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Warum der französische Implantatanbieter Anthogyr mehr als ein Geheimtipp ist – Gespräch mit Philipp Meyer, Produktmanager Implantologie bei Straumann

(c) Anthogyr/Straumann Group

Seit 2019 gehört Anthogyr zur Straumann Group. Nach einer längeren, erfolgreichen Kooperation haben sich die Implantologiespezialisten aus den französischen Alpen entschlossen, Teil des Baseler Dentalkonzerns zu werden. Und damit startet das schon früher auf dem deutschen Markt aktive Unternehmen unter dem Dach der Straumann Group auch hierzulande wieder durch. Philipp Meyer, Produktmanager Implantologie am Firmensitz der deutschen Straumann GmbH in Freiburg, gibt im Gespräch mit Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin Quintessence News, Auskunft.

 

Herr Meyer, seit 2019 gehört Anthogyr zu Straumann. Was hat sich seitdem getan?

Philipp Meyer, Produktmanager Implantologie am Firmensitz der deutschen Straumann GmbH in Freiburg, studierte Betriebswirtschaft in Dortmund. Er ist seit 2016 bei Straumann tätig und betreut den Produktbereich der Marken Anthogyr und Neodent.
Philipp Meyer, Produktmanager Implantologie am Firmensitz der deutschen Straumann GmbH in Freiburg, studierte Betriebswirtschaft in Dortmund. Er ist seit 2016 bei Straumann tätig und betreut den Produktbereich der Marken Anthogyr und Neodent.
Foto: Straumann
Philipp Meyer: Die Straumann Group hat sich insbesondere über die vergangenen Jahre deutlich gewandelt und sich entsprechend der Bedarfe am Markt zum Anbieter ganzheitlicher Lösungen entwickelt. Gleichzeitig ist die Straumann Group stets darauf aus, dem Behandler ein möglichst vielfältiges Spektrum an Versorgungs- und Behandlungsmethoden anzubieten. Denn jeder Behandler, jeder Mitarbeiter in einer Praxis und jedes Labor hat individuelle Vorlieben beziehungsweise verfolgt einen eigenen Workflow, unterschiedliche oder mehrere Konzepte, zum Beispiel konventionelle oder Sofortversorgung, arbeitet lieber analog oder digital.

Mit der Marke Anthogyr bieten wir nun ein weiteres hochwertiges System mit individuellen Vorzügen an, die andere Systeme in der Form nicht abdecken können. Dazu haben wir ein eigenes Vertriebsteam integriert, das unseren Kunden deutschlandweit beratend zur Seite stehen. Sowohl für die chirurgischen Behandler als auch für Labore.

 

Wird das französische Unternehmen komplett integriert? Was passiert jetzt am Standort in Sallanches?

Meyer: Die Marke Anthogyr ist eine hundertprozentige Tochter der StraumannGroup, das ist richtig. Das bedeutet aber nicht im Entferntesten, dass wir auf den Standort und das Knowhow in Sallanches verzichten können, im Gegenteil: In Sallanches arbeiten und unterstützen uns aktuell gut 350 Mitarbeiter in Produktion, Entwicklung Qualität, Verwaltung, Logistik, Vertrieb und Training. Anthogyr ist nicht nur in Frankreich und Deutschland vertreten, sondern weltweit in mehr als 35 Ländern, mit stark wachsender Tendenz. Die Relevanz des Standorts Sallanches wird künftig also eher gestärkt

 

Bis Anfang 2018 war Anthogyr ja selbst auf dem deutschen Markt aktiv, die Implantatsysteme waren wegen ihrer implantologischen und prothetischen Möglichkeiten auch bei Implantologen beliebt. Was ist das Besondere an den Implantatsystemen? Und in welchem Marktsegment sind sie anzusiedeln?

Meyer: Das ist richtig. Bis März 2018 war Anthogyr mit einem eigenen Vertrieb in Deutschland aktiv, hat sich dann aber aus Gründen der Marktgegebenheiten zurückziehen müssen. Um so erfreulicher ist es, dass wir nun den Kunden einen Service über die Straumann Group anbieten können: ein Logistik-Lager bei uns in Freiburg, einen Ansprechpartner vor Ort, eine Telefonnummer, deutschsprachigen Support.

