Die Private Krankenversicherung (PKV) hat sich auch 2024 als stabile Säule des Gesundheitswesens bewährt, so der Verband der Privaten Krankenversicherungen (PKV-Verband). Die Gesamtzahl der Versicherungen stieg 2024 auf 39,8 Millionen, damit ist nahezu jeder Zweite in Deutschland in irgendeiner Form privatversichert. Das teilte der Verband Mitte Februar mit.
Die PKV habe auch 2024 einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der medizinischen und pflegerischen Versorgung in Deutschland geleistet. Die Versicherungsleistungen der PKV sind 2024 deutlich gestiegen. Sie wuchsen um 13,0 Prozent auf insgesamt 40,3 Milliarden Euro. Wie die Gesetzlichen Krankenkassen habe die PKV 2024 einen starken Kostenschub erlebt. Besonders hoch war der Ausgabenanstieg in der Krankenversicherung um 13,4 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro. In der Pflegeversicherung wuchsen die Ausgaben um 8,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.
8,74 Vollversicherte – erneut Nettozuwachs
Die Zahl der PKV-Vollversicherten stieg 2024 auf 8,74 Millionen (plus 0,3 Prozent; 2023: plus 0,06 Prozent). Damit ist der Bestand erneut auch netto gewachsen – nach Abzug der Sterbefälle und der Abgänge wegen Versicherungspflicht in der GKV. Dazu erklärte der Vorsitzende des PKV-Verbands, Thomas Brahm: „Gerade in den turbulenten Zeiten, in denen das Gesundheitswesen vor großen Herausforderungen steht, suchen die Menschen Sicherheit und vertrauen auf das stabile und zukunftsfeste System der PKV. Das ist auch ein starkes Signal an die Politik, den Willen der Versicherten zu respektieren und ihnen mehr Wahlfreiheit zu geben. Der Zugang zur PKV darf nicht weiter erschwert, sondern muss erleichtert werden.“
„Der Wechsel hunderttausender Versicherter zwischen den beiden Systemen ist eine wichtige Antriebskraft für Qualitätswettbewerb“, betonte Brahm. „Es bewegt GKV und PKV gleichermaßen, stetig besser zu werden, um die Versicherten zu überzeugen. Das stärkt insgesamt die Qualität des deutschen Gesundheitswesens.“
Zusatzversicherungen weiter im Plus – jetzt 31,02 Millionen Verträge
In der Zusatzversicherung wuchs die Zahl der Versicherungen um 4,0 Prozent auf 31,02 Millionen (2023: plus 2,0 Prozent auf 29,84 Millionen). Immer mehr Versicherte setzen auf zusätzliche private Vorsorge.
Wachstumsboom bei betrieblicher Krankenversicherung
Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) meldet für 2024 einen regelrechten Wachstumsboom bei den betrieblichen Krankenversicherungen: 56.500 Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte betriebliche Krankenversicherung. Das entspreche einem Plus von 43,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2023: plus 41,9 Prozent auf 39.300 Betriebe). Die Zahl der Beschäftigten, die von einer betrieblichen Krankenversicherung profitieren, stieg um 20 Prozent auf 2,53 Millionen (2023: plus 19,3 Prozent auf 2,1 Millionen).
„Dieses Erfolgsmodell der betrieblichen Vorsorge bietet sich auch zur besseren Absicherung des Pflegerisikos an“, so Thomas Brahm. „Wir brauchen eine ergänzende Säule zur gesetzlichen Pflegeversicherung. Solche nachhaltigen Vorsorge-Lösungen werden in unserer alternden Gesellschaft immer wichtiger. Die neue Bundesregierung kann sie mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Steuerabzugsfähigkeit der Beiträge.“
Für gut die Hälfte wichtiger als andere Extras
Umfragen zeigten, dass rund 45 Prozent der Befragten eine betriebliche Krankenversicherung wichtiger finden als andere Firmen-Extras wie etwa Jobtickets oder Mobiltelefone, so der Verband. Jedem vierten Arbeitnehmer sei sie sogar wichtiger als eine Gehaltserhöhung. Besonders hoch sei die Zustimmung in der Gruppe der 18-29-Jährigen, berichtete Brahm. „Wenn sich der Fachkräftemangel immer weiter verschärft, ist die betriebliche Krankenversicherung ein Instrument, um qualifizierte Mitarbeiter zu finden und langfristig ans Unternehmen zu binden.“
Stiftung Warentest sieht private Krankenversicherung kritisch
Bei einer Untersuchung der Stiftung Warentest kamen Private Krankenversicherungen allerdings nicht so gut weg, viele leisteten weniger als die Gesetzliche Krankenversicherung, so der Befund der Tester. Die Mehrheit der PKV-Tarife sei nicht empfehlenswert. Nur 384 von 1.245 untersuchten Tarifkombinationen seien zu empfehlen, heißt es. Defizite gebe es bei viele Tarifen zum Beispiel bei der Palliativpflege, bei ambulanter Psychotherapie oder digitalen Anwendungen. Wer sich privat krankenversichern wolle, sollte auf die Leistungen und auf die Kosten der Versicherungen achten – bei vergleichbaren, sehr gut bewerteten Tarifen mit einem Selbstbehalt von maximal 600 Euro pro Jahr liege der Unterschied bei den Versicherungsprämien bei 400 Euro im Jahr.
PKV-Verband hält dagegen
Der PKV-Verband hält in seiner Meldung „PKV-Test: So lesen Sie die Stiftung Warentest richtig“ dagegen: „Was die Tester bei den übrigen Tarifen als vermeintliche Schwäche ausmachen, ist in Wahrheit eine große Stärke der PKV: Die Möglichkeit nämlich, sich den Gesundheitsschutz nach persönlichen Bedürfnissen auszuwählen. Für ihren Tarifvergleich hat die Stiftung Warentest ganz eigene Kriterien für einen ‚Rundum-Schutz‘ entwickelt. Der Maßstab für die Bewertung bildet dabei im Wesentlichen der Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Vereinfacht gesagt: Nur PKV-Tarife, die mindestens GKV-Leistungen erreichten, wurden als gut oder sehr gut bewertet.“
Dieser Maßstab sei aber schon deswegen schief, weil dabei Leistungen fehlten, die in der GKV gar nicht bezahlt werden, in der PKV aber so gut wie immer. Solche PKV-typischen Leistungen über den GKV-Katalog hinaus seien beispielsweise der Anspruch, sich im Krankenhaus vom Chefarzt ambulant behandeln zu lassen, die Kostenerstattung für nicht rezeptpflichtige Medikamente sowie die Tatsache, dass jeder PKV-Tarif mehr Leistungen der Arztpraxen erstattet als der budgetierte GKV-Katalog, so der PKV-Verband.