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Neben der Aufklärung während der Prophylaxe-Sitzungen kann dentale Schadensbegrenzung betrieben werden

(c) zeljkodan/Shutterstock.com

Jugendliche möchten schnell erwachsen werden und sind von Haus aus sehr neugierig. Deshalb probieren sie Vieles aus – von Alkohol über legale bis hin zu illegalen Drogen (Tab. 1). Ihnen ist nicht bewusst, welche Gefahren das für ihre Allgemein- und Mundgesundheit bedeutet.

Tabelle 1
Tabelle 1
(c) Moser

Alkohol

Die Studienergebnisse der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2022 zeigen, dass 8,7 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren mindestens einmal wöchentlich Alkohol konsumieren [1]. Verglichen mit der vorhergehenden Studie aus dem Jahr 2004 hat sich die Zahl zwar deutlich reduziert, doch nach den Corona-Beschränkungen wurde wieder ein vermehrter Alkoholgenuss in dieser Altersgruppe mit den entsprechenden Gesundheitsrisiken verzeichnet.

Jeder Rausch bringt eine Fehlkommunikation

Hochprozentiger Alkohol schadet dem Gedächtnis. Über die Schleimhäute gelangt er ins Blut und somit ins Gehirn. Jeder Rausch bringt eine Fehlkommunikation zwischen den Nervenzellen mit sich, Denkprozesse laufen langsamer ab und es entstehen Kommunikationsprobleme. Ebenso wird die Entwicklungsphase des Gehirns gestört. Eine Studie aus den USA von Susan Tarpet belegt, dass Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren in bestimmten Gehirnbereichen beeinträchtigt sind, wenn sie öfter Alkohol konsumieren [2].

Folgen regelmäßigen Alkoholkonsums

Da Alkohol ein Vitaminräuber ist und die gesunde Ernährung vernachlässigt wird, kommt es zudem zu Mangelerscheinungen. Hinzu kommen Störungen im Magen-Darm-Bereich, wodurch die Aufnahme wichtiger Nährstoffe verhindert wird. Weitere Folgen von längerem regelmäßigem Alkoholkonsum sind Herzmuskelerkrankungen, Bluthochdruck, Krebs, Entzündungen an Organen, Übergewicht und Impotenz.

Der Zucker- und Säuregehalt des Alkohols sowie die vernachlässigte Mundhygiene beeinträchtigen die Mundschleimhaut und sorgen für irreversible Zahnschäden sowie ein erhöhtes Karies-, Gingivitis- und Parodontitisrisiko. Alkoholhaltige Cocktails enthalten viel Zucker und senken den pH-Wert. Daher ist es während der Prophylaxe-Sitzungen wichtig, wertvolle Tipps zu geben und den Zahnschmelz gegen die ständigen Säureattacken beispielsweise mit einer guten Fluoridierung zu stärken. Um Karies und Erosionen vorzubeugen, darf neben der Mundhygieneinstruktion die Ernährungsberatung nicht fehlen. Ebenso ist ein halbjährlicher Prophylaxe-Recall wichtig.

Rauchen und Shisha

Laut Bundesgesundheitsministerium zählt Rauchen zum größten vermeidbaren Gesundheitsrisiko. Jährlich sterben in Deutschland 127.000 Menschen an den Folgen des Zigarettenkonsums. Die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) Ende 2022 zum Rauchverhalten bei Jugendlichen hat einen sprunghafter Anstieg der 14- bis 17-jährigen von 8,7 Prozent [3] (2021) auf 15,9 Prozent festgestellt.

Neben Zigaretten ist das Rauchen einer Shisha sehr beliebt. Tabak, der sowohl in Zigaretten als auch einer Shisha geraucht wird, enthält ein starkes Nervengift. Der Tabakrauch weist etwa 5.300 chemische Substanzen auf, von denen 250 als giftig und 90 als möglicherweise krebserzeugend eingestuft sind [4]. Beim Shisha-Rauchen werden neben Tabak und Nikotin auch Melasse, Glycerin, künstliche Aromen und Schwermetalle inhaliert. Das Verdampfen erfolgt bei einer Hitzeeinwirkung von 400 Grad Celsius (Tab. 2).

