0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1641 Views

Diskussionsforum beim Deutschen Ärztetag zum Thema „Die Macht des Geldes über ärztliche Entscheidungen“

Diskutierten beim Deutschen Ärztetag über den wirtschaftlichen Druck in Klinik und Praxis (von links): Lara Serowinski, Dr. Ellen Lundershausen, Eleonore Zergiebel und Pedram Emami.

(c) Video: Deutsches Ärzteblatt/Screenshot Quintessence News

Für junge Ärztinnen und Ärzte ist die Konfrontation mit der Realität der medizinischen Versorgung oft ein „Realitätsschock“. Nicht nur die hohe Arbeitsbelastung auch durch Aufgaben, die nichts mit der direkten Patientenversorgung und ärztlichem Handeln zum Wohle der Patienten zu tun haben, und der Personalmangel in den Kliniken ist aus ihrer Sicht kritisch. Auch das Beeinflussen des ärztlichen Handelns durch die betriebswirtschaftliche Nutzenoptimierung in den Kliniken und großen Praxisstrukturen – nicht zuletzt durch Investoren und ihr Renditeinteresse – belastet sie.

Das wurde in den Statements und Diskussionen beim „Dialogforum Junger Ärztinnen und Ärzte“ zum Thema „Die Macht des Geldes über ärztliche Entscheidungen“ im Vorfeld des Deutschen Ärztetags in Bremen am 23. Mai 2022 deutlich. Vor allem die jungen Ärztinnen und Ärzte aus Klinik und Praxis übten Kritik an der immer noch üblichen Praxis mit unbezahlten Überstunden und am Druck der Krankenhausbetreiber auf Ärzteschaft und Personal, so die beiden Vertreter des „Bunten Kittels“, die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen auffordern, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen.

Ob Reformen im bestehenden System erfolgreich möglich seien oder doch eine „Revolution“ nötig sei, blieb dabei offen. Klar wurde aber, dass immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte den Druck – vor allem den ökonomischen – auf ihre Berufsausübung und das Arzt-Patienten-Verhältnis nicht mehr ohne Kritik und Diskussion hinnehmen wollen.

Weg in die Praxis – ins Angestelltenverhältnis

Für viele ist der Wechsel aus der Klinik in die Praxis eine Fluchtmöglichkeit aus dem Dauerdruck. Allerdings gehen dann die meisten doch wieder in ein Angestelltenverhältnis und erleben gerade in großen Strukturen ähnlichen wirtschaftlichen Druck auf ihr ärztliches Handeln. Durch die bewusste Entscheidung für die Selbstständigkeit und die passende Berufsausübungsform könne man aber viele Faktoren positiv beeinflussen, berichtete die junge Ärztin Lara Serowinski von ihren Erfahrungen mit der Niederlassung in einer Gemeinschaftspraxis. Natürlich müsse auch sie die Praxisabläufe optimieren, aber dies geschehe in erster Linie, um mehr Zeit für die Patienten zu schaffen.

Persönlicher Druck durch die Patientenversorgung

Dem persönlichen Druck durch die Patientenversorgung könnte man sich als Arzt kaum entziehen, dies sei ein Kern des Berufs, so die thüringische Ärztekammerpräsidentin und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Ellen Lundershausen. Was die Einflussnahme von Drittinteressen – Krankenhausträgern, privaten Investoren in Kliniken und MVZ – angehe, liege es nicht im Handlungsspielraum der Ärzteschaft, diese zu beeinflussen und zu regulieren. Hier sei die Politik am Zug, um zum Beispiel die Gründungsvoraussetzungen für Investoren-MVZ strenger zu fassen.

„Ärzte Codex“ als Orientierung

Wie mit dem wirtschaftlichen Druck umgehen? Hier könnte der Ärzte-Codex eine Vorbildwirkung haben. Ihm haben sich rund 40 Organisationen angeschlossen, auch die Bundesärztekammer und viele Fachgesellschaften. „Wir treffen keine ärztlichen Entscheidungen und werden keine medizinischen Maßnahmen durchführen und solche Leistungen weglassen, welche aufgrund wirtschaftlicher Zielvorgaben und Überlegungen das Patientenwohl verletzen und dem Patienten Schaden zufügen könnten“, heißt es in dem Codex unter anderem.

„Wir werden unsere ärztliche Heilkunst ausüben, ohne uns von wirtschaftlichem Druck, finanziellen Anreizsystemen oder ökonomischen Drohungen dazu bewegen zu lassen, uns von unserer Berufsethik und den Geboten der Menschlichkeit abzuwenden.“

Wirtschaftlicher Druck politisch gewollt

Es sei aber politisch gewollt, dass sich die Wirtschaftlichkeit in das Arzt-Patienten-Verhältnis dränge, so Eleonore Zergiebel aus Nordrhein. Nur das Abschaffen der Fallpauschalen/DRG sei im ärztlichen Bereich eine Lösung für diesen wirtschaftlichen Druck.

Eigene Positionierung der Ärzte wichtig

Ob sich etwas an diesen Problemen ändern werde, hänge aber auch von den Ärztinnen und Ärzten selbst ab. Diese müssten ihre ärztliche Selbstständigkeit wahren und fördern und Flagge zeigen. Eben auch sagen: „So möchte ich nicht mit meinen Patienten umgehen“, so Lundershausen.

Die Aufzeichnung der mehrstündigen Veranstaltung und Statements von Teilnehmern sind auf der Homepage der Bundesärztekammer eingestellt. Einen ausführlichen Bericht mit eingeklinkten Videos gibt es beim Deutschen Ärzteblatt.

 

 

Studium & Praxisstart Politik

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
Werbung für ein Tattoo-Studio an einem Verkaufsstand mit Wellblechdach in einer belebten Straße. Es ist Abend und an dem Verkaufsstand sind Schmuck und Textilien zu sehen, es leuchten mehrere Glühbirnen an dem Verkaufsstand, da die Umgebung dunkel ist.
31. Jul 2025

„Wir müssen endlich offen und sachlich über Virushepatitis sprechen“

Deutsche Leberstiftung: „Lass uns Klartext reden“ – weltweit etwa 3.500 Todesfällen pro Tagc
Kollektives Lernen ist mehr als „gemeinsam auf Fortbildung gehen“
30. Jul 2025

Kollektives Lernen ist mehr als „gemeinsam auf Fortbildung gehen“

Die Rolle des kollektiven Wissensaufbaus – Oliver Schumacher über erfolgreiches Lernen im Team
„Akademische/r Experte/in“ als neues postgraduales Weiterbildungsangebot
30. Jul 2025

„Akademische/r Experte/in“ als neues postgraduales Weiterbildungsangebot

Die Danube Private University (DPU) in Krems erweitert das Angebot postgradualer Weiterbildungen – bekannte Studiengänge zum Master of Science (Continuing Education) starten im Herbst 2025
Schmuckbild: Wegweiser Notaufnahme, darunter ein Stoppschild
29. Jul 2025

Viele gehen direkt in die Notaufnahme

Repräsentative Befragung im Auftrag der AOK – bessere Steuerung im Zuge der geplanten Notfallreform dringend erforderlich
Univ.-Prof. Dr. Dr. Bilal Al-Nawas, Prodekan für Studium und Lehre der Universitätsmedizin Mainz, spricht vom Vortragspult
29. Jul 2025

23 Zahnmedizin-Absolventen mit dem Prädikat „sehr gut“

Abschlüsse in Humanmedizin und Zahnmedizin an der Uni Mainz gefeiert
Muzafar Bajwa MSc, LZKH-Vorstandsmitglied der LZKH und einer der wissenschaftlichen Leiter des Hessischen Zahnärztetags, sitzt an seinem Schreibtisch vor einem Computer und schaut in die Kamera.
28. Jul 2025

Die besondere Fortbildung für die ganze Praxis

KOM 25: Konzept und Idee hinter dem Hessischen Zahnärztetag – Muzafar Bajwa MSc, einer der drei wissenschaftlichen Leiter, kurz und knapp im Interview
Schmuckbild: Ein Arzt sitzt in weißem Kittel am Schreibtisch vor einem Computer und tippt auf einer Tastatur.
28. Jul 2025

„Letztlich entscheidet jede Praxis, was sie und wie dokumentiert“

Verband der Dentalsoftware-Unternehmen reagiert auf Kritik an Export von Patientendaten und Dokumentationen aus dem PVS
Porträtfoto von Dr. Andreas Clemm von Hohenberg, der in seiner Praxis steht.
28. Jul 2025

Next Step: Das Implantologie Curriculum mit Mentoring

Vier praxisbetonte Module und ein individuelles begleitendes Modul – Start im Oktober 2025