Was das Implantatsystem betrifft: Dieses ist extrem einfach in der Anwendung und dennoch maximal flexibel, da es ein in sich komplementäres System zwischen Bone-Level- und Tissue-Level-Implantat ist. Mit einer kleinen, übersichtlichen Chirurgiekassette kann der Behandler vier unterschiedliche Implantate setzen und somit die meisten Indikationen abdecken. Das bringt viele Vorteile mit sich. Nicht nur ein vereinfachtes chirurgisches Protokoll, sondern auch geringere Lagerhaltung, reduzierte Kosten, einfache und schnelle Teameinweisung.

Das Axiom-Implantatsystem von Anthogyr ist ein hochwertiges, vor allem aber ausgereiftes System, das mittlerweile seit mehr als zehn Jahren weltweit implantiert wird. Mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in der dentalen Chirurgie ist es Anthogyr gelungen, ein System zu entwickeln, das ein äußerst interessantes Preis-Leistungsverhältnis hat und dabei durchaus eine Lösung für Patienten mit kleinerem Geldbeutel sein kann.

Im Bereich Implantatprothetik bietet Anthogyr mit dem Axiom Multi Level-Implantat und Simeda eine abgestimmte Lösung mit CAD/CAM-Technologie. Was steckt dahinter?

Meyer: Dahinter stecken unter anderem die Lösungen AxIn für die verschraubte Einzelzahnversorgung im Frontzahnbereich und inLink, einer multiplen verschraubten Versorgung, zum Beispiel für Full-Arch-Versorgungen mit der Möglichkeit des Ausgleichs extremer Achsdivergenzen. Besonders spannend: über ein entsprechendes Sekundärteil kann ein Bone-Level-implantat auf ein Tissue-Level-Implanatat „umgebaut“ werden. Somit besteht die Möglichkeit, eine Einzelzahnversorgung auf Bone-Level von heute mit inLink morgen problemlos auf eine multiple Versorgung auf Tissue-Level-Niveau zu erweitern. Und durch den Ausgleich großer Divergenzen kann dann der vorhandene Knochen effektiver genutzt werden.

Die über Simeda bereits integrierte Verschraubung in der Prothetik erleichtert dem Behandler die finale Eingliederung enorm, der Transport von Schrauben in den Schraubenkanal entfällt und Wartungen der Prothese werden deutlich vereinfacht. Das gibt Sicherheit und spart Zeit. Der geringe Durchmesser des Schraubendreherkanals von zwei Millimetern ermöglicht es, die Krone stabiler zu gestalten, und der angulierte Zugang garantiert verbesserte ästhetische Ergebnisse, also „näher am natürlichen Zahn“. Diese Entwicklungen spiegeln die Innovationskraft und die ständige Weiterentwicklung des Unternehmens wider.

 

Straumann legt großen Wert auf klinisch gut untersuchte Systeme und Produkte – wie steht es damit bei Anthogyr?

Meyer: Anthogyr legt da nicht weniger Wert drauf. Es gibt natürlich nicht so viele Studien wie bei Straumann. Aber man muss auch das Verhältnis und die Zeit im Auge behalten: Anthogyr ist erst seit 1997 mit dem ersten eigenen Implantatsystem unter der Marke Anthogyr auf dem Markt und verkauft daher global betrachtet auch weniger Implantate. Bevor Anthogyr Teil der Straumann Group wurde, konnten weitreichende Erfahrungen und Kompetenzen als Lohnhersteller für führende, international bekannte Hersteller gesammelt werden. Für diese Implantate gibt es sicher ähnlich viele Studien wie für Straumann

 

Ist das komplette Produktportfolio in Deutschland erhältlich? Und wird es kompatible Prothetikkomponenten von Medentika geben?

Meyer: Jetzt muss ich zunächst etwas separieren, denn das „komplette“ Portfolio aus Herstellersicht beinhaltet auch Produkte wie Chirurgiemotoren, Hand- und Winkelstücke und viele andere Dentalinstrumente. In der Entwicklung und Herstellung von Dentalinstrumenten hat Anthogyr vor mehr als 70 Jahren schließlich auch seinen Ursprung. Mit Ausnahme des Torq Control – einem kalibrierten Präzisionsinstrument für die manuelle Verschraubung prothetischer Versorgungen, kompatibel zu allen Herstellern – werden wir in Deutschland keine Dentalinstrumente und Motoren vertreiben, unterstützen aber bei Bedarf gerne im Bereich Service.

