Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank blickt insgesamt auf ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr mit stabilem Jahresüberschuss in einem insgesamt schwierigen Umfeld zurück. Den Mitgliedern soll daher eine Dividende von 4 Prozent vorgeschlagen werden. Allerdings werden Neustrukturierung und Fokussierung auf das Kerngeschäft mit Heilberuflern fortgesetzt. So wird sich die Bank von der vor vier Jahre gegründeten Naontek und ihren Dienstleistungen jenseits des Bankgeschäfts trennen.
Die Aufgabe der Verwahrstelle für die 21 Milliarden Euro Vermögen wird ab 2024 die zentrale genossenschaftliche DZ Bank übernehmen. Das teilte der Vorstand der Bank auf der Bilanzpressekonferenz am 30. März 2023 mit.
Matthias Schellenberg, Vorsitzender des Vorstands, und das scheidende Finanzvorstandsmitglied Holger Wessling stellten die Zahlen und Ergebnisse des Geschäftsjahrs und die Vorhaben für die Zukunft in der Online-Pressekonferenz vor. Schellenberg war vor einem Jahr zur Bank gekommen und hatte im Frühjahr 2022 mit einer Aktion „Alles auf den Tisch“ (AADT) eine Neuausrichtung erarbeitet, die in der „Agenda 2025“ mündete, die seitdem umgesetzt wird.
Schellenberg: „Damit machen wir uns jetzt auf den Weg, unsere Kunden wieder ins Zentrum unseres Handelns zu rücken und ihre Zufriedenheit wieder auf ein angemessenes Niveau zu bringen. Denn wir wissen, dass wir hier noch Boden gut zu machen haben. Wir wollen ein zuverlässiger Partner sein. Hierzu brauchen wir einen starken Kern. Produkte, Prozesse und IT passen wir daher so an, damit wir schneller und leistungsfähiger werden – und eine angemessene Dividende an unsere Mitglieder zahlen können. Gleichzeitig gilt es, im Kerngeschäft zu wachsen.“
Fokus auf das Gründergeschäft
Die Bank wird sich weiter auf das Gründergeschäft für Apotheker und Heilberufler fokussieren, man sehe gute Chancen, den Marktanteil von 60 Prozent in diesem Bereich noch steigern zu können. „Alle zweieinhalb Stunden verwirklichen wir den Traum einer eigenen Praxis oder Apotheke“, so Schellenberg.
Dazu sollen Baufinanzierungen und der Vermögensaufbau und Wertpapiergeschäfte weiter ausgebaut werden. Die Rolle der Berater in der Kundenbetreuung soll „weiter geschärft“ werden und in einem Dualen Betreuungsmodell Finanzierungs- und Vermögensspezialisten die Kunden gemeinsam beraten.
Firmenkunden – mit speziellem Fokus
Ein weiterer Fokus liegt auf den Firmenkunden, wobei die Bank beim Thema investorengetriebene Finanzierungen wohl mit Blick auf ihre institutionellen Anleger – viele Kammern und Kassen(zahn)ärztliche Vereinigungen sind Kunden der Bank – bremst: „Wenn wir von einem starken Kern sprechen, gehören selbstverständlich auch unsere Firmenkunden dazu. Mit unserem fokussierten Angang konzentrieren wir uns auf jene Unternehmen, die einen engen Bezug zu den Heilberuflern aufweisen – das sind zum Beispiel ambulante und stationäre Versorgungsunternehmen, Abrechnungszentren und Gesundheitsimmobilien. Mit diesen Kunden wollen wir weiter wachsen. Priorität liegt auf inhaber- oder mittelständisch geführten Strukturen, nicht aber auf komplexen investorengetriebenen Finanzierungen.“
Verwahrstelle geht an die DZ Bank
Mit der Übergabe der Verwahrstelle, die zuletzt ein Volumen von rund 21 Milliarden Euro betreute, will sich die Bank Freiraum für die Kernkompetenzen verschaffen. Die bisherigen Mitarbeiter der Verwahrstelle sollen zur DZ Bank in Düsseldorf wechseln können. Die DZ Bank könne zudem wegen des höheren Volumens bessere Skaleneffekte für die Kunden erreichen, heißt es. Die DZ Bank verwaltet aktuell ein Volumen von mehr als 300 Milliarden Euro und ist die viertgrößte deutsche Verwahrstelle. Sie gilt als Nummer eins bei Immobilien- und Sachwerte-Fonds.
