0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
2665 Aufrufe

Das 6. Nationale Osteology Symposium in Frankfurt zu 360 Grad Regeneration

Frankfurt am Main war vergangenes Wochenende zum ersten Mal Schauplatz des nationalen Osteology Symposiums. Wissenschaftliche Leiter des mittlerweile 6. Symposiums waren die ortsansässigen Prof.Robert Sader und Prof. Frank Schwarz, beide von der Frankfurter Universität; sie konnten 391 Teilnehmer im „Kap Europa“ bei der Frankfurter Messe begrüßen.

Die Osteology-Symposien haben sich in den vergangenen Jahren weltweit als unabhängige und hochkarätige Weiterbildungs-Events etabliert und bieten eine moderne Plattform für eine wissenschaftlich fundierte, praxisbezogene Fortbildung, die durch einen interaktiven kollegialen Austausch charakterisiert ist.

Entsprechend praxisorientiert gestaltete sich der erste Symposiumstag am Freitag. Workshops von Geistlich und von der Osteology Foundation boten praktische und theoretische Updates von der Rezessionsdeckung über Alveolenmanagement, Bone Splitting, Sinuslift, Weichgewebe- und Komplikationsmanagement bis hin zum regenerativen Potenzial von PRF.

Der ewig junge Knochen

Ein Highlight des Praktikerforums, ebenfalls am Freitag, war der Vortrag von Prof. Michael Amling vom Institut für Osteologie und Biomechanik am Uniklinikum Hamburg Eppendorf „Forever Young: Das Wunder Knochen“. Sein Vortrag war gespickt mit ungewöhnlichen Aspekten rund um die Grundlage zahnärztlichen und oralchirurgischen Schaffens, den Knochen. Dazu gehörte, dass Zahn und Knochen „Brothers in Arms“ sind, die Tatsache, dass unsere Knochen mit 100 Jahren noch genauso jung sind wie mit 30 Jahren, und der Umstand, dass 80 Prozent der Deutschen einen Vitamin-D-Mangel haben, der mit 2 Cent pro Tag eigentlich schnell behoben sein könnte.

Weitere Themen des Praktikerforums waren Entscheidungskriterien für Scaffolds, Thrombozytenkonzentrat für den chirurgischen Einsatz, Bisphosphonate, Notsituationen und rechtliche Aspekte in der klinischen Praxis.

Autogen, allogen, xenogen

Das wissenschaftliche Programm am Samstagvormittag war den verschiedenen Ersatzmaterialien gewidmet, deren Eignung durchaus unterschiedlich gewertet und diskutiert wurde. PD Dr. Franz Josef Kramer gab einen Überblick über Hartgewebsmaterialien, eingeteilt nach biologischen Aspekten (osteokonduktiv, -induktiv, osteogen) und Herkunft (autogen, allogen, xenogen, synthetisch). Goldstandard ist der autogene Knochen, alle anderen Materialien sind biologisch weniger wertvoll. Erfolgskriterien sind Knochenregeneration, Volumengewinn, Stabilität, Komplikationsrate, Implantaterfolg.

Die Augmentation mit Knochenersatz stellte Prof. Bilal Al-Nawas kurzweilig und eloquent wie immer vor („die ,Kieler Wurst‘ kommt als ,Hungarian Sausage‘ wieder“). Großer Vorteil ist die Osteokonduktivität, aber es gibt Nachteile: „autogener Knochen ist nicht immer unkomplex“, die Qualität ist nicht homogen, schließlich ist die Entnahmemorbidität (bleibende Empfindungsstörungen, Schmerzen) einleuchtender Grund für die Wahl eines Knochenersatzmaterials (KEM). Al-Nawas präferiert die Kombination von autogenem Knochenmaterial und KEM, „schon wenig reicht zur Biologisierung“. Auch bei ihm ist der Ersatz von Knochen auf Schichten um vier Millimeter Stärke limitiert.

