Wie gewohnt ist die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e. V. (ADT) am Vormittag des ersten Veranstaltungstags mit dem Presseclub gestartet. Unter der Moderation der Pressesprecherin und Quintessenz Zahntechnik Redakteurin Saphir Robert stellten sich der Präsident der ADT, Prof. Dr. Daniel Edelhoff, Vizepräsident ZTM Wolfgang Weisser, Prof. Dr. Jan-Frederic Güth und ZTM Rainer Gläser den Fragen der Pressevertreter, die sowohl physisch als auch im Livestream anwesend waren.
Wieder familiär, aber hybrid
Den Auftakt machte Prof. Daniel Edelhoff, der zunächst nochmals kurz auf die Jubiläumstagung (50. Jahrestagung) einging und erklärte, wie dieses Jubiläum in Anbetracht des abweichenden Gründungsdatums des Vereins zustande kommt. Grundsätzlich äußerte sich Edelhoff sehr erfreut, dass 2022 die Tagung endlich wieder in Präsenz stattfindet und sprach von dem besonderen „Feeling“, das von einer Präsenzveranstaltung ausgeht.
Schließlich habe die ADT infolge der Corona-Pandemie die letzten beiden Male nur virtuell stattfinden können, was der Stimmung dieser familiären Veranstaltung doch etwas Abbruch getan hatte. Nichtsdestotrotz bedankte sich Edelhoff im Namen des Vorstands und Vereins bei Marion Becht, die für die Durchführung und Organisation des ADT verantwortlich zeichnet, und die es trotz der Corona-bedingten aufregenden Aufs und Abs der der letzten beiden ADTs geschafft hatte, sehr schnell auf die Situationen zu reagieren und virtuelle Jahrestagungen organisieren konnte, die auch aufgrund des tatkräftigen Mitwirkens ihres Teams reibungslos abgehalten werden konnten. Und so wird auch 2022 auch aufgrund der erworbenen Expertise im Bereich des Livestreamings an einer Mischung festgehalten und die ADT als Hybridveranstaltung inklusive on demand-Zugriff angeboten.
Zudem hob der ADT-Präsident hervor, dass die ADT dieses Jahr das erste Mal in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Funktionsdiagnostik und Therapie (DGFDT) stattfindet, sodass auch das Thema Funktion nicht zu kurz kommt. So werden Prof. Dr. Bernd Kordaß, Dr. Bruno Imhoff und Prof. Dr. Marc Schmitter zu den Themen „Digitale Okklusion und Okklusionsanalyse, Schienentherapie und Zahnsubstanzrekonstruktion bei Bruxismus“ referieren.
Plädoyer für neue Werte
Besonders wies Edelhoff auf den Festvortrag von Prof. Dr. Petra Grimm hin, die sich in ihrem Vortrag „Digitale Ethik: Ein Wertesystem für das 21. Jahrhundert“ den neuen ethischen Herausforderungen widmen wird, die sich aus der zunehmend digitalisierten Lebenswelt ergeben. Und auch auf ZTM Jürg Stuck freue man sich ganz besonders, der im Rahmen der 50. Jahrestagung für sein Lebenswerk geehrt wird.
Insgesamt freut sich der Vorstand über 540 Teilnehmer in Präsenz und immerhin 150 Onlineteilnehmer (Stand 15. Juni, abends), deren Anzahl am 17. Juni bis auf 950 Teilnehmer stieg.
Mehr Frauen auf die Bühne, in den Vorstand
Auf die Frage, wie sich der ADT-Vorstand angesichts des 50. Geburtstags der Jahrestagung fühlt, lieferte ZTM Wolfgang Weisser einen kurzweiligen Rückblick seiner Erlebnisse als Vorstand aber auch als langjähriger Teilnehmer und bemerkte, dass es beeindruckend sei zu sehen, wie sich die Techniken und Materialien verändert haben, und dass es früher zum Beispiel ein großes Thema gewesen sei, wie man mit Einbettmassen die Expansion perfekt steuert. Themen wie diese gehörten nun der Vergangenheit an. Zudem erinnerte er sich daran, wie es die ADT immer wieder geschafft habe, die großen Namen der Branche auf die Bühne zu holen und somit auch immer wieder Ausrufezeichen in Hinblick auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, Technologien und Techniken zu setzen.
