf den Zahn]), kommt es zu adap-tiven Veränderungen im Desmodont und zur Verbreiterung des Parodontalspalts, was in einer erhöh-ten Zahnbeweglichkeit resultiert (primäres okklusales Trauma). Bei länger bestehendem Trauma kann sich das Parodont auch ohne Therapie der Überbelastung anpassen. Starke anhaltende abnormale Kräfte führen aber meist dazu, dass die Zahnbeweglichkeit progressiv zunimmt. Hier sollte unbedingt therapeutisch interveniert werden.

Bei Zähnen mit reduziertem Parodont führen schon geringe parafunktionelle Belastungen zu einer zusätzlichen Erhöhung der Zahnbeweglichkeit (sekundäres okklusales Trauma). Auch wenn es Konsens über die Definition von primärem und sekundärem okklusalen Trauma gibt, bleibt unklar, ab wann der Abbau des Zahnhalteapparates zu einer signifikanten Belastung des parodontalen Ligaments führt. In einer In-vitro-Studie nahm der Stress im parodontalen Ligament signifikant zu, nachdem die Knochenunterstützung um 60 % reduziert worden war10. Bleibt das Trauma bestehen, kann es zu einer progressiven Zahnbeweglichkeit kommen. Bei Zähnen mit reduziertem, aber gesundem Parodont ist aber auch eine Adaptation an die Belastung möglich.

Für die diagnostische Abklärung einer erhöhten Zahnbeweglichkeit und die Abgrenzung zwischen primärem und sekundärem okklusalen Trauma sollte daher eine umfassende Beurteilung der klinischen und röntgenologischen Befunde zur parodontalen, okklusalen, aber auch endodontalen Situation erfolgen. Weiterführende Informationen zu diagnostischen und therapeutischen Aspekten finden sich in einem Übersichtsartikel zur Evidenz des Okklusionstraumas in der Parodontologie11.

Okklusion als Risikofaktor für Parodontitis

Jahrzehntelang wurde die Bedeutung okklusaler Kräfte auf die Entstehung und Progression von Parodon-titis kontrovers diskutiert12−16. Unter-suchungen zeigen aber übereinstimmend, dass ein okklusales Trauma zwar morphologische Veränderungen im Bereich des Desmodonts und des Alveolarknochens induzieren kann (Rückgang der Knochendichte), sich aber nicht auf den dentogingivalen Komplex auswirkt und keine binde-gewebigen Attchmentverluste mit Taschenbildung verursacht12,17. Es gibt nur begrenzte Evidenz dafür, dass die parodontale Destruktion bei einer aktiven Parodontitis durch okklusale Kräfte verstärkt werden kann12,17. Die Korrektur der Okklusion ist kein Ersatz für eine systematische Parodontaltherapie, Einschleifmaßnahmen können aber bei Hinweisen auf ein sekundäres okklusales Trauma notwendig sein, um eine verstärkte Zahnbeweglichkeit zu redu-zieren18,19. Eine okklusale Therapie sollte eine gleichmäßige und stabile Okklusion zum Ziel haben, wobei die Kaukräfte in habitueller Schlussbisslage gleichmäßig auf alle Zähne verteilt werden11,20.

Gründe für das Schienen von Zähnen

Erhöhte Beweglichkeit von Zähnen kann durch okklusale Korrektur und durch Schienung der Zähne reduziert werden. Um zu entscheiden, welche therapeutische Option für die Zähne bzw. den Patienten sinnvoll ist, muss zunächst die Ursache für die erhöhte Zahnbeweglichkeit diagnostisch abgeklärt werden (reduziertes Parodont, Verbreiterung des Parodontalspalts oder eine Kombination beider Befunde).

Wenn die Lockerung der Zähne allein durch Knochenabbau bedingt ist, kann diese nur durch die Schienung der Zähne vermindert werden. Da die Beweglichkeit von Zähnen mit reduziertem Parodont physiologisch ist, sollte die Entscheidung für die Schienung von Zähnen insbesondere die Wünsche und Probleme des Patienten und die weitere Therapieplanung (Ist eine chirurgische Therapie/regenerative Behandlung geplant?) berücksichtigen. Die Schienung gelockerter Zähne kann das Risiko für ein okklusales Trauma reduzieren.