Tabelle 2
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(c) Moser

Durch die geringere Verbrennung werden pro Zug mehr Schadstoffe, Nikotin und Kohlenmonoxid als bei einer Zigarette freigesetzt. Durch das Abkühlen des Shisha-Rauchs inhaliert man tiefer in die Lunge und atmet eine größere Menge an Rauch ein. Die Shisha-Rauchdauer beträgt bis zu einer Stunde, was das 100- bis 200-fache an Belastung – verglichen mit einer Zigarette – bedeutet. Der Zug an der Wasserpfeife enthält die Rauchmenge von zehn Zigaretten.

Auch auf die Mundhöhle hat das Rauchen viele negative Auswirkungen. Tabak enthält Zucker, und zusätzlich verändert sich der pH-Wert des Speichels in den niedrigen Bereich. Es fördert die Hyposalivation und stellt damit ein weiteres Karies- und Erosionsrisiko dar, verschlechtert die Durchblutung und Immunabwehr, erhöht das Parodontitisrisiko, verursacht Verfärbungen, einen Kalziumabbau in Knochen und Zähnen sowie Halitosis. Darüber hinaus besteht durch die krebserregenden Stoffe die Gefahr von Leukoplakien in der Mundhöhle.

Cannabis

Cannabis wurde schon vor der Legalisierung im April dieses Jahres in Deutschland von der Gruppe der 18 bis 24 Jährigen am meisten konsumiert. Doch gerade in diesem Lebensabschnitt ist dieser Konsum sehr gefährlich, weil sich das junge Gehirn bis zum 22. Lebensjahr noch in der Entwicklungsphase befindet. Der Hauptbestandteil von Cannabis, die psychoaktive Substanz THC (Tetrahydrocannabinol) stört den Reifeprozess im Gehirn und kann bei frühem, regelmäßigem Konsum zu Gehirnveränderungen führen. Die Folgen sind Konzentrationsstörungen, verminderte Intelligenz, verringerte Leistungsfähigkeit sowie ein erhöhtes Risiko für Schizophrenien und Depressionen bis ins Erwachsenenalter hinein. Im Mundbereich führt regelmäßiger Cannabiskonsum unter anderem zu erhöhter Gefahr von Karies, Parodontitis und Leukoplakien [5].

Legal Highs und illegale Drogen

Alle Jugendlichen sollten über die gesundheitlichen Folgen aufgeklärt werden. Diese werden bereits auf den Schulhöfen mit illegalen Drogen [6] und sogenannten Legal Highs (=legaler Rausch) [7] konfrontiert. Trotz verschiedener Präventionsmaßnahmen der Schulen gibt es nach wie vor Fälle, in denen die Jugendlichen der Versuchung nicht widerstehen können und diese Rauschmittel ausprobieren.

Heidrun Moser
Heidrun Moser
Heidrun Moser

Dentalhygienikerin

Dentale Ernährungsberaterin

Kontakt:

info@praeventdentcoach.de

Instagram: @praeventdentcoach

Der jugendliche Körper kann die Rauschmittel nicht oder nur schwer abbauen. Solange die Organe reifen, erleiden diese leichter irreversible Schäden und die körperliche Entwicklung wird verzögert.

Verkauf meist über das Internet

Legal Highs, auch neue psychoaktive Substanzen (NPS) genannt, sind seit 2016 verboten, sodass der Verkauf meist über das Internet erfolgt. Namen wie Badesalz, Kräuter- oder Räuchermischungen sowie die Verpackung in bunten Tütchen lenken von Risiken ab.

Legal Highs imitieren die Wirkung von Cannabis, Kokain, LSD und anderen Drogen, können aber durch die chemischen Veränderungen und anderen schädlichen Substanzen stärker oder anders wirken. Überdosierungen oder Vergiftungen mit zahlreichen schweren Symptomen bis hin zum Tod können die Folgen sein.

Drogen wirken im Belohnungssystems des Gehirns, der sogenannten Amygdala. Dort entstehen Gefühle wie Freude, Glück, aber auch Trauer, Ärger oder Wut. Wenn die Wirkung der Droge nachlässt, geht es dem Konsumenten schlecht und der Wunsch nach einer Wiederholung steigt. Die Folge ist ein erneuter Konsum, der schnell zur Sucht wird.

