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IDZ legt neuen InvestMonitor Zahnarztpraxis für 2023 vor – mehr Praxisabgaben als Existenzgründungen

Investitionsvolumina für zahnärztliche Existenzgründer (* Wert je Inhaber) 2023.

(c) IDZ/ApoBank

Wie teuer ist eine Existenzgründung als Zahnärztin/Zahnarzt in Deutschland? Die Kosten sind in den vergangenen Jahren zwar gestiegen – aber das hängt nicht nur von gewählter Praxisform, Ort, Übernahme oder Neugründung ab. Gewichtige Faktoren sind auch persönliche Vorstellungen und angestrebte Praxisgröße und ein Trend zu hochtechnisierter Praxisausstattung. Das zeigt der aktuelle InvestMonitor Zahnarztpraxis des IDZ.

Erstmals seit 2019 hat das Institut der Deutschen Zahnärzte diese Analyse der „Investitionen bei der zahnärztlichen Existenzgründung“ für das Jahr 2023 wieder aufgelegt, die es seit 1984 regelmäßig und jährlich gab. Gemeinsam mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank), Düsseldorf, hat das der Zahnärzteschaft gehörende Institut das zahnärztliche Investitionsverhalten bei der Niederlassung analysiert. „Über die vergangenen vier Jahrzehnte lassen sich gravierende Veränderungen konstatieren. Praktisch ‚nichts ist mehr wie früher‘, wie es so schön heißt“, so Prof. Dr. A. Rainer Jordan, Direktor des IDZ (das auch die Deutsche Mundgesundheitsstudie betreut), zum optisch und inhaltlich neu aufbereiteten InvestMonitor.

63 Prozent starten mit einer Einzelpraxis

Für das Jahr 2023 sind folgende zentrale Ergebnisse hervorzuheben: Die Übernahme einer Einzelpraxis war die häufigste Form der zahnärztlichen Existenzgründung. 63 Prozent entschieden sich für diesen Weg in die Selbstständigkeit. Das Investitionsvolumen einer Einzelpraxisübernahme belief sich auf 463.000 Euro, dies entspricht einer Zunahme gegenüber 2019 um 31 Prozent. Rund 29 Prozent der zahnärztlichen Existenzgründenden wählten die Berufsausübungsgemeinschaft, vor allem Jüngere präferierten diese Praxisform. Reine Neugründungen von zahnärztlichen Praxen sind mit einem Anteilswert von 8 Prozent inzwischen die Ausnahme.

Einzelpraxisneugründung mit breiter Investitionsspanne

Bei einer Einzelpraxisneugründung streut das Investitionsvolumen stark um den Median von 757.000 Euro – dies sei ein Hinweis auf höchst individuelle Praxiskonzepte der Existenzgründenden. Die detaillierte Analyse verdeutliche, dass die dynamische Entwicklung der Investitionsvolumina nicht allein durch Preiseffekte angetrieben wird, sondern zum Teil auch mit zunehmenden Praxisgrößen und hochtechnisierter Praxisausstattung zusammenhängt, so Jordan.

Der Analyse liegen die Daten von 2023 zugrunde. In diesem Jahr entschieden sich laut KZBV-Jahrbuch 2024 1.268 Zahnärztinnen und Zahnärzte für den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Zahl der auswertbaren Finanzierungsfälle der ApoBank belief sich im gleichen Zeitraum auf 528 – die ausgewerteten Daten zeigten daher nur einen Ausschnitt der Gesamtheit der zahnärztlichen Existenzgründungen, „der nur eingeschränkt allgemeingültige Aussagen über das Niederlassungs‐ und Investitionsverhalten im ambulanten zahnärztlichen Bereich in Deutschland zulässt“, so die Autoren Dr. David Klingenberger und Bernd Köhler. Untersucht wurden 450 allgemeinzahnärztliche Praxisgründungen.

Noch gründen mehr Männer – Durchschnittsalter steigt

2023 waren bei der Gesamtzahl 24 Prozent der Gründer weiblich, 52 Prozent männlich. In den Altersgruppen ab 35 sind die Frauen allerdings in der Mehrheit, 56,4 Prozent der Gründenden im Alter zwischen 35 und 44 waren weiblich. In der Altersgruppe 35 bis 34 waren die Männer mit 53,4 Prozent in der Mehrheit. So liegen auch im Durchschnittsalter bei Gründung gut zwei Jahre zwischen den Geschlechtern: Frauen mit 37,2 Jahren, Männer mit 35,1 Jahren, im Gesamtschnitt 36,1 Jahre. Damit sind die Gründerinnen und Gründer gut zweieinhalb Jahre älter als noch 1995 – als es allerdings auch noch keine Möglichkeit gab, länger angestellt tätig zu sein.

Der gesamte InvestMonitor Zahnärzte 2023 kann auf der Internetseite des IDZ abgerufen werden.

92 Prozent gründen ihre Praxisexistenz über eine Übernahme

Neugründung, Übernahme oder Einstieg in eine Praxis? Ganz klar präferiert werden die Übernahme einer Praxis (63 Prozent) oder Berufsausübungsgemeinschaft (BAG, 15 Prozent) oder der Einstieg in eine bestehende BAG (11 Prozent). Insgesamt werden 92 Prozent der Existenzgründungen damit mit einer Übernahme realisiert. „Lediglich 8 Prozent der Existenzgründerinnen bzw. Existenzgründer ließen sich über eine reine Neugründung nieder, sei es in Form einer Einzelpraxis (6 Prozent) oder aber einer BAG (2 Prozent)“, so die Analyse.

Massives Überangebot an Praxen am Markt

Der geringe Anteil kompletter Neugründungen liege auch am Überangebot von Praxen, die übernommen werden könnten. Lag der Saldo von Abgebern zu Gründern 2002 noch bei +543, ist er 2023 bei -1.193 gelandet – es werden 2.461 Praxen abgegeben, aber nur 1.268 übernommen/gegründet. Im Jahr 1992 dagegen war die komplette Neugründung einer Praxis mit 60 Prozent die häufigste Form der Niederlassung – wohl auch noch durch die Niederlassungswelle in den neuen Bundesländern mit 86 Prozent Neugründungen getrieben.

Entwicklung Abgaben/Gründungen
Entwicklung Abgaben/Gründungen
Quelle: IDZ

Bei der Wahl der Praxisform gibt es in den Altersgruppen unterschiedliche Präferenzen. So bevorzugen ältere Existenzgründer jenseits der 45 die Einzelpraxis, während sich in der jüngeren Altersgruppe zwischen 25 und 35 immerhin 36 Prozent für eine BAG entschieden haben.

Ort der Gründung wichtig für die Form

Das hat laut IDZ-Analyse aber auch mit dem Ort der Existenzgründung und dem dort verfügbaren Angebot an Praxen zu tun. „So ist der Anteil der Einzelpraxisneugründungen im ländlichen Bereich mit 16 Prozent deutlich höher als in der Großstadt. Die BAG wird in Großstädten, vor allem aber auch in der Kleinstadt (34 Prozent) überdurchschnittlich häufig präferiert, während sie in ländlichen Gemeinden mit einem Anteil von gerade mal 13 Prozent sogar seltener realisiert wird als die Einzelpraxisneugründung“, heißt es. 2023 war die Großstadt im Westen und im Osten wie schon in früheren Jahren der bevorzugte Ort für eine Existenzgründung. Das hänge auch mit der Bevölkerungskonzentration zusammen, so das IDZ.


Der „ideelle Wert“ ist gestiegen

Geht es um den Kaufpreis einer Praxis, dann sind wohl ideeller Wert (Goodwill) als auch Materiawert seit 2019 gestiegen – bei einer Einzelpraxisübernahme kamen so im Schnitt 70.000 Euro mehr zusammen für 2023: 171.000 Euro für den Goodwill und 76.000 Euro für den materiellen Wert. Aber auch der Aufwand für die Ertüchtigung der Praxis nach eigenen Wünschen ist gestiegen. Kamen 2019 354.000 Euro Gesamtpreis zusammen (davon 176.000 für den reinen Kaufpreis), waren es 2023 schon 463.000 Euro (reiner Kaufpreis 247.000 Euro) – das ist ein Plus von 31 Prozent.

