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Fünf Prozent der deutschen Bevölkerung haben eine Zahnbehandlungsphobie

Ein leicht mulmiges Gefühl, wenn eine Zahnbehandlung bevorsteht, kennt fast jeder. Etwa fünf Prozent der deutschen Bevölkerung sind jedoch von einer Zahnbehandlungsphobie betroffen. Ihre Angst vor dem Zahnarztbesuch ist so groß, dass sie ihn über Jahre vermeiden – selbst wenn sie Zahnschmerzen haben.

Das Dilemma: Durch die Vermeidungsstrategie kann sich die Gesundheit von Zähnen und Mund so sehr verschlechtern, dass häufig eine größere Behandlung notwendig wird. Ist eine Entzündung mit im Spiel, lassen sich die schmerzenden Stellen oft nicht ausreichend betäuben. Der Patient sieht sich in seiner Angst vor dem Zahnarztbesuch bestätigt. Umgekehrt tragen regelmäßige Zahnarztbesuche neben gesunder Ernährung und einer sorgfältigen Mundhygiene zu einer guten Mundgesundheit bei. Studien zeigen, dass Frauen insgesamt häufiger von einer Zahnbehandlungsphobie betroffen sind als Männer.

Wenn es zum sozialen Rückzug kommt   

Unbehandelte Schäden an den Zähnen und entzündetes Zahnfleisch können die Lebensqualität stark einschränken. Viele Zahnbehandlungsphobiker schämen sich für ihre ungepflegten Zähne oder schlechten Atem und ziehen sich sozial zurück. Zudem können bei anhaltenden Entzündungen und Erkrankungen auch Bakterien aus dem Mundraum über die Blutbahn in den gesamten Körper gelangen und ihre negative Wirkung systemisch entfalten..

Mögliche Gründe für eine Phobie

Doch woher kommt die Phobie vor dem Zahnarztbesuch? Oft ist sie bereits im Kindesalter begründet. Die Vorbildfunktion der Eltern spielt eine zentrale Rolle. Gehen die Eltern unbeschwert und ohne Bedenken zum Zahnarzt, vermittelt dies auch dem Kind die Sicherheit, den Zahnarztbesuch angstfrei wahrzunehmen. Die Angst der Eltern überträgt sich vermehrt auf die Kinder. Auch andere negative Erfahrungen im Kindes- oder Erwachsenenalter, wie zum Beispiel eine schmerzhafte Behandlung durch vorzeitiges Nachlassen einer Betäubung können den Grundstein für eine Zahnbehandlungsphobie legen. Die Erinnerung an den Anblick der Spritze, das Geräusch des Bohrers oder der besondere Geruch in der Zahnarztpraxis können das Angstgefühl hervorrufen. Nicht selten ist die Zahnbehandlungsangst auch mit allgemeiner Ängstlichkeit oder anderen Phobien verknüpft. Jedoch: Nicht jeder Patient reagiert nach schlechten Erfahrungen mit dem Entstehen einer Phobie. Einige Patienten sind anfälliger als andere. Auch die Erbsubstanz (DNA) scheint hier eine Rolle zu spielen.

Die Angst selbst angehen

Akupunktur, Vollnarkose, Beruhigungsmittel oder Hypnose sind mehr oder weniger invasive Maßnahmen, um die Angst für den Moment auszuschalten. Um die Phobie vor dem Zahnarztbesuch zu überwinden, ist eine psychotherapeutische Behandlung erfolgversprechend. Dabei ist eine Zusammenarbeit mit Psychologen oder Psychotherapeuten und Zahnärzten notwendig. „Studien zeigen, dass bereits drei Termine einer verhaltenstherapeutischen Maßnahme zum Erfolg führen können“, erläutert Prof. Dr. Hans-Peter Jöhren, Leiter der Zahnklinik Bochum.

Verhaltenstherapie häufig erfolgreich

Die Verhaltenstherapie ist die wirksamste und am häufigsten angewandte Form der Behandlung von spezifischen Phobien. Sie kann nicht vom Zahnarzt, sondern nur in enger Zusammenarbeit mit einem speziell geschulten Psychologen oder Psychotherapeuten durchgeführt werden. Um in angstauslösenden Situationen mit ihr umgehen zu können, lernen die Betroffenen, sich ihrer Angst bewusst zu werden und Entspannungstechniken einzusetzen (zum Beispiel Muskelentspannung nach Jakobsen). Schritt für Schritt erlernen sie so Praktiken durch Auseinandersetzung mit den jeweiligen angstauslösenden Situationen.

Schritt für Schritt angstfrei

Praktisch kann dies so aussehen: In einem ausführlichen Gespräch geht der Therapeut den Gründen für die Zahnbehandlungsphobie nach und stellt die Diagnose. In einer zweiten Sitzung bringt er dem Phobiker Entspannungstechniken bei. Dieser erlernt nun, die Techniken in angstauslösenden Situationen anzuwenden. Erst, wenn die Angst in den Simulationen der Zahnbehandlung durch Videos oder Bilder und Geräusche nicht mehr so stark ist, betritt der Angstpatient wieder die Praxis. Möglicherweise setzt er sich erst beim zweiten Besuch auf den Behandlungsstuhl. Ziel des schrittweisen Vorgehens ist es, dass der Zahnarzt eine Untersuchung und dann schließlich eine Behandlung durchführen kann. Ist die Verhaltenstherapie nicht erfolgreich, bietet die Psychotherapie auch tiefenpsychologische Ansätze an.

Welche Kosten übernehmen Krankenkassen?

Stellt oder bestätigt ein Psychotherapeut oder Psychologe/ Verhaltenstherapeut die Diagnose „Zahnbehandlungsphobie“, ist die anstehende Verhaltenstherapie eine von den gesetzlichen Krankenkassen und von den privaten Versicherern übernommene Leistung. Eine durch den Zahnarzt erbrachte Hypnose, die bei einer manifesten Angsterkrankung eingesetzt werden kann, ist jedoch keine Kassenleistung. Eine Behandlung unter Vollnarkose sollte nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Nur bei einer attestierten Phobie übernehmen die Krankenkassen die Behandlungskosten dafür.

Titelbild: proDente e.V./Johann Peter Kierzkowski
Quelle: Initiative proDente e.V. Praxis Menschen

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