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49. Internationale Fortbildungstagung für Zahntechniker in St. Moritz

(c) Nikolas Bär/QZ

Die 49. Internationale Fortbildungstagung für Zahntechniker in St. Moritz fand in diesem Jahr zwei Wochen nach der Internationalen Dental-Schau (IDS) in Köln statt. Dieser Hinweis ist wichtig, weil es damit eine zeitnahe Fortbildungsveranstaltung war, in der die dentale Szene von dem Ereignis in Köln wesentlich beeinflusst war. Dies gilt nicht nur für die Motivation der angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern dies gilt auch für die Aussteller und Referentinnen und Referenten, die rund um die IDS extrem eingespannt waren.

Die Quintessenz Zahntechnik, kurz QZ, ist die monatlich erscheinende Fachzeitschrift für alle Zahntechniker und zahntechnisch interessierte Fachleute, die Wert auf einen unabhängigen und fachlich objektiven Informationsaustausch legen. Im Vordergrund der Beiträge und Berichterstattung steht die Praxisrelevanz für die tägliche Arbeit. In dieser Zeitschrift finden sich Zahntechniker, Dentalindustrie und die prothetisch orientierte Zahnarztpraxis mit ihren Anliegen nach einer hochwertigen Fortbildung gleichermaßen wieder. Zur Online-Version erhalten Abonnenten kostenlos Zugang. Mehr Infos zur Zeitschrift, zum Abo und zum Bestellen eines kostenlosen Probehefts finden Sie im Quintessenz-Shop.

Nichtsdesto trotz fand die Veranstaltung in diesem Jahr wieder erfolgreich in St. Moritz statt. Den Veranstaltern und Laborbesitzern ZT Jochen Rebbe und ZTM German Bär und dem Hochschullehrer Professor Dr. Walter Lückerath war es wieder gelungen, ein entsprechendes Wochenpaket für die Teilnehmer zu schnüren und interessant in Szene zu setzen. Das Hauptthema der Pausengespräche war in diesem Jahr ein anderes als in den Vorjahren: Es ging weniger um die Corona-Maßnahmen und die daraus entstehenden Konsequenzen für einen Laborbetrieb. Dieses Jahr ging es wieder ausschließlich um Bemerkenswertes und raffinierte technische Neuerungen auf der gerade beendeten IDS. 

Zahlreiche Referentinnen und Referenten und Industrieaussteller gaben sich ein Stelldichein und schufen eine interessante und angenehme Atmosphäre des fachlichen Austausches zu den dringenden Fragen der Gegenwart und Zukunft in der Dentalbranche. Ganz im Sinne der Veranstalter fanden rund um die Fachvorträge immer wieder interessante und vertiefende Gespräche statt, einige der Teilnehmenden sind inzwischen befreundet. Aktuelle und neue Themen, die anlässlich der IDS in Köln entdeckt worden waren, konnten in St. Moritz erneut aufgegriffen und detailliert besprochen werden. Die Vorträge und Präsentationen deckten inhaltlich eine Vielzahl von Fragestellungen ab, vom einzelnen Keramik-Veneer bis hin zur digitalen totalen Prothese; letztere nahm einen breiten Raum in der Diskussion ein, nicht zuletzt, weil auf der Tagung aktuelle Neuerungen auf diesem Gebiet vorgestellt wurden.

Dieser Beitrag fasst einige Highlights der Veranstaltungswoche in St. Moritz zusammen. Die Bilder erstellte dankenswerterweise ZTM Nikolas Bär für die QZ.

Wie gewohnt begann die fünftägige Veranstaltung mit einem Vortrag, der nicht nur rein fachliche Aspekte beinhaltete, sondern über den zahntechnischen Tellerrand blickte. Diese Aufgabe erfüllte ZTM Christian Vordermayer mit Bravour (Abb. 1). Er ist nicht nur ein gestandener und erfolgreicher Laborbesitzer am Chiemsee, sondern auch ein begeisterter Triathlet und Ironman-Hawaii-Teilnehmer. Beide Bereiche sind für sich schon sehr faszinierend. Als Vortrag von jemandem, der beides in einer Person verkörpert, ist der Reiz um so größer. Unter dem Titel „Eine Frage der Leidenschaft“ stellte er seine Erfolgsmaximen für den Beruf und und seine privaten Sporterlebnisse auf ausgesprochen interessante Weise vor.

Vollkeramiken im Workflow

Den fachlichen Auftaktvortrag hielt ZTM Hans-Jürgen Joit aus Düsseldorf (Abb. 2). Er stellte nicht nur die wesentlichen Fragen rund um keramische Veneers und Kronen, sondern beantwortete diese auch kompetent. Der gesamte Workflow bei vollkeramischen Restaurationen bedarf einiger Schritt-für-Schritt-Verfahren und Entscheidungen, die in ihrer Summe zum Erfolg führen, beginnend bei den klinischen Aspekten und der Analyse und Vorbereitung bis hin zur Befestigung. Eine korrekte, dem Material entsprechende Schichtstärke, ist dabei nur einer von vielen Faktoren, die zwischen klinischer Vorarbeit und Ausführung im Labor eine Rolle spielen. Der Referent zeigte anhand von wunderschön gelösten Patientenfällen sein meisterliches Können. Der Einsatz der Werkstoffe Tessera und CeltraPress (beides Fa. Dentsply Sirona, Bensheim) in Kombination mit aktuellen Herstellungsverfahren wie dem 3-D-Druck stieß im Saal auf großes Interesse und Anerkennung.

