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ESCI lädt zum „1. European Congress for Ceramic Implant Dentistry“ nach Zürich und stellt die Wissenschaft in den Fokus

Keramikimplantate haben sich von einer Randerscheinung zu einem ernst zu nehmenden Faktor in der zahnärztlichen Implantologie entwickelt und sind derzeit einer der innovativsten Bereiche in der Zahnmedizin. Umso wichtiger ist eine wissenschaft- und evidenzbasierte Auseinandersetzung mit dem Thema. So lädt die Europäische Gesellschaft für Keramikimplantologie (ESCI) unter dem Leitthema „Facts of Ceramic Implants“ zum 1. Europäischen Kongress für Keramikimplantologie am 11. und 12. Oktober 2019 nach Horgen bei Zürich ein.

ESCI-Gründungsmitglied und Präsident Dr. Jens Tartsch (Kilchberg/Schweiz) gibt im Interview mit Quintessence News Auskunft zur Gesellschaft, zu den Hintergründen, zum Kongressprogramm und zur Frage, welche Rolle Keramikimplantate heute und in Zukunft in der implantologischen Praxis spielen.

Herr Dr. Tartsch, Sie haben im vergangenen Jahr die ESCI gegründet, in diesem Jahr findet der erste Europäische Kongress zu Keramikimplantaten in Zürich statt. Was erwartet die Teilnehmer?

Dr. Jens Tartsch: Die European Society for Ceramic Implantology – ESCI – ist eine aus der Zahnärzteschaft heraus gegründete, neutrale und unabhängige Fachgesellschaft zum Thema zahnärztliche Implantologie mit Keramikimplantaten. Sie bildet eine aktive Gemeinschaft und ein europaweites Netzwerk, welches wissenschaftliche Forschung und klinische Erfahrung zusammenführt. Die ESCI verfolgt dabei einen streng wissenschaftlichen und evidenzbasierten Ansatz. Entsprechend engagieren sich in ihr alle Interessensgruppierungen, welche die Kermikimplantologie auf der Basis von tatsächlichen Fakten fördern möchten: Zahnärzte, Zahntechniker, Institutionen und Forschungseinrichtungen, Kliniken, Hochschulen und Hersteller.

Folglich steht der „1. European Congress for Ceramic Implant Dentistry“ bewusst unter dem Motto „Facts of Ceramic Implants“, denn bei diesem nach wie vor viel diskutiertem Thema zählen nur die Fakten – und auf diese Fakten können sich die Teilnehmer freuen. Der fachliche Rahmen mit seinen hochkarätigen Referenten ist bisher wohl einzigartig in der Keramikimplantologie. Die Chapter „Biomaterial ceramic“, „Biological aspects“und „Clinical application“ beleuchten mit ihren tiefgehenden Vorträgen sowohl für den interessierten Einsteiger, als auch für den bereits erfahrenen Anwender alle wichtigen Hintergründe zum Thema Keramikimplantologie.

In der „Meet and Greet the Implants“-Workshop-Arena können in den Pausen praktische Erfahrungen am Kunststoffkiefer mit den verschiedenen Implantatsystemen gesammelt werden. In den „Abstract-“und „Case-presentation short lectures“ werden junge Forscher und Mitglieder der ESCI ihre Forschungs- und klinischen Ergebnisse präsentieren.

Was unterscheidet diesen Kongress von anderen Veranstaltungen zu Keramikimplantaten?

Tartsch: Der wissenschaftliche und produktneutrale Ansatz ist sicher ein wesentliches Merkmal dieses Kongresses. Das Thema „zahnärztliche Implantologie mit Keramikimplantaten“ wird von A bis Z objektiv und auf höchstem Niveau behandelt werden. Die Teilnehmer erhalten somit aus kompetenter Hand das notwendige Rüstzeug für einen erfolgreichen klinischen Einsatz und können sich mit den verschiedenen Systemen vertraut machen.

Die einzigartige Auswahl der Referenten, das hochwertige wissenschaftliche Programm oder der Austausch mit Gleichgesinnten aus ganz Europa in einer aktiven Community sind an sich schon eine Reise wert. Aber auch der besondere Veranstaltungsort am Zürichsee und der gesellschaftliche Rahmen – unter anderem mit dem Swiss Gala Dinner – versprechen ein Ausbrechen aus dem Alltag und eine Veranstaltung der „etwas anderen Art“.