Appetit wird verringert, Schmerzempfinden herabgesetzt

Viele Drogen verdrängen Müdigkeit, und der fehlende Schlaf führt langfristig zu Herz-Kreislaufbeschwerden. Auch der Appetit wird verringert und das Schmerzempfinden herabgesetzt, sodass Allgemein- oder dentale Erkrankungen oft unentdeckt bleiben. So steigt das Parodontitisrisiko, die Blutgerinnung und Immunabwehr werden beeinträchtigt und die Hyposalivation führt zur Zahnschäden.

Im Gegensatz dazu verursacht der Cannabis-Konsum einen „Fress-flash“ und Lust auf Süßes. Das Verlangen nach Zucker- und Salz-haltigen Lebensmitteln ist extrem hoch, da Cannabis Einfluss auf das Geschmacksempfinden hat.

Mundhygiene wird stark vernachlässigt

Drogen wie Crystal Meth oder Kokain werden oftmals mit Vitamin C gestreckt. Da Kokain über die Schleimhäute in Mund und Nase konsumiert wird, entstehen vermehrt Leukoplakien, Rachen-, Kehlkopf-, Zungen- und Nasenkrebs. Auch die Mundhygiene wird stark vernachlässigt und das Ernährungsverhalten negativ beeinflusst. An den Zähnen können vermehrt keilförmige und erosive Defekte entstehen und an der Gingiva kommt es zu Läsionen durch zu starkes „Schrubben“.

In der Prophylaxe ist es schwierig, den Drogenkonsum der Jugendlichen rechtzeitig zu erkennen. Jedoch sollte man bei Erosionen, erhöhter Kariesaktivität und besonders bei Verhaltensänderungen auch in diese Richtung denken. Hier ist eine allgemeine Aufklärung über die Folgen wichtig.

Fazit

Jugendliche sind vielen Risiken ausgesetzt, über deren Auswirkungen sie sich nicht bewusst sind. Denn all diese sogenannten Lifestyle-Faktoren haben langfristig erhebliche negative Folgen für die Allgemein- und Mundgesundheit, die teilweise irreversibel sind. Bei Verdacht auf Drogenkonsum bei Minderjährigen ist ein Gespräch mit den Eltern sinnvoll. Neben der Aufklärung können wir während der Prophylaxe-Sitzungen jedoch nur dentale Schadensbegrenzung betreiben, indem wir eine professionelle Zahnreinigung mit Fluoridierung und entsprechenden Therapien in der Zahnarztpraxis durchführen. Da sich die meisten Auffälligkeiten oft erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen, ist es wichtig, dass wir bei der Individualprophylaxe unbedingt ein Vertrauensverhältnis zwischen uns und dem jungen Patienten herstellen.

Zeigt ihnen, wie sie Schäden im Zahn- und Mundbereich vermeiden können. Wenn wir es schaffen, die Jugendlichen in einem regelmäßigen Recall an die Praxis zu binden, können wir dazu beitragen, sie in ein gesundes Erwachsenenleben zu begleiten.

DH Heidrun Moser, Schutterwald

Quellen:

1. https://www.bzga.de/presse/pressearchiv/pressemitteilungen-2022/2022-06-23-suchtmittelkonsum-junger-menschen-alkoholkonsum-ruecklaeufig-raucherquote-unveraendert-niedrig-cannabiskonsum-nimmt-zu/

2. Bava, S., & Tapert, S. F. (2010). Adolescent brain development and the risk for alcohol and other drug problems. Neuropsychology review, 20(4), 398–413.

3. https://www.debra-study.info/

4. https://rauchfrei-info.de/informieren/tabak-tabakprodukte/inhaltsstoffe-im-tabakrauch/

5. https://www.cannabispraevention.de/jugendliche/gesundheitliche-aspekte/gefahren-fuer-jugendliche/

6. https://www.dhs.de/suechte/illegale-drogen

7. https://gesund.bund.de/legal-highs

Quelle: BVZP-E-Paper Team Interdisziplinär Prävention und Prophylaxe Parodontologie Patientenkommunikation

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