0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1804 Aufrufe

Bundeszahnärztekammer fordert neue Gebührenordnung unabhängig vom GOÄ-Entwurf – BÄK startet Clearingverfahren

Die Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer, Dr. Romy Ermler, kritisiert den Entwurf für eine GOÄneu.

(c) BZÄK/axentis.de

Die Ärzteschaft diskutiert intensiv und kontrovers einen von Bundesärztekammer und PKV-Verband erarbeiteten Vorschlag einer neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) begrüßt, dass die Bundesärztekammer der innerärztlichen Diskussion Raum gibt und eine Folgenanalyse des komplexen Entwurfes ermöglicht.

Allerdings tauge die jetzt erarbeitete aus verschiedenen Gründen nicht als Blaupause für eine Novellierung der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ), erklärte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, in seinem Grußwort an die Hauptversammlung des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte am 10. Oktober 2024 in Kassel.

„Ein guter Move, das zu tun“

Benz verwies auch auf die von der Vizepräsidentin der BZÄK, Dr. Romy Ermler, dazu veröffentlichte Stellungnahme. Die GOÄ werde nicht schnell kommen, die nun ausgeweitete Diskussion in der Ärzteschaft werde dauern. Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt habe auch ein Scheitern dieses Projekts für möglich erklärt. „Es wäre ein guter Move, das zu tun“, sagte Benz unter Beifall in Kassel.

„Eine neue GOÄ ist aus Sicht der BZÄK grundsätzlich ein Fortschritt und dringend notwendig. Der Gesetzgeber muss seiner Verpflichtung zur regelmäßigen Anpassung der Gebührenordnungen bei allen Berufen gleichermaßen nachkommen. Und nicht willkürlich selektieren. Grundlage für eine neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) kann der kolportierte GOÄ-Entwurf aber nicht sein“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme zum vorliegenden Entwurf der GOÄneu.

„Erstattungsordnung“ statt echte Gebührenordnung

Dr. Romy Ermler, im Vorstand der BZÄK für den Bereich Gebührenordnung zuständig, erklärte: „Der aktuell diskutierte GOÄ-Vorschlag trägt die Handschrift einer Erstattungsordnung. Namentlich eine Abschaffung des bewährten Gebührenrahmens kommt für die Zahnärztinnen und Zahnärzte auf keinen Fall in Frage. Ein Gebührenrahmen erlaubt eine individuelle Bemessung nach Schwierigkeitsgrad und Zeitaufwand. Gerade das sehr patientenindividuelle zahnärztliche Leistungsspektrum mit seiner Vielzahl von Behandlungsalternativen für den Patienten lässt sich mit einer Festgebühr nicht transparent abbilden. Eine Gebühr, die den individuellen Besonderheiten Rechnung trägt und diese ausweist, ist gelebter Patientenschutz“.

Sie hob auch auf die inzwischen vielfach überholten Leistungen in der GOZ ab: „Die derzeit benutzte GOZ ist Anfang 1988 und damit noch vor der Wiedervereinigung Deutschlands in Kraft getreten. Die Zahnmedizin wie die betriebswirtschaftlichen Anforderungen haben sich in dieser Zeit dramatisch verändert. Völlig unabhängig von den BÄK-Überlegungen ist eine GOZ-Novelle mehr als überfällig.“

BZÄK im engen Austausch mit der BÄK

Zahnärzte und Zahnärztinnen haben Zugriff auf einzelne Bereiche der GOÄ, soweit die Leistungen nicht in der GOZ enthalten sind, zum Beispiel Röntgenleistungen und eine Reihe von chirurgischen Leistungen. Benz erklärte dazu in Kassel, eine Refom der GOZ werde erst nach einer Novellierung der GOÄ erfolgen können. Wenn es dann zum Beispiel in diesen Zugriffen Schnittstellenprobleme geben sollte, würde man an eigenen Lösungen arbeiten. Die BZÄK sei aber auch im engen Austausch mit der BÄK.

Stellungnahme der BÄK zum weiteren Verfahren

Die Bundesärztekammer selbst hat die Diskussion der GOÄneu nun endgültig auf offen – und auch auf „open end” gestellt. In einem am 10. Oktober 2024 veröffentlichten Statement des Vorstands heißt es, es solle ein Clearingverfahren eingeleitet werden und die Ergebnisse auf den Deutschen Zahnärztetag 2025 beraten werden. Der ursprüngliche Zeitplan sah vor, dass die Verbände und Fachgesellschaften nach der Präsentation der GOÄneu 14 Tage Zeit haben sollten, den Entwurf zu kommentieren, der dann am 9. Oktober schon der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollte. Von diesem Zeitplan war der Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt nach harscher Kritik schon Anfang Oktober abgerückt.

Nun heißt es in der Stellungnahme des Vorstands zur GOÄ-Novellierung nach ausführlicher Darlegung der Genese und der Vorgabe der Politik, gemeinsam mit den Kostenerstattern einen Vorschlag für eine GOÄ vorzulegen: „Der Vorstand der Bundesärztekammer begrüßt es deswegen ausdrücklich, dass nun in intensiven Gesprächen ausgelotet wurde, bis zu welchem Punkt der PKV-Verband bereit ist, die ärztlich erarbeiteten Vorschläge zu akzeptieren. Mit dem Ergebnis dieser Gespräche setzen sich die ärztlichen Berufsverbände und Fachgesellschaften seit Mitte September 2024 auseinander. 

