0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1900 Aufrufe

Mit der Gewaltpyramide die Situation richtig einschätzen – DGUV gibt Verhaltensempfehlungen

(c) Studio Romantic/Shutterstock.com

Beschäftigte erfahren bei der Arbeit unterschiedliche Formen von Gewalt. Wie können sie sich auf solche Situationen vorbereiten und im besten Fall dazu beitragen, dass ein Konflikt nicht eskaliert und sie sicher und gesund eine gefährliche Situation überstehen? Die gesetzliche Unfallversicherung gibt Hinweise zum sicheren Verhalten.

Gewaltsituationen richtig einschätzen

Jede Situation ist anders und erfordert ein angepasstes Reagieren. Hilfreich für die Einschätzung von Gewaltsituationen ist die „Stufenpyramide zur Gewaltprävention“ (siehe unten). Sie gliedert Gewaltereignisse in vier Stufen und ordnet diesen Stufen entsprechende Präventionsmaßnahmen und Verhaltensempfehlungen zu. Die Pyramide hilft zu unterscheiden zwischen Situationen, in denen Deeskalation helfen kann und solchen, in denen die Eigensicherung im Vordergrund stehen muss.

Situation möglichst entschärfen

Konflikte können mit verbalen Angriffen oder Beleidigungen enden. Meist stehen die angreifenden Personen unter Stress. Sie sehen keine Alternative mehr, um aus dem Konflikt ohne Gesichtsverlust wieder herauszukommen. Hier ist es wichtig, die Situation möglichst zu entschärfen.

Der erste Schritt ist das Zuhören und Verstehen, um die Ursache für das aggressive Verhalten zu erkennen. Die Person sollte freundlich angesprochen und ihr ein Ausweg aus der Situation angeboten werden. Deeskalierendes Verhalten spielt vor allem in impulsiven verbalen Gewaltsituationen eine entscheidende Rolle. Es hat zum Ziel, die akute Gefahrenlage zu entschärfen und den Stress der Beteiligten zu senken.

Schutz der eigenen und anderer Personen

In Situationen mit körperlicher oder extremer Gewalt helfen Versuche der verbalen Deeskalation hingegen kaum mehr. Im Vordergrund steht hier der Schutz der eigenen und anderer Personen. „Gefahrensituationen können in vielen Fällen frühzeitig erkannt werden“, sagt Betty Willingstorfer, Leiterin des Sachgebiets Psyche und Gesundheit in der Arbeitswelt der DGUV. „Wir alle haben innere ,Antennen‘, die uns signalisieren, dass etwas nicht stimmt, zum Beispiel, wenn eine Person unruhig und getrieben wirkt. Dieses Gefühl ist ein wichtiger Indikator, um wachsam zu sein, Hilfe zu holen und sich selbst in Sicherheit zu bringen.“

Gewaltpyramide für ihre Gefährdungsbeurteilung nutzen

Betriebe können die Gewaltpyramide auch für ihre Gefährdungsbeurteilung nutzen. Mit Hilfe der Stufenpyramide sollten technische und organisatorische Maßnahmen vor, während und nach einem möglichen Gewaltereignis festgelegt werden. Ziel ist die grundsätzliche Verhinderung von Gewalt und die Sicherung der Beschäftigten.

Je nach Gewaltstufe sollten auch Verhaltensregeln mit den Beschäftigten besprochen und eingeübt werden. Auch Maßnahmen zur Unterstützung von Betroffenen nach einem Übergriff sollten im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung festgelegt werden.

Tipps für ein sicheres Verhalten

Nachstehend einige Tipps für sicheres Verhalten nach dem Stufenmodell zur Gewaltprävention:

Stufe 1: Kleine Streitigkeiten, kontroverse Gesprächssituationen

  • zuhören
  • Verständnis zeigen
  • Hintergründe erklären
  • nach Lösungen suchen, Alternativen anbieten
  • ruhig und freundlich im Gespräch bleiben

Stufe 2: Verbale Aggression, Sachbeschädigung, unangepasstes Sozialverhalten

  • aufrechte, offene Haltung annehmen
  • ruhig und besonnen bleiben, Äußerungen nicht persönlich nehmen
  • selbstsicher kommunizieren und Grenzen setzen
  • Aggressor/Aggressorin nicht provozieren oder anfassen
  • Blickkontakt herstellen, im Gespräch bleiben; bei Bedarf dritte, neutrale Person zur Lösungsfindung hinzuziehen

