Bei vielen Ihrer Patientinnen und Patienten wird der finanzielle Spielraum derzeit eng. Inflation und explodierende Energiekosten leeren die Haushaltskasse. Da ist es für viele Praxen gar nicht so einfach, die Zustimmung für hochwertige Zahnversorgung zu bekommen. Es sei denn, die Praxis hat bereits einen hohen Anteil von gesetzlich Versicherten mit leistungsstarker Zahnzusatzversicherung.
In der aktuellen Ausgabe 6/2022 der Zeitschrift „Finanztest“ wurden 267 Zahnzusatzversicherungen verglichen. 111 Tarife erhielten dabei die Note „sehr gut“, 26 sogar die Bestnote 0,5. Letztere dürfen jetzt mit dem Prädikat „Testsieger“ werben.
Grundsätzlich stuft Stiftung Warentest den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung als sinnvoll ein. Und das nicht erst zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr, wenn die Kosten für Zahnbehandlungen und Zahnersatz statistisch den Höhepunkt erreichen. Das Alter zwischen 30 und 40 ist nach Auffassung von Stiftung Warentest ein guter Zeitpunkt, den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung ins Auge zu fassen. Doch auch für jüngere Menschen ist die vorsorgliche und frühzeitige Absicherung empfehlenswert.
Testkriterien sind weiterhin keine Hilfestellung bei der Auswahl
Auch dieses Jahr liegt der Fokus zur Bewertung der Qualität von Zahnzusatzversicherungen auf dem Thema Zahnersatz, unterteilt in Regelversorgung, Kronen, Inlays und Implantate. Für Ihre Patientinnen und Patienten zwischen 111 „sehr guten“ Tarifen den individuell passenden auszuwählen, ist nach Auffassung von Fachleuten nach wie vor ein schwieriges Unterfangen. Zu komplex sind die heutigen Annahmerichtlinien, Versicherungsbedingungen, Leistungsstaffeln und Zusatzleistungen, um allein anhand der Qualitätskriterien von Stiftung Warentest eine valide Entscheidung treffen zu können.
„Nicht bewertete Leistungen“ sind häufig entscheidende Faktoren
Nach Auffassung von Fachleuten spielen die – in der Auswertung von Stiftung Warentest als „nicht bewertete Leistungen“ bezeichneten – Tarifmerkmale wie Erstattung von Kompositfüllungen oder hochwertigen Wurzelbehandlungen und Prophylaxekosten heutzutage für Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für die passende Absicherung der Zähne. Die speziellen Versicherungsbedingungen und Leistungsmerkmale von modernen Zahnzusatzversicherungen ermöglichen es unabhängigen Fachberatern, individuellen und bedarfsgerechten Versicherungsschutz für die Patientinnen und Patienten zu finden.
Aufteilung in „Kundentypen“ verwirrt
Stiftung Warentest unterteilt Verbraucher in drei verschiedene Kundentypen: 1. „Kasse genügt“, 2. „Rundum sorglos“, 3. „Gut und günstig“ und listet darunter vermeintlich passende Zahnzusatzversicherungen auf. Das hilft wenig bei der Tarifsuche. Wer will heutzutage schon Versicherungsschutz für eine Regelversorgung? Und was nützt „Verdopplung Festzuschuss“, wenn ein Inlay angefertigt werden muss? Oder wenn ein Zahn durch eine Wurzelbehandlung erhalten werden kann?
Qualitätstarife sollten im Fokus stehen
Für Ihre Patientinnen und Patienten ist ein hochwertiger Schutz häufig schon für recht kleines Geld möglich.
Hier ein Beispiel: Frau Müller ist im Tarif „Mehr Zahn 90 Plus Vorsorge“ der Barmenia versichert. Dieser kostet für eine 45-Jährige 34,10 Euro pro Monat beziehungsweise 409,20 Euro jährlich. Der Tarif schneidet bei Stiftung Warentest mit Bestnote ab und zahlt unter anderem Zahnreinigungen zu 100 Prozent. Frau Müller nimmt zweimal jährlich eine Professionelle Zahnreinigung in Ihrer Praxis für jeweils 114 Euro in Anspruch. Diese 228 Euro werden vom Versicherer übernommen. Abzüglich dieser Erstattung kostet der hochwertige Versicherungsschutz Ihrer Patientin nur 181,20 Euro pro Jahr beziehungsweise 15,10 Euro monatlich. Dieser monatliche Betrag ist auch bei finanziellen Engpässen für die meisten gesetzlich Versicherten zu verkraften, zumal schöne und gesunde Zähne heutzutage ein wichtiges Statussymbol sind.
Gesetzliche Krankenkassen und alte Zahnversicherungsverträge
Finanztest weist in der aktuellen Ausgabe darauf hin, dass gesetzliche Krankenkassen vermehrt Zahnzusatzversicherungen vermarkten. Hierbei übernimmt die gesetzliche Krankenkasse lediglich den Vertrieb. Vertragspartner ist ein privater Krankenversicherungsanbieter. Hier sollte unbedingt berücksichtigt werden, dass auch das Angebot der eigenen Krankenkasse einem Marktvergleich durch Experten unterzogen werden muss, bevor man leichtfertig einen nicht bedarfsgerechten Versicherungsschutz wählt.
