Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) übt scharfe Kritik am Anfang dieser Woche vorgelegten „10-Punkte-Plan gegen steigende Kassenbeiträge“ der Techniker Krankenkasse (TK). Die Vorschläge, mit denen sich die Kasse an die Politik wendet, sehen unter anderem weitreichende Kürzungen bei der zahnärztlichen Versorgung vor.
Unter Punkt 8 heißt es: „8. Fortführung der reduzierten zahnärztlichen Veränderungsrate und Punktwerte, Rückkehr zur Grundlohnsummenanbindung: 2024 wurde die jährliche Veränderungsrate für die zahnärztliche Vergütung um 1,5 Prozentpunkte reduziert. Diese Maßnahme sollte fortgesetzt werden. 2024 betrug der jährliche Einspareffekt 210 Mio. Euro.“
Die KZBV warnt vor schwerwiegenden Folgen für die Patientinnen und Patienten durch ein derart undifferenziertes Spardiktat. Dazu sagte Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: „Mit ihrem 10-Punkte-Plan proklamiert die Techniker Krankenkasse eine ,Ausgabenwende‘, wirft dabei jedoch völlig undifferenziert alle Bereiche der GKV in einen Topf und setzt die Axt pauschal an allen Versorgungszweigen an. Wer so etwas ernsthaft fordert, verkennt die Realität und ignoriert, dass vom zahnmedizinischen Versorgungsbereich kein Risiko für die GKV-Finanzen ausgeht. Im Gegenteil: Unser präventiver Versorgungsansatz trägt vielmehr zu stabilen und nachhaltigen Finanzen bei. Derart polemische Vorschläge lenken vielmehr von den tatsächlichen Herausforderungen ab, denen sich das Gesundheitssystem stellen muss.“
Nur 5,8 Prozent der Ausgaben für zahnärztliche Behandlungen
Fakt ist: Die zahnärztliche Versorgung kann als einziger relevanter Versorgungsbereich eine langfristige stabile Ausgabenentwicklung aufweisen. Durch den konsequent auf Prävention ausgerichteten Versorgungsansatz ist der Anteil für vertragszahnärztliche Leistungen an den gesamten GKV-Leistungsausgaben – trotz Ausweitungen des GKV-Leistungskatalogs – über die vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich und seit 2001 um mehr als 30 Prozent gesunken. Im Jahr 2024 machten zahnärztliche Behandlungen (inklusive Zahnersatz) sogar nur noch 5,8 Prozent der GKV-Leistungsausgaben aus.
„Die Vorschläge der TK gehen allein zu Lasten ihrer Versicherten“, so Hendges weiter, „Die kurzsichtigen Sparmaßnahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes für die Jahre 2023 und 2024 haben die zahnärztliche Versorgung schwer getroffen und sollten eigentlich allen ein mahnendes Beispiel sein. Das Gesetz hat die wirtschaftliche Belastbarkeit der Praxen bereits auf das Äußerste strapaziert und insbesondere der präventionsorientierten Parodontitistherapie nachhaltige Schäden zugefügt. Erneute kurzsichtige Kostendämpfungsmaßnahmen nach dem Rasenmäherprinzip würden der GKV selbst mehr schaden als ihr nutzen. Für eine zukunftssichere flächendeckende Versorgung benötigen die Zahnarztpraxen vielmehr Planungssicherheit durch stabile finanzielle Rahmenbedingungen. Auf systemischer Ebene sind vor allem Investitionen in Prävention erforderlich. Hierdurch würden mittel- bis langfristig auch die GKV-Finanzen entlastet werden.“
In ihrer Agenda Mundgesundheit macht die KZBV hierzu konkrete Vorschläge und fordert die Bundesregierung auf, Prävention zum Leitmotiv ihres gesundheitspolitischen Handelns zu machen. Diesem folgend sollte insbesondere die präventionsorientierte Parodontitistherapie gesetzlich als Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen verankert und vollumfänglich vergütet werden.
Reaktion aus Bayern
Auch die KZVB weist in einer Pressemeldung am 14. August die Sparvorschläge der Techniker Krankenkasse (TK) entschieden zurück. TK-Chef Dr. Jens Baas hatte unter anderem eine Nullrunde für die Vergütung der niedergelassenen Ärzte und Zahnärzte vorgeschlagen.
Dazu erklärt Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender des Vorstands der KZVB: „Die hohen Inflationsraten in den Jahren 2024 und 2025 stellen eine enorme Belastung für die Zahnarztpraxen dar. Das muss bei den anstehenden Vergütungsverhandlungen zumindest teilweise ausgeglichen werden – auch von der TK! Eine Nullrunde wäre ein fatales Signal an die jungen Kolleginnen und Kollegen, die vor der Entscheidung stehen, sich niederzulassen. Die Vorschläge der TK würden wie ein Brandbeschleuniger für das Praxissterben im ländlichen Raum wirken. In den kommenden fünf Jahren erreicht ein Viertel der niedergelassenen Zahnärzte in Bayern das Ruhestandsalter. Wenn wir keine Nachfolger für deren Praxen finden, können wir die flächendeckende Versorgung nicht mehr aufrechterhalten. Was würden eigentlich die Mitarbeiter der TK sagen, wenn ihre Gehälter ein Jahr lang nicht erhöht werden?“
Die KZVB verweist auch darauf, dass der Anteil der Zahnmedizin an den Gesamtausgaben der Krankenkassen seit Jahren zurückgeht. Aktuell liegt er bei nur noch 5,8 Prozent. Das ist vor allem auf die Erfolge bei der Verbesserung der Mundgesundheit zurückzuführen.
Eine Nullrunde würde aus Sicht der KZVB die präventionsorientierte Zahnmedizin gefährden und langfristig sogar höhere Kosten für die Krankenkassen verursachen. „Der TK-Chef schert alle Leistungsbereiche im Gesundheitswesen über einen Kamm. Der Rasenmäher war noch nie eine gute Idee, um Finanzierungsprobleme zu lösen. Ganz im Gegenteil: Er kann enormen Schaden anrichten.“