Ende von Naontek, dafür spezialisierte Praxisberater
Die erst 2019 unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Sommer im Rahmen der Ausweitung der Aktivitäten der Bank auf andere Servicebereiche gegründete Tochter Naontek soll nicht fortgeführt werden, für die Fortbildungsplattform mit laut Schellenberg rund 70.000 registrierten Nutzern und 450 Seminaranbietern würden „derzeit Alternativen geprüft“, so der Bankvorstand. Dafür sollen auch die spezialisierten Praxisberater, die Angebote zur Praxisoptimierung und die Praxis- und Apothekenbörse fortgesetzt werden, um die Heilberufler vom Gründungsprozess über den laufenden Betrieb bis zur Abgabe oder Übergabe zu begleiten.
Weiterer Einsparungen vorgesehen
Dennoch soll weiter gespart werden – mit höherer Effizienz, weniger Sachkosten (Stichwort bessere Flächennutzung der Filialen und mobiles Arbeiten) und „wir werden perspektivisch auch über Personalkosten sprechen – mit Augenmaß“, so Schellenberg: „Die Devise ist: Erst Prozesse nachhaltig effizienter aufstellen und dann personalwirtschaftliche Maßnahmen umsetzen.“ Insgesamt arbeiten jetzt 400 Mitarbeiter weniger bei der Bank als noch 2017.
Aktuell muss die Bank aber erst einmal zwei Vorstandsposten neu besetzen: Holger Wessling ging zum 1. April 2023, und der erst Ende April 2021 in den Vorstand berufene Alexander Müller verlässt die Bank im Juni 2023.
Die Zahlen 2022
Die ApoBank hat das Geschäftsjahr 2022 mit einem stabilen Jahresüberschuss abgeschlossen. Dieser betrug 65,8 Millionen Euro gegenüber 65,4 Millionen Euro im Jahr 2021. Nach Reservenbildung lag das Betriebsergebnis vor Steuern mit 151,5 Millionen Euro ein Fünftel über seinem Vorjahreswert (2021: 124,3 Millionen Euro).
Das Darlehensneugeschäft hat die Bank von 4,6 Milliarden Euro auf 5,2 Milliarden Euro ausgeweitet. Insbesondere die Finanzierungen von Praxis- und Apothekengründungen, die Kernkompetenz der Bank, verliefen im Berichtsjahr laut Bericht erfreulich: Der Darlehensbestand erreichte hier 8,2 Milliarden Euro (2021: 7,6 Milliarden Euro). Insgesamt blieben die Forderungen an Kunden nahezu unverändert bei 37,0 Milliarden Euro (2021: 37,8 Milliarden Euro).
Im Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden habe das herausfordernde Kapitalmarktumfeld Spuren hinterlassen, heißt es: Trotz neu gewonnener Mittel ging das Depotvolumen auf 10,3 Milliarden Euro zurück (2021: 11,9 Milliarden Euro). Das mandatierte Volumen in der Vermögensverwaltung blieb hingegen trotz der widrigen Bedingungen stabil bei 4,8 Milliarden Euro (2021: 4,9 Milliarden Euro). Die detaillierten Zahlen sind im Newsbereich der ApoBank eingestellt.
Schellenberg „Alles in allem hat die ApoBank 2022 erneut unter Beweis gestellt, wie zukunftsfähig und erfolgreich ihr Geschäftsmodell ist. Bei steigenden Erträgen und einer moderaten Risikovorsorge haben wir unser Betriebsergebnis erfreulich gesteigert. Unserem Auftrag, die Heilberuflerinnen und Heilberufler wirtschaftlich zu fördern, haben wir Rechnung getragen und können daher gemeinsam mit den Aufsichtsrat Ende April der Vertreterversammlung vorschlagen, unsere Mitglieder mit 4 Prozent am Geschäftserfolg
Ausblick 2023
Das Geschäftsumfeld wird aus Sicht der Bank 2023 weiter sehr anspruchsvoll bleiben. Die Unsicherheiten der globalen wirtschaftlichen und politischen Lage erlaubten zum jetzigen Zeitpunkt nur eine eingeschränkte Prognosegenauigkeit. Bei einer stabilen Ertragslage und einem Jahresüberschuss auf Niveau von 2022 dürfte erneut eine angemessene Dividende für die Mitglieder der Bank möglich sein, hieß es.
Mit Material der ApoBank und der Rheinischen Post.