Volumenbaiserte Rückwärtsplanung

Der Hochschullehrer und Mitveranstalter der Tagung, Prof. Dr. Dr. Walter ­Lückerath (Abb. 3), ließ es sich nicht nehmen, seine aktuellen Erkenntnisse im Bereich der digitalen Prothetik zu schildern und kritisch zu begleiten. Er postulierte „Schluss mit dem ‚Schauen-wir-mal‘“ und plädierte für eine sinnvolle volumenbasierte prothetische Rückwärtsplanung. Die virtuelle Endposition der Planung mit ihrer Außenkontur stelle das zur Verfügung stehende Platzangebot der erforderlichen Materialschichten dar. Mit exzellenten klinischen Patientenversorgungen verdeutlichte er, wie bei diesem Vorgehen rechtzeitig Therapieschritte simuliert und kritische Bereiche frühzeitig erkennbar gemacht werden. 

„Perspektivwechsel – Verändere den Blickwinkel“ war der Titel und gleichermaßen die Aufforderung von ZTM Marie-Luise Witt vom Chiemsee (Abb. 4). Die Kommunikation zwischen Patient und Labor liegt der exzellenten Keramikerin sehr am Herzen. Gilt es doch, zahntechnische Fehlversuche bei Anproben möglichst zu vermeiden. Je nach Typ des Patienten sollte unterschiedlich auf dessen Bedürfnisse eingegangen werden, so Marie-Luise Witt. In einem lebendigen Vortrag wurden fundierte Techniken vorgestellt und diskutiert.

 

„Digitale Prothese“ bleibt auf der Agenda

Das Thema digitale Prothese steht nun schon seit einigen Jahren auf der Liste der Labore, eine breite Einführung und Umsetzung gestaltet sich jedoch mühsam, obwohl vonseiten der Industrie unterschiedliche Workflows angeboten werden. Mehrere Faktoren, wie die Abrechenbarkeit der gefrästen Zähne oder eine fehlende Wachsanprobe, sind hierfür verantwortlich. In seinem Übersichtsreferat „Die digitale Prothese – ein gutes Geschäftsmodel?“ schilderte Friedhelm Klingenburg (Chairman der Fa. Merz Dental, Lütjenburg) die Rahmenbedingungen dieses Themas. Das digitale Konzept Baltic Denture von Merz Dental ist seit acht Jahren verfügbar und der Referent präsentierte eine wesentliche Überarbeitung des Workflows. Vom zahnlosen Patienten bis zur Implantatversorgung All-on-4 ist es nun ohne Änderungen und Anpassungen der lieb gewordenen analogen Gewohnheiten möglich, Prozesse digital gestützt umzusetzen. Es besteht gerade für die Praxis keine Notwendigkeit, von bisherigen Abläufen abzuweichen. Besonderes Augenmerk legte Klingenburg auf die Maschinenkosten, die seiner Meinung nach oft unterschätzt werden.

Den Sinterofen kritisch im Blick haben

Das Thema Zirkonoxid-Keramik wurde selbstverständlich auch auf der Tagung in St. Moritz in den Fokus gestellt. Der Dentalingenieur und EU Scientific Manager bei der Fa. Kuraray Noritake (Hattersheim), Mathias Fernandez Y Lombardi, stellte die neusten Erkenntnisse aus dem Bereich Verarbeitung vor. Besonders interessant waren die Hinweise zum Sinterprozess. In den Laboren wird in der Regel zu selten in die Heizkammer der Öfen geschaut. Die Innenmuffel darf keine Risse aufweisen, die die Temperaturverteilung stören können. Des Weiteren sollte der Gebrauch von Sinterperlen nur als Unterstützung bei großspannigen Brücken dienen. Die Perlen aus Aluminiumoxid können mit dem Zirkonoxid reagieren, was zu Verfärbungen oder weißen Punkten führen kann. Besonders Zirkonoxide mit kubischen Gitterstrukturen sind hierfür anfällig.

Ein besonderes Augenmerk sollte das Labor auf die Pflege des Sinterofens legen. Ein regelmäßiger Reinigungsbrand ohne und mit entsprechendem Reinigungsgranulat ist für die Sauberkeit der Heizstäbe wichtig. Siliziumbestandteile der Stäbe können sonst zu Kontaminierungen der Objekte und zu grün oder gelben Verfärbungen an der Oberfläche führen. Der Referent empfahl außerdem, den Sinterofen für Zirkonoxid monatlich zu kalibrieren. Zu diesem Zweck sind Sinterringe verfügbar und verhindern das Unter- und Überbrennen der Objekte. Um beim Einsatz von modernen Aquarellfarben, die bei Weißlingen verwendet werden, eine Reaktion mit dem Ofen zu verhindern, empfiehlt sich der Gebrauch eines weiteren Ofens, um Niederschläge von Oxiden aus den Farben an den Heizstäben zu verhindern. 

