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Die Parodontologie 4/20 widmet sich einem „wissenschaftlich-technisch hochaktiven zahnärztlichen Feld“

(c) PD Dr. Alexander Juerchott, Universitaetsklinikum Heidelberg

Die aktuelle Ausgabe der Parodontologie hat den Schwerpunkt bildgebende Diagnostik, und auch hier ist der Fortschritt anhaltend dynamisch. Mit MRT, CT und DVT haben sich die diagnostischen Möglichkeiten rund ums „Röntgen“ erweitert, die Techniken haben die Arbeitsabläufe in Praxis und Labor bis hin zur prothetischen Planung vor der Behandlung verändert. Dass die niedrigere Strahlendosis dennoch eine Belastung für den Patienten bleibt, bringen Prof. Clemens Walter und Dr. Dorothea Dagassan in ihrem Editorial wunderbar auf den Punkt, das wir hier komplett wiedergeben.

„With great power comes great responsibility“

Mit dem Wort „Strahlenschutz“ werden oft die verstaubten Vorlesungen aus der Studienzeit, endlos langweilige physikalische Abhandlungen oder redundante Vorlesungen über Dinge, die längstens bekannt und nicht unbedingt aktuell sind, verbunden. Kurzum, das Thema ist nicht unbedingt angesagt.

In diesem Schwerpunktheft der Parodontologie zeichnen wir demgegenüber das Bild eines wissenschaftlich-technisch hochaktiven zahnärztlichen (zumeist digitalen) Feldes. Die technischen Anwendungen der zahnärztlichen Radiologie betreffen den Niedrigdosisbereich, der allerdings nicht vom Strahlenschutz befreit ist. Es gibt zahlreiche einfache Maßnahmen, wie Teilaufnahmen bei der Panoramaschichtaufnahme, die Verwendung von Rechteckblenden in der intraoralen Bildgebung, die Anpassung von Einstellungsparametern oder die Verwendung von Strahlenschutzmitteln, die dazu beitragen können, die individuelle und die Gesamtbelastung medizinischer Röntgenstrahlen in der Bevölkerung zu reduzieren2. Die Patientinnen und Patienten sind zudem verstärkt sensibilisiert und etwaige Röntgenbilder werden vielfach kritisch hinterfragt. Darüber hinaus führt die Digitalisierung gerade auch in der Radiologie zu noch geringeren Strahlenbelastungen.

Die Zeitschrift „Parodontologie“ vermittelt dem interessierten Zahnarzt in Praxis und Klinik die neuesten Erkenntnisse, Entwicklungen und Tendenzen auf dem Gebiet der Parodontologie. Die hochwertige Ausstattung mit vielen, meist farbigen Abbildungen und der ausgeprägte Fortbildungscharakter sprechen für diese Fachzeitschrift. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.

 

Systematische Übersichten und Leitlinien der Fachgesellschaften3−7 regeln heute die Indikationen, und aktuelle digitale Bildempfänger sind auf Basis einer vergleichsweise sehr geringen Dosis und mithilfe von Algorithmen in der Lage, hervorragende Röntgenbilder zu generieren. So weit, so gut. Aber Vorsicht!

Denn Gewohnheit oder auch Bequemlichkeit siegen noch zu oft. Die ersten Publikationen über Rechteckblenden (oder Rechtecktubusse) sind schon lange her. Haben Sie eine solche in Ihrer Praxis? Wie viele werden im heutigen Alltag wirklich verwendet? Mit der breiten Einführung der digitalen Bildgebung im Röntgen wird vielfach suggeriert, dass so wenig Dosis appliziert wird, dass man eine Rechteckblende nicht mehr bräuchte.

Röntgenuntersuchungen haben zugenommen

Beim Kauf eines neuen Röntgengerätes wird häufig auf die angegebene Effektivdosis des Herstellers fokussiert. Wenn dann besonders schöne Aufnahmen in speziellen Aufnahmemodi als Beispiele herangezogen werden, wird oft vergessen, wie hoch die tatsächliche Dosis bei eben diesen Spezialmodi im Vergleich zu Standardtechniken oder speziellen Low-Dose-Programmen wirklich ist8. Die Häufigkeit der Röntgenuntersuchungen hat in den vergangenen Jahren eher zugenommen9−11. Eine geringe Dosis verleitet demnach schnell dazu, noch ein „eigenes“ Röntgenbild in gewohnter Qualität anzufertigen. In manchen Fällen, obwohl bereits eine aktuelle Aufnahme in einer anderen Praxis vorliegt. Gerade heute, wo die Möglichkeit des Datenaustausches noch nie so einfach war, gilt es, dies zu berücksichtigen.

Die Zunahme der Strahlenbelastung zahnärztlicher Aufnahmen9−11 ist sicher auch der derzeit dosisintensivsten Röntgentechnik in der Zahnmedizin zuzuschreiben, der digitalen Volumentomografie (DVT). Diese hat einerseits dazu beigetragen, dass die zahnärztliche Radiologie das verstaubte Image verloren hat, andererseits muss insbesondere mit dieser Technik verantwortungsvoll umgegangen werden. Die homogenen und gestochen scharfen Bilder in drei unterschiedlichen Ebenen sind mittlerweile die Realität in vielen − gerade auch implantologisch-parodontologisch spezialisierten − Praxen. Die DVT-Ausbildungskurse sind kontinuierlich hoch frequentiert und die Zahl der installierten DVT-Geräte steigt nach wie vor12,13. Zur modernen digitalen Zahnmedizin gehört die DVT heute einfach dazu.

ALARA – as low as reasonably achievable
ALADA – as low as diagnostically acceptable

Die digitale Volumentomografie ist tatsächlich sehr komplex, was die Aufgabe betrifft, den Strahlenschutz in all seinen Facetten umzusetzen und konsequent anzuwenden. Die wichtigste Strahlenschutzmaßnahme ist aber relativ einfach zu handhaben: das Stellen der korrekten Indikation für eine erweiterte radiologische Aufnahme. Eine geringe Dosis oder Neugier sind keine Argumente, eine Röntgenaufnahme durchzuführen, sondern allein die daraus resultierende Konsequenz für die Therapie und die Behandlungsplanung. Bei korrekter Indikationsstellung sollte zudem das ALARA- oder dessen aktuelle Modifikation, das ALADA-Prinzip, Anwendung finden.

Im Sinne aller unserer Patienten und langfristig auch unserer eigenen Gesundheit gilt es, das Thema Strahlenschutz vor den aktuellen Entwicklungen neu zu interpretieren und mit den technischen Neuheiten Schritt zu halten. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieses Schwerpunktheftes und der Reise durch die orale Radiologie.

„With great power comes great responsibility“1,

Ihre/Ihr
Dorothea Dagassan & Clemens Walter

Literatur auf Anfrage über news@quintessenz.de

 
Quelle: Parodontologie 4/20 Parodontologie Aus dem Verlag Zahnmedizin

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