0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1717 Aufrufe

Bündnis aus Verbraucherschutzorganisationen und wissenschaftlichen Fachgesellschaften begrüßen Pläne der Ampelkoalition

(c) Morrowind/shutterstock.com

Es ist immerhin die Ankündigung einer guten Nachricht: Die Ampelkoalition plant ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt. Ein breites Bündnis aus Verbraucherschützer:innen, wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen hat nun einen gemeinsamen Vorschlag vorgelegt. Teilverbote greifen zu kurz, so das Bündnis.

Teilverbote greifen zu kurz

Der AOK-Bundesverband, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und das Wissenschaftsbündnis Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) fordern zum Schutz von Kindern und Jugendlichen umfassende Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel. Influencer-Werbung für Ungesundes sollte die Bundesregierung komplett untersagen, heißt es in dem nun veröffentlichten gemeinsamen Positionspapier. Für TV, Streaming und Radio spricht sich das Bündnis für ein Werbeverbot zwischen 6 und 23 Uhr aus. Für Plakatwerbung sollte eine 100-Meter-Bannmeile im Umkreis von Kitas, Schulen und Spielplätzen gelten. Gesunde Lebensmittel, die die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfüllen, sollen von den Verboten nicht betroffen sein.

Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig

In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig, Tendenz steigend. SPD, Grüne und FDP hatten sich im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit einem hohen Zucker-, Fett- und Salzgehalt einzuschränken.

„Wir begrüßen es, dass an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel endlich unterbunden wird. Die Zeit der wirkungslosen Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie ist passé“ sagt Barbara Bitzer, Sprecherin des Wissenschaftsbündnisses DANK, dem unter anderem der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (DGKJ), die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) angehören.

Täglich 15 Werbespots für Ungesundes

„Kinder sind tagtäglich den Lockrufen für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt. Das begünstigt ungesunde Ernährungsmuster im Kindesalter und kann sich ein Leben lang negativ auf die Gesundheit auswirken“, erklärt Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. „Im Sinne der Prävention ist es zielführend, die Werbung einzuschränken. Gerne unterstützen wir dieses Vorhaben mit konkreten Vorschlägen zum Wohle unserer Versicherten“, so Reimann.

Eine Studie der Universität Hamburg im Auftrag von AOK-Bundesverband und DANK hatte im vergangenen Jahr das Ausmaß der Lebensmittelwerbung in Deutschland gezeigt. Demnach sieht ein mediennutzendes Kind pro Tag 15 Werbespots oder -anzeigen für ungesunde Lebensmittel (mehr dazu auf Quintessenz News). Der Einfluss der Werbung auf das Ernährungsverhalten von Kindern gilt inzwischen als gut belegt.

Verbot von 6 bis 23 Uhr

„Um Kinder zu schützen, darf die Politik keine halben Sachen machen. Die Werbebeschränkungen müssen für alle Kanäle und Werbeformen wie Kino, Zeitschriften oder Social Media gelten. Ansonsten würde die Lebensmittelwirtschaft ihre Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Salz und Fett auf die Schlupflöcher verlagern und wenig wäre gewonnen“, sagt Jutta Gurkmann, Leiterin des Geschäftsbereichs Verbraucherpolitik beim vzbv.

Untersuchungen zur Mediennutzung von 3- bis 13-Jährigen zeigen, dass diese insbesondere zwischen 6 und 23 Uhr Bewegtbildmedien konsumieren. Je älter die Kinder, desto weniger relevant werden allerdings klassische Kindersendungen. Das Bündnis fordert deshalb, dass die geplante Werberegulierung auch bei Familienformaten greifen muss.

Deutlicher Anstieg des Körpergewichts in Pandemiezeiten

Dr. Thomas Fischbach, Präsident des BVKJ, betont die Bedeutung des Vorhabens für die Kindergesundheit: „Schon vor Beginn der Corona-Pandemie war jedes siebte Kind in Deutschland übergewichtig. Seit etwa zwei Jahren beobachten wir in den Praxen einen deutlichen Anstieg des Körpergewichts bei Kindern. Die Adipositas-Epidemie ist geradezu eskaliert! Werbeverbote und die Förderung einer gesunden Ernährung sind wichtiger denn je.“

Erste Untersuchungen belegen, dass der Anteil an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen seit der Corona-Pandemie zugenommen hat. So ist beispielsweise der Anteil der Kinder mit Übergewicht bei Schuleingangsuntersuchungen in der Region Hannover in nur einem Jahr um 40 Prozent gestiegen – von vormals 9,5 auf nun 13,4 Prozent. Eine umfassende Studie der Universität Leipzig zeigt ein ähnlich alarmierendes Bild. In den ersten Monaten der Corona-Pandemie ist das Körpergewicht der untersuchten Kinder in der Region Mitteldeutschland 30 Mal so schnell gestiegen wie in den Jahren zuvor.

