Die Thüringer Zahnärzte begrüßen den Start eines neuen Studiengangs für Zahnmedizin an der HMU Health and Medical University Erfurt. Die private Hochschule in der Thüringer Landeshauptstadt hatte angekündigt, ab Herbst 2025 erste Studierende ohne die Zugangsbeschränkung Numerus Clausus aufzunehmen.
„Der künftige Zahnmedizin-Studiengang bietet eine exzellente Ausbildung mit starkem Praxisbezug. Er ist eine innovative Ergänzung der Hochschullandschaft in Thüringen und weit darüber hinaus“, lobt Dr. Ralf Kulick, Vizepräsident der Landeszahnärztekammer Thüringen. Kulick sieht den neuen Studiengang durchaus in der Nachfolge der einstigen Medizinischen Akademie Erfurt, an welcher in den 1970er- und 1980er-Jahren hunderte Zahnärztinnen und Zahnärzte ausgebildet wurden.
Die Landeszahnärztekammer hatte in den vergangenen Monaten bereits die Entwicklung des Studienkonzeptes intensiv begleitet. Besonderen Wert legte die Kammer auf eine praxisnahe Ausbildung. Hierzu sollen die Studierenden mit Praktika, Famulaturen und Hospitationen auch Einblicke in Thüringer Zahnarztpraxen erhalten, heißt es.
Ausgebildete Zahnärzte können Versorgung in Thüringen sichern helfen
Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Thüringen, Dr. Knut Karst, begrüßt den neuen Studiengang: „Die zusätzlich ausgebildeten Zahnärztinnen und Zahnärzte können die zahnmedizinische Versorgung in Thüringen sichern helfen“, sagt Karst. Er hofft besonders auf Impulse für den ländlichen Raum Thüringens, wo in diesen Jahren viele Praxisinhaber oft ohne Nachfolge in den Ruhestand gehen.
„Der Freistaat sollte auch über Stipendien nachdenken, die Studierende an eine spätere zahnärztliche Tätigkeit in unterversorgten Bereichen binden“, schlägt Karst vor. „Ansonsten sind Studienabsolventen nur schwer in diese Regionen zu lotsen.“
Neubau der Universitätszahnklinik und Erhöhung der Kapazität in Jena beibehalten
Zugleich fordern Kammer und KZV vom Land Thüringen, an der staatlichen Friedrich-Schiller-Universität Jena die zugesagte Erhöhung der Zahnmedizin-Studienplätze und den geplanten Neubau einer modernen Zahnklinik bis 2029 beizubehalten. „Privatfinanzierte Studienplätze in Erfurt dürfen nicht zu Kürzungen bei Lehre und Forschung an der staatlichen Universität Jena führen“, so Kulick.
Mehr Absolventen in Thüringen halten
„Die Politik darf sich angesichts des willkommenen privatwirtschaftlichen Engagements nicht zufrieden zurücklehnen. Sie muss auch das wirtschaftliche Potenzial einer modernen Medizin erkennen. Deshalb sollte Thüringen den zusätzlichen Schwung jetzt endlich für die Erneuerung der Zahnmedizin an der landeseigenen Universität nutzen“, so der 62-jährige Zahnarzt aus Jena. Dazu müsse das Land auch die längst beschlossene Landzahnarztquote umsetzen, damit mehr Studienabsolventen als bisher für ihr späteres Berufsleben in Thüringen bleiben, fordert Kammer-Vizepräsident Ralf Kulick.