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Medizin trifft Politik – Bündnis Heilen & Helfen diskutiert mit Politik über die medizinische Versorgung

Diskutierten mit Politikern im hessischen Landtag (von links): Ursula Funke (Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen), Dr. Edgar Pinkowski (Präsident der Landesärztekammer Hessen), Dr. Doris Seiz (Präsidentin Landeszahnärztekammer Hessen), Dr. Winfried Kösters (Moderation), ZÄ Carolina van der Bosch (Vorstandsbeauftragte der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen), Prof. Dr. Sabine Tacke (Präsidentin der Landestierärztekammer Hessen), Dr. Heike Winter (Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hessen), Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Kramer (Vizepräsident der Justus-Liebig-Universität Gießen für Forschung und Förderung des wiss. Nachwuchses)

(c) HuH/Beate Völker

Mehr Studienplätze, Landzahnarztquote, Fachkräftemangel, Inflation, Eindämmen der Fremdinvestoren – auch in Hessen stehen die Heilberufler vor vielen Herausforderungen. Vor der anstehenden Landtagswahl in Hessen im Oktober 2023 hat das Bündnis Heilen & Helfen die Fraktionen im Landtag Ende Mai dazu eingeladen, zu zentralen Themen der Heilberufe Stellung zu nehmen.

Dabei stand die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im Mittelpunkt. Ein dringendes Thema mit vielen Herausforderungen – denn jede und jeder ist irgendwo Patientin oder Patient. Politikerinnen und Politiker aller im Landtag vertretenen Parteien standen den Repräsentantinnen und Repräsentanten der Heilberufskörperschaften Rede und Antwort und zeigten sich offen für deren Anliegen.

Der Journalist und Publizist Dr. Winfried Kösters moderierte die Diskussionsrunde. Jede der Heilkörperschaften schilderte wichtige Themen, die jedoch alle auf die Herausforderungen der aktuellen und zukünftigen Versorgung der Patientinnen und Patienten abzielten. Für die Landeszahnärztekammer griff Präsidentin Dr. Doris Seiz diese Problematik auf und stellte in Frage, ob seitens der Politik als ein möglicher Lösungsweg eine Erweiterung der Landarztquote auch auf das Zahnmedizinstudium vorgesehen sei. Während CDU, SPD und Grüne dieser Möglichkeit grundsätzlich zustimmend gegenüberstehen und die AfD nichts ausschließen will, stößt die Quote bei FDP und Die Linke auf Ablehnung.

Apotheke vor Ort in Gefahr

Die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, Ursula Funke, problematisierte die Honorierung der Apotheken. Diese sei von der allgemeinen Preisentwicklung und der hohen Inflation seit 2004 gänzlich abgekoppelt, was viele Apotheken wirtschaftlich extrem stark belaste. Dies sei auch einer der Hauptgründe für den dramatischen Rückgang der Apothekenzahlen gerade auch im ländlichen Raum. Es stelle sich daher die Frage, was die Politik tue, damit nicht noch mehr Apotheken schließen müssten. Die Landtagsabgeordneten waren sich einig, dass der Apotheke vor Ort eine wichtige Versorgungsfunktion zukomme. Die FDP stellte zudem heraus, dass die Bekämpfung der Inflation eine staatliche Aufgabe sei.
Grüne und AfD plädierten für Lösungsvorschläge aus dem Berufsstand, während SPD und Die Linke staatliche Strukturmaßnahmen im ländlichen Raum anmahnten. Der CDU-Vertreter sprach sich für eine Stärkung der Vor-Ort-Apotheken beispielsweise durch eine Einschränkung des Versandhandels aus.

Hessisches Notfall-Modell als Beispiel

Die dringend erforderliche Gestaltung einer effektiven Notallversorgung im Rahmen der Krankenhausreform sprach Dr. Edgar Pinkowski, Präsident der Landesärztekammer Hessen an. Seine Idee, anstelle der realitätsfernen und kostenintensiven bundespolitischen Vorhaben in ganz Hessen das erfolgreiche hessische SaN-Projekt (SaN = Sektorenübergreifende ambulante Notfallversorgung) einzuführen, stieß bei den gesundheitspolitischen Sprecherinnen und Sprechern aller Parteien auf Zustimmung. Auch Pinkowskis Frage, ob sie sich nach den Wahlen für die Einrichtung eines Lehrstuhls für Palliativmedizin in Hessen einsetzen würden, wurde mit Ja beantwortet.

Mangelnde psychotherapeutische Versorgung alter Menschen

Dr. Heike Winter, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer Hessen, thematisierte den unzureichenden Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung in Alten- und Pflegeheimen. Dabei leiden rund 50 Prozent der Menschen über 70 Jahren an psychischen Problemen. Insbesondere in Heimunterbringung werden diese allerdings fast ausschließlich mit Psychopharmaka behandelt. Die Politikerinnen und Politiker unterstützten das Thema mit Nachdruck. Verschiedene Vorschläge zur Realisierung wurden vor- getragen, wie beispielsweise eine Verpflichtung der GKV oder ein Konzept ähnlich den Heimärztinnen beziehungsweise -ärzte.

Gesetzliche Regelung bei MVZ

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung, vertreten durch die Vorstandsbeauftragte Carolina van der Bosch, sorgt sich um die zunehmende Vergewerblichung des Gesundheitswesens durch investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (i-MVZ) und fordert, den Gründungsbereich solcher i-MVZ einzuschränken. CDU, Grüne, SPD und DIE LINKE sprachen sich für gesetzliche Regelungen der Gründung von MVZ durch Finanzinvestoren aus. Obwohl auch aus Sicht von FDP und AfD wirtschaftliche Vorgaben bei medizinischen Entscheidungen keine Rolle spielen dürfen, gehen beiden Parteien Verbote jedoch zu weit. Ein weiteres Anliegen der KZV Hessen betrifft die Volkskrankheit Parodontitis: Das zum 1. Januar 2023 in Kraft getretene GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) enthält Budgetregelungen, die die seit Mitte 2021 erweiterten Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung konterkarieren.

Auch Prof. Dr. Sabine Tacke, Präsidentin der Landestierärztekammer thematisierte die Begrenzung des Einflusses von Kapitalgesellschaften auf die medizinische Versorgung; weitere Anliegen sind die Sicherstellung der Notfallversorgung für landwirtschaftliche Nutztiere und Lösungen für den Fachkräftemangel in der Veterinärmedizin.

Nicht nur die Abi-Note als Kriterium

Ärzte-, Zahn- und Tierärztekammer fragten zudem nach mehr Studienplätzen im Bereich Medizin und nach einer Vergabepraxis, die nicht allein die Abiturnote, sondern die persönliche Eignung berücksichtigt. Sowohl die Erhöhung der Anzahl der Studienplätze als auch die Umsetzung einer bereits rechtlich möglichen breiteren Vergabepraxis fand fraktionsübergreifend Zustimmung.

Reference: Politik med.dent.magazin Nachrichten

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