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Preisbindung an die Einkommensentwicklung aufheben, Betriebe entlasten – VDZI-Delegiertenversammlung und „Zahntechnik plus“ in Leipzig

Der VDZI-Präsident ZTM Dominik Kruchen bei der Eröffnung der „Zahntechnik plus“

(c) Quintessence News

Dr. Marion Marschall

Die zahntechnischen Innungsbetriebe treiben angesichts zunehmender Inflation und steigender Energie- und Rohstoffpreise Sorgen um ihre wirtschaftliche Situation um. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen lassen für die Preisgestaltung in der Gesetzlichen Krankenversicherung allerdings keinen Raum für schnelle Anpassungen. Dieses und weitere Probleme wurden in der Mitgliederversammlung des Verbands Deutscher Zahntechnikerinnungen (VDZI) am 24. März 2022 in Leipzig diskutiert.

Die Delegierten aus den VDZI-Mitgliedsinnungen haben dazu zwei Resolutionen verabschiedet, die die zentrale Agenda des Jahres 2022 bestimmen sollen. Am Vortag des neuen Branchentreffs „Zahntechnik plus“ bekräftigte das Parlament des Zahntechniker-Handwerks damit die zentrale Forderung des Verbands, dass die Preisregulierung durch die strikte und ausschließliche Begrenzung auf die maximale Veränderungsrate nach Paragraf 71 Absatz 3 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) (sogenannte Grundlohnsummenanbindung) bei zahntechnischen Leistungen unverzüglich aufgehoben werden sollte. Nach Auffassung der Versammlung können die Zahntechniker bei anhaltender Inflation nicht länger die Kostenlasten der einseitigen Bindung der zahntechnischen Preise an die Veränderungsrate nach Paragraf 71 Absatz 3 SGB V allein tragen. Das sei auch für die Politik nachvollziehbar.

In einer zweiten, ebenfalls einstimmig verabschiedeten Resolution forderten die Delegierten mehr staatliche Unterstützung der Betriebe bei der Ausbildung des Zahntechnikernachwuchses. Das Zahntechniker-Handwerk benötige zur Aufrechterhaltung der qualifizierten Zahnersatzversorgung weitere Fortschritte bei den Rahmenbedingungen in der Ausbildung von Fachkräften, um die zahntechnische Versorgung sicherzustellen. Dies sei im System der dualen Ausbildung nur durch eine Stärkung und Unterstützung der Ausbildungsbetriebe bei gleichzeitiger finanzieller Förderung und Gleichstellung der Auszubildenden mit Studierenden möglich, so die Delegierten.

Neue Ausbildungsordnung kommt zum 1. August 2022

Zum neuen Ausbildungsjahr am 1. August 2022 wird zudem die neue Ausbildungsordnung für das Zahntechnikerhandwerk in Kraft treten, mit der Inhalte und Durchführung der Ausbildung des Berufsnachwuchses an die aktuellen technischen Entwicklungen im Zahntechnikerhandwerk angepasst werden. Auch davon erhoffen sich die Betriebe eine Attraktivitätssteigerung der Ausbildung. Die Vorbereitungen für die neue Ausbildungsordnung liefen wie geplant, die Veröffentlichung im Bundesanzeiger stehe kurz bevor. Die Rahmenlehrpläne seien in der Kultusministerkonferenz konsentiert und die ersten Informationsveranstaltungen seien für Anfang April vorgesehen, hieß es in Leipzig.

„Obergrenze ist sachfremd“

Zu den zwei verabschiedeten Resolutionen äußert sich VDZI-Präsident ZTM Dominik Kruchen: „Ein lang bestehender Mangel der gesetzlichen Vorschriften für die Preisvereinbarungen auf Bundes- und Landesebene muss endlich behoben werden. Die aktuelle Inflationsentwicklung mit deutlich steigenden Kosten für Dentalmaterialien zeigt erneut den dringenden Handlungsbedarf für den Gesetzgeber, bestenfalls schon für die bevorstehenden Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband im Herbst dieses Jahres. Die Obergrenze für die Preisvereinbarung für Zahntechniker ist sachfremd, einseitig und gefährdet eine leistungsgerechte Preisfindung. Leitragende dieser Fehlregulierung sind nicht nur die Laborinhaber, sondern vor allem die qualifizierten Beschäftigten, weil dadurch eine angemessene und konkurrenzfähige Lohnanpassung nicht finanziert werden kann.“

Kostenentlastung für ausbildende Betriebe

Zum Thema Ausbildung erklärte Kruchen: „Auch bei der Ausbildung sehen wir die Politik in der Pflicht. Die Stärkung von ausbildungswilligen Handwerksbetrieben durch Kostenentlastungen, zum Beispiel bei den Finanzregelungen bei Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen, sowie deutlich bessere, attraktivere finanzielle Rahmenbedingungen für Auszubildende sind darüber hinaus unerlässlich. Das Handwerk und das duale Bildungssystem insgesamt braucht die Gleichstellung mit den Fördermaßnahmen und Vorteilen bei der akademischen Bildung. Nur durch diese Maßnahmen kann gewährleistet werden, dass das Handwerk insgesamt, insbesondere aber hier das Zahntechniker-Handwerk im Wettbewerb um qualifizierte Auszubildende und Fachkräfte nicht an Wettbewerbsfähigkeit verliert.“

