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DH Birgit Schlee: Den Zahnarzttermin für Patienten zu einem positiven Gesundheitserlebnis gestalten

(c) Roman Samborskyi/Shutterstock.com

Kaum ein anderer Arztbesuch ist emotional so aufgeladen wie der beim Zahnarzt. Erinnerungen an unangenehme Kindheitserfahrungen oder die Angst vor schlechten Nachrichten begleiten viele Patientinnen und Patienten bis heute. Doch die Zahnmedizin befindet sich im Wandel: Der ungeliebte Pflichttermin wird immer häufiger zu einem positiven Gesundheitserlebnis. Denn in modernen Praxen ist der Zahnarztbesuch mittlerweile geprägt von Prävention, individueller Betreuung und nachhaltiger Gesundheitsförderung.

Gesundheit erhalten statt nur zu heilen

Die moderne Zahnmedizin entwickelt sich rasant weiter – nicht nur technisch, sondern auch in ihrer Ausrichtung: Statt nur auf Schäden zu reagieren, rückt heute der Erhalt der Mundgesundheit in den Fokus.

Frühzeitige Diagnostik, individuelle Risikoprofile und abgestimmte Prophylaxekonzepte gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das stärkt nicht nur das Vertrauen der Patienten in die Zahnmedizin, sondern leistet auch einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheit – sowohl im Mundraum als auch im gesamten Körper. Denn längst wissen wir: Die Mundhöhle darf nicht als isoliertes System betrachtet werden. Parodontitis und Co. stehen in engem Zusammenhang mit systemischen Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Problemen oder rheumatischen Erkrankungen. Diese Erkenntnis prägt die neue Praxisphilosophie.

Neue Schwerpunkte in der Prophylaxe

Gerade bei älteren oder chronisch kranken Patienten erleben wir es immer wieder: Eine Vielzahl von Medikamenten beeinflusst die Mundgesundheit nachhaltig. Von Antihypertensiva über Antidepressiva bis hin zu Chemotherapeutika – viele Substanzen reduzieren den Speichelfluss oder begünstigen Entzündungen im Mund. Andere Medikamente wie Metformin oder Säureblocker stören die Aufnahme wichtiger Nährstoffe wie Vitamin D oder B12, die für die Zahngesundheit essenziell sind.

In der Prophylaxesitzung ist es – neben der Erhebung von Plaque- und Blutungsindizes sowie eines erweiterten PSI vor jeder Reinigung – unverzichtbar, diese Zusammenhänge zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern.

Moderne Wege in der Diagnostik

Auch die technischen Möglichkeiten entwickeln sich stetig weiter. Moderne Scan-Technologie, KI-gestützte Systeme und spezielle Tests ermöglichen heute ein völlig neues Niveau der Früherkennung – personalisiert, vorausschauend und wissenschaftlich fundiert.

PA-Früherkennung durch aMMP-8-Test

Der aktive Matrix-Metalloprotease-8-Test (aMMP-8-Test) misst die Aktivität des Enzyms MMP-8, das mit dem Abbau von Kollagen im Zahnhalteapparat in Zusammenhang steht. Ein erhöhter Wert zeigt an, dass entzündliche Prozesse im Gewebe bereits aktiv sind – noch bevor klassische Symptome wie Taschenbildung im Parodontalstatus sichtbar werden.

Besonders wichtig: Auch bei einem scheinbar gesunden Parodontalstatus (PSI 0 oder 1) kann der Test versteckte Entzündungen und beginnenden Gewebeabbau aufdecken. Das macht ihn zu einem wichtigen Werkzeug, um Risikopatienten frühzeitig zu erkennen.

Werden diese Patienten rechtzeitig identifiziert, können gezielte Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden – zum Beispiel intensivere Mundhygieneschulungen, engmaschige Prophylaxe-Intervalle, Ernährungsberatung oder ergänzende Diagnostik und Begleittherapien. So lässt sich die Manifestation einer Parodontitis oft verhindern.

Auch Patienten mit familiärer Vorbelastung (zum Beispiel genetisch erhöhtes Risiko für Parodontalerkrankungen) profitieren besonders von einer frühzeitigen aMMP-8-Analyse.

Vitamin-D3-Mangel und seinen Folgen entgegenwirken

Vitamin D spielt eine zentrale Rolle für die Mundgesundheit, da es die Regulierung des Kalziumhaushalts und das Immunsystem unterstützt. Ein Mangel kann zu einer schlechteren Mineralisierung des Zahnschmelzes, einer Instabilität des Zahnhalteapparats, einem gestörten Knochenstoffwechsel und einer Schwächung der Abwehrkräfte führen. Dadurch steigt das Risiko für Karies und Parodontalerkrankungen deutlich an.

Viele aktuelle Studien sowie Erfahrungen aus der Praxis zeigen: Patientinnen und Patienten mit niedrigen Vitamin-D-Spiegeln leiden signifikant häufiger an Parodontalerkrankungen. In den Praxen beobachten wir das seit Jahren, wenn Patientinnen und Patienten im Rahmen von Präventionsmaßnahmen, vor Parodontalbehandlungen und Implantationen, bei Periimplantitis oder bei hohem Kariesrisiko getestet werden. Besonders nach den Wintermonaten, wenn die körpereigenen Vitamin-D-Reserven aufgebraucht sind, fallen die Werte oft sehr schlecht aus.

Ein Vitamin-D-Test kann frühzeitig Hinweise darauf geben, ob eine gezielte Substitution – eventuell kombiniert mit wichtigen Ko-Faktoren – notwendig ist, um den Knochenstoffwechsel zu unterstützen und die Zahngesundheit langfristig zu sichern. Besonders Risikogruppen wie ältere Patienten, Diabetiker oder immungeschwächte Personen profitieren von dieser ergänzenden Diagnostik.

Durch Nährstoffanalysen systemische Einflüsse aufdecken

Ganz generell ist die Analyse des Blutbilds ein wichtiger Bestandteil der modernen, ganzheitlichen Zahnmedizin. Sie liefert wertvolle Informationen über den allgemeinen Gesundheitszustand eines Patienten. Ein ausführliches Blutbild kann zudem Entzündungswerte und andere Parameter aufzeigen, die auch die Zahngesundheit negativ beeinflussen können.

Besonders relevant sind dabei Nährstoffanalysen: Hierdurch können mögliche Defizite an wichtigen Mikronährstoffen wie Vitamin A, B12, C, D, E, Zink oder Selen identifiziert werden. Diese Nährstoffe spielen eine entscheidende Rolle in der Immunabwehr und der Gewebeheilung. Fehlen sie, steigt das Risiko für Parodontalerkrankungen deutlich an.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit für die ganzheitliche Behandlung

Eine Studie im Journal of Clinical Periodontology (Brock et al., 2012) zeigt zudem: Die gezielte Ergänzung von Mikronährstoffen wie Vitamin C und Zink kann die Heilung von Parodontalgewebe verbessern und entzündliche Prozesse im Mundraum reduzieren.

Da umfangreichen Blutanalysen in der Regel die diagnostischen Möglichkeiten und den Zeitrahmen einer Zahnarztpraxis übersteigen, ist hier eine enge Zusammenarbeit mit Hausärzten oder Heilpraktikern sinnvoll. Sie können die Analysen durchführen und gemeinsam mit dem Team der Zahnarztpraxis auswerten, um eine ganzheitliche Behandlung zu ermöglichen.

So kann eine frühzeitige Optimierung der Nährstoffversorgung nicht nur die Mundgesundheit fördern, sondern auch das Risiko für systemische Erkrankungen senken.

Individuelle Betreuung mit Unterstützung von KI

Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet in der Zahnmedizin neue Möglichkeiten für individuell angepasste Therapien. Moderne KI-Systeme können heute nicht nur hochauflösende 3D-Bilder erstellen, sondern auch umfangreiche Gesundheitsdaten auswerten – wie Krankengeschichten, genetische Merkmale und Informationen zum Lebensstil. Auf dieser Basis lassen sich Behandlungspläne entwickeln, die noch präziser auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sind. Durch den Abgleich dieser Daten mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kann die KI gezielt Empfehlungen geben, die nicht nur schneller, sondern auch passgenauer sind.

