Zeit ist Geld – das gilt auch in der Zahnarztpraxis. Mit der richtigen Planung der Räume lassen sich die Arbeitsprozesse optimieren. Worauf man dabei achten sollte, wissen die erfahrenen Spezialistinnen und Spezialisten von NWD.
„Für die perfekte Anordnung der Räume einer Zahnarztpraxis ist es wichtig, die unterschiedlichen Workflows zu analysieren“, erklärt Michael Ihlein, Praxisplaner bei NWD in Stuttgart. Zum einen gibt es einen Workflow mit den Patientinnen und Patienten. Sie werden empfangen, nehmen im Wartezimmer Platz oder gehen in den Mundhygieneraum und werden dann vom Personal zum Behandlungszimmer oder in den Röntgenraum begleitet. Die Verabschiedung findet dann wieder im Empfangsbereich statt.
Unterschiedliche Workflows beachten
Zum anderen gibt es einen internen Workflow: Dabei fungiert im Unterschied zum externen Workflow mit Patienten nicht der Empfangsbereich als Zentrale, sondern der Aufbereitungsraum steht im Mittelpunkt. Hier werden Instrumente und Medizinprodukte aufbereitet, anschließend gelagert und dann zur Vorbereitung einer Behandlung in das Behandlungszimmer gebracht.
In größeren Praxen empfiehlt sich ein Workflow für Lieferung und Materialverwaltung. Die Waren- oder Materiallieferungen werden beim Anlieferplatz angenommen, digital ins Warensystem eingepflegt und weiter im Labor, Behandlungsraum oder Materiallager verteilt.
Kurze Wege sind das A und O
Kennt man diese Arbeitsabläufe, kann man dies bei der Raumplanung einer Zahnarztpraxis berücksichtigen, um die Wege möglichst kurz zu halten und einen Workflow so zu verbessern. Das verdeutlicht folgendes Beispiel: Die Entfernung zwischen dem Materialraum einer Praxis und der Verwaltung beträgt 30 Meter. Jede der vier Mitarbeiterinnen läuft diese Strecke pro Tag 30-mal und braucht dafür jedes Mal 30 Sekunden. Insgesamt ist das eine Stunde reine Laufzeit pro Tag nur zwischen dem Empfang und dem Materialraum. Läge nun der Materialraum direkt neben dem Empfang, könnte diese eine Stunde jeden Tag für andere Arbeiten genutzt werden.
Sinnvolle Schnittpunkte zwischen den Bereichen
„Bei der Planung kennzeichnen wir Patientenbereiche, Funktionsbereiche und Mitarbeiterbereiche mit unterschiedlichen Farben. Es gilt, sinnvolle Schnittpunkte zwischen diesen Bereichen zu finden. Beispielsweise sollte die AEMP – die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte – nicht direkt neben dem Wartebereich sein, sondern sich zentral zu den Behandlungszimmern befinden. So können gebrauchte Instrumente nach einer Behandlung schnell zur Aufbereitung gebracht werden“, erklärt der Spezialist.
Details entscheiden
„Es sind die Kleinigkeiten: Zum Beispiel achten wir darauf, das WC für Patientinnen und Patienten vom Warteraum aus gesehen nicht am anderen Ende der Praxis zu platzieren, wo sie es nicht gut finden können. Ideal ist es, wenn Patienten sich intuitiv orientieren können“, gibt Michael Ihlein einen Einblick in die vielen Details, die es bei der Planung einer Praxis zu beachten gilt.
Auch Bestandspraxen optimieren
Auch in Bestandspraxen lässt sich der Workflow optimieren. Oft schon mit geringem Aufwand – etwa, wenn vorhandene Räume getauscht werden: „Ältere Aufbereitungsräume sind für heutige Ansprüche oft zu klein geplant. Wenn man den Steri mit einem zentralen Behandlungsraum, oder noch besser Labor, tauscht, kann man gleichzeitig die Laufwege verbessern.“
Für die Beleuchtung von Arbeitsräumen sind in den Arbeitsstättenrichtlinien strenge Vorgaben verankert. Bei der Planung hat Michael Ihlein alle Richtlinien stets im Blick: „Beispielsweise können Röntgen, Technikraum, WC oder Lager problemlos innen liegend geplant werden. So entstehen gleichzeitig schnelle Lauf- und Kommunikationswege.“
Personalräume nicht vergessen
Die Raumplanung ist auch wichtig, wenn es darum geht, neues Personal zu finden und zu halten. Denn die Arbeitsatmosphäre spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahl eines Arbeitgebers. Ein Pausenraum sollte als Rückzugsort dienen und idealerweise außerhalb des Workflows gelegen sein.
„Möglich wäre auch ein separater Personaleingang, eine Umkleide mit Waschgelegenheit oder eine Dusche für Mitarbeiter, die mit dem Rad zur Arbeit fahren. Hier findet gerade ein Umdenken statt: Früher habe ich eine Praxis mit drei Behandlungszimmern auf 120 Quadratmetern geplant, heute eher auf 180 Quadratmetern“, erzählt der Planungsexperte von NWD.
Möbel und Geräte richtig anordnen
Voraussetzung für einen optimal funktionierenden Workflow ist aber nicht nur die Anordnung der Räume, sondern auch die Platzierung der Geräte und Möbel innerhalb eines Raums. Klassischerweise wird die Behandlerseite der Eingangstür zugeordnet – außer der Behandelnde ist Linkshänder. Hier spielt vor allem ergonomisches Arbeiten eine große Rolle: Handbewegungen müssen passen, man sollte nicht mit dem Stuhl hin- und herrutschen müssen.
Entspanntes und gesundes Arbeiten
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Sitz- und Arbeitsposition. Denn diese bedingt die optimalen Abstände zu Geräten und Möbeln und damit ein entspanntes, gesundes Arbeiten. „Gerade bei Mehrbehandlerpraxen mit wechselnden Anforderungen ist es optimal, wenn sich die Arbeitsergonomie schnell anpassen lässt“, weist Michael Ihlein auf die zunehmende Bedeutung der Flexibilität für das ergonomische Arbeiten in Mehrbehandlerpraxen hin.
Mit der richtigen Planung der Räume lassen sich die Workflows in einer Zahnarztpraxis optimieren – wenn man weiß, worauf es ankommt. Die Planer von NWD haben individuelle Arbeitsabläufe im Blick und entwerfen ein auf die jeweiligen persönlichen Bedürfnisse abgestimmtes Konzept, damit Praxisteams sich auf das Wesentliche konzentrieren können: ihre Patientinnen und Patienten.