0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
209 Aufrufe

Zi-Umfrage: „Bürokratische Auflagen, Kostenanstiege und IT-Chaos treiben immer mehr Praxisführende aus der vertragsärztlichen Versorgung“

Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi): Von Vertragsärztinnen und -ärzten genannte Pläne nach Übergabe der Praxis bzw. der Zulassung (Angaben in Prozent)

(c) Zi-Praxis-Panel

Rund 49 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen/Ärzte und Psychotherapeutinnen/Pschyotherapeuten wollen auf die eine oder andere Art vorzeitig ihre niedergelassene Tätigkeit beenden. Nur jede zweite niedergelassene Ärztin/Psychotherapeutin beziehungsweise jeder zweite niedergelassene Arzt/Psychotherapeut geht derzeit davon aus, aus Altersgründen aus der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung auszuscheiden und die Zulassung zurückzugeben. Das zeigt eine aktuelle Schwerpunktauswertung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im Rahmen des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) 2023 durchgeführt hat.

Etwa 20 Prozent der Befragten wollen die vertragsärztliche beziehungsweise psychotherapeutische Versorgung vorzeitig, also noch vor dem Renteneintrittsalter, verlassen, um in den Ruhestand zu treten. Weitere 14 Prozent geben ihre eigene Niederlassung auf, um sich in einer anderen Praxis oder in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) anstellen zu lassen. Immerhin 8 Prozent der Befragten planen, ihre Zulassung abzugeben und den Standort als Privatpraxis weiterzuführen.

Arbeitsbelastung zu hoch

Von den Befragten, die vorzeitig in den Ruhestand treten, haben fast zwei Drittel angegeben, dass sie die Arbeitsbelastung in ihrer aktuellen Situation als zu hoch empfinden. Nur 22 Prozent der vorzeitig Ausscheidenden gaben an, dass sie dies taten, weil sie der Überzeugung waren, dass ihre Altersvorsorge bereits abgesichert sei. Zu hohe Praxiskosten beziehungsweise Fachkräftemangel beim nicht-ärztlichen Personal ist von jedem fünften vorzeitigen Ruheständler als entscheidendes Motiv genannt worden.

Von den insgesamt 68.000 angeschriebenen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten haben mehr als 4.000 Praxisinhaberinnen und -inhaber bei der aktuellen ZiPP-Befragung Angaben zum Thema Praxisübergabe gemacht. Von diesen beschäftigen sich aktuell etwa 1.200 Teilnehmende intensiv mit dem Thema. Die umfassende Befragung zur wirtschaftlichen Lage der Praxen wird jährlich wiederholt; viele Angeschriebene nehmen in mehreren Jahren teil.

Stimmung nachhaltig eingetrübt

„Die aktuelle Umfrage bestätigt unsere repräsentativen Befragungsergebnisse von Dezember 2023 zur Lage in den Praxen. Damals hatten gut 60 Prozent der befragten Praxen angegeben, aufgrund der Rahmenbedingungen zu überlegen, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszuscheiden. Erneut zeigt sich sehr deutlich, dass die Stimmung unter den Praxisinhaberinnen und -inhabern nachhaltig eingetrübt ist. Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Deutschland ist dadurch in akuter Gefahr. Noch versorgen die rund 99.000 Praxen die Menschen auf höchstem Niveau. 578 Millionen Behandlungsfälle und über eine Milliarde Arzt-Patienten-Kontakte sprechen eine deutliche Sprache für den Einsatz der über 180.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Doch das Fundament bröckelt rasant. Ein maßgeblicher Grund: Immer mehr bürokratische Auflagen und Belastungen durch Fehlleistungen der von Digitalisierungsvorgaben oft überforderten Praxissoftware-Systeme. Mehr als 61 Tage pro Jahr muss jede Praxis im Durchschnitt für ‚Papierkram‘ aufwenden, die häufigen Unterbrechungen des Praxisablaufs durch IT-Zusammenbrüche nicht mitgerechnet“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Praxen durch Inflation belastet

Zudem mache die allgemeine Teuerung auch vor den Praxen nicht Halt, so von Stillfried weiter. Die Kosten für Personal, Energie, Mieten, Material oder medizinische Geräte stiegen stärker als die Inflation. „Während die Verbraucherpreise zwischen 2019 und 2022 um fast 12 Prozent zunahmen und die Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen sich ähnlich verbessert hat, haben die Praxen in dieser Zeit zusammengerechnet nur 6 Prozent mehr pro Leistung erhalten. Viele Praxisführende machen damit Jahr für Jahr ein reales Minus.“

Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr

„Die Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr“, machte der Zi-Vorstandsvorsitzende deutlich. Dieses Bewusstsein veranlasse immer mehr langjährig Niedergelassene, vorzeitig den Ausstieg aus der medizinischen Versorgung in Auge zu fassen, obwohl sie ihren Beruf schätzen. „Die Politik muss dieses Warnsignal ernst nehmen. Ein Verlust der Praxisstrukturen schädigt die lokale Infrastruktur und die medizinische Versorgung nachhaltig. Dies kann durch Krankenhäuser, Telemedizin oder andere Heilberufe nicht aufgefangen werden. Handlungsleitend muss vielmehr die Frage sein: Was veranlasst niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dazu, ihren Beruf wieder eher länger als kürzer auszuüben und die Praxen für die Patientinnen und Patienten offenzuhalten?“

Quelle: Zi Praxisführung Praxis Politik Studium & Praxisstart

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
24. Sept. 2024

Vom guten Umgang mit schwierigen Entscheidungen

BGW-Online-Seminar: „Es gibt gerade keine richtige Entscheidung und trotzdem muss ich eine finden“
23. Sept. 2024

Mehr als die Hälfte der Azubis denkt an einen Berufswechsel

BVZP-Botschafterin Heidrun Moser hat sich in Berufsschulen umgehört und appelliert an die Zahnärzteschaft
20. Sept. 2024

Inspired by Nature

KaVos neue Polsterfarben setzen Trends in der Praxis
18. Sept. 2024

Antimikrobielle Oberflächen durch endlose chemische Reaktion

Forschende entwickeln selbstreinigende und antimikrobielle Wandfarben für öffentliche Einrichtungen oder Praxen
12. Sept. 2024

Digitaler Gesichtsscan erhält neue Funktionen zur Analyse von Kieferbewegungen

Zebris for Ceramill schließt eine Lücke zwischen Intraoralscannern und CAD/CAM-Systemen
9. Sept. 2024

Reinertrag der Zahnarztpraxen gesunken

Kostenstrukturstatistik des Statistischen Bundesamts sieht für Zahnärzte bei gleichbleibenden Einnahmen steigende Kosten – KZBV startet nächste Runde von ZäPP
5. Sept. 2024

„Unsere Kunden dürfen immer mehr erwarten“

„Das DZR ist viel mehr als nur Factoring“ – Désirée Char, Leiterin Tools, Coaching & Akademie bei DZR, über Dienstleistungen und Angebote
4. Sept. 2024

Das „Tiäne Huus“ in Ascheberg

Interview: Zahnärztepaar Dres. Röper eröffnet Familienpraxis im Münsterland