Einzigartiger Wiederaufbau

Prof. Hendrik Terheyden vertrat in Frankfurt die Gegenseite „pro autogene/allogene Transplantate“. Er trifft die Materialwahl nach Defekttypen und sieht das Limit partikulärer KEM ebenfalls bei 3,7 Millimetern – auch bei autologem Material, denn „mehr schafft die Angiogenese nicht“. Jenseits dieser Dimension braucht man Blöcke. Terheyden stellte das 3S Prinzip („Sinus Splitting Sandwich“) vor: Der Alveolarfortsatz wird horizontal abgetrennt und in prothetisch idealer Position fixiert, der Spalt mit BioOss gefüllt. Da der First des Kieferkamms nicht von der Mukosa abgetrennt wird, bleibt dessen Versorgung erhalten, auf diese Weise können bis zu acht Millimeter gewonnen werden, da die Vaskularisation von zwei Seiten erfolgt. Mit Blöcken erzielt man vor allem im UK-Seitenzahnbereich gute Erfolge, da dort guter Response durch Narbenzug erzeugt wird. Allgemein sind die in der Oralchirurgie erzielten Erfolge einzigartig in der Medizin: „Wer kann sonst behaupten, dass etwas, was weg war, wieder aufgebaut werden kann?“

Risiko HLA-Sensibilisierung

Die Referenten sehen allogene Materialien kritisch. Laut Terheyden sind Allografts antigen wirksam: Eine virale Belastung sei nicht ganz auszuschließen, und eine HLA-Sensibilisierung als Folge kann bei Patienten ein Ausschlusskriterium für Bluttransfusionen bis hin zu Organtransplantationen bedeuten. Xenogene und synthetische Materialien eignen sich ebenso gut und bergen weniger Risiken.

Welche Scaffolds für welche Indikation?

Prof. Katja Nelson, Dr. Dr. Keyvan Sagheb und Prof. Shahram Ghanaati bestritten den nächsten Vortragsblock zu gerüstartigen KEM, den Scaffolds. Konfektionierte Scaffolds müssen nachbearbeitet werden, sind dafür in gewünschter Menge und Qualität ohne Entnahmemorbidität verfügbar. CAD/CAM-gefertigte, defektangepasste Scaffolds wurden von allen als Gewinn für die Praxis bezeichnet. Interessant war die Vorstellung biologisierter Scaffolds wie Platelet Rich Fibrin (PRF). Mit der LSCC-Methode („Low Speed Centrifugation Concept“) kann aus einer Blutentnahme festes und flüssiges PRF gewonnen werden. Vorteile: Schnellere Heilung, weniger Resorption, Solid-Material kann in Form gebracht und entweder membranähnlich oder zerschnitten und mit partikulärem KEM gemischt, Liquid zum Beispiel zur Biologisierung von KEM verwendet werden.

Therapie so individuell wie Patient und Behandler

Neue Ansätze zur Implantatreinigung mit Galvanosurgery (PD Dr. Dr. Markus Schlee: „Nach 60 Sekunden ist das Implantat sauberer als vom Werk geliefert“), Parodontaltherapie und Reimplantationen waren weitere Themen des Nachmittags.

Bild: Quintessenz News

In den Vorträgen und Diskussionen kam immer wieder durch, dass es heute eine Vielzahl gut untersuchter, Materialien für evidenzbasierte Therapien gibt, deren Eignung zum einen vom Defekt und vom Patienten abhängt, zum anderen auch vom Therapeuten und seinen bevorzugten Verfahren unter Berücksichtigung seiner Erfahrungen. Insofern gelang es den Veranstaltern des 6. Nationalen Osteology Symposiums mit ihrem Programm „360 Grad Regeneration“ auch den Teilnehmern einen Rundum-Überblick über Materialien, Therapien, Limitationen und Ausblicke zum Hart- und Weichgewebemanagement in der Zahnmedizin und oralen Chirurgie zu verschaffen.

