Immer mehr Materialien können in der Zahnmedizin verwendet werden, und zu deren Vielfalt kommen immer mehr Möglichkeiten, sie zu verarbeiten. Die sich daraus ergebenden Eigenschaften für Hybridkeramiken, Kompositkronen bis hin zu zahnmedizinischen Schienen untersuchten einige der diesjährigen Bewerberinnen und Bewerber der 20. Voco Dental Challenge.
Der renommierte Forschungswettbewerb wird jährlich vergeben und ist eine Plattform für junge Talente, ihre Arbeiten zu dentalspezifischen Themen vorzustellen und ihre eigenen Impulse einzubringen. Einzige Vorgabe des Veranstalters ist, dass ein Voco-Produkt (auch) Gegenstand der Untersuchung ist.
Ehemalige Preisträgerin als Jurymitglied
Acht Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner stellten am Freitag, 15. September 2023 ihre Untersuchung in einem Vortrag vor. Neben der Präsentation wurde ebenfalls die sich daran anschließende Diskussionsrunde mit in die Bewertung einbezogen. Dabei galt es, kritische Fragen souverän zu meistern und mit fachlicher Sicherheit zu punkten. Damit bietet die Voco Dental Challenge Gelegenheit, Vortragsluft zu schnuppern und sich so für etwaige künftige Beiträge auf Tagungen und Kongressen vorzubereiten.
Auch hier gab es großes Lob von der Jury, die sich in diesem Jahr aus Prof. Dr. Anne-Katrin Lührs (Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventivmedizin, Medizinische Hochschule Hannover), PD Dr. Andreas König (Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Universität Leipzig) und Prof. Dr. Felix Krause (Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde, Uniklinikum Aachen) zusammensetzte. Lührs war das Terrain der Voco-Bühne dabei schon bestens vertraut: Die Oberärztin war nicht nur schon zum wiederholten Male Mitglied in der Jury, sondern zählte im Jahr 2006 auch zu den Preisträgern.
Siegerarbeit zu gefrästen, gepressten und gedruckten Schienen
Die Jury überzeugte schließlich die Arbeit von Tina Maleki von der LMU München, Zahnärztliche Prothetik Abteilung Werkstoffkunde. Sie untersuchte und verglich Werkstücke aus den Schienenmaterialien V-Print Splint und V-Print Splint comfort je nach Herstellungsmethode. Ihr Fazit: Die V-Print-Schiene wies in der 3-D-gedruckten Gruppe die höchsten Werte für die Martens-Härte und die Biegefestigkeit auf. Die 3-D-gedruckten und gepressten Materialien waren anfälliger für künstliche Alterung als die gefräste Gruppe. Für ihre Untersuchung erhielt sie ein Preisgeld von 6.000 Euro.
Der zweite Platz ging an Dr. Laura Kristina Haas von der Universität Regensburg für ihre Untersuchung zur Abhängigkeit der Bruchkraft von Fertigungsparametern bei Kompositkronen. Parameter wie Bearbeitungsstufen, Detailgenauigkeit und Politur ergaben in Kombination 14 Fertigungsstrategien, die signifikante Unterschiede in der Bruchkraft der Kronen lieferten. Eine hohe Detailgenauigkeit liefert unabhängig von der Bearbeitung gute Ergebnisse, überraschend war, dass die Politur die Bruchlast eher bis deutlich senkte. Haas durfte sich über 4.000 Euro Preisgeld freuen.
Den dritten Platz belegte Simon Tilsner mit seiner Untersuchung zur lasergestützten Ablösung keramischer Einzelkronen, mit der zum Beispiel funktionsfähige Kronen erhalten und bei der Neuversorgung wiederverwendet werden können. Für seine Forschung erhielt er 2.000 Euro. Darüber hinaus erhielten alle drei Erstplatzierten Publikationszuschüsse in Höhe von 2.000 Euro zur Vorstellung ihrer Arbeit auf einem Fachkongress.
Wettbewerb in der Branche fest etabliert
Begeistert über das Niveau der Präsentationen zeigte sich auch Veranstaltungsleiter Dr. Martin Danebrock: „Bei den Themen sehen wir eine besonders große Entwicklung im Vergleich zu den ersten Jahren“, berichtete Danebrock. „Diesen Fortschritt mitzuerleben macht viel Spaß und ist zugleich ein deutlicher Beweis für die Innovationskraft der Branche. Gleichzeitig ist die Teilnahme dieser top ausgebildeten Talente für uns ein schönes und wichtiges Zeichen, dass wir mit der VOCO Dental Challenge auch nach 20 Jahren immer noch auf dem richtigen Weg sind.“
Knifflige Probleme und einfache Lösungen
Auch die anderen Arbeiten zu Bruchfestigkeit von CAD/CAM-Hybridmaterialien je nach Vorbehandlung, zu parapulpären Stiften bei Aufbaufüllungen oder der Fluoreszenzstabilität in hochästhetischen Kompositen bestachen durch interessante Themenauswahl. „Sieger der Herzen“ war Ramiar Abdulla Karim mit seinem empathischen Beitrag, wie man in der Kinderbehandlung die Compliance fördern kann, indem man die Kinder die Geschmackrichtung des Fluoridlacks wählen lässt. Durch diese einfache Maßnahme, die den Kindern aber eine Möglichkeit gibt, Einfluss zu nehmen, zeigten vor allem ängstliche Kinder ein positiveres Verhalten während der Behandlung. Lieblingsgeschmacksrichtungen des verwendeten Profluorid Varnish waren übrigens Kirsche oder Wassermelone.
Die Teilnehmenden der 20. VOCO Dental Challenge auf einen Blick (in alphabetischer Reihenfolge):
- Dana Arab (Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie): Prospektive, klinische Untersuchung eines Nanohybrid-Ormocers; vorläufige Ergebnisse nach 48 Monaten
- Dr. Laura Kristina Haas (Universität Regensburg, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik): Abhängigkeit der Bruchkraft von Fertigungsparametern bei Komposit-Kronen
- Ramiar Abdulla Karim (Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde): Motivational effect of choosing flavour of fluoride varnish in children
- Tina Maleki (Ludwig-Maximilians-Universität München, Zahnärztliche Prothetik, Abt. Werkstoffkunde): Properties of pressed, milled and printed occlusal splint materials
- Zhen Mao (Charité – Universitätsmedizin Berlin, Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Altersmedizin und Funktionslehre): Shear bond strength of CAD/CAM hybrid materials using different pretreatments
- Johannes Österreicher (Eberhard Karls Universität Tübingen, Poliklinik für Zahnerhaltung). Neue Erkenntnisse zur Stabilität der Fluoreszenzintensität hochästhetischer Komposite
- Sven Räther (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik): Belastbarkeit von Aufbaufüllungen, die mit parapulpären Stiften verankert wurden
- Simon Tilsner (Universität Ulm, Klinik für Zahnärztliche Prothetik): ReversFix-Technologie: Einfluss von Abutmentparametern auf die lasergestützte Ablösung keramischer Einzelkronen.