Dass die Kaufpreise trotz des großen Angebots abzugebender Praxen nicht sinken, erklären die Autoren nach der Analyse so: „Allerdings konkurrieren auf dem Praxisabgabemarkt nicht unterschiedslos alle Praxen gegeneinander, sondern lediglich nach Standort und Praxisausstattung vergleichbare Praxen, die mit den Vorstellungen der potenziellen Käufer deckungsgleich sind (Klingenberger 2018). Für attraktive Praxen werden daher auch in der aktuellen Marktsituation weiterhin gute Preise gezahlt, während die weniger attraktiven Praxen selbst bei einem reduzierten Kaufpreis keine Kaufinteressenten finden.“ In mittelstädtischer Lage werden zum Beispiel im Schnitt 13 Prozent mehr Kaufpreis aufgerufen als in einer Kleinstadt.

Es ist auch weiterhin so, dass Frauen mit kleineren Praxen und geringeren Kaufpreisen/Investitionsvolumina starten als Männer – diese präferierten vergleichsweise größere Praxen, zahlten dafür im Schnitt einen um 32 Prozent höheren Kaufpreis und einen um 17 Prozent höheren Gesamtbeitrag als Frauen, so die Analyse.

Einzelpraxen eher auf Wachstum ausgelegt

Bei den Einzelpraxen zeigt sich in der Gesamtkostenentwicklung laut InvestMonitor ein doppelter Trend: Zum einen sind viele Kosten gestiegen, zum anderen planen viele Existenzgründer auch bei einer Einzelpraxis ein späteres Wachstum – durch Aufnahme von Praxispartnern oder Angestellten – ein. So gibt es zwar noch die klassische Einzelpraxis, aber viele planen bereits mit mehr Behandlungszimmern und größeren Flächen: „Die statistische Auswertung der Finanzierungsfälle von neugegründeten Einzelpraxen führt vor Augen, dass sich die Rechtsform der Einzelpraxis in wirtschaftlicher Hinsicht kaum noch eindeutig von Berufsausübungsgemeinschaften abgrenzen lässt. Während allerdings bei den Berufsausübungsgemeinschaften mit zwei oder mehr Inhabern die Finanzierungslast auf mehrere Schultern verteilt wird, hat bei der Einzelpraxis mit angestellten Zahnärzten der eine Inhaber den kompletten Investitionsaufwand allein zu stemmen.“

Analyse der Fachzahnarztpraxen

Der InvestMonitor enthält auch eine Analyse von 78 Praxen, die als Fachpraxen gegründet wurden, davon 39 als kieferorthopädische Praxen und 39 Praxen für Oralchirurgie oder MKG-Chirurgie. 69 Prozent dieser Praxen waren Übernahmen, reine Neugründungen 31 Prozent. Bei den reinen KfO-Praxen waren die Frauen (69 Prozent) als Gründer in der Mehrheit. Bei den chirurgischen Fachpraxen dagegen waren es zu 92 Prozent Männer. Das Durchschnittsalter lag bei beiden Fachpraxisgruppen höher als bei den allgemeinen Existenzgründungen – 37,6 Jahre bei KfO, 39,3 Jahre bei Chirurgie, was sicher auch mit der dreijährigen Weiterbildung/längeren Phasen angestellter Tätigkeit oder Arbeit in einer Klinik zusammenhängt.

Was die Investitionsvolumina angeht, so sind auch hier sowohl Kaufpreis als auch Investitionen seit 2019 deutlich gestiegen. Für eine KfO-Praxis wurden beim Kaufpreis 2023 im Schnitt 116.000 Euro mehr aufgerufen als 2019, nämlich 396.000 Euro. Auch die Investitionen sind gestiegen, sodass 2023 insgesamt 617.000 Euro Praxisinvestitionen zusammenkamen (2019 434.000 Euro).
Absolut am teuersten ist die Neugründung einer Fachpraxis für Oralchirurgie/MKG: Wurden 2019 schon im Schnitt 649.000 Euro investiert, ging es 2023 mit 967.000 Euro schon fast an die Million. Auch bei Übernahmen/Einstiegen gab es Steigerungen, wenn auch nicht so stark beim Kaufpreis, eher bei den Investitionen. Hierfür fielen 2023 im Schnitt 385.000 Euro Kaufpreis (2019: 312.000 Euro) an, die Gesamtpraxisinvestitionen lagen bei 607.000 Euro (2019: 459.000 Euro). (MM)

 

Reference: Studium & Praxisstart Praxis Wirtschaft

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