Mastikatorische Dysfunktion

Eine verstärkte Lockerung der Zähne kann den Kaukomfort und die Kaufunktion erheblich negativ beeinflussen. Eine Verschlechterung der Kaufunktion wirkt sich auch in einer veränderten Nahrungsaufnahme (weiche Kost, Vermeidung kauintensiver Lebensmittel) aus21. Allerdings wird die Lockerung von Zähnen von den Patienten subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die Schienung gelockerter Zähne kann die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität verbessern22.

Zahnlockerung als Risikoindikator für Zahnverlust

Retrospektive Langzeituntersuchungen zeigen über-einstimmend, dass eine verstärkte Mobilität ein si-gnifikanter Risikofaktor für Zahnverlust in der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) ist1,2. Da Zahnbeweglichkeit vom Ausmaß des Knochenabbaus abhängig ist, lässt sich der Einfluss beider Faktoren nicht sicher voneinander abgrenzen23,24. Aber obgleich Zähne mit fortgeschrittener Lockerung und Knochenabbau schlechtere Überlebensraten zeigen, kann die Mehrzahl dieser Zähne dennoch im Rahmen einer strukturierten und regelmäßigen Nachsorge über lange Zeit erhalten werden. Die Schienung selbst hat keinen negativen Einfluss auf die langfristige Überlebenswahrscheinlichkeit eines Zahnes, scheint aber die Prognose auch nicht signifikant zu verbessern25,26. Die Entscheidung, parodon-tal kompromittierte Zähne zu extrahieren, sollte daher unter Berücksichtigung der Wünsche des Patienten, der intraoralen Situation und der Behandlungsalternativen sorgfältig abgewogen werden.

Schienung im Rahmen der nichtchirurgischen Parodontitistherapie

Es gibt keine Evidenz dazu, dass durch die Schienung von Zähnen das Ergebnis der nichtchirurgischen Therapie verbessert werden kann. Allerdings wir durch die mechanische Bearbeitung bei der subgingivalen Instrumentierung die Lockerung der Zähne kurzfristig oft noch verstärkt. Mit der Stabilisierung der parodontalen Situation reduziert sich die initiale Beweglichkeit der Zähne aber zumeist deutlich innerhalb weniger Wochen und Monate. Wenn sich betroffene Patienten bereits zu Beginn der Parodontitistherapie durch die Lockerung ihrer Zähne stark beeinträchtigt fühlen, können die Zähne vor der subgingivalen Instrumentierung verblockt werden.

Schienung im Rahmen der chirurgischen Parodontitistherapie

Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Regeneration parodontaler Gewebe ist die stabile Anhaftung des Blutkoagels an der Wurzeloberfläche, um die Ausbildung eines langen Saumepithels zu verhindern. Eine erhöhte Zahnbeweglichkeit kann die Stabilität negativ beeinflussen. Daher wird für Zähne mit fortgeschrittener Mobilität (Grad II und III) vor parodontalchirurgischen Maßnahmen und insbesondere vor regenerativen Eingriffen eine Schienung empfohlen27.

Empfehlungen der Leitlinie zur Behandlung von Parodontitis im Stadium IV

Die European Federation of Periodontology (EFP) hat 2022 die S3-Leitlinie zur Behandlung von Parodontitis, Stadium IV, veröffentlicht28. Neben einer schweren Form von Parodontitis zeigen die betroffenen Patienten, die diesem Stadium zugeordnet werden, zusätzlich multiple Zahnverluste und/oder andere Komplexitätsfaktoren (fehlende posteriore Abstützung, pathologische Zahnwanderung mit Auffächerung der Frontzähne, Elongation von Zähnen, stark erhöhte Mobilität), die zu Einschränkungen der Kaufunktion (mastikatorische Dys-funktion) beitragen. Diese Fälle erfordern nicht nur eine systematische Parodontaltherapie, sondern zumeist auch eine umfassende interdisziplinäre Behand-lungsplanung, um Funktion, Ästhetik und Lebensqualität verbessern oder wiederherstellen zu können.

