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Osteology Symposium in Barcelona startete mit DGI-Session am Donnerstag

Welche Indikationen haben kleine oder Mini-Implantate? Welche Risikofaktoren sind wichtig – welche vielleicht nicht mehr? Und welche Kriterien sichern mein Vorgehen beim Hartgewebs- beziehungsweise Weichgewebsmanagement? Den aktuellen Stand der Forschung und wertvolle Empfehlungen für die implantologische Praxis lieferten die Referenten der DGI-Session im Vorfeld des Osteology Symposiums und stimmten die Teilnehmer hervorragend auf die Themen der folgenden zwei Tage im CCIB von Barcelona ein.

Moderiert von PD Dr. Gerhard Iglhaut und Prof. Robert Sader eröffnete Prof. Ronald E. Jung das Programm. Sein Update zu Implantatdimensionen: Kurze Implantate unter 6 Millimetern Länge haben eine höhere Variabilität und eine geringere Vorhersagbarkeit als Implantate mit einer Länge von mehr als 6 Millimetern in einem Zeitraum zwischen einem und fünf Jahren in Funktion.


Prof. Ronald E. Jungs Thema war Implantatdimensionen – ein Update (Foto: Quintessence News)

Kurze Implantate sind eine Option bei geringer Knochenhöhe und in Situationen, in denen invasive Maßnahmen oder zusätzliche Behandlungen wie Augmentationen vermieden werden sollen.

Implantate mit schmalem Durchmesser eignen sich, um die Notwendigkeit und Komplexität lateraler Knochenaugmentationen und Komorbiditäten zu vermeiden.

Jungs Fazit: Kurze und schmale Implantate sind Instrumente der modernen Implantattherapie, um invasive Maßnahmen zu reduzieren oder zu vermeiden. Allerdings besteht bei ihnen ein erhöhtes Risiko für Implantatverluste beziehungsweise eine geringere Vorhersagbarkeit für den Langzeiterfolg.

Update für Risikofaktoren

Ein Update zu den Risikofaktoren stellte Prof. Henning Schliephake vor. Er unterteilte in lokale und systemische Risikofaktoren. Zur Beherrschung der lokalen Risikofaktoren wie Parodontitis schlug er die Einteilung nach Donor (Low/Moderate/High Risk Profile) vor mit klaren Handlungsempfehlungen. Als systemische Risikofaktoren besprach er Diabetes mellitus, Osteoporose und die Einnahme antiresoptiver Medikamente.

Schliephakes Conclusio:

  • Parodontitis ist keine Kontraindikation für eine Implantation mehr, sollte jedoch in der Recallplanung besonders berücksichtigt werden.
  • Die moderne Strahlentherapie ist kein eindeutiger Risikofaktor mehr und hyperbarer Sauerstoff (HBO) scheint keinen Effekt auf die Prognose von Implantationen zu haben. Bevorzugt werden sollte nicht augmentierter Knochen.
  • Gut eingestellter Diabetes ist kein Risikofaktor für Implantatverlust, mittelfristig steigt vor allem bei schlecht eingestelltem Diabetes die Gefahr für Periimplantitis.
  • Osteoporose ist alleine kein Risikofaktor. Antiresorptive Medikamenteneinnahme ist bei diesen Patienten genauso zu beachten wie lokale Risikofaktoren, Rauchen, systemische Erkrankungen und die Höhe der Medikation – „die Dosis macht das Problem, nicht die Applikation“.
  • Die Einnahme von Bisphosphonaten in geringer Dosis ist allein kein Risikofaktor. Das Risiko für Medikamenteninduzierte Osteonekrose des Kiefers (MRONJ) ist sorgfältig gegen das Auftreten von Nekrosen durch Druckgeschwüre abzuwägen.

Update Hartgewebsmanagement

Prof. Katja Nelson zeigte den aktuellen Status quo des Hartgewebsmanagements auf und differenzierte zwischen den anatomisch-biologischen Voraussetzungen des Patienten und den materialtechnischen Eigenschaften der Ersatzmaterialien.

