0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1486 Aufrufe

Wann sind Operationen nach SARS-CoV-2-Infektionen wieder sicher? Forschungsnetzwerk COVIDSurg liefert Datengrundlage

(c) antoniodiaz/Shutterstock.com

Mehr als 2,365 Millionen Menschen in Deutschland haben laut Robert Koch-Institut eine Covid-19-Erkrankung hinter sich. Wer von ihnen operiert werden muss, sollte wenn möglich warten: Operationen sollten nach einer Infektion mit dem Corona-Virus Sars-CoV-2 erst mindestens sieben Wochen nach dem Nachweis stattfinden.

Das zeigt eine neue weltweite Studie des Forschungsnetzwerks „COVIDSurg“, an dem auch die Universitätsmedizin Halle (Saale) beteiligt ist. In der aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift „Anaesthesia“ (https://doi.org/10.1111/anae.15458) belegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Operationen innerhalb von sechs Wochen nach dem Nachweis einer Sars-CoV-2-Infektion mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen. Demnach haben Patienten während der ersten sechs Wochen nach einem SARS-CoV-2-Nachweis – verglichen mit einem später stattfindenden Eingriff – ein über zweieinhalbfach erhöhtes Risiko, nach der Operation zu versterben.

Planbare Eingriffe aufschieben

„Die Entscheidung über den Aufschub einer Operation muss immer individuell mit der Patientin oder dem Patienten getroffen werden. Planbare Eingriffe, bei denen kein Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung oder zwischenzeitlicher Komplikationen besteht, sollten jedoch mindestens diese sieben Wochen aufgeschoben werden“, so Prof. Dr. Jörg Kleeff, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Viszerale, Gefäß- und Endokrine Chirurgie der halleschen Universitätsmedizin und einer der Autoren.

Symptome sollten abgeklungen sein

Wenn nach den sieben Wochen die Covid-19-Symptomatik noch andauere, solle möglichst noch länger abgewartet werden, bis entsprechende Symptome abgeklungen seien. Bei dringlichen Eingriffen, wie etwa Tumoroperationen, müsse das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung streng gegen das erhöhte Operationsrisiko abgewogen und in bestimmten Fällen auch früher operiert werden, so Kleeff weiter.

Erste Empfehlungen schon im Mai 2020

Bereits im Mai 2020 lagen Daten von „COVIDSurg“ vor, dass die Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten bei Operationen nach Coronavirus-Infektionen erhöht ist, weswegen Richtlinien bereits seitdem empfehlen, Operationen möglichst aufzuschieben. Allerdings gab es bis jetzt keine ausreichende Datenbasis, wie lange eine solche Verschiebung dauern sollte.

Kriterium Sterblichkeit innerhalb von 30 Tagen nach OP

Die aktuellen Daten beziehen sich auf Patientinnen und Patienten, die im Oktober 2020 operiert wurden. Studienendpunkt war die Sterblichkeit der Patienten innerhalb von 30 Tagen nach Operation. Zur Auswertung wurden Modelle verwendet, die Charakteristika der Patientinnen und Patienten, der Erkrankung sowie der Operation berücksichtigten. So konnte die Sterblichkeit für unterschiedliche Zeitabstände zwischen SARS-CoV-2-Nachweis und Operation berechnet werden. Von den in die Studie eingeschlossenen Personen waren 3.137 (2,2 Prozent) mit SARS-CoV-2 infiziert. Die Zeit zwischen Virusnachweis und Operation betrug bei 1.144 (0,8 Prozent) null bis zwei Wochen, bei 461 (0,3 Prozent) drei bis vier Wochen, bei 327 (0,2 Prozent) fünf bis sechs Wochen und bei 1.205 (0,9 Prozent) sieben oder mehr Wochen.

Bei jenen, die in den ersten vier Wochen nach der Corona-Infektion operiert wurden, betrug die 30-Tage-Mortalität 4 Prozent und nach fünf bis sechs Wochen immer noch 3,6 Prozent. Nach sieben bis acht Wochen erreichte die Sterblichkeit hingegen wieder das Niveau nichtinfizierter, operierter Patientinnen und Patienten von 1,5 Prozent im Mittel.

Erhöhtes Risiko bei anhaltenden Symptomen

Die Ergebnisse waren über alle Altersgruppen hinweg und unabhängig von der Schwere der Begleiterkrankungen, der Dringlichkeit und dem Ausmaß der Eingriffe konsistent. Allerdings hatten Patientinnen und Patienten mit anhaltenden Covid-19-Symptomen auch nach sieben Wochen mit sechs Prozent eine stark erhöhte Sterblichkeit verglichen mit jenen, bei denen die Symptome abgeklungen waren (2,4 Prozent) beziehungsweise die stets asymptomatisch waren (1,3 Prozent).

Eine der größten klinischen Studien

Das Forschungsnetzwerk COVIDSurg unter der Leitung der Universität Birmingham umfasst über 25.000 Chirurginnen und Chirurgen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit. Im Herbst 2020 wurden in der Studie Daten von 140.727 chirurgischen Patientinnen und Patienten in 1.674 Krankenhäusern (davon 54 aus Deutschland) aus 116 Ländern gesammelt. Eingeschlossen wurden sowohl kleinere als auch umfangreichere Eingriffe und sowohl geplante Operationen als auch Notfalloperationen. Das Projekt ist eine der größten klinischen Studien, die jemals durchgeführt wurden.

 

Quelle: Universitätsmedizin Halle (Saale) Interdisziplinär Zahnmedizin Bunte Welt Team Nachrichten

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
2. Juni 2025

Vom studentischen Projekt zur selbstständigen Zahnklinik in Gambia

Als Student der Uni Witten/Herdecke gründete Prof. Andreas Rainer Jordan 1994 ein Hilfsprojekt in Gambia – jetzt öffnet dort die Jordan Dental Clinic ihre Türen.
30. Mai 2025

Einweg-Vapes: süß und bunt – aber nicht harmlos!

Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai informiert das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit über gesundheitliche Risiken von Einweg-Vapes und anderen Nikotinprodukten
30. Mai 2025

„Implantologie ist Teamarbeit und ein Querschnittfach“

39. DGI-Kongress stärkt den Austausch zwischen den zahnmedizinischen Fachdisziplinen
27. Mai 2025

Mundgesund durch die Wechseljahre

Neue Umfrage unterstreicht Aufklärungsbedarf zu Mundtrockenheit und Zahnproblemen
23. Mai 2025

Die Hyperzementose – oralchirurgische Aspekte

An sich symptomlos, ist differenzialdiagnostisch abzuklären, ob andere systemische Erkrankungen vorliegen
20. Mai 2025

Das Beste aus mehreren Welten: Der Mensch und seine Mikrobiome

EFP-AAP-Joint-Session auf der Europerio11 befasste sich mit der Mikrobiomforschung und Erkenntnissen für die Parodontologie
20. Mai 2025

Spannende Entwicklungen in der Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren

HNO-Kongress 2025: Aktuelle Phase-3-Studie zu Wirkstoffen und Biomarkern vorgestellt
14. Mai 2025

Das Kongress-Highlight 2025: Impulse für die Zahnmedizin von morgen

Die ganze Zahnmedizin auf dem 4. Gemeinschaftskongress der zahnmedizinischen Fachgesellschaften in Berlin