0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1572 Aufrufe

Studie aus Marburg analysierte Impfstoffstudien und den umgekehrten Placeboeffekt

(c) Komsan Lonproom/shutterstock.com

Schmerzen, Fieber, Mattigkeit: Treten unerwünschte Nebenwirkungen nach einer Impfung gegen das Coronavirus auf, so liegt das nicht unbedingt am Impfstoff, sondern an einem umgekehrten Placeboeffekt. Das hat ein internationales Forschungsteam um den Marburger Psychologen Prof. Dr. Winfried Rief herausgefunden, indem es Impfstoffstudien analysierte. Das Team berichtet im Wissenschaftsmagazin „JAMA Network Open“ über seine Ergebnisse. 

Bei wissenschaftlichen Studien bekommen nicht alle Probanden den Wirkstoff verabreicht, der getestet werden soll – eine Kontrollgruppe erhält zum Vergleich eine harmlose Substanz, ein Placebo. „Unerwünschte Nebenwirkungen nach einer Placebobehandlung kommen in klinischen Arzneimittelstudien häufig vor“, schreibt das Autorenteam, das genau wissen wollte, wie stark diese Effekte sind. Denn die Sorge über unerwünschte Wirkungen sei ein Grund für die mangelnde Impfbereitschaft gegen das Coronavirus.

Originalveröffentlichung:
Julia W. Haas, Friederike L. Bender & al.: Frequency of Adverse Events in the Placebo Arms of COVID-19 Vaccine Trials: A Systematic Review and Meta-analysis, JAMA Network Open 2022, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.43955


Die Forschungsgruppe wertete zwölf Artikel aus, die über unerwünschte Nebenwirkungen bei wissenschaftlichen Studien zu Impfstoffen gegen das Coronavirus berichten. An diesen Studien nahmen insgesamt 45.380 Probanden teil. 22.578 davon, also fast die Hälfte erhielt ein Placebo.

Nur geringfügig mehr Nebenwirkungen als in Placebogruppe

Trotzdem klagten 35 Prozent der Personen aus diesen Kontrollgruppen über Nebenwirkungen; bei denjenigen, die tatsächlich den Impfstoff erhielten, waren es nur wenig mehr, nämlich 46 Prozent.

Die eingebildeten Effekte machten dem zufolge nach der ersten Dosis fast drei Viertel der unerwünschten Nebenwirkungen aus, nach der zweiten Dosis waren es immer noch ein bisschen mehr als die Hälfte. Meist berichten die Betroffenen über Kopfschmerz und Müdigkeit. Die Fachleute sprechen von einem Nocebo-Effekt. „Das Ergebnis unserer Analyse sollte bei öffentlichen Impfprogrammen berücksichtigt werden“, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Noch immer halten sich manche Grundüberzeugungen hartnäckig, etwa die Idee der Langzeitfolgen von Corona-Impfstoffen. Die Impfstoffe seien sehr neu, so das Argument, daher seien langfristige Nebenwirkungen noch nicht ausreichend untersucht. Doch die Grundannahme ist schon falsch, heißt es in einem Beitrag auf merkur.de zu den Stiko-Empfehlungen für Booster-Impfungen vom 21. Januar 2022: Erstens sind die Corona-Impfstoffe extrem gut untersucht. Weltweit seien demnach bereits laut Johns Hopkins University über acht Milliarden Impfdosen verabreicht worden. „Die Covid-19-Impfstoffe wurden in kürzester Zeit an viele Menschen weltweit verabreicht. Deshalb können sehr seltene Nebenwirkungen schneller als sonst erkannt und beurteilt werden“, erklärt die Stiko.

Zweitens gibt es Langzeit-Nebenwirkungen bei Impfstoffen generell nicht. Alle Folgen, die ein Impfstoff hat, treten wenige Stunden, Tage oder Wochen nach der Impfung auf. „Nebenwirkungen, die unerwartet und erst lange Zeit (etwa mehrere Jahre) nach der Impfung auftreten, sind bei noch keiner Impfung beobachtet worden“, so die Stiko. Eine unerwünschte Wirkung, die erst nach langer Zeit eintritt, muss also niemand befürchten.

Definiert man Langzeitfolgen hingegen als Wirkung, die lange anhält, sind diese bei Corona-Impfstoffen durchaus möglich. Eine erwünschte Langzeitfolge ist der lang anhaltende Schutz vor einer Corona-Infektion oder vor einem schweren Verlauf. Doch auch bei Covid-Impfungen können schwere Nebenwirkungen vorkommen. In sehr seltenen Fällen kann es beispielsweise zu Sinusvenen-Thrombosen oder einer Herzmuskelentzündung im Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung kommen. Diese treten kurz nach der Impfung auf, können aber langfristige Auswirkungen haben.

Im Grunde handelt es sich um eine Risikoabwägung. Das Risiko einer schwerwiegenden Nebenwirkung durch eine Impfung liegt bei etwa 0,02 Prozent. Die Gefahr für alle, die ungeimpft auf das Virus treffen, ist ungleich größer: Jeder Zehnte, der sich infiziert (10 Prozent), muss mit einem schweren Verlauf rechnen – Long-Covid-Symptome noch nicht eingerechnet.

 

 

 

 

Quelle: Universität Marburg Menschen Bunte Welt

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
Säugling, dem ein Speichelfaden aus dem Mund läuft
4. Aug. 2025

Spucke: Saft mit Superkraft

Tag der Zahngesundheit (TdZ) widmet sich der Bedeutung von Speichel
Schriftzug Dental Lab Inside, Quintessence Podcasts-Logo und Porträtbild von Carola Wohlgenannt
30. Juli 2025

„Das System ist einfach komplett“

„Dental Lab Inside“-Special mit Carola Wohlgenannt zu „20 Jahre IPS e.max“
Zwei schwarze Unterschenkelprothesen in weißen Turnschuhen stehen aufrecht, bis zum Knie zu sehen.
28. Juli 2025

Schwer verletzten Menschen wieder Lebensqualität geben

Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers und Bicon Implants unterstützen Superhumans Center Ukraine
Mark S. Pace, Geschäftsführer von Dentaurum, lehnt in einen hellen Eingangsbereich des Unternehmens an einem Treppengeländer und spricht.
25. Juli 2025

„Wir sind nicht Opfer der Umstände, sondern Gestalter der Verhältnisse“

Dentaurum CEO Mark S. Pace im Amt des Vorstandsvorsitzenden des VDDI bestätigt – Herausforderungen und Chancen beschrieben
„Herz, Kopf und Verstand in einer Einheit“
23. Juli 2025

„Herz, Kopf und Verstand in einer Einheit“

ZT Kai Vogeler zu Gast in Folge #53 von „Dental Lab Inside – der Zahntechnik-Podcast“
Daniel Scavilla wird neuer Chief Executive Officer von Dentsply Sirona
22. Juli 2025

Daniel Scavilla wird neuer Chief Executive Officer von Dentsply Sirona

Simon Campion geht zum 31. Juli 2025 nach knapp drei Jahren an der Unternehmensspitze
Stanley M. Bergman tritt Ende 2025 als CEO von Henry Schein zurück
21. Juli 2025

Stanley M. Bergman tritt Ende 2025 als CEO von Henry Schein zurück

Nachfolge ist noch offen – weiter Vorsitzender des Aufsichtsrats
Was gelebte Kundennähe im Factoring bewirken kann
21. Juli 2025

Was gelebte Kundennähe im Factoring bewirken kann

30 Jahre DZR –Thomas Nellen: „Wir sind mit den Anforderungen der Praxen gewachsen“