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Gesundheitsversorgung vor dem Kollaps – neues „Aktionsbündnis Gesundheit“ im Saarland fordert grundlegende Reformen

Dr. Lea Laubenthal, Präsidentin der Abteilung Zahnärzte der Ärztekammer des Saarlands, beschreibt in einem Videostatement des Aktionsbündnisses die Situation der Zahnärzteschaft.

(c) Screenshot Quintessence News

Gemeinsam mit der Politik über ein Modell-Projekt verhandeln, mit dem neue Konzepte der Gesundheitsversorgung erprobt werden können – das ist das Angebot des neu gegründeten „Aktionsbündnis Gesundheit“ im Saarland. Auf einer Pressekonferenz am 24. Januar 2024 warnten Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Organisationen, darunter auch Zahnärztekammer und Kassenzahnärztliche Vereinigung, vor einem Kollaps der Versorgung.

In dem Bündnis haben sich erstmals Akteure des Gesundheitswesens mit an sich unterschiedlichen Interessen sowie Patientenvertreter zusammengeschlossen. „Sie alle eint die Erkenntnis, dass die Gesundheitsversorgung, so wie wir sie kennen, am Ende ist. Das Bündnis fordert die Politik auf, aus einer jahrelangen Mangelverwaltung umgehend ein solides System zu formen. Der saarländischen Landesregierung bietet es an, gemeinsam über ein Modell-Projekt zu verhandeln, mit dem neue Konzepte der Gesundheitsversorgung erprobt werden können“, heißt es.

Lange Wartezeiten auf Arzttermine, überfüllte Notaufnahmen, Apotheken, die wichtige Medikamente nicht mehr haben – die Bürger merken an allen Ecken und Enden, dass es hakt im deutschen Gesundheitssystem. Nach Einschätzung der Bündnispartner sind das nur die Symptome einer völlig verfehlten Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte. „Wir halten nicht mehr mit Vollgas auf die Wand zu, wir sind bereits gegen die Wand gefahren“, beschreibt Dr. Josef Mischo, der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, die Dramatik der Situation.

Fachkräftemangel: Viele Arzt- und Zahnarztpraxen kaum noch erreichbar

Als ein Kernproblem beschreiben die Bündnispartner den Fachkräftemangel. „Viele Arzt- oder Zahnarztpraxen sind telefonisch kaum noch erreichbar oder müssen sogar die Sprechstundenzeiten einschränken, weil es nicht genügend Personal für einen ordnungsgemäßen Betrieb in Haus-, Zahn- und Facharztpraxen gibt“, berichtet Mischo. Auch in den Krankenhäusern sind immer wieder ganze Stationen nicht mehr zu betreiben, weil aufgrund von fehlendem Personal die vorgegebenen Personalschlüssel nicht mehr erfüllt werden können. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass die Gesundheitsberufe nicht mehr attraktiv seien, wozu auch die überbordende Bürokratie ihren Anteil leiste.

Der KZV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Ziehl hat ebenfalls ein Statement zur Situation der Zahnärzteschaft im Saarland ab.
Der KZV-Vorstandsvorsitzende Jürgen Ziehl hat ebenfalls ein Statement zur Situation der Zahnärzteschaft im Saarland ab.
Screenshot: Quintessence News
Dazu haben auch Dr. Lea Laubenthal, Präsidentin der Abt. Zahnärzte der Ärztekammer des Saarlands, und der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung des Saarlands, Videostatements zur Situation für die Zahnärzteschaft abgegeben. Diese sind auf der Internetseite der KZV eingestellt. Laubenthal erklärte: „Die gegenwärtigen Rahmenbedingungen sind für Zahnärztinnen und Zahnärzte – und letztlich für die Patientenschaft – negativ. Das gilt auch für den Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Das gefährdet die Zukunft der Zahnmedizin und die Mundgesundheit der Bevölkerung.“ Ziehl bekräftigte dies: „Die Lauterbachsche Gesundheitspolitik beschleunigt das Praxissterben und gefährdet damit die zahnmedizinische Versorgung im Saarland.“

Fehlende Lenkung der Patienten durch das System

Ein weiteres Problem sieht Peter Springborn, Landesgeschäftsführer des Sozialverband VdK Saarland, in der fehlenden Lenkung der Patienten durch das System: „Wir leisten uns Doppelstrukturen. Das ist ineffizient und verschlingt Ressourcen, die wir eigentlich für die Patienten brauchten. Obendrein bürdet es den Patienten Aufgaben auf, die diese gar nicht erfüllen können, wie beispielsweise die Organisation einer Kurzzeitpflege.“

Bürgern endlich die Wahrheit über die Situation sagen

Das Aktionsbündnis Gesundheit sieht einen Punkt erreicht, bei dem ein „weiter so“ nicht möglich ist. Es will deutlich machen, dass nicht die Ärztinnen und Ärzte, die Zahnärztinnen und Zahnärzte, nicht die Krankenhäuser, nicht die Apothekerinnen und Apotheker, nicht die Pflegekräfte und die Medizinischen Fachangestellten schuld an der Misere sind. Es appelliert an die Politik in Land und Bund, den Bürgern endlich die Wahrheit über die Situation der Gesundheitsversorgung zu sagen und das Richtige zu tun, um das System auf sichere finanzielle Füße zu stellen, Fehlanreize zu beseitigen und zukunftsfeste Strukturen zu schaffen. „Geben Sie der Gesundheitsversorgung als zentralem Element der Daseinsvorsorge höchste Priorität“, fordern die Bündnispartner gemeinsam.

Alternative Konzepte zu bezahlbaren Kosten entwickeln

Gleichzeitig bietet das Bündnis an, auch über Auswege aus der Krise zu sprechen. Da viele Entscheidungen auf bundespolitischer Ebene fallen, schlägt das Aktionsbündnis Gesundheit der Landesregierung vor, gemeinsam nach alternativen Konzepten zu suchen, wie die Versorgung der Bevölkerung im Saarland auf hohem Niveau und zu bezahlbaren Kosten gesichert werden kann. Daraus könnte ein „Gesundheitsmodell Saarland“ entwickelt werden, um im Saarland diese Konzepte zu testen und aus den Erfahrungen für das Gesundheitswesen in Deutschland insgesamt zu lernen.

Die Mitglieder des Aktionsbündnisses Gesundheit im Saarland

  • Apothekerkammer des Saarlandes
  • Ärztekammer des Saarlandes
  • Ärztekammer des Saarlandes Abt. Zahnärzte
  • facharztforum saar
  • Kassenärztliche Vereinigung Saarland
  • Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland
  • Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
  • Saarländische Krankenhausgesellschaft
  • Saarländischer Apothekerverein
  • Saarländischer Hausärzteverband
  • Saarländischer Pflegebeauftragter
  • Sozialverband VdK Saarland

 

Quelle: KZV Saarland Politik Nachrichten

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