Als Grundlage für die Empfehlungen der Leit-linie wurde die Evidenz zu den entsprechenden Frage-stellungen in systematischen Übersichtsarbeiten aufgearbeitet und zusammengefasst26. Für die Schienung von Zähnen konnten zwei retrospektive Beobachtungsstudien mit dem primären Endpunkt Zahnverlust in dem systematischen Review berücksichtigt werden25,29. Über den Zeitraum von 2 Jahren betrug der Zahnverlust in der Gruppe der geschienten Zähne nach nichtchirurgischer Parodontaltherapie 8,4 % und 10,1 % in der Kontrollgruppe. In der Untersuchung von Graetz et al. zeigte sich für beide Gruppen zudem eine vergleichbare Erkrankungsprogression. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen war statistisch nicht signifikant25.

Aufgrund der Heterogenität der beiden Studien und des niedrigen Evidenzlevels wurde in der Leitlinie nur eine offene Empfehlung für das Schienen von Zähnen bei Patienten mit fortgeschrittener Parodontitis gegeben: Wenn der Erhalt der Zähne möglich erscheint, können das Schienen und selektive Einschleifmaßnahmen lockerer Zähne in allen Phasen der Parodontaltherapie erwogen werden, insbesondere während der nichtchirurgischen Therapie, um den Komfort für den Patienten zu verbessern und Parodontaltherapie zu ermöglichen bzw. zu vereinfachen28.

Material für Schienungen

Neben im Labor gefertigten Restaurationen, über die Zähne primär (festsitzend) oder sekundär (herausnehmbar) geschient werden können, bietet sich für die Verblockung parodontal kompromittierter Zähne insbesondere die direkte Adhäsivtechnik an.

Die Schienung der Zähne kann allein mit Komposit erfolgen (Abb. 3). Bei der Verblockung stark gelockerter Zähne empfiehlt es sich aber, zusätzlich ein Band aus Polyethylen (u. a. Ribbond THM, Fa. Sigma Dental Systems, Handewitt) bzw. Glasfasern (u. a. F-Splint-Aid & Slim, Fa. Polydentia SA, Emmendingen; everStick NET, Fa. GC Europe, Leuven, Belgien) oder einen Glasfaserstrang (u. a. everStick PERIO und everStick ORTHO, Fa. GC Europe; GrandTec, Fa. VOCO, Cuxhaven) zu verwenden. Dadurch lassen sich die Kompositschienung deutlich stabilisieren und Komplikationen durch das Brechen der Verblockung und der damit verbundene Nachsorgeaufwand erheblich reduzieren25,30. Zudem sind die Einsatzmöglichkeiten von Glasfasersträngen vielseitig und es stehen Fasern für verschiedene Einsatzbereiche zur Verfügung, die sich in Durchmesser, Stärke und Glasfaseranzahl unterscheiden.