Zu bewerten ist dabei zunächst die Tatsache, dass der PKV-Verband mit Blick auf die Folgen für die Beitragsentwicklung der Privatversicherten die ärztlicherseits vorgelegten Gebühren nur mit teils deutlichen Reduzierungen akzeptiert. Jenseits dessen sind nach der Rückmeldung der Verbände aber auch wesentliche Fragen zur Folgenabschätzung zu erörtern. So merken einige Verbände Abwertungen im Vergleich zur geltenden GOÄ an, die aus den aufwändigen Folgenabschätzungen sowohl auf Seiten der Bundesärztekammer als auf Seiten des PKV-Verbandes bisher nicht ersichtlich sind. Diese Einschätzungsunterschiede gilt es aufzuklären, ebenso wie relevante weitere fachliche Fragen.“

Clearingverfahren und weiteres Vorgehen mit Zeitfokus Mai 2025

Weiter heißt es: „In einem Clearingverfahren wird die Bundesärztekammer alle beteiligten ärztlichen Verbände und Fachgesellschaften zu gemeinsamen Gesprächen einladen und das weitere Vorgehen mit Blick auf den nächsten Deutschen Ärztetag im Mai 2025 in Leipzig beraten.

Der Vorstand der Bundesärztekammer dankt allen beteiligten Verbänden und Fachgesellschaften für ihre engagierte Mitarbeit. Nun gilt es, die anstehenden Sachfragen zu klären, das Für und Wider sorgfältig abzuwägen und in Ruhe zu einer gemeinsamen Haltung der Ärzteschaft zu kommen.“

Dr. Marion Marschall, Berlin

Mit Material der BZÄK und der BÄK.

 

 

Quelle: Quintessence News Politik Abrechnung Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Das Visual des Podcasts „Dental Minds“, ein schwarzes W mit weißem Kopfhöhrer und dem Schriftzug „Dental Minds“ links, rechts das Porträtfoto von Dr. Romy Ermler in Schwarzweiß, alles auf grünem Hintergrund
7. Aug. 2025

„Wir wollen eine freie Gebührenordnung“

Hilfestellungen für die Praxen zur GOZ, Abgrenzung zur GOÄneu, Unterstützung junger Kolleginnen und Kollegen und Abgeber – Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der BZÄK, zu Gast in Folge #29 von Dental Minds
Schmuckbild: ein älterer Mann steht mit einer Fachverkäuferin in einem Fachgeschäft für medizinische Hilfsmittel und lässt sich einen Elektrorollstuhl erklären, im Hintergrund Rollatoren und Rollstühle.
5. Aug. 2025

GKV-Spitzenverband fordert mehr Transparenz bei Mehrkosten

Ausgaben für Hilfsmittel auf 11,5 Milliarden gestiegen – Industrieverband hält Bericht für unnötig und bürokratisch
Der Gewinner Dr. Robert Heym steht mit einem männlichen und sieben weiblichen Teammitgliedern in einer Reihe, alle haben eine gelbe Rose in der Hand, eine junge Frau hält die eingerahmte Urkunde. Links davon steht Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin, und applaudiert.
4. Aug. 2025

Berlins beste Ausbildungspraxis für ZFA 2025 ausgezeichnet

ZÄK Berlin: Würdigung von Zahnarztpraxen, die durch Engagement, Innovation und Qualität überzeugen
Eine Frau mit Kittel und Kopfhaube sitzt mit einem medizinischen Katheter vor einer Prüfstation mit zwei Bildschirmen und führt eine Qualitätskontrolle durch.
1. Aug. 2025

Kleine und mittelständische Unternehmen stärker in den Fokus nehmen

Haupttreiber für Innovationen auch bei Zulassungsprozessen entlasten – BVMed zum EU4Health-Programm
Schmuckbild: Wegweiser Notaufnahme, darunter ein Stoppschild
29. Juli 2025

Viele gehen direkt in die Notaufnahme

Repräsentative Befragung im Auftrag der AOK – bessere Steuerung im Zuge der geplanten Notfallreform dringend erforderlich
Schmuckbild Kalender Juli 2025
28. Juli 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Juli 2025
„Was mich überrascht hat, ist tatsächlich die Entwicklung der Zahnlosigkeit“
24. Juli 2025

„Was mich überrascht hat, ist tatsächlich die Entwicklung der Zahnlosigkeit“

Prof. Dr. A. Rainer Jordan spricht in Folge #28 von Dental Minds über Überraschendes, Zukunftsweisendes und Hintergründe der DMS 6
Duales Gesundheitssystem, keine Einheitsversicherung
21. Juli 2025

Duales Gesundheitssystem, keine Einheitsversicherung

Bundeskanzler Merz kündigt Reformvorschläge für den Herbst an – FVDZ: „Eine gute zahnmedizinische Versorgung spart Kosten“