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Klares Bekenntnis für Demokratie und Vielfalt und gegen Rechtsextremismus –Neujahrsempfang der Zahnärzteschaft in Berlin

BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz gab in seiner Begrüßung ein klares Statement für Toleranz und Demokratie ab.

(c) Quintessence News

Dr. Marion Marschall

Die Zukunft der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland und die klare Positionierung gegen jede Form von Extremismus, Rassismus und Angriffen auf die Demokratie standen im Fokus der politischen Statements auf dem diesjährigen Neujahrsempfang der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung am 30. Januar 2024 in Berlin. Vor allem die klare Positionierung der Zahnärzteschaft fand viel Beifall der zahlreichen Bundestagsabgeordneten, Ministerialbeamten, Vertretern von Verbänden, Fachgesellschaften und Körperschaften der Zahnärzte- und Ärzteschaft und weiteren Gästen.

Empfang unter Dinos: Die große Halle im Museum für Naturkunde in Berlin war diesmal Ort des Emfpangs.
Empfang unter Dinos: Die große Halle im Museum für Naturkunde in Berlin war diesmal Ort des Emfpangs.
Auch wenn man sich diesmal unter den imposanten Dinosaurierskeletten des Museums für Naturkunde Berlin traf, waren die angesprochenen Probleme alles andere als prähistorisch, sondern höchst aktuell – wenn auch zum Teil mit langen Vorgeschichten. Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, stellte in seinem Eröffnungsstatement den „Patienten Zahnmedizin“ vor. Das zu beobachtende Symptom: Nach langer erfolgreicher Tätigkeit, vor allem der bestens etablierten Prävention, die alle Patientengruppen erfasst und der Gesetzlichen Krankenversicherung durch das Vermeiden von Krankheit Arbeit und Kosten spart, fehlt nun der zahnärztliche Nachwuchs für die niedergelassenen Praxen.

Der Diagnose der Politik folgen falsche Therapievorschläge

Der Diagnose der Politik, dass es der jungen Generation am Interesse für die Niederlassung mangele, folge dort aber der falsche Therapievorschlag. Die dort empfohlenen Fremdinvestoren und kommunalen öffentlichen Alternativ-Einrichtungen seien nicht die richtige Lösung, so Benz. Investorenmodelle hätten in ländlichen Regionen noch nie richtig funktioniert, und die Kommunen seien jetzt schon finanziell und organisatorisch überfordert.

Die BZÄK setze dem für die Zahnärzteschaft ein anderes Konzept entgegen, das in der „Warnemünder Erklärung“ mit der Idee des „Hauszahnarztes“ beschrieben und mit notwendigen Maßnahmen hinterlegt sei. Dass es am niederlassungswilligen zahnärztlichen Nachwuchs fehle, sei auch Fehlern der Zahnärzteschaft geschuldet, so Benz. Man habe zu wenig auf die veränderten Bedürfnisse der jungen Generation geachtet und zum Beispielbei den Auswahlkriterien für den Zugang zum Zahnmedizinstudium zu lange nicht auf Fehlentwicklungen reagiert.

Unverständlich, dass Vorschläge zum Bürokratieabbau nicht aufgegriffen wurden

Für die hohen und immer noch steigenden Belastungen durch eine Überbürokratisierung, die viele junge Kolleginnen und Kollegen abschrecke, sei aber die Politik verantwortlich. Es sei unverständlich, dass BZÄK und KZBV für den Bürokratieabbau viele Vorschläge eingereicht hätte, aber kein einziger davon im Konzept des Bundesgesundheitsministeriums auftauche. Benz geißelte zudem neue, völlig überzogene Hygienevorgaben und Kontrollen durch die Behörden und die „Überdigitalisierung“ mit Vorgaben, die an der Realität der Praxis vorbeigehen. Hier müsse endlich gehandelt und die Praxen entlastet werden.

Die Politik müsse auch akzeptieren, dass es Bundesländer gebe, die zu wenig Zahnmedizinstudierende von außen fänden, die sich dann auch dort niederlassen wollten. Hier wäre eine Landeskinderquote für die Studienplätze eine gute und wichtige Lösung, appellierte Benz.

Praxismitarbeiter mit Migrationshintergrund sind Teil der erfolgreichen Zahnmedizin

Viel Beifall bekam er für sein klares Statement im Namen der Zahnärzteschaft gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und rechtsextreme Positionen. In den Zahnarztpraxen im Land, auch in der ehemaligen Praxis des Zahnarztes, der jetzt als Initiator des Treffens von Rechtsextremen in Potsdam bekannt geworden sei, arbeiteten Menschen aus vielen Nationalitäten. Sie alle tragen dazu bei, die Patienten gut zu versorgen und die guten Präventionsleistungen überhaupt erst zu erreichen. „Was sagen wir denen?“, so Benz. „Sie sind ein Teil von uns, ihre Arbeit ist wichtig für uns“, so Benz. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit hätten in der Zahnmedizin keinen Platz, sagte er unter starkem Beifall.

