0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
6119 Aufrufe

Nicht ausreichende Aufklärung, keine wirksame Einwilligung in den Eingriff – Dokumentation ist entscheidend

(c) HenadziPechan/Shutterstock.com

Nach einer (abgebrochenen) Wurzelspitzenresektion am Zahn 37 leidet ein Patient dauerhaft unter einem Nervschaden: Schmerzen, Taubheit und Sprachprobleme. Ein Behandlungsfehler konnte nicht festgestellt werden. Jedoch verurteilte das Landgericht München II – mittlerweile rechtskräftig – den Zahnarzt zur Zahlung eines Schmerzensgelds in Höhe von 20.000 Euro.

Die Begründung: Es habe mangels ausreichender Aufklärung keine wirksame Einwilligung in den Eingriff vorgelegen (LG München II, Entscheidung vom 1. März 2023, Az.: 1 O 227/21 Hei). Das Gericht legt zunächst ausführlich dar, welche Anforderungen an eine Aufklärung zu stellen sind. Es weist darauf hin, dass es betreffend bestehender Risiken nicht darauf ankomme, wie oft sich das Risiko verwirklicht. „Entscheidend ist vielmehr die Bedeutung, die das Risiko für die Entschließung des Patienten haben kann“.

Wann welche Risiken aufgeklärt werden müssen

Der Umfang der erforderlichen Aufklärung sei „umgekehrt proportional […] zur Dringlichkeit und zu den Heilungsaussichten“. Anders ausgedrückt: Bei gefährlichen und nicht dringlichen Eingriffen muss auch über Risiken aufgeklärt werden, die sich nur selten verwirklichen. Wenn es weniger gefährliche Behandlungsalternativen gebe, bestehe eine gesteigerte Aufklärungspflicht.

Problem elektronische Dokumentation

Hier ging es um die Gefahr einer dauernden Taubheit und es bestanden zwei Alternativen: abwarten und Entfernung des Zahns. In solchen Fällen reiche es nicht, nur auf die Gefahr einer Nervenläsion hinzuweisen, es müssen auch die Alternativen genannt werden. Eine solche Aufklärung konnte der Zahnarzt nicht belegen – unter anderem deshalb, weil er für seine elektronische Dokumentation kein Änderungsprotokoll vorlegte. Es war also nicht sicher, ob nicht Änderungen vorgenommen wurden.

Sorgfältig aufklären und fälschungssicher dokumentieren

Insbesondere vor Eingriffen, die schwerwiegende Folgen für den Patienten haben können, sollte also sorgfältig über auch seltene Risiken und bestehende Behandlungsalternativen aufgeklärt werden – und dies sollte fälschungssicher dokumentiert werden.

Dr. Wieland Schinnenburg, Zahnarzt und Rechtsanwalt, Hamburg

Dr. med. dent. Wieland Schinnenburg
Dr. med. dent. Wieland Schinnenburg
Foto: Stephan Trapp
Dr. Wieland Schinnenburg studierte Zahnmedizin und Jura und war bis Ende 2017 als Zahnarzt in eigener Praxis in Schleswig-Holstein tätig. Parallel arbeitete er als Rechtsanwalt und Mediator in Hamburg und ist in diesem Bereich weiter aktiv.

Schinnenburg ist FDP-Mitglied und war unter anderem Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft. Nach der Bundestagswahl 2017 war er für eine Legislaturperiode bis Oktober 2021  Mitglied des Deutschen Bundestags und in dieser Zeit Mitglied des Gesundheits- und des Rechtsausschusses und Drogenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

Quelle: RA Dr. Schinnenburg Praxis Dokumentation Studium & