Die im Frühjahr gestartete Kampagne „Wir sind für Sie nah.“ geht weiter. Mit TV-Spots, Plakaten und Anzeigen in Print- und Online-Medien werden die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und Kassenärztlichen Vereinigungen ab Montag, 28. Oktober 2024, die breite Öffentlichkeit auf die zugespitzte Lage der Praxen aufmerksam machen und die Politik zum Handeln auffordern.
Es gehe darum, den gesellschaftlichen Wert der ambulanten Versorgung herauszustellen und zu zeigen, was die Praxen leisten und was auf dem Spiel stehe, heißt es in der Meldung der KBV. „Die Ärzte und Psychotherapeuten geraten aktuell immer mehr unter Druck“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. Dringend notwendige Reformen würden verzögert und nicht umgesetzt. Statt die Praxen als Garant für eine gute ambulante Versorgung zu stärken, würden neue Parallelangebote aufgebaut und die Krankenhäuser mit Milliardensummen einseitig gefördert.
Gefordert: Politik, die die Praxen stärkt
„Wir brauchen eine Politik, die die Praxen stärkt und nicht schwächt“, forderte KBV-Vizechef Dr. Stephan Hofmeister. Dazu gehöre der seit Jahren versprochene Abbau der überbordenden Bürokratie, wodurch Ärzte und Psychotherapeuten deutlich mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten hätten. „Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch“, betonte er.
Patienten in Sorge wegen Praxisschließungen
„All das betrifft am Ende nicht nur die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, sondern auch die Patientinnen und Patienten“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner. Sie verwies auf eine Civey-Umfrage im Auftrag der KBV, wonach drei Viertel der Patienten ein besonderes Vertrauensverhältnis zu ihren Haus- und Fachärzten hätten. „Gleichzeitig ist jeder Zweite in Sorge, dass seine Praxis bald schließen muss“, so Steiner.
„Wollen wir das wirklich verlieren?“
Was auf dem Spiel steht, zeigen unter anderem drei TV-Spots, die persönliche Geschichten aus Sicht der Patienten erzählen. Die Beispiele führen vor Augen, wie wichtig den Menschen die Nähe zu ihren Ärztinnen und Ärzten ist und was sie an den Praxen schätzen. Die Filme enden mit der Frage „Wollen wir das wirklich verlieren?“ und damit, was jetzt politisch getan werden muss.
Fernsehspots, Social Media, Newsletter und Podcasts
Die Spots sollen in mehreren privaten Fernsehsendern ausgestrahlt werden. Daneben wird es, so die KBV, in den nächsten Wochen Anzeigen und Clips in den sozialen Medien, in politischen Newslettern und Podcasts geben. „In allen Landeshauptstädten sowie in Frankfurt am Main, Dortmund und Weimar sind die Botschaften der Kampagne auf digitalen Plakaten zu sehen. Anzeigen in Print- und Online-Medien runden das Angebot ab“, so die KBV.
Kampagnenwebsite mit weiteren Informationen
„Was jetzt politisch getan werden muss“ ist auf der Kampagnen-Website zusammengefasst. Neben weniger Bürokratie und einer funktionierenden Technik, um digitale Angebote besser nutzen zu können, geht es um die Finanzierung der ambulanten Versorgung und die Abschaffung der Budgets. Auf der Internetseite finden Interessenten außerdem die TV-Spots sowie Statements von Vertragsärzten und einer Vertragspsychotherapeutin, die im Frühjahr auf Plakaten und Anzeigen zu sehen waren.
Zahnärzteschaft setzt Kampagne „Zähne zeigen“ fort
Auch die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) und die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen haben für ihre im Juni 2023 gestartete Kampagne „Zähne zeigen“ im Sommer 2024 eine neue Runde aufgelegt. Neben der Information der Bevölkerung über die Auswirkungen der aktuellen Politik auf die zahnärztliche Versorgung vor Ort werden auch die politischen Forderungen der Zahnärzteschaft adressiert und wurden auch in Spots, Anzeigen und Werbung an öffentlichen Orten vermittelt. Auch anlässlich des „Tags der Zahngesundheit“ gab es am 25. September 2024 unter anderem in Nordrhein, Westfalen-Lippe und Hessen Informationsstände und Veranstaltungen.
Neue Initiative der ApoBank
Mitte Oktober hat zudem die ApoBank eine Initiative und Kampagne mit den Heilberufen gestartet, die unter dem Motto #GuteVersorgungVorOrt ebenfalls auf die bedrohte wohnortnahe Versorgung der Menschen mit ambulanten Arzt- und Zahnarztpraxen und Apotheken aufmerksam machen will. Von zahnärztlicher Seite sind die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Bundeszahnärztekammer dabei.
Als Bank der Heilberufe wollen man „den Ernst der Lage bekräftigen und das Bewusstsein in der Bevölkerung für die aktuelle Situation schärfen“, sagt Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender der ApoBank. „Es sollte für uns als Gesellschaft eine Grundsatzfrage sein, welche Gesundheitsversorgung wir uns für die Zukunft wünschen. Auf dem Spiel steht ein einzigartiges System geprägt von (zahn-)medizinischer Autonomie, freier (Zahn-)Arztwahl für die Patienten und Fachexpertise in Apotheken vor Ort – ein System von hoher Qualität, mit kurzen Wegen und geschützt vor unqualifiziertem Wettbewerb.“