Stufe 3: Handgreiflichkeiten, körperliche Gewalt

  • Eigensicherung beachten
  • sich bemerkbar machen, um Hilfe rufen
  • andere Personen aus dem Umfeld um Unterstützung bitten
  • der Person nicht den Rücken zukehren
  • Fluchtwege ausfindig machen, gegebenenfalls fliehen, sich in Sicherheit bringen
  • Polizei rufen
  • gegebenenfalls Strafanzeige erstatten und Unfallanzeige stellen
  • psychologische Erstbetreuung der Betroffenen sicherstellen

Stufe 4: Einsatz von Waffen, Geiselnahme, Überfall und Amok

  • Eigensicherung beachten
  • Ruhe bewahren und sachlich bleiben
  • die Täterin beziehungsweise den Täter höflich behandeln und aufmerksam zuhören
  • Abstand halten
  • Anweisungen der Täterin beziehungsweise des Täters befolgen
  • keinen Widerstand leisten, nicht widersprechen und provozieren
  • keine Waffen oder ähnliches (zum Beispiel Pfefferspray) benutzen
  • Hände gut sichtbar halten, um reflexartige Stresshandlungen der Täterin oder des Täters zu verhindern
  • eigene Handlungen und Aktivitäten mit Worten beschreiben
  • der Täterin beziehungsweise dem Täter immer einen Fluchtweg offenhalten
  • wenn die Möglichkeit einer sicheren Flucht besteht, sich in Sicherheit bringen
  • Strafanzeige erstatten und Unfallanzeige stellen
  • psychologische Erstbetreuung der Betroffenen sicherstellen

Bei Überfällen:

  • Ersatzware anbieten, wenn kein Geld vorhanden ist
  • Überfallmeldeknopf erst nach Verschwinden der Täterin/des Täters benutzen
  • nach Ende der Tat Polizei rufen

Die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen unterstützen Betriebe bei Deeskalationsmaßnahmen und bieten Informationsmaterialien:

Kampagne #GewaltAngehen

Prävention von und Umgang mit Übergriffen auf Einsatzkräfte der Rettungsdienste und der Feuerwehr

Prävention von Gewalt und Aggression im Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege – eine Handlungshilfe für Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen

Gegen Gewalt im Handel

Überfällen vorbeugen – Überfälle unversehrt überstehen

Notfallpsychologie – Unterstützung durch kollegiale psychologische Erstbetreuung

Quelle: DGUV Praxis Team Bunte Welt

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
31. März 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – März 2025
31. März 2025

Gute Stimmung in den Hallen

Impulse, Innovation, IDS: Weltleitmesse führt Dentalwelt mit Besucherplus in die Zukunft
29. März 2025

Blog zur IDS 2025 – Wegweiser, Menschen, Trends

Vom 25. bis 29. März 2025 trifft sich die internationale Dentalbranche in Köln zur 41. Internationalen Dental-Schau
28. März 2025

Bewerbungsfrist für „Oral Health Professional Educators Awards“ 2025 läuft

Neben ökologischer Nachhaltigkeit wird nun auch gerechtere Gesundheitsversorgung ausgezeichnet
27. März 2025

„Eine attraktive Praxis gewinnt und bindet leichter Personal“

„Investitionen tätigt man immer nur für sich selbst“ – Thomas Kirches in Folge #24 von „Dental Minds“ über Investitionsentscheidungen, Businesspläne, Rabattaktionen und die IDS
27. März 2025

Komplikationen bei der Implantatbehandlung

BDIZ EDI: 20. Europäische Konsensuskonferenz aktualisiert Praxisleitfaden – auch auf der IDS erhältlich
26. März 2025

Mischung aus Information, Kontaktpflege und Fortbildung

Infotage Fachdental 2025 finden im Oktober in Stuttgart und im November in Frankfurt statt
26. März 2025

„Nächste Generation der zahnmedizinischen Prophylaxe“

Acteon präsentiert „Opus“ auf der IDS: einfache, intuitive Bedienung – leichte Integration in bestehende Workflows

Verwandte Bücher