Karen Nathan, Quintessence News

Anm. d. Red.: Ein Video-Bericht über das Osteology Symposium mit vielen Impressionen und Statements der wissenschaftlichen Leiter und einiger Referenten folgt in Kürze hier auf Quintessence News.


Titelbild: QTV
Quelle: Quintessenz News Fortbildung aktuell Zahnmedizin Chirurgie Implantologie Parodontologie

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Das Bild ist zweigeteilt. Links ist Dr. Christian Hammächer und rechts Prof. Dr. Dr. Eik Schiegnitz zu sehen, die beide ein weißes Hemd tragen.
21. Aug. 2025

Implantologie im interdisziplinären Dialog

DGI-Kongress 2025 als Zugpferd im Rahmen der Gemeinschaftstagung – rund 30 weitere Fachgesellschaften und Fachgruppen
Das Gebäude von Permadental in Emmerich am Rhein unterteilt sich in zwei Hälften. Der linke Teil besteht überwiegend aus Glas, auf dem rechten Teil ist der Firmenname angebracht. Vor dem Gebäude ist viel Grünfläche.
20. Aug. 2025

Kurze Lieferzeiten und direkte Abstimmung

Permadental produziert die F.I.T. Komposit-Lösungen mit Injektionstechnik jetzt in Emmerich
Ein Mann im weißen Kittel hält das Handstück des iTero Scanners in der Hand. Links neben ihm ist der Monitor zu sehen. Im Hintergrund sieht man drei Behandlungsstühle
19. Aug. 2025

„Man wird direkt ab Tag Eins an die Hand genommen“

Align Technology bietet neues Fortbildungs- und Betreuungskonzept für Zahnärzte und ihre Teams
19 Junge Menschen stehen in zwei Reihen nebeneinander, die vordere Reihe kniet. 17 von ihnen halten ein Zertifikat in der Hand, zwei ein weißes T-Shirt mit einem großen Logo und der großen Zahl 2025.
14. Aug. 2025

Fachlicher Input und internationales Netzwerken

Ivoclar Summer School ging 2025 in die nächste Runde – neu dabei ist das King’s College London
Foto zeigt Menschen in einem Hörsaal sitzend, die dem Referenten vorne rechts zuhören, über der grünen Tafel ist eine Leinwand mit einem Röntgenbild eines Ober- und Unterkiefers zu sehen. Links und rechts von der Tafel stehen Aufsteller der Firma Dentaurum.
13. Aug. 2025

Praxisnaher Austausch an Universitäten

Fachtage Implantologie 2025 by Dentaurum in Lübeck und Erlangen:
Vor einem hellen Hintergrund liegen drei Bücher mit den Seiten nach vorne übereinander. Darauf steht ein kugelförmiges Glasgefäß, dass mit Münzen gefüllt ist, und in der Mitte sprießt eine kleine Pflanze.
12. Aug. 2025

Mit dem Weiterbildungsstipendium zur DH

Erika Bumblytė: „Wenn du liebst, was du tust, fällt es dir leicht, dein Privatleben mit Fortbildungen zu vereinen“
Sylvia Wuttig schaut lächelnd an der Kamera vorbei. Sie trägt ein schwarzes T-Shirt unter einem schwarz-weißen Blazer und hält etwas rotes Schmales in der Hand, das man nicht erkennen kann. Der Hintergrund ist weiß. In der linken unteren Ecke lassen sich verschwommen lange blonde Haare erkennen.
7. Aug. 2025

Seminarkonzept mit hohem Praxisbezug

EMS: DAISY Prophy(t)-Power-Seminar – Was nicht dokumentiert ist, kann nicht abgerechnet werden
Gut vorbereitet in die eigene Praxis
5. Aug. 2025

Gut vorbereitet in die eigene Praxis

25. bis 28. September 2025: Wieder zwei Plätze für das Praxisgründerseminar auf Mallorca zu gewinnen – Einsendeschluss 18. August 2025