Auch in diesem Jahr fand das Praxisgründerseminar unter der Leitung von Thomas Kirches im wunderschönen Ambiente der Berge Österreichs in Mühlbach am Hochkönig statt. Mit einer Schartenhöhe von 2.181 Metern gehört der Hochkönig zu den geographisch prominentesten Bergen der Alpen und bot einen beeindruckenden Rahmen für das sehr umfangreiche Programm mit nahezu allen Themen rund um die Erfüllung des Traums von der eigenen Praxis.
Vier Tage lang vermittelten die Referentinnen und Referenten dazu handfestes Wissen. Von der strategischen Planung bis zum Finanzmanagement sorgten kompetente und ansprechende Vorträge von unabhängigen Experten dafür, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viele wertvolle Einblicke gewannen. Dazu kamen der intensive Austausch untereinander und mit den Experten.
Optimistisch in die Zukunft gehen
Thomas Kirches referierte zu Beginn der Veranstaltung über die verschiedenen Möglichkeiten der zahnärztlichen Berufsausübung, den Businessplan und die Standortanalyse. Obwohl die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland viele Zahnärztinnen und Zahnärzte davon abhalte, sich selbstständig zu machen, sollten sie optimistisch in die Zukunft blicken und sich auf die positiven Dinge und Möglichkeiten fokussieren. Zahnärztinnen und Zahnärzte hätten immer noch viele Freiräume, sich niederzulassen, und genössen ein hohes Ansehen, um das sie andere Ärztegruppen beneiden würden. Zudem sei der aktuelle Stand der Technik so gut wie nie.
An die Genehmigungen denken
Uwe Wallisch (Bauunternehmer und Inhaber der Dentspace GmbH) gab einen Überblick über Praxisabläufe, Hygiene, technische Anforderungen, Planung, Einrichtung und bauliche Dinge in Bezug auf Praxisräumlichkeiten. Es sei wichtig, öffentliche Genehmigungen und die Umsetzung nach den RKI-Richtlinien nicht aus dem Auge zu verlieren, betonte er. Außerdem wurden Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten vorgestellt, zum Beispiel für Klimaanlagen, die Förderung durch die KfW und der Existenzgründerzuschuss der Agentur für Arbeit.
Wirtschaftlichkeit und gute Absicherung im Blick
Frank Kuhnert (Steuerberater für Heilberufler, VPmed Steuer- und Praxisberatung) hielt seine Präsentation zu steuerlichen Aspekten. Es sei wichtig, die Einnahmen und Ausgaben der Praxis im Blick zu behalten und Steuerrücklagen zu bilden. Zudem gab er hilfreiche Tipps, wie die Steuerlast gesenkt werden kann und die Einnahmen, zum Beispiel durch Optimierung der Abrechnung, gesteigert werden können. Daniel Beilke, Experte für Versicherungen, gab wertvolle Informationen für die Auswahl der passenden Versicherungen für Zahnärztinnen und Zahnärzte. Gerade in jetzigen herausfordernden Zeiten (Naturkatastrophen, Pandemie, Personalmangel) sei es besonders wichtig, sich persönlich und beruflich gut abzusichern, um auch in allerschlimmsten Fällen den Lebensstandard für sich und der Familie bewahren zu können.
Saubere Verträge machen
Jens-Peter Jahn, Fachanwalt für Medizinrecht, wies auf wichtige Klauseln in Verträgen hin. Unklare Klauseln im Praxismietvertrag, zum Beispiel keine Regelung zu Umbaumaßnahmen und ein unklarer Mietzweck, könnten irgendwann zu finanziellen Belastungen und rechtlichen Auseinandersetzungen führen und sollten von vornherein vermieden werden, riet er. Die Klauseln in Gesellschaftsverträgen seien ebenso wichtig. Dinge wie Ausschluss oder Ausscheiden aus der Gesellschaft (bei Tod, Nachfolge oder Berufsunfähigkeit), Umgang mit Personal, Urlaub, Krankheit, Abfindungsanspruch und Wettbewerbsverbot sollten ausführlich beschrieben und in den Vertrag aufgenommen werden.
Korrekt und angemessen abrechnen
Abrechnungsexpertin Simone Sandscheper gab einen Überblick über die zahnärztliche Abrechnung. Auch aus aktuellem Anlass (Budgetierung, Kürzungen der Leistungen für gesetzlich Versicherte) sei es für Zahnärztinnen und Zahnärzte von besonderer Bedeutung, die Leistungen korrekt und angemessen abzurechnen, um sich vor Auseinandersetzungen unter anderem mit Krankenversicherungen, Dentallaboren und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung zu schützen und die Praxis wirtschaftlich gut führen zu können. Das Benchmarking, ein Analyse-und Planungsinstrument von manchen Softwareanbietern, sei zu empfehlen, da es einen Vergleich der eigenen Praxis mit anderen Praxen erlaubt und dabei helfen kann, die eigene Abrechnung zu optimieren.
An Digitalisierung und TI geht kein Weg vorbei
Sabine Zude, Vorsitzende des Verbands der Deutschen Dentalsoftware-Unternehmen VDDS (die Schnittstelle des VDDS ermöglicht unter anderem eine Datenübertragung zwischen der Software und privaten Verrechnungsstellen), referierte zum Thema digitale Praxisverwaltung. Auch um aktuellen Anforderungen (ePA, eAU, Elektronisches Beantragungswesen – EBZ, E-Rezept, DSGVO, MDR) gerecht zu werden, gewinne die Digitalisierung und die richtige Anbindung an die Telematikinfrastruktur von Zahnarztpraxen immer mehr an Bedeutung. Papierlose Anamnese- und Aufklärungsbögen sparten Zeit und Ressourcen und erleichterten die tägliche Arbeit des Personals. Die Online-Terminvergabe und die digitale Arbeitszeitverwaltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien weitere unterstützende Tools.
Erwartungen vielfach übertroffen
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten, dass die Veranstaltung all ihre Erwartungen übertroffen habe. Das, was die Seminare von DentBeratung so besonders mache, sei die richtige Mischung aus dem Seminar mit vielen kompetenten Referenten, die als Ansprechpartner die ganze Zeit zu Verfügung stehen, und dem großartigen Rahmenprogramm mit gemeinsamen Ausflügen, sportlichen Aktivitäten und Wellness. Daher gab es für dieses intensive Seminar auch 21 Fortbildungspunkte.
Die von DentBeratung organisierten Seminare auch zu anderen Themen wie Partner in der Praxis oder Praxisabgabe/-übergabe punkteten bei vielen Zahnärztinnen und Zahnärzten damit, komplett unabhängig von Dentaldepots, Banken, Versicherungen und der Dentalindustrie zu sein. Im Mittelpunkt stehe nicht der Verkauf von Produkten, sondern die erstklassige Vorbereitung der Zahnärztinnen und Zahnärzte auf die Praxisgründung.
Zahnärztin Hülya Kara, Göttingen