Und auch das Thema Feminisierung ist der Arbeitsgemeinschaft ein Anliegen, weshalb man immer bestrebt sei, mehr Referentinnen zu gewinnen. Prof. Jan-Frederic Güth zeigte sich zwar damit zufrieden, dass die 50. Jahrestagung immerhin neun Referentinnen vorweisen könne, gab aber auch zu bedenken, dass dies durchaus noch ausbaufähig sei. Und auch, was die Zusammensetzung des ADT-Vorstands beträfe, so sei man hoffungsvoll, dass in Zukunft mehr Frauen Ämter übernehmen könnten.
Hinsichtlich der Förderung des dentalen Nachwuchses ist der Vorstand stolz darauf, dass mit dem „Forum25“ ein Format geschaffen werden konnte, das sehr großen Anklang findet. ZTM Hans-Jürgen Stecher betonte, dass mit dem „Forum25“ ein sehr zukunftsgerichteter Ansatz verfolgt würde, der bereits einige neue Talente hervorgebracht habe und auch weiterhin hervorbringen wird.
Digitalisierung kostet
Hinsichtlich des in Corona-Zeiten etablierten Online-Formats gab Güth zu bedenken, dass man sich mit der Frage beschäftigen müsse, was digitale Wissensvermittlung kosten dürfe. Denn der Einsatz der modernen Übertragungstechnik verschlinge eine nicht unerhebliche Summe Geld, die in irgendeiner Form von den Teilnehmern mitgetragen werden müsse. Denn schließlich sei das online vermittelte Wissen schier unbegrenzt teilbar und man müsse sich bewusst sein, dass mit dem digitalen Wissen, dass ja kostbar ist, ganz anders umgegangen werde.
Dennoch gab Stecher zu bedenken, dass allein die hohe Anzahl der Online-Teilnehmer zeige, dass auch diese Kongressform nachgefragt sei und man diesem Bedürfnis auch in Zukunft gerecht werden wolle. Nichtsdestotrotz ist sich der Vorstand einig, dass man sich mit diesem Thema nochmals eingehend befassen und eine gangbare Lösung erarbeiten will. Edelhoff hob begeistert hervor, dass die für den fachlichen Austausch ebenso wichtige Dentalindustrie die ADT sehr gut unterstütze und man bei der 50. Jahrestagung mit 52 Ausstellern „quasi“ ausgebucht sei. Ein Umstand, für den sich der Vorstand bei den teilnehmenden Ausstellern bedankte.
ZTM Rainer Gläser bemerkte dazu, dass die ADT für die unterschiedlichsten Disziplinen ein sehr gutes Forum sei, um sich auszutauschen. Die ADT habe sich als ein Ort der Begegnung etabliert, an dem die Kongressteilnehmer, die Referenten aber auch die Industrie zusammenkommen und sich austauschen könnten, wie es in dieser Art sonst nirgendwo stattfände.
Agenda für 2023
Auf die Frage, was die Teilnehmer im Jahr 2023 erwarten könne (die ADT wird nächstes Jahr vom 8. bis 10. Juni 2023 stattfinden), gab Edelhoff zu verstehen, dass man sich den Themen Fachkräftemangel, Nachfolger- aber auch Lieferkettenkrise, wie sie durch Corona ausgelöst wurde, annehmen und man den Teilnehmern hinsichtlich der schwierigen Weltlage Perspektiven aufzeigen möchte. Güth ergänzte dazu, dass man daher im Vorstand die Big Pain Points identifizieren wolle, um daraus die nötigen Lösungsansätze ableiten zu können.
Dan Krammer, Berlin