Die „Digitalen Medien in Zahnheilkunde und Zahntechnik“ standen im Fokus des traditionellen KISS Wintersymposiums in Kitzbühel. Organisator Dr. Detlef Hildebrand hatte eine illustre Runde aus hochkarätigen Referenten und 130 Teilnehmern ins Tiroler Skigebiet eingeladen.
Die Organisatoren des Wintersymposiums finden an den drei Fortbildungstagen eine immer gut abgestimmte Mischung aus Hands-on-Workshops und spannenden Vorträgen. KISS startete auch in der ersten Post-Pandemie-Ausgabe mit ebendiesen Workshops. Am Donnerstag gab Dr. Olaf Daum beispielsweise in seinem Workshop wichtige Tipps Weichgewebsmanagement – etwa eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ein freies Schleimhauttransplantat. Und nach der Theorie kam die Praxis: Die Teilnehmer des Workshops durften ihre Nahtkünste direkt am Schweinekiefer testen.
Workshops mit Hands-on-Optionen
Der Freitag startete ebenfalls mit Industrieworkshops. Für MegaGen führte der Hamburger Implantologe Dr. Christian Buhtz die Teilnehmer durch seinen digitalen Workflow von der Planung bis zur Prothetik. Buhtz zeigte Misserfolge, die durch eine optimalere Planung vermutlich vermeidbar gewesen wären, wie er selbstkritisch zugab. Auch für seinen Einsatz der MegaGen-Produkte konnte er eine Lernkurve verbuchen: „Mittlerweile setze ich die Implantate tiefer, weil ich das Knochenangebot maximal ausnutzen möchte“, erklärte Buhtz.
Es gibt nicht nur einen Weg. Wichtig ist nur, dass man mit seinem Weg erfolgreich ist. Praktisch wurde es für die Teilnehmer hier ebenfalls – sie konnten Bohrschablonen am Modell und das neueste Scannermodell Medit i700 testen.
Weichgewebe bringt Nachhaltigkeit
Den Vortrag zur offiziellen Kongresseröffnung hielten Hildebrand und ZTM Andreas Kunz. Sie blickten dabei auf 25 Jahre Implatat-Prothetik und fragten: Was ist gut gelaufen? Teil ihres „Berliner Konzeptes“ ist das Motto Safety first. Dabei würden die technischen Entwicklungen der vergangenen Jahre heute helfen, Therapien schneller und einfacher umzusetzen, so Hildebrand. Wichtig sei dabei immer, betonte Kunz, das Weichgewebe zu beachten. „Am Ende des Tages ist das Weichgewebe das, was uns die Nachhaltigkeit bringt.“ Die Berliner Experten nutzen wann immer es geht PRGF für die beschleunigte Wundheilung.
Über seine Erfahrungen mit Keramikimplantaten im Praxisalltag berichtete Dr. Pascal Marquardt, seit zwölf Jahren in Privatpraxis niedergelassen. Er arbeitet mittlerweile in 50-60 Prozent seiner Behandlungen mit Keramikimplantaten. Für ihn funktioniert dabei das reversible zweiteilige Keramikimplantat (mit carbonfaserinfiltrierter Peek-Schraube), auch wenn es dazu noch keine Langzeitdaten gebe. Indikationen für ihn sind Fälle in der ästhetischen Zone mit großem und kleinerem Durchmesser. Aussagen zu Überlebensraten seien schwierig, weil teilweise bestimmte Keramikimplantate nicht mehr kommerziell erhältlich seien. Für Marquardt sind zweiteilige Keramikimplantate eine Ergänzung zu Titanimplantaten und bieten gleiches sowie gewohntes Handling.
Wege der Digitalisierung
Weitere Vorträge in Kitzbühel blickten vor allem auf die digitalen Aspekte und Möglichkeiten verschiedener Therapien. Dr. Florian Göttfert beispielsweise plant die Ästhetik der prothetischen Versorgung gemeinsam mit den Patienten auf dem Display. Dr. Diego Lops sieht den Wert der Digitalisierung insbesondere in der Planung der Prothetik sowie dem Weichgewebsmanagement. Dr. Paul Schuh arbeitet in einer abdruckfreien Praxis. „Mit allen Vor- und Nachteilen“, wie er betonte
Wie weit die Digitalisierung gehen kann, zeigte sich beim Vortrag von Prof. Dr. Markus Blatz, der live aus Philadelphia per Video zugeschaltet war. Er zeigte aktuelle Forschungsansätze der University of Pennsylvania, wo die Studenten digital smile design bereits mit Apps lernen würden. Er berichtete auch von Forschungen mit Magnetfeld-getriebenen Nano-Robotern, die Biofilm dauerhaft entfernen sollen.
Sven Skupin, Berlin