0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3937 Aufrufe

„Ampel treibt Zwei-Klassen-Medizin voran“ – Verband medizinischer Fachberufe zur Ablehnung eines Unionsantrags zur Stärkung des Zahntechnikerhandwerks im Deutschen Bundestag

(c) chainarong06/Shutterstock.com

Der Deutsche Bundestag hat auf Empfehlung des Gesundheitsausschusses Ende Mai mit der Mehrheit der Ampel-Koalition einen Antrag der Unionsparteien abgelehnt, mit dem die Vergütung zahntechnischer Leistungen in der Gesetzlichen Krankenversicherung verbessert werden sollte. Zu diesem Antrag hatte es Ende April auch eine Anhörung im Gesundheitsausschuss gegeben.

Die Präsidentin und die Referatsleiterin Zahntechnik im Verband medizinischer Fachberufe e.V., Hannelore König und Karola Will, beziehen zur Ablehnung des Antrage der Fraktion CDU/CSU „Zahntechnikerhandwerk in Deutschland zur Sicherstellung der Patientinnen- und Patientenversorgung unterstützen und zukunftsfest machen“ (BT-Drucksache 20/4884) durch die Ampelkoalition kritisch Stellung. „Wir sind entsetzt über die Ignoranz der Ampel-Koalition. Damit bleibt die Preis- und Lohnentwicklung im Zahntechnikerhandwerk weiterhin von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Laut Koalitionsvereinbarung will die Bundesregierung als Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit mehr Fortschritt wagen. Diese Entscheidung ist das Gegenteil. Sie schränkt die freiheitliche wirtschaftliche Entwicklung in der Zahntechnik ein, sie ist weder gerecht noch nachhaltig. Darüber hinaus gefährdet sie die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Zahnersatz und dessen Instandsetzung insbesondere im ländlichen Raum.“

Niedrige Gehälter, kritische Personalsituation

Beide kritisieren weiter, dass die Koalition keine Maßnahmen zur Fachkräftesicherung gegen den Personalmangel – wie im Koalitionsvertrag beschlossen – ergreift, sondern vielmehr Zahntechnikerinnen und Zahntechniker so in andere Branchen treibe. S„chon jetzt gefährdet der Personalmangel im Zahntechnikerhandwerk die Qualität der Gesundheit in Deutschland“, konstatieren König und Will. Das mittlere Bruttoentgelt in Vollzeit liegte für die hoch qualifizierten Fachkräfte in der Zahntechnik mit 2.735 Euro (2021) nur knapp über der Niedriglohnschwelle und führe somit geradeaus in die Altersarmut. „Damit ist die Entscheidung der Koalitionsparteien ein Affront gegen das Zahntechnikerhandwerk und führt jegliche Fachkräftestrategie ad absurdum“, halten beide fest.

Strukturelle Maßnahmen für stabile Finanzlage erforderlich

Begründet wurde die Ablehnung hauptsächlich damit, dass der Antrag der CDU/CSU-Fraktion keine Vorschläge zur Refinanzierung der zusätzlichen Kosten enthalten habe. „Uns ist bewusst, dass die Kosten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) konsolidiert werden müssen, doch Zahnersatz betrifft 1,5 Prozent der Gesamtausgaben (Stand 2021). Um die Finanzlage der GKV zu stabilisieren, müssen weitreichendere Maßnahmen ergriffen werden, wie die Anhebung des Bundeszuschusses an den Gesundheitsfonds zur vollständigen Refinanzierung aller versicherungsfremden Leistungen in der GKV. Laut einer Studie der BKV e.V. würde allein diese Maßnahme bis zu 42 Milliarden Euro Entlastung jährlich bringen.“

Weltfremde Begründung zum Thema Digitalisierung

Auch mit der Begründung gehen beide für den Verband, der auch angestellte Zahntechnikerinnen und Zahntechniker vertritt, ins Gericht: „Während in der Ablehnungsbegründung der Ampel die Fraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP noch Verständnis und Wertschätzung für das Zahntechnikerhandwerk zum Ausdruck bringen, zeigt die Fraktion SPD völlige Ignoranz und wenig Sachverstand. Sie sieht vielmehr ein ernsthaftes Zukunftsproblem für das Zahntechnikhandwerk, falls es versäumt werde, sich mit dem technischen Fortschritt wie 3-D-Druck und Künstliche Intelligenz auseinanderzusetzen. Was das Zahntechnikerhandwerk diesbezüglich bereits geleistet hat, wird dabei völlig vergessen. Außerdem bietet das Abrechnungs-Regelwerk mit den Krankenkassen keine direkte Berücksichtigung digitaler Techniken an. So ist einerseits offen, wie hoch der Digitalisierungsgrad tatsächlich ist. Andererseits können sich vor allem kleinere Dentallabore in Regionen mit geringer Kaufkraft digitale Investitionen aufgrund der festgelegten Preisentwicklung viel weniger leisten.“

Der Umgang der Koalitionsparteien mit dem Gesundheitshandwerk Zahntechnik werde sich unmittelbar auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten auswirken und an ihren Zähnen deutlich sichtbar sein. „Damit treibt diese Politik die Gesundheitsversorgung weiter in eine Zwei-Klassen-Medizin.“

Aktuell läuft noch bis 18. Juni 2023 eine Umfrage unter angestellten Zahntechnikerinnen und Zahntechnikern zur Gehalts- und Arbeitssituation im Zahntechnikerhandwerk.

Quelle: VmF Unternehmen Dentallabor Zahntechnik Politik Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
26. Apr. 2024

Umfassendes Angebot für Zahntechniker – vom Azubi bis zum Laborchef

Zahntechnik plus 2024 in Leipzig: Fortbildung und Inspiration für das gesamte Dentallabor
25. Apr. 2024

Stressbelastung im Zahntechnikerhandwerk

Verband medizinischer Fachberufe e.V. zu den Ergebnissen ihrer Online-Umfrage – weiterhin großer Handlungsbedarf
25. Apr. 2024

Gemeinsam neue Standards für den 3-D-Druck setzen

Ivoclar Gruppe und 3-D-Druck-Experte SprintRay starten Partnerschaft
24. Apr. 2024

Neue Features des Moduls Smile Creator

Dr. Paul Schnitzspan, Director Software Quality Assurance und Medical Software Development bei Exocad, stellt die neuen Möglichkeiten vor
22. Apr. 2024

Maßnahmen reichen nicht, um Fehlentwicklungen einzuschränken

VDZI-Vorstand verabschiedet Stellungnahme zu investorenbetriebenen zahnärztlichen Medizinischen Versorgungszentren und Praxislaboren im iMVZ
22. Apr. 2024

Limitierte „Diamantscheiben im 11er Set“ wieder erhältlich

Komet bringt zur UEFA Euro 2024 eine beliebte Sonderedition heraus
18. Apr. 2024

„Ich kann nur lukrativ ein Labor führen, wenn ich intakte Praxen habe“

ZTM Gerhard Kock zu Gast bei „Dental Minds“ #13 „Konzentration oder Expansion – wie verändert sich der deutsche Labormarkt?“
18. Apr. 2024

Erfolgreicher restaurieren im Team – zwischen analog und digital

52. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie e.v (ADT) ab 30. Mai 2024