Nur knapp ein Drittel der Betriebe bildet noch aus

VDZI-Generalsekretär Walter Winkler bot zum Thema Unternehmensnachfolge einen Überblick zur Marktsituation.
VDZI-Generalsekretär Walter Winkler bot zum Thema Unternehmensnachfolge einen Überblick zur Marktsituation.
Foto: Quintessence News
Auf der Veranstaltung „Zahntechnik plus“ im Kongresszentrum am Zoo am 25. und 26. März 2022 befasste sich eine der drei Themenwelten mit der Unternehmensnachfolge. In seinem Vortrag dazu stellte VDZI-Generalsekretär Walter Winkler heraus, dass der Anteil der ausbildenden zahntechnischen Betriebe weiter gesunken sei und jetzt bei weniger als 2.550 liege – von insgesamt mehr als 7.660 Betriebe. Angesichts des in vielen Regionen spürbaren Fachkräftemangels würden die meisten der ausgebildeten Gesellen direkt von den Betrieben übernommen, auf dem Arbeitsmarkt seien nur wenige zu finden.

Zweitägige Veranstaltung mit fachlichen und betriebswirtschaftlichen Themen

Die als neuer Branchentreff geplante zweitägige Veranstaltung der Leipziger Messe mit ideeller und fachlicher Trägerschaft des VDZI bot in insgesamt vier Bereichen Fortbildung und Informationen für Zahntechniker – in den drei Themenwelten „Innovative Technologien“, „Zukunft Unternehmensnachfolge“ und „Evidenz in der Praxis“ und im Expertise-Kongress „Was uns bewegt“. Dazu kam eine Fachausstellung mit etwa 50 Ausstellern. Gerade die angebotenen Vorträge zur Unternehmensnachfolge waren sehr stark nachgefragt, der vorgesehene Raum zu Beginn schon überfüllt. Insgesamt waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer ebenso wie die Referenten und die Aussteller sichtlich froh, wieder eine Gelegenheit zum persönlichen Austausch und zur Begegnung zu haben.

Für die Messe Leipzig selbst war es eine der ersten großen Veranstaltungen seit 16 Monaten, wie der Geschäftsführer der Messe, Martin Buhl-Wagner, betonte. Die Zahntechnik plus sei eine weitere wichtige Veranstaltung für den Schwerpunkt Medizintechnologie und Medizin am Standort Leipzig. Das betonte auch der Erste Bürgermeister der Stadt, Torsten Bonew, in seiner Begrüßung anlässlich der Kongresseröffnung.

Eröffnung des Kongresses „Zahntechnik plus“ im Kongresszentrum am Zoo
Eröffnung des Kongresses „Zahntechnik plus“ im Kongresszentrum am Zoo
Foto: Quintessence News

Klaus-Kanter-Preis und „Abdruck“ übergeben

In Leipzig wurden auch die Preisträger des von der Initiative proDente e.V. ausgelobten Journalistenpreises 2022 und gleich zwei Jahrgänge Preisträger des namhaften Klaus-Kanter-Preises für junge Zahntechnikermeister geehrt. Die Kanter-Preise erhielten für das Jahr 2020 Madeleine Müller, Freiburg (1. Platz), Christin Nied, Altenbeken (2. Platz) und Nikolas Bär, Augustin (3. Platz). Über die Auszeichnung im Jahr 2021 durften sich Hugo Laschke, Berlin (1. Platz), Janna König, Osnabrück (2. Platz) und Heiko Müller, Kreischa  (3. Platz) freuen. Mit der Prämierung der Preisträger des praktischen Leistungswettbewerbs sowie des Gysi-Preises erhielten weitere Branchenvertreter die entsprechende Würdigung in Leipzig.

Die Preisträger des Journalistenpreises „Abdruck 2022
Die Preisträger des Journalistenpreises „Abdruck 2022
Foto: Quintessence News
Den Preis „Abdruck“ für herausragende journalistische Arbeiten, die zahnmedizinische und zahntechnische Themen für eine breite Öffentlichkeit allgemein verständlich zugänglich machen, erhielten Sabine Hoffmann, Hörzu Gesundheit (Print), Nele Langosch, Psychologie heute (Print), Rieke Sprotte und die Redaktion Markt, NDR, sowie die Redaktion von Doc Fischer, SWR, (beide TV) und Lukas Benedikt Kohlenbach, WDR 5 Quarks (Hörfunk).

Laut Veranstalter wurden für beide Tage mehr als 1.100 Besucher gezählt, im Vorfeld hatte es geheißen, es gebe etwa 530 Anmeldungen. Der nächste Termin für die Veranstaltung, die alle zwei Jahre stattfinden soll, ist am 3. und 4. Mai 2024.

Dr. Marion Marschall, Berlin

Mit Material des VDZI und der Leipziger Messe.

(weitere Berichterstattung folgt)

 

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