Die Folgen für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten würden ansonsten äußerst ernst: Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung fordert Bundesgesundheitsminister Lauterbach in einem offenen Brief auf, die gegenwärtige Krise in der zahnärztlichen Versorgung endlich zu stoppen.
Hierzu erklärt Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der KZBV: „Bereits jetzt ist der Schaden durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz für unsere Patientinnen und Patienten voll sichtbar. Die aktuellen Rahmenbedingungen sorgen insbesondere dafür, dass die notwendigen Mittel zur Finanzierung der erst im Juli 2021 eingeführten neuen, präventionsorientierten Parodontitistherapie nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Die Auswirkungen sehen wir anhand des dramatischen Einbruchs bei den Neubehandlungen dieser Volkskrankheit, die unter anderem in direkten Wechselwirkungen mit Herzkreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus steht. Hier wird nicht nur die Zahn- und Mundgesundheit der Menschen absolut leichtfertig aufs Spiel gesetzt, sondern auch die Allgemeingesundheit. Herr Minister, stellen Sie sich jetzt Ihrer Verantwortung für die zahnmedizinische Versorgung und handeln Sie! Ihnen, aber erst recht den Patientinnen und Patienten, läuft die Zeit davon.“
Weiterer Rückgang bei den PAR-Behandlungszahlen
Im Brief, der auch auf der Internetseite der KZBV abgerufen werden kann, beschreibt der Vorstand den weiteren Rückgang bei den Parodontitis-Neubehandlungen nach der neuen PAR-Richtlinie angesichts der Budgetierung der vertragszahnärztlichen Behandlung und weist auf Lauterbachs Verweigerung hin: „Herr Bundesminister, über diese gefährliche Entwicklung haben wir Sie laufend informiert. Unsere Warnungen haben Sie jedoch stets ignoriert, unsere Gesprächsangebote hierzu haben Sie abgelehnt.“
Kampf gegen Parodontitis könnte vollständig scheitern
Wenn jetzt nicht von der Ampel-Koalition gehandelt wird, drohe „das Versorgungsziel, die Parodontitis – neben Karies die zweite große Volkskrankheit in der zahnmedizinischen Versorgung – wirkungsvoll bekämpfen zu können, vollständig zu scheitern. In Anbetracht der hohen Krankheitslast ist dies für die Mund- und Allgemeingesundheit der Patientinnen und Patienten fatal. Es reicht nicht allein, sich die Stärkung der Prävention im Koalitionsvertrag als Ziel zu setzen. Entscheidend ist, dass diese Zielsetzung auch Eingang in das politische Handeln und in die Versorgungsrealität findet“, heißt es weiter.
Stellenwert der Prävention ernst nehmen
Lauterbach solle den Stellenwert der Prävention für die Gesundheit ernst nehmen und nicht länger die Augen vor den Problemen in der Versorgung verschließen, so die Forderung. „Herr Bundesminister, erkennen Sie endlich: Es gibt keine Gesundheit ohne Mundgesundheit.“ Man appelliere ausdrücklich an seine Verantwortung für die Aufrechterhaltung der zahnmedizinischen Versorgung: „Verweigern Sie nicht länger den Dialog. Unsere Lösungsvorschläge liegen Ihnen vor. Wir fordern Sie auf, mögliche Lösungsansätze konstruktiv mit uns zu diskutieren und unsere Vorschläge aufzugreifen. Nur so können Sie noch verhindern, dass sich diese Versorgungskrise weiter verschärft.“
Lesen Sie zum Thema und zum aktuellen Stand bei Gesprächen mit der Politik, Protesten und Gestaltungsmöglichkeiten der Zahnärzteschaftauch das Interview mit Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung: „Die Probleme wurden erkannt – jetzt muss von der Politik gehandelt werden“.