In den im Folgenden vorgestellten Fallbeispielen wurden die Zähne adhäsiv verbockt und zusätzlich ein Glasfaserstrang verwendet (everStick PERIO, Fa. GC Europe). Anders als komplett starre Konstruktionen zeigen Glasfasern eine gewisse Elastizität, die eine natürliche Übertragung auf die parodontalen Stützgewebe der geschienten Zähne ermöglicht. Der everStick-Perio-Strang enthält 4.000 unidirektionale präimprägnierte Glasfasern, die in einer Polymermatrix (interpenetrierendes Polymernetzwerk, IPN) eingebettet sind (Abb. 4). Das IPN ist ein Netz, das durch die Kombination von zwei oder mehr Polymeren gebildet wird, die nicht durch eine chemische Reaktion, sondern durch Interpenetration fusionieren31. Die everStick-Faser basiert auf einem Semi-IPN aus den Polymeren PMMA (Polymethacrylat) und Bis-GMA (Bisphenol-A-Diglycidyl-Metacrylat), bei dem ein Polymer querverbunden und ein Polymer linear ist32. Die Vorteile der Semi-IPN-Kunststoffmatrix sind, dass sie robuster ist, sich leichter verarbeiten lässt und sich besser mit anderen Materialien verbindet als eine querverbundene Kunststoffmatrix33−35. Studien haben gezeigt, dass eine Faserverstärkung die Biegefestigkeit von Kompositen erhöht und sich nicht negativ auf ihre Haftfestigkeit auswirkt36,37. Die Faser kann auf die Oberfläche der Zähne aufgebracht oder nach Präparation einer Rille im Zahn intrakoronal eingebracht werden. Durch das Auffächern der Faserbündel lässt sich eine größere Verbundfläche erzeugen.

Schienung von Zähnen – Schritt für Schritt

Die Schienung von Zähnen mit einem Glasfaserstrang wird Schritt für Schritt in Abbildung 5 dargestellt. Dazu wurden die intraorale Situation eines 40-jährigen Patienten mit einer Parodontitis, Stadium IV, Grad C, eingescannt und Modelle gedruckt. Die klinischen Befunde, Röntgenbilder und die Diagnose bei dem Patienten sind im Artikel von Difloe-Geisert et al. (Fall 4) eingehend beschrieben38. Die Schienung war bei diesem Patienten bereits im Rahmen der systematischen Parodontaltherapie erfolgt. Abbildung 6 zeigt den Behandlungsablauf der Schienung zudem anhand eines klinischen Falles.

Die Schienung von Zähnen umfasst die folgenden Schritte:

