Das Thema Milchzahnkaries ist spätestens mit dem Präventionsgesetz von 2015 und der darin enthaltenen, aber noch nicht final umgesetzten Vorgabe zur Einführung weiterer zahnärztlicher Früherkennungsuntersuchungen vor dem 30. Lebensmonat wieder auf die Agenda gerückt – noch immer erkranken laut Fünfter Deutscher Mundgesundheitsstudie knapp 20 Prozent der zwölfjährigen Kinder in Deutschland daran. Doch auch Krankheiten wie die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) stellen Behandler regelmäßig vor Herausforderungen.
Entwicklungsland auf dem Gebiet der Kinderzahnmedizin
Um über mögliche Therapieformen aufzuklären, lud das Unternehmen Kulzer am 23. Februar 2018 nach Sprockhövel ein. „Leider gibt es in Deutschland nur vier Universitäten, die einen Lehrstuhl für Kinderzahnheilkunde haben – damit sind wir auf dem Gebiet der Kinderzahnmedizin ein Entwicklungsland“, bemängelte Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Gerade für die bisher weitestgehend unerforschte Erkrankung MIH ist das von enormem Nachteil.“
Während deren Ursachen noch unbekannt seien, machte Prof. Krämer für kindliche Karies hauptsächlich das Trinken aus Nuckelflaschen verantwortlich. Die darin enthaltenen gesüßten Getränke griffen die Milchzähne an. Darüber hinaus könnten Fissuren zu Karies führen, weshalb sie je nach individueller Gefährdung versiegelt werden müssten, um den Zahnschmelz vor der sogenannten „versteckten Karies“ zu schützen.
„Karies ist ein dynamischer Prozess“
Um Karies zu diagnostizieren, stehen sowohl die visuelle Kontrolle als auch bildgebende Verfahren, wie Röntgen und Faseroptische Transillumination (FOTI), zur Verfügung. Beide erlaubten es dem Zahnarzt, die genaue Ausdehnung der Karies zu erkennen, um anschließend eine Therapieentscheidung treffen zu können. Um die versteckte Karies zu erkennen, sei in Grenzfällen die Fissurenerweiterung eine gute Diagnosemöglichkeit. „Karies ist ein dynamischer Prozess und hat individuelle Ausprägungen. Deshalb variieren Diagnose- und Therapieentscheidungen von Fall zu Fall“, erläuterte Prof. Krämer.
Schneller Erfolg mit einfachen Mitteln
Für die Kinderzahnheilkunde sei es häufig von Bedeutung, mit einfachen Hilfsmitteln einen schnellen Erfolg zu ermöglichen. Sehr wichtig sei das Tempo der Therapie. „Besonders bei kleinen Kindern sollten Sie auf einfache und schnelle Maßnahmen Wert legen.“ Mögliche Therapieoptionen gerade in der ersten Dentition umfassten die Füllungstherapie, das Setzen einer Milchzahnkrone oder die Extraktion des Milchzahns, falls der Erfolg der Therapie zweifelhaft erscheint. Wenn nur eine geringe Karieserkrankung (Initialkaries) vorliege, könne es auch ausreichend sein, den Zahn zu fluorideren, zu versiegeln oder auch zu infiltrieren.
Je nach Grad der Demineralisation könnte die Füllungstherapie die richtige Behandlung sein. Hier bieten sich fließfähige und schrumpfkraftreduzierte Komposite, zum Beispiel Venus Bulk Fill (Kulzer), an. Bei der Anwendung im Milchgebiss werde eine abschließende Schicht nicht benötigt. Neben den Füllungsmaterialien ist auch die Wahl des Adhäsivs von großer Bedeutung: Self-Etch Produkte (zum Beispiel iBond, Kulzer) erzeugen eine homogene Adhäsivschicht und ermöglichen Ätzen, Primen, Bonden sowie Desensibilisieren in nur einem Schritt. „Ich behandle einige Kinder in meiner Praxis und nehme hier wirklich wertvolle Tipps mit nach Hause“, resümierte Dr. Dorothee Klein, Zahnärztin aus Wuppertal.
Kavitäten im Milchgebiss effektiv füllen
Bevor die Teilnehmer selbst loslegten, zeigte der Experte, wie er bei der Füllung von Kavitäten im Front- und Seitenzahnbereich vorgeht. Nach der Applikation des Adhäsivs füllte Krämer die Kavitäten mit Venus Bulk Fill. „Vier Millimeter sind im Milchgebiss vollkommen ausreichend. Adhäsiv einbringen, polymerisieren sowie eine Schicht Komposit verarbeiten und Sie sind fertig.“ Anschließend erhielt jeder Teilnehmer ein Kunststoffmodell mit drei Kavitäten, die es zu versorgen galt. Dr. Marie-Theresia Rücker, Zahnärztin aus Hagen, ist zufrieden: „Der Hands-On Teil der Fortbildung war wirklich toll. Ich konnte Prof. Krämer problemlos folgen und auch gleich selbst das Gelernte praktisch umsetzen.“
Interessierte, die sich ebenfalls über Kinderzahnheilkunde informieren möchten, können sich online unter www.kulzer.de/zahnarztfortbildungen zu folgenden Terminen anmelden: Freitag, 15. Juni 2018, in Freiburg-Munzingen, und Freitag, 12. Oktober 2018 im Ostseebad Dierhagen.
Titelbild: Kulzer/picture alliance/Haas