Weiterführende Informationen:

  • Studie der Universität Hamburg zu Lebensmittelwerbung in Deutschland (2021): https://t1p.de/9b98s
  • Nährwert-Empfehlungen der WHO Europa für an Kinder gerichtete Lebensmittelwerbung: https://t1p.de/v64bq
  • Studie der SWR Medienforschung/Programmstrategie zum Mediennutzungsverhalten drei bis 13-jähriger Kinder (2021): https://t1p.de/mj7g1
  • Studie der Region Hannover zur Gewichtsentwicklung in der Region Hannover (2021): https://t1p.de/eooc
  • Studie der Universität Leipzig zur Gewichtsentwicklung in der Region Mitteldeutschland (2021): https://t1p.de/m8i0u
Quelle: DANK Politik Prävention und Prophylaxe Patientenkommunikation Menschen Bunte Welt

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Schmuckbild Kalenderblatt August
12. Aug. 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – August 2025
Apothekerin in weißer Kleidung (links) hält Kartenlesegerät auf der Theke Fest. Ein Mann (rechts) steckt seine Versichertenkarte in das Kartenlesegerät.
11. Aug. 2025

Ist das das Sommerloch oder die Ruhe vor dem Sturm?

Dr. Uwe Axel Richter zu Reformbedarf und zum Stand der Digitalisierung im Gesundheitswesen
Das Visual des Podcasts „Dental Minds“, ein schwarzes W mit weißem Kopfhöhrer und dem Schriftzug „Dental Minds“ links, rechts das Porträtfoto von Dr. Romy Ermler in Schwarzweiß, alles auf grünem Hintergrund
7. Aug. 2025

„Wir wollen eine freie Gebührenordnung“

Hilfestellungen für die Praxen zur GOZ, Abgrenzung zur GOÄneu, Unterstützung junger Kolleginnen und Kollegen und Abgeber – Dr. Romy Ermler, Vizepräsidentin der BZÄK, zu Gast in Folge #29 von Dental Minds
Schmuckbild: ein älterer Mann steht mit einer Fachverkäuferin in einem Fachgeschäft für medizinische Hilfsmittel und lässt sich einen Elektrorollstuhl erklären, im Hintergrund Rollatoren und Rollstühle.
5. Aug. 2025

GKV-Spitzenverband fordert mehr Transparenz bei Mehrkosten

Ausgaben für Hilfsmittel auf 11,5 Milliarden gestiegen – Industrieverband hält Bericht für unnötig und bürokratisch
Der Gewinner Dr. Robert Heym steht mit einem männlichen und sieben weiblichen Teammitgliedern in einer Reihe, alle haben eine gelbe Rose in der Hand, eine junge Frau hält die eingerahmte Urkunde. Links davon steht Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin, und applaudiert.
4. Aug. 2025

Berlins beste Ausbildungspraxis für ZFA 2025 ausgezeichnet

ZÄK Berlin: Würdigung von Zahnarztpraxen, die durch Engagement, Innovation und Qualität überzeugen
Eine Frau mit Kittel und Kopfhaube sitzt mit einem medizinischen Katheter vor einer Prüfstation mit zwei Bildschirmen und führt eine Qualitätskontrolle durch.
1. Aug. 2025

Kleine und mittelständische Unternehmen stärker in den Fokus nehmen

Haupttreiber für Innovationen auch bei Zulassungsprozessen entlasten – BVMed zum EU4Health-Programm
Schmuckbild: Wegweiser Notaufnahme, darunter ein Stoppschild
29. Juli 2025

Viele gehen direkt in die Notaufnahme

Repräsentative Befragung im Auftrag der AOK – bessere Steuerung im Zuge der geplanten Notfallreform dringend erforderlich
Schmuckbild Kalender Juli 2025
28. Juli 2025

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – Juli 2025