Nicht durchgebrochene und verlagerte Zähne sind im Fachbereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie alltäglich. Die Weisheitszähne sind mit rund 85 Prozent die am häufigsten verlagerten Zähne, der Eckzahn hingegen ist bei nur maximal 3 Prozent der Patienten verlagert. Die transnasale Entfernung eines überzähligen, in den Nasenboden verlagerten oberen Eckzahns unter Zuhilfenahme eines Endoskops ist jedoch eine Rarität und selbst für den erfahrenen Operateur eine Herausforderung. Dieser außergewöhnliche Patientenfall wurde auf dem 69. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) vom 26. bis 29. Juni in Frankfurt vorgestellt. Mehr zum 69. Jahreskongress in Frankfurt auf Quintessence News.
Ein 15-jähriger Patient wurde vom Kieferorthopäden mit einer Verschattung der rechten Kieferhöhle und einer Hyperdontie1 in die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Klinikums Bremen-Mitte überwiesen. Das angefertigte OPT zeigte einen verlagerten, überzähligen Zahn 13a (oberer Eckzahn). Nach Komplettierung der Bildgebung durch eine Computertomographie konnte der Zahn im rechten oberen Nasenboden lokalisiert werden.
Darüber hinaus litt der Patient an einer polypenförmigen Schleimhautschwellung der rechten Kieferhöhle. In allgemeiner Schmerzausschaltung wurde endoskopisch gestützt eine Infundibulotomie2 mit nachfolgender Kieferhöhlenrevision und Entfernung des Zahns 13a aus dem rechten Nasenboden über die Nase durchgeführt.
Der postoperative Heilungsverlauf war komplikationslos, die definitive Histologie bestätigte die Verdachtsdiagnose einer chronischen Sinusitis maxillaris (Kieferhöhlenentzündung). Der Patient ist nach dem Eingriff beschwerdefrei und mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Schlussfolgerung der MKG-Chirurgen
In Extremfällen können Zähne so verlagert sein, dass eine Entfernung über den Mund nicht oder nur mit hoher Morbidität für den Patienten möglich ist. Hier sollten dann Fachzentren involviert werden, die unter Zuhilfenahme moderner Techniken wie der Endoskopie Zähne auch auf atypische Weise entfernen können.
Ein Beitrag von Dr. Dr. Patrick Schöne, Dr. Alexander Busch, Dr. Eduard Janz und Prof. Dr. Dr. Jan Rustemeyer
Quellen
1. Zahnüberzahl
2. Endoskopische Operation, bei der die Schleimhautnische unter der mittleren Nasenmuschel durch Entfernung des Hakenfortsatzes des Siebbeins erweitert wird