Über Keramikimplantate wird seit vielen Jahren geredet, es gab viele Versprechen, viele Enttäuschungen. Welches Potenzial steckt denn in diesen Implantaten? Was lässt sich aus der Studienlage für die Praxis sagen?

Tartsch: Den Versprechen der Vergangenheit müssen heute Fakten folgen – eine der wesentlichen Zielsetzungen der ESCI. Es genügt nicht mehr, mit holistischen Ansätzen begründete Kompromisse mit viel zu hohen Fraktur- und Verlustraten in Kauf zu nehmen.

Jedoch darf dieser schlechte Ruf der Vergangenheit heute nicht mehr gelten. In der Tat hat ein massiver Technologiewandel vor allem hinsichtlich des Materials, der Oberflächengestaltung und der restaurativen Konzepte stattgefunden. Aufgrund dieser Weiterentwicklungen befindet sich das Keramikimplantat heute bereits auf Augenhöhe mit dem Titanimplantat. Dies ist die Voraussetzung, um nun auch in der allgemeinen Implantologie die Vorteile wie gesündere periimplantäre Weichgewebe oder verbesserte Ästhetik für sich zu entdecken.

Diese Aussage spiegelt auch das offizielle Statement des 1. Europäischen Council`s der ESCI wider, welches die aktuelle Situation der Keramikimplantate fundiert beschreibt: „Aktuelle klinische Untersuchungen zu Zirkondioxidimplantaten liegen für einen Zeitraum von fünf Jahren vor und zeigen mit Titanimplantaten vergleichbare Resultate. Damit können Zirkondioxidimplantate für die klinische Anwendung empfohlen werden, jedoch werden weitere langfristige Daten benötigt, um die die vielversprechenden kurz- und mittelfristigen Daten zu bestätigen. Weiterhin werden verbesserte Herstellungsprozesse und standardisierte Testverfahren benötigt.“

Welche Probleme oder Herausforderungen stehen in der Entwicklung, aber auch für die Praxis bei Keramikimplantaten noch auf der Agenda?

Tartsch: Wie bereits in dem Statement der ESCI zu entnehmen ist, wird intensiv an verbesserten Herstellungsverfahren und Materialien geforscht. Auch die Vergleichbarkeit von Testergebnissen muss weiterhin verbessert werden, was auch auf der Agenda der ESCI steht. Gleichwohl ist dies natürlich „Jammern auf hohem Niveau“, denn die klinischen Resultate der meisten Systeme lassen sich bereits mit Titanimplantaten vergleichen, wodurch sich eine Empfehlung für den klinischen Einsatz ableiten lässt. Auch liegen für einteilige Keramikimplantate bereits sogar die ersten Sieben-Jahresdaten vor, wobei zweiteilige Keramikimplantate auf Grund der kürzeren klinischen Verfügbarkeit noch nicht über diese breite Evidenz verfügen.

In der klinischen Anwendung und in den In-vitro-Untersuchungen lassen sich diesbezüglich keine relevanten Unterschiede der Datenlage feststellen, wohl aber unterscheiden sich die klinischen Protokolle einteiliger und zweiteiliger Implantate. Die Zukunft gehört sicherlich den zweiteiligen Systemen – wie auch bei den Titanimplantaten. In dieser Verbindung zwischen Keramikabutment mit Keramikimplantat sind die wichtigsten Neuerungen zu erwarten.

Der wichtigste Faktor für den klinischen Einsatz in der Praxis und damit der wichtigste Punkt auf der Agenda sind die fundierten Hintergrundkenntnisse zum Material und zur richtigen Anwendung, die sich doch in einigen Punkten von Titanimplantaten unterscheidet, aber Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz sind.

Was sind Keramikimplantate heute aus Ihrer Sicht? Ein Add-on, ein Muss, die Zukunft?

Tartsch: Keramikimplantate bieten in der richtigen Indikation sicher Vorteile insbesondere in Hinblick auf die periimplantären Weichgewebe. Auch spielt das Thema „Metallfreiheit“ eine zunehmend wichtige Rolle bei den Patienten. Keramikimplantate werde zwar Titanimplantate nicht ersetzten, jedoch sollten sie als zusätzliche Behandlungsoption bereits heute Bestandteil des Therapieangebotes jeder implantologisch tätigen Praxis sein. So richtet sich der Kongress der ESCI nicht nur an Anwender von Keramikimplantaten sondern an alle implantologisch tätigen Kollegen.

Titelbild: © Dr. Jens Tartsch
Fortbildung aktuell Implantologie

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