Kappert-Gonther: Alle müssen Gesicht zeigen

Dr. Kirsten Kappert-Gonther, MdB, sprach für die Seite der Politik.
Dr. Kirsten Kappert-Gonther, MdB, sprach für die Seite der Politik.
Dieses klare Statement, das KZBV und BZÄK am 30. Januar 2024 verbreitet haben, griff auch Dr. Kirsten Kappert-Gonther, MdB, stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, in ihrem Grußwort auf. Es gebe viele unterschiedliche Positionen in der Gesundheitspolitik, und man streite auch, das gehöre in einer Demokratie dazu. Aber in einem Punkt sei man sich einig: Man stehe gemeinsam für die Demokratie und gegen Faschismus und bizarre Vorstellungen einer „anderen“ Gesellschaft. Es sei daher nicht egal, ob KZBV und BZÄK auch Position bezögen, dieses Signal der Zahnärzteschaft sei sehr wichtig gewesen. Alle müssten Gesicht zeigen, auch für die Menschen in den östlichen Bundesländern, für die das oft schwieriger sei.

„Werden gemeinsame Lösungen finden“

Kappert-Gonther betonte, dass die Zahnmedizin für die häufig noch zu stark kurativ ausgerichtete Medizin weiter ein Vorbild sei, was die Prävention leisten könne. Man wisse auch um die Forderungen der Zahnärzteschaft für die Prävention, gerade für die Parodontitistherapie, sagte sie. Die Argumente lägen vor und seien ausgetauscht worden, man werde gemeinsame Lösungen finden, kündigte die Grünen-Politikerin an, die auch dem Punkt stabiler Krankenkassenbeiträge gerecht würden müssten.

Die Werte gemeinsam verteidigen

Der KZBV-Vorstandsvorssitzende Martin Hendges sprach deutliche Worte für die Demokratie, aber auch zur aktuellen Gesundheitspolitik gegenüber den Zahnärzten.
Der KZBV-Vorstandsvorssitzende Martin Hendges sprach deutliche Worte für die Demokratie, aber auch zur aktuellen Gesundheitspolitik gegenüber den Zahnärzten.
Was diese aktuelle politische Diskussion und die Forderungen der Zahnärzteschaft angeht, wurde Martin Hendges in seinem abschließenden Statement deutlich. Der KZBV-Vorstandsvorsitzende fasste den Unmut und das Unverständnis der Zahnärzteschaft über das Agieren des Bundesgesundheitsministers und die Sorge vor dem Aus für die endlich etablierte PAR-Behandlungsstrecke in der GKV als wichtigem Meilenstein für eine präventionsorientierte Zahnmedizin in deutliche Worte. Zu Beginn seiner Rede aber stand auch bei ihm die klare Positionierung für die Demokratie. Die Zahnärzteschaft stehe ein für Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz. Und sie werde diese Werte gemeinsam auch verteidigen, sagte er unter Beifall. Und man werde auch Probleme weiter gemeinsam lösen.

Hoffen auf ein positiveres Jahr

Für die Zahnärzteschaft formulierte er zugleich die Hoffnung, dass man 2024 endlich wieder positiv in die Zukunft blicken könne. Man hoffe auf ein für die Prävention positives Jahr, formulierte er mit Blick auf die Budgetierung und die PAR-Richtlinie. Man habe dem Minister und den Abgeordneten konkrete Vorschläge vorgelegt. Jetzt sei es an ihnen, diese umzusetzen. Die aktuelle Gesundheitspolitik konterkariere jedenfalls alle Bemühungen der Zahnärzte für die Prävention. Die gelebte Wirklichkeit in den Praxen sei ein Einbruch der PAR-Behandlungen um mehr als 30 Prozent. Dies und die daraus resultierenden hohen Folgekosten würden von der Politik offenbar in Kauf genommen.

Ankündigungen lösen die Probleme nicht

Hendges kritisierte auch die erneute Weichenstellung weg von einer starken Selbstverwaltung, die diese Präventionserfolge der Zahnärzteschaft erst möglich gemacht habe, hin zu mehr Regulierung. Das führe aufs Abstellgleis. Man sei bereit für Vorschläge und Dialog mit der Politik, aber es dürfe nicht nur bei Ankündigungen und Versprechen bleiben, mahnte er. Die Vorschläge der Zahnärzteschaft seien lösungsorientiert, nah an der Praxis und der Versorgung und wissenschaftlich basiert. Ob Bürokratie, Budgetierung oder Regulierung der investorengeführten MVZ – Ankündigungen lösten die Probleme nicht, so Hendges in Richtung Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach. Wer Leistungen verspreche, müsse die notwendigen Mittel bereitstellen. Wer eine flächendeckende Versorgung wolle, müsse auch die Strukturen erhalten und schaffen. Wer mehr Digitalisierung wolle, dürfe nicht an den Bedürfnissen und der Realität der Praxen vorbei agieren.

Erfolge durch starke Selbstverwaltung und niedergelassene Praxen erreicht

Die Erfolge in der Prävention für alle Patientengruppen seien durch die Zahnärztinnen und Zahnärzte und ihren Teams in den niedergelassenen Praxen und die starke Selbstverwaltung erreicht worden. Man erwarte jetzt von der Politik zukunftsfähige Entscheidungen, sagte der KZBV-Vorstandsvorsitzende unter langem Beifall.

Dr. Marion Marschall, Berlin

Reference: Politik Nachrichten Studium & Praxisstart

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