  • Die regenerative Kompetenz des Ersatzmaterials hängt mit der Struktur des Materials zusammen, die Kompetenz sinkt in der Reihenfolge: autologe Materialien (oral >> extraoral) >> allogene >> xenogene.
  • Je geringer die Kompetenz, umso länger solle die Einheilungsphase geplant werden (autologe mindestens drei Monate, allogene und xenogene mindestens sechs Monate).
  • Bis zu einer Schichtdicke von fünf Millimetern funktionieren alle Transplantatmaterialien.
  • Ab einer Schichtdicke von mehr als fünf Millimetern (vertikal) eignet sich extraorale Knochen am ehesten.
  • seitenspezifische Funktionen beachten (extraoraler/intraoraler Knochen)
  • Individuelle Gegebenheiten in der Knochenbiologie des jeweiligen Patienten beachten.

Keine Pathologie rund um das Implantat!

Prof. Stefan Fickl widmete sich dem Weichgewebsmanagement. Sein Ziel ist es, eine dicke, keratinisierte Gingiva zu erzielen und alles, was zum Zeitpunkt der Zahnextraktion noch da ist, zu erhalten. Entsprechend favorisiert er die Sofortimplantation nach Zahnextraktion. Der Erhalt des Kieferkamms reduziert horizontale und vertikale Gewebeveränderungen. Fickl empfiehlt, die Alveole mit Knochenersatzmaterial aufzufüllen und mit einer autologen oder allogenen Barrieremembran vor der Einsprossung von Bindegewebe zu schützen. Sein Appell: „Don’t let pathology happen around Implants!“

Backward Planning – mit dem Ende beginnen

Prof. Michael Payer stellte die aktuellen Versorgungskonzepte für zahnlose Kiefer vor. Beim Backward Planning ist zu klären, ob die Versorgung festsitzend oder herausnehmbar sein soll und ob die Qualität und Quantität der Hart- und Weichgewebe des Patienten die Versorgung ermöglichen. Im zahnlosen Unterkiefer vier bis sechs Implantate für festsitzende, vier Implantate mit Locatoren für herausnehmbare Versorgungen (auch mit zwei Implantaten lassen sich schon gute Ergebnisse erreichen, vier erhöhen Zufriedenheit des Patienten).

Im Oberkiefer sind mindestens sechs Implantate für fixe Konstruktionen indiziert, vier Implantate für herausnehmbare Cover-Denture-Versorgungen. Viel hilft jedoch nicht immer viel – der Trend geht zu weniger Implantaten, denn „jedes Implantat ist eine potenzielle Quelle für Komplikationen“, so Payer in der Diskussion.

Digitale Techniken und Inselwelten

Das letzte Update war auch das aktuellste – den derzeitigen Stand der digitalen Techniken stellte Prof. Florian Beuer vor. Interessant war die Möglichkeit, bei einem Zahn den Dentinanteil und den Schmelzanteil separat zu scannen und erst den Dentinkern per CAD/CAM zu fräsen, anschließend eine keramische Schmelzschicht aufzubringen und daraus wiederum analog zum Scan die Form per CAM auszufräsen. So können mit zwei Schichten auch ästhetische Frontzahnrestaurationen digital hergestellt werden. Laut Beuer können komplette Workflows digital erfasst werden, allerdings ist „jede digitale Technik noch eine Insel, die einzeln angesteuert werden muss“, so Beuer. KN/Quintessenz News

Titelbild: Diskussionsrunde der DGI-Session im Vorfeld des Osteology-Symposiums in Barcelona: Prof. Robert Sader, Prof. Henning Schliephake, Prof. Ronald E. Jung, Prof. Stefan Fickl, Prof. Katja Nelson, Prof. Florian Beuer und PD Dr. Gerhard Iglhaut (von links). (Foto: Quintessence News)
Quelle: Quintessence News Fortbildung aktuell Implantologie

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