Viele Ihrer Patientinnen und Patienten haben möglicherweise einen älteren Zahnversicherungsvertrag. Diese bieten in aller Regel ein recht geringes Leistungsspektrum, oft bezuschussen sie nur Kronen, Brücken und Prothesen. Stiftung Warentest empfiehlt in der aktuellen Ausgabe zunächst, sich beim eigenen Versicherer ein Angebot für ein Upgrade einzuholen und begründet dies durch Vorteile im Bereich von Wartezeiten und Höchstgrenzen in den ersten Jahren. Doch rechnen inzwischen einige Anbieter auch Versicherungsjahre bei anderen Versicherern an, sodass auch bei dem Wunsch zu wechseln der objektive Marktvergleich empfehlenswert ist.
Zahnstatus und individuelle Bedürfnisse sind entscheidend
Den passenden Versicherer für die eigenen Bedürfnisse ausfindig zu machen und somit einen leistungsfähigen Versicherungsvertrag abzuschließen, gestaltet sich für Patientinnen und Patienten aufgrund der oben genannten Rahmenbedingungen immer schwieriger. Dabei sind die Qualitätsmerkmale von Stiftung Warentest wenig hilfreich. Zumal etliche der neueren Tarife mit Bestnote zum Beispiel Parodontitis-Betroffene oder Patienten mit Teilprothesen gar nicht annehmen.
Wichtig ist es zu verdeutlichen, dass beim Abschluss einer Zahnzusatzversicherung stets der individuelle Status des Gebisses der versicherten Person vordergründig berücksichtigt werden muss. Daher brauchen viele PatientInnen die Hilfe der Praxis, um Zahnfragen korrekt zu beantworten. Diese Information sollte kombiniert werden mit den jeweiligen Annahmerichtlinien, Leistungsgrenzen und Tarifmerkmalen der verschiedenen Anbieter. Zudem spielt abschließend ein Blick auf das Preis-Leistungs-Verhältnis eine Rolle.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Obwohl man sich an eine Zahnzusatzversicherung nur ein oder zwei Jahre binden muss, sollte man Friedrich Schillers viel genutztes Zitat beherzigen. Bei der Prüfung der komplexen Zahntarife bietet Stiftung Warentest allerdings nur wenig Orientierung. Dagegen finden Fachleute für (fast) jedes Gebiss eine passende Zahnzusatzversicherung.
Gabriele Bengel, Alexander Mint, Esslingen
Gabriele Bengel war viele Jahre bei einer privaten Krankenversicherung für Vertrags- und Leistungsfallmanagement verantwortlich und hat in der Tarifentwicklung mitgewirkt. Außerdem war sie Mitglied im Verwaltungsrat einer gesetzlichen Krankenkasse. Sie hat detaillierte Kenntnisse über das Gesundheitssystem und ist anerkannte Spezialistin auf dem Gebiet der Zahnzusatzversicherungen.
Alexander Mint hat die Materie der privaten Krankenversicherung ebenfalls von der Pike auf gelernt. Durch sein Studium der Wirtschaftspsychologie & Beratung hat er fundiertes Fachwissen in der Analyse von Kundenbedarf und dazu passendem Versicherungsschutz.
Gemeinsam leiten sie die to:dent.ta GmbH, die im Internet ein Vergleichsportal betreibt, das nur leistungsstarke Zahnzusatzversicherungen anzeigt, die strenge Qualitätskriterien erfüllen (Top-Dental-Tarife https://www.todentta.de). Außerdem bietet das Unternehmen Patienten und Zahnarztpraxen an, gezielt die Zahnzusatzversicherung zu vermitteln, die optimal zum Zahnzustand und dem individuellen Zahn-Risiko passt.
Kontakt zu den Autoren unter E-Mail gabriele.bengel@todentta.de und alexander.mint@todentta.de.
Weitere Beiträge zum Thema: Zahnzusatzversicherungen – wie aussagefähig sind Testergebnisse?, „Immer neue Tarife: Zahnzusatzversicherungen im Test“, Alte ZZV: So können Patienten den Schutz verbessern, ZZV: Der individuelle Zahnstatus ist wichtig, Antworten im Antrag sollten mit der Patientenakte übereinstimmen, Zahnzusatzversicherungen: falsche Erwartungen durch Fernsehwerbung, Moderne Zahnzusatzversicherungen bieten viel mehr als Zahnersatz-Leistungen, Leistungsausschlüsse – genauer Blick ins Kleingedruckte lohnt,Krankenkassen kündigen Wahltarife – Patienten verlieren Versicherungsschutz, Privat Zusatzversicherte: Für Praxen wichtiger denn je, Immer neue Tarife: Zahnzusatzversicherungen im Test, Zahnzusatzversicherungen – wie aussagekräftig sind Testergebnisse? und ZZV: Nicht in allen Punkten lag der Experte richtig.