Auch in der Forschung zeigt KI enormes Potenzial: Sie beschleunigt komplexe Analysen und hilft dabei, neue Wirkstoffkombinationen schneller zu entdecken. So kann sie den Weg von der Forschung bis zur Anwendung deutlich zu verkürzen.

Früherkennung oraler Karzinome durch KI-gestützten Speicheltest

Ein weiteres spannendes Beispiel für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der Zahnmedizin ist der KI-gestützte Speicheltest zur Früherkennung von Mundhöhlen- und Rachenkrebs. Dabei werden bestimmte Biomarker im Speichel nachgewiesen, die auf ein erhöhtes Risiko für bösartige Veränderungen hinweisen.

Durch die Verbindung von molekularbiologischer Diagnostik und KI-gestützter Auswertung erreicht dieser Test eine besonders hohe Genauigkeit – insbesondere in frühen Tumorstadien. So können potenziell gefährliche Veränderungen schon erkannt werden, bevor sie klinisch sichtbar sind, und die Heilungschancen deutlich gesteigert werden.

Fluoreszenz-gestützte Diagnostik

In der Zahnmedizin spielt die Fluoreszenzdiagnostik eine immer größere Rolle – besonders bei der frühzeitigen Erkennung von Karies und zur Beurteilung der Mundhygiene (Plaqueindizes).

Dabei wird ein spezielles fluoreszierendes Mittel auf die Zähne aufgetragen. Unter einer speziellen Lichtquelle beginnen bakterielle Beläge und kariöse Stellen zu fluoreszieren und heben sich deutlich von der gesunden Zahnsubstanz ab. So können versteckte Kariesläsionen, Plaque oder beginnende Mineralverluste frühzeitig erkannt werden.

Die Untersuchung ist schmerzfrei, nicht-invasiv und überzeugt durch ihre hohe Sensitivität: Selbst kleine Veränderungen im Zahnschmelz können sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise wird die Früherkennung erleichtert – und eine minimalinvasive Behandlung wird oft überhaupt erst möglich.

Interdisziplinäre Ansätze im Sinne des Patienten

Der Weg zur echten Präventionspraxis führt über die Zusammenarbeit: Hausärzte Internisten, Diabetologen oder Heilpraktiker – sie alle können ein wertvoller Teil eines interdisziplinären Netzwerks sein, das Patienten ganzheitlich begleitet. Studien zeigen, dass diese enge Zusammenarbeit nicht nur die zahnmedizinische Prognose verbessert, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen erhöht.

Die Zukunft der Zahnmedizin ist präventiv

Zahnmedizin darf heute mehr sein als Bohren, Füllen und Kontrollieren. Sie darf mitdenken, vorausschauen und mitgestalten – im Sinne einer umfassenden Gesundheitsvorsorge, die weit über den Mund hinausgeht.

Indem wir unsere Praxen in Präventivzentren verwandeln, schaffen wir einen Raum, in dem Menschen sich gesehen, gehört und rundum begleitet fühlen.

Es ist an der Zeit, die Mundgesundheit nicht länger isoliert zu betrachten – sondern als das, was sie wirklich ist: ein Spiegelbild unserer gesamten Gesundheit. Und das beginnt mit einem neuen Verständnis von Zahnmedizin: präventiv, ganzheitlich, individuell.

DH Birgit Schlee, Heilbronn

Birgit Schlee ist erfahrene Dentalhygienikerin, Referentin und Unternehmerin. Sie schult nicht nur Zahnarztpraxen in den Bereichen (Bio-)Prophylaxe und Nachhaltigkeit, sondern bietet auch spezielle Kurse zur Mundhygiene für Pflegefachkräfte gemäß Expertenstandard an.

Weitere Infos auch unter den Telefonnummern 07131-4053593 und  0172-6276867 sowie per Mail an info@schlee-dentalhygiene.de

Quelle: Quintessence News Zahnmedizin Team Prävention und Prophylaxe Praxisführung Patientenkommunikation AI in Dentistry

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