  1. Reinigung der Zähne: Die Schienung kann vor der subgingivalen Instrumentierung der subgingivalen Zahnflächen erfolgen. Es sollte aber sichergestellt sein, dass alle supragingivalen harten/weichen Beläge, aber auch Verfärbungen gründlich entfernt werden.
  2. Kontrolle der Okklusion (s. Abb. 3a): Für die Planung der Schienung ist es wichtig, die Platzverhältnisse zu beurteilen. Es bietet sich an, die Zähne auf Höhe der Approximalkontakte zu schienen. Dadurch fällt das Schienungsmaterial wenig auf, wenn die Interdentalräume nicht mehr vollständig mit Weichgewebe ausgefüllt sind, und die Reinigungsfähigkeit der Zwischenräume wird nicht behindert. Bei fortgeschrit-tener Mobilität können Zähne ihre Stellung in Okklusion verändern. Das sollte für die Positionierung der Zähne in der Schienung unbedingt beachtet werden. Falls notwendig sollte die Okklu-sion durch Einschleifmaßnahmen vor Schienung der Zähne korrigiert werden, um die Ursachen für ein sekundäres okklusales Trauma zu beseitigen. Es kann sinnvoll sein, einen bukka-len Silikonschlüssel der Zahnstellung in Okklusion anzufertigen, um die sichere Positionierung der Zähne während der Schienung zu erleichtern.
  3. Ausdehnung der Schienung: Unter Berücksichtigung des Ausmaßes der Zahnlockerung sollten kleinere Zahngruppen zusammengefasst und parodontal stabile Pfeiler einbezogen werden.
  4. Rille für intrakoronale Schienungen (optional, s. Abb. 3b): Falls ein Glasfaserstrang für die Schienung verwendet wird, kann dieser auf die Oberfläche der Zähne oder intrakoronal aufgebracht werden. Die intrakoronale Positionierung bietet insbesondere bei eingeschränkten Platzverhältnissen und/oder stark gelockerten Zähnen Vorteile. Dafür wird eine Rille mit ausreichender Tiefe und Länge in die Kronen der Zähne präpariert. Bei abradierten Unterkieferfrontzähnen, die eine breite Inzisalfläche aufweisen, kann die Rille auch in die Schneidekante präpariert werden.
  5. Trockenlegung: Die Verarbeitung von Komposit sollte unter relativer oder absoluter Trockenlegung erfolgen. Bei der Isolierung mittels Kofferdam ist zu beachten, dass es durch die Spannung des Tuches zu Veränderungen der Zahnstellung kommen kann. Eine gute Alternative zu einer Applikation, bei der jeder Zahn einzeln isoliert (gelocht) wird, ist es, einen Schnitt für den entsprechenden Bereich anzulegen und den Kofferdam distal mit Klammern, Wedjets oder einem abgeschnittenen Stück Kofferdam zu sichern.
  6. Vorbereitung des Glasfaserstrangs (s. Abb. 3c und e): Glasfaserstränge werden in der Regel im Kühlschrank gelagert (bitte Herstellerangaben beachten). Zudem sollten sie dunkel aufbewahrt werden. Um die Länge der Glasfaser zu be-stimmen, kann man die Distanz der Schienung mittels Zahnseide oder Wedjet am Zahnbogen abmessen und den Strang in einer entsprechenden Länge zusammen mit der Silikonhülle scharf abtrennen (Schere oder Skalpell). Bis zur weiteren Verarbeitung muss die Faser licht-geschützt gelagert werden.
  7. Vorbereitung der Zähne (s. Abb. 3e bis g): Die Zahnoberflächen, auf denen die Schienung und Komposit platziert werden, müssen mit Orthophosphorsäure entsprechend den Herstellerangaben angeätzt werden (s. Abb. 3e). Nach dem Ätzen gründlich mit Wasser abspülen und die Zahnoberfläche trocknen. Die Konditionierung der Zahnoberfläche richtet sich nach dem verwendeten Adhäsivsystem (Mehr-Flaschen-Adhäsive oder Universaladhäsive, s. Abb. 3f). Bitte unbedingt die Herstellerangaben für das entsprechende System beachten. Nach dem Bonding wird eine dünne Schicht fließfähiges Komposit oder Flowable auf den Zahn bzw. in die Rille aufgetragen (s. Abb. 3g). Das Komposit darf in dieser Phase noch nicht aushärten.
  8. Positionieren und Einkleben der Faser (s. Abb. 3h bis j): Das Glasfaserbündel wird aus der Silikonhülle entnommen und auf das noch unpolymerisierte Flowable-Komposit platziert und angedrückt (Glasfaser nicht mit den Handschuhen berühren). Bei starken Zahnfehlstellungen oder umfangreichen Schienungen kann es hilfreich sein, die Glasfaser mittels Zahnseide in der gewünschten Position zu fixieren (s. Abb. 3h). Dann werden einzelne Punkte der fest angedrückten Glasfaser kurz lichtgehärtet (5−10 Sekunden), andere Bereiche sollten ggf. noch gegen vorzeitige Aushärtung geschützt werden, um die Position noch korrigieren zu können. Die gesamte Schienung ist nach der Vorpolymerisation mit einer dünnen Schicht Komposit (ca. 0,5 mm) zu überziehen; die Glasfasern müssen komplett abgedeckt sein (s. Abb. 3i). Dabei sollte auch auf einen guten Übergang in die Zahnzwischenräume geachtet werden. Abschließend werden die Oberfläche poliert und die Okklusion kontrolliert (s. Abb. 3j). Nach der Schienung der Zähne sollten die Hilfsmittel zur Reinigung der Zahnzwischenräume kontrolliert und ggf. in der Größe angepasst werden.

Darlegung möglicher Interessenskonflikte

Die Materialien für die dargestellten Patientenfälle wurde von der Fa. GC Europe (Leuven, Belgien) kosten-frei zur Verfügung gestellt.

Ein Beitrag von Prof. Dr. Bettina Dannewitz und Prof. Dr. Peter Eickholz, beide Frankfurt am Main

Literatur auf Anfrage über news@quintessenz.de

Quelle: Quintessenz Parodontologie 01/2023 Parodontologie

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