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BVMed-Veranstaltung zur Frauengesundheit: Vernetzung stärken und Versorgungsforschung fördern

(c) BVMed

Digitale Lösungen sind ein Teil der Gesamtlösung, um Frauengesundheit und gendersensible Medizin zu stärken. Gleichzeitig bedarf es mehr Awareness rund um die gesundheitlichen Bedürfnisse von Frauen, mehr interdisziplinäre Zusammenarbeit, mehr Forschung und dafür die richtige Infrastruktur und Ressourcen. So das Fazit der Veranstaltung „Frauengesundheit endlich im Fokus: Werden digitale Anwendungen der Durchbruch für gendersensible Medizin sein?“ vom Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) und Taylor Wessing am Ende Juni in Berlin.

„Es ist wichtig, die datengetriebene Medizin zu nutzen“

Die Bundestagsabgeordnete Kristine Lütke hob in der Paneldiskussion eine bessere Gesundheitsdaten-Nutzung als wichtigen Baustein für mehr gendersensible Medizin hervor: „Es ist wichtig, die datengetriebene Medizin zu nutzen, um den bestehenden Gender-Data-Gap, den wir insbesondere im Gesundheitsbereich haben, ausgleichen zu können.“ Die Teilnehmenden waren sich einig: Insgesamt steckt viel Potenzial in der Stärkung der Frauengesundheit – für das individuelle Wohlergehen, die Gesellschaft insgesamt, aber auch aus wirtschaftlicher Betrachtung.

Fehlende Datengrundlage in Deutschland ein Problem

Prof. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriosezentrums der Charité, führte in die Thematik anhand des Beispiels „Endometriose“ ein. So würden Frauen meist mit acht bis zehn Jahren Verzögerung diagnostiziert werden. „Sie haben dann eine schlechte Ausgangssituation für die Therapie“, so Mechsner. „Je chronifizierter die Schmerzen, desto mulimodaler muss die Therapie sein“, erklärte die Ärztin. Die späte Diagnose liege vor allem an den fehlenden Daten. Diese fehlende Datengrundlage sei insbesondere in Deutschland ein Problem. Mechsner: „Deutschland ist nicht so gut mit den Daten, da ist noch Luft nach oben.“ Hoffnung für eine bessere Früherkennung und Begleitung von Betroffenen sieht sie in der digitalen Plattform „mama health“, an der sie mitarbeitet – einer Wissensdatenbank aus Erfahrungsberichten von Endometriose- und Adenomyose-Betroffen.

„Wir haben mit den Gesetzen jetzt aufgeholt – stehen bleiben tun wir damit nicht“

In der Paneldiskussion wurden die genannten Themen vertieft und breiter auf weitere Indikationen im Kontext von Frauengesundheit gezogen. Lütkesieht in den kürzlich verabschiedeten Gesetzen viel Potenzial für gendersensible Medizin: „Wir haben endlich das Digitalgesetz und das Datennutzungsgesetz verabschiedet, durch die wir eine Lücke schließen konnten“. Dabei sei noch nicht alles perfekt und würde auch nicht reibungslos laufen: „Wir haben mit den Gesetzen jetzt aufgeholt – stehen bleiben tun wir damit nicht“, so Lütke.

Besonders positiv sieht sie das Forschungsdatenzentrum, auf das forschende Stakeholder zugreifen können werden. „Wir erhoffen uns durch die Digitalgesetze im Gesundheitswesen einen Schub in Richtung Forschung, in Richtung Entwicklung, in Richtung Datennutzung.“ Zudem würde auch das Medizinforschungsgesetz demnächst verabschiedet werden, welches klinische Forschung erleichtern soll.

„Wir müssen aufhören, einzelne Leuchttürme zu bauen“

Dass eine Betrachtung und Vernetzung unterschiedlicher Gesundheitsdaten wichtig ist, um in Zukunft die Prävention, Früherkennung, Behandlung und Nachsorge zu stärken, machte Dr. Ursula Marschall, Anästhesistin und Forschungsbereichsleiterin des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung, deutlich. „Unsere Daten sind Abrechnungsdaten. Wenn Frauen nicht zum Arzt gehen, weil sie denken, ihre Symptome seien normal, tauchen sie nicht auf.“ Sie bezog sich damit auf die fehlende Awareness rund um den weiblichen Zyklus. Es sei daher wichtig, das System zu kennen, wenn die Daten betrachtet werden. Ihr Appell: „Wir müssen aufhören, einzelne Leuchttürme zu bauen, und anfangen, sie miteinander zu vernetzen – mit Digitalisierung“.

Offenheit für digitale Lösungen

Julia Neumann, CEO von Keleyna, zeigte auf, wie mit Gesundheitsdaten und Digitalisierung die Prävention gestärkt werden kann. „Mit unserer Plattform können Frauen ihre Schwangerschaft tracken und erhalten personalisierte Informationen zu ihrem Verlauf.“ Damit könne eine „schwere“ Schwangerschaft beziehungsweise Komplikationen früh erkannt und angegangen werden. „Wir sehen bei Schwangeren, dass eine Offenheit für digitale Lösungen da ist“, berichtet Neumann.

Wechseljahre: 34 anerkannte Symptome

Dass auch in der Versorgung noch stärker interdisziplinär gedacht und zusammengearbeitet werden muss, zeigte Valentina Ullrich, Gründerin und CEO von Frieda Health, am Beispiel der Wechseljahre auf: „Wir wissen, dass ungefähr 80 Prozent der Frauen in den Wechseljahren unter verstärkten, wenn nicht sogar sehr starken symptomatischen Belastungen leiden. Das sind über 34 anerkannte Symptome – von psychisch bis physisch.“ Der Zweck der Plattform Frieda Health sei daher, digitalgestützt diese Lücke in Prävention, Früherkennung und Behandlung zu schließen – in Zusammenarbeit unter anderem mit Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern, Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Endokrinologinnen und Endokrinologen.

Nachholbedarf bei der Infrastruktur

Dr. Carolin Monsees, Salary Partnerin bei Taylor Wessing, berät unter anderem Krankenkassen, Krankenhäuser und Medizinprodukteberaterhersteller. Sie berichtete über Fragestellungen und Trends, die sie im Alltag zum Thema Datennutzung und Datenschutz wahrnimmt. Ihr Fazit: „Ich glaube, falsch verstandener Datenschutz ist das Problem der letzten Jahre, weil mit Datenschutz finden wir Lösungen.“ Insbesondere bei der Infrastruktur sei einiges nachzuholen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Natalie Gladkov, Leiterin Referat Digitale Medizinprodukte beim BVMed.

Quelle: BVMed Interdisziplinär Team Menschen Bunte Welt

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