Vom Lernprozess der anderen lernen

Die Einführung von Zirkonoxid-Keramik in seinem Labor in Frankfurt war ein langer Lernprozess, so ZT Carsten ­Fischer zu Beginn seines Vortrags mit dem Titel „Wege durch den Material-Dschungel“ (Abb. 5). Die jeweiligen verfügbaren Techniken haben alle ihre Berechtigung, diese müssten aber individuell betrachtet werden und für den einzelnen Mitarbeiter umsetzbar sein. In dem Referat wurden einige Techniken für die Kronen- und Brückentechnik aufgezeigt und miteinander verglichen. Für die Mikrolayering-Technik zeigte Carsten Fischer hervorragende Ergebnisse mit dem GC Initial IQ ONE SQIN Verblendmaterial (Fa. GC, Bad Homburg) auf Unterstrukturen aus der Zirkonoxid-Keramik Argen Z HT+ multilayer (Fa. Argen, Düsseldorf), um vorhersagbare und individuelle Ergebnisse zu erzielen. Mit einigen Tipps und Tricks können Keramikoberflächen samtartig vorpoliert werden und werden erst dann glasiert.

Eine große Hilfe für ein systematisches Vorgehen sind dabei die vom Referenten entwickelten rotierenden Panther-Werkzeuge (Fa. Sirius Dental, Frankfurt). Carsten Fischer sprach sich dafür aus, „analoges Wissen verlustfrei in die digitale Welt zu integrieren“. Als einen thematischen Ausflug spannte Fischen einen Bogen zwischen seiner Kilimandscharo-Besteigung mit einem Freund vor zwei Jahren und seiner Laborarbeit. Beides sind Welten mit besonderen Herausforderungen und setzen Beharrlichkeit und Ehrgeiz voraus.

Als einer von zwei Schweizer Referenten machte der frisch gebackene Laborbesitzer Thomas Barandun (Eisberg Dental, Zürich) mit seinem Vortrag von sich reden. Der unter anderem im Osaka Training Center ausgebildete Zahntechniker zeigte seine Patientenfälle, die er während seiner Zeit am zahnärztlichen Institut in Zürich angefertigt hatte. In einem klar strukturierten Vortrag definierte er Herausforderungen und Lösungen zu den aktuellen Themen der Zahntechnik. Beginnend mit der Zahnfarbe und endend bei der Politur, handelte es sich um Klinik und Technik auf hohem Schweizer Niveau.

Hohes Schweizer Niveau in zwei Vorträgen präsentiert

Der zweite Schweizer Zahntechniker und Laborbesitzer, ebenfalls aus Zürich, Nicola Lanfranconi (Abb. 6 und 7), brachte die Veranstaltungswoche auf den Boden der praktischen Arbeit zurück. In einem ausführlichen Workshop präsentierte er Details und Vorgehen aus erster Hand. Der sehr erfahrene Kollege ist Anwender der ersten Stunde von Zirkonoxid und konnte so entsprechend souverän von der Verarbeitung bis hin zur Mikrolayer-Verblendtechnik und Maltechnik viele Informationen vermitteln. Die Arbeitsweisen mit den aktuellen Produkten der Katana und ­Cerabien ZR (Fa. Kuraray Noritake) Familie vermittelten Neuerungen gerade auch auf dem Gebiet der Aquarell-Einfärbetechnik vor dem Sintern. Mithilfe dieser innovativen Intensivfarben (Esthetic Colorant, Fa. ­Kuraray ­Noritake) lassen sich auch dünnere Zirkonschichten etwas opaker gestalten, ohne die Helligkeit zu verlieren. Zahlreiche Farben und Liquidlösungen bieten sich für einen kreativen und lösungsgerechten Einsatz bereits vor dem Sintern an.

Bei einer sehr schönen und geselligen Abschiedsveranstaltung zogen die Veranstalter ZTJochen Rebbe und ZTM German Bär (Abb. 8) eine positive Bilanz der Fortbildungswoche. Das Ziel eines angeregten Erfahrungsaustauschs auf hohen Niveau war wieder erreicht. Die beiden Zahntechniker wiesen noch auf ein besonderes Datum hin: Im kommenden Jahr, also 2024, findet die Internationale Fortbildungstagung für Zahntechniker in St. Moritz zum 50. Mal statt. Sicher ein weiterer Grund, den Termin vom 10. bis 16. März 2024 fest im Kalender zu verankern.

Quelle: Quintessenz Zahntechnik 06/23 Zahntechnik Materialien Fortbildung aktuell Unternehmen Dentallabor

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