In Deutschland hingegen vertreiben wir alles in Bezug auf die Implantatchirurgie und Prothetik. Ob das komplette Prothetiksortiment künftig auch über Medentika erhältlich sein wird, kann ich heute noch nicht abschätzen, dafür ist es noch zu früh. Aber natürlich nutzen wir auch bei Anthogyr schon heute die prothetische Kompetenz von Medentika, zum Beispiel bei der aktuellen Entwicklung und Fertigung des Pre-milled-Abutments und der Integration von Bibliotheken bei den Softwareherstellern. Hier ist unser Partner nicht ganz unbeteiligt

 

Welchen Service können Zahnärzte und Zahntechniker in Deutschland erwarten?

Meyer: Die Straumann GmbH in Freiburg hat ein sehr breit aufgestelltes Vertriebsteam mit entsprechenden Zuständigkeitsbereichen. So haben wir – wie letztlich auch für unsere Kernmarke Straumann – ein Team von Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, welches ausschließlich zu unseren Marken Medentika, Anthogyr und Neodent berät. Wenn einmal etwas nicht glatt laufen sollte, kann die Kundin/der Kunde immer Kontakt zu unseren Technischen Systemexperten aufnehmen.

Im Innendienst sind Kollegen extra auf Anthogyr geschult, um dem Labor als auch der Praxis beratend zur Seite stehen zu können. Auch für Anthogyr gelten dementsprechend die gleichen und bereits bekannten Telefonnummern für unsere Kunden.

Sollte es tatsächlich einmal vorkommen, dass wir in Freiburg keine Antwort haben, besteht immer die Möglichkeit, dass wir uns direkt mit dem Hersteller in Verbindung setzen. Die Kolleginnen und Kollegen von Anthogyr in Sallanches freuen sich, wenn sie uns helfen können, und sind immer an Erfahrungsaustausch interessiert.

 

Wie steht es mit Fortbildungsangeboten?

Meyer: Wir hatten bereits einige interessante Formate zusammengestellt, die dann aufgrund der aktuellen Corona-Situation – wie überall in der Branche – wieder abgesagt werden mussten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, und wir sind sehr zuversichtlich, auch für die Marke Anthogyr hier bald wieder den von Straumann gewohnten Umfang an physisch stattfindenden Fortbildungsangeboten anbieten zu können.

Damit aber nicht genug: Anthogyr bietet uns etwas ganz Besonderes und auch innerhalb der Straumann Group Einmaliges! Direkt am Produktionsstandort in Sallanches befinden sich ein kompletter Schulungsbereich und ein vollausgestatteter OP-Bereich mit Kameras nebst Labor. Somit können direkt beim Hersteller Live-OP’s und Trainings durchgeführt werden, und eine Kaffeepause mit Blick auf die Berge lässt durchatmen. Ein Konzept, welches seit vielen Jahren international sehr gefragt ist.

Der Firmenstandort in den französischen Alpen ist modern, mit modernen Produktionsanlagen und einer aktiven Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Noch dazu liegt er sehr attraktiv. Wird es – ähnlich wie bei Straumann in der Schweiz – die Möglichkeit geben, das Unternehmen zu besichtigen?

Meyer: Da haben Sie Recht, der Standort ist äußerst attraktiv und ich versuche immer, einen Tag länger privat vor Ort zu bleiben, um am Ende einer Veranstaltung oder eines Termins noch die Umgebung und den Mont Blanc zu erkunden.

Wir planen definitiv wieder ansprechende Veranstaltungen vor Ort, und dann gehört auch eine Besichtigung des gesamten Unternehmens zum Programm. Somit kann der Besucher auch direkt in den Austausch mit dem Team vor Ort kommen, Fragen loswerden oder Anregungen teilen.

Simeda, inLink, AxIn, Medentika und Straumann sind eingetragene Warenzeichen der Straumann Group.

 

Wirtschaft Nachrichten Implantatprothetik Implantologie

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