Von der KfZ-Versicherung kennt man die Einteilung in Regionalklassen. Damit werden regionale Unterschiede in der Schadenhöhe und -häufigkeit abgebildet. Das gibt es jetzt auch bei den Zahnzusatzversicherungen – auf dem Land ist es günstiger als in der Großstadt.
Als erster Versicherer bringt die Bayerische nun Zahnzusatztarife auf den Markt, in denen die Beiträge nach Wohnort des Versicherungsnehmers differenziert werden. Grund: Die Statistiken der Versicherer zeigen deutlich, dass Zahnarztbehandlungen in ländlichen Regionen günstiger sind als in Großstädten und Ballungsräumen.
Erfahrungswerte aus dem Alltag
Statistiken von Versicherern und auch die tägliche Praxis machen schon länger deutlich: Bei Zahnarztbesuchen können die regionalen Preisunterschiede stark ausfallen, für beispielsweise PZR, Inlays oder Implantaten sind Preisunterschiede von 30 bis 40 Prozent sicherlich nicht unüblich.
Einige Beispiele: Eine professionelle Zahnreinigung wird je nach Region mit 80 bis 150 Euro abgerechnet. Für ein Inlay werden je nach Region zwischen circa 400 bis 900 Euro Eigenleistung fällig. Auch bei Zahnersatz, zum Beispiel auf Implantaten, kann es zu Preisspannen von 500 bis 1.000 Euro beim Eigenanteil des Versicherten kommen.
Die neuen Tarife
Nun hat die „Die Bayerische“ ihre neuen Tarife danach aufgestellt. Die Versicherung selbst verkauft diese Änderungen so: „Mit der Regionalisierung können wir unseren Zahnschutz individuell auf unsere Kunden ausrichten. Noch nie zuvor wurde ein Zahnzusatzschutz an regionale Gegebenheiten adaptiert. Gerade in der Krankenzusatzversicherung ist eine individuelle Anpassung für ein optimales Kundenerlebnis unerlässlich“, so Stephanie Kern, Leiterin des Geschäftsfeldes Mensch bei der Bayerischen.
Die Bayerische macht folgende ZZV-Angebote:
- Smart: Im Smart-Tarif wird nicht in Regionalklassen unterschieden, der Tarif bietet einen Erstattungssatz von 75 Prozent für Zahnersatz
- Komfort und Prestige: Dies sind die Tarife mit Regionalklassen. Komfort leistet 90 Prozent für Zahnersatz inklusive fünf Jahre Bonusheft, anderenfalls 80 Prozent, Prestige versichert 100 Prozent.
Vor allem das Leistungsspektrum vom Prestige-Tarif ist aus unserer Sicht kundenfreundlich. Alle Tarife sind weiterhin kombinierbar mit dem Sofortschutz-Baustein der Bayerischen, welcher 750 Euro im 1. Kalenderjahr und 750 Euro im zweiten Kalenderjahr für 29,90 Euro monatlich für bereits angeratene Behandlungen mit Privatanteil leisten.
Einordnung der Regionalklassen-Tarife
Die Regionalklassen machen sich bei gleicher Leistung wie folgt bemerkbar: In ländlichen Regionen ist für eine 30-jährige Personen der Komfort-Tarif ca. fünf Euro monatlich günstiger, der Prestige-Tarif ca. sieben Euro günstiger als der Beitrag für Ballungszentren. Eine 50-jährige Person zahlt in ländlichen Regionen ca. neun Euro monatlich weniger für den Komfort-Tarif und spart im Prestige knapp 14 Euro monatlich.
Annahmepolitik deutlich verschärft
Nicht jeder Patient kann sich bei der Bayerischen versichern. Schon bislang hat die Bayerische keinen Antragsteller angenommen, bei dem Parodontitis diagnostiziert wurde. Außerdem wurden Patienten mit Teil- oder Vollprothesen ebenso abgelehnt wie Patienten mit mehr als drei fehlenden, nicht-ersetzten Zähnen. Mit den neuen Tarifen wurden die Annahmekriterien weiter verschärft: Für ein bis drei fehlende Zähne sowie ein bis drei Zähne mit Kronen, Brücken oder Implantaten ersetzte Zähne (älter als zehn Jahre) werden Ratenzuschläge erhoben.
Dauerhafter Mehrwert muss sich noch zeigen
Dass ein privater Versicherer versucht, die regionalen Preisunterschiede in die Kalkulationsgrundlage für den Versicherungsschutz einzukalkulieren, ist grundsätzlich legitim, wenn auch ungewöhnlich. Allerdings bedeuten Regionalklassen auch höheren Verwaltungsaufwand. Angebotsprogramme müssen geändert werden und bei der Verwaltung abgeschlossener Verträge entsteht künftig möglicherweise Bearbeitungsaufwand, wenn ein Versicherter zum Beispiel umzieht und von einer in die andere Regionalklasse wechseln müsste. Ob sich dies insgesamt als Mehrwert für Versicherte und Versicherer herausstellt, wird sich zeigen. Und ob sich die Beitragsunterschiede langfristig manifestieren, muss ebenfalls abgewartet werden.
Alexander Mint, Hamburg
Alexander Mint hat die Materie der privaten Krankenversicherung von der Pike auf gelernt. Durch sein Studium der Wirtschaftspsychologie & Beratung hat er fundiertes Fachwissen in der Analyse von Kundenbedarf und dazu passendem Versicherungsschutz.
Er hat von Gabriele Bengel die Leitung der to:dent.ta GmbH übernommen, die im Internet ein Vergleichsportal betreibt, das nur leistungsstarke Zahnzusatzversicherungen anzeigt, die strenge Qualitätskriterien erfüllen (Top-Dental-Tarife https://www.todentta.de). Außerdem bietet das Unternehmen Patienten und Zahnarztpraxen an, gezielt die Zahnzusatzversicherung zu vermitteln, die optimal zum Zahnzustand und dem individuellen Zahn-Risiko passt.
Kontakt unter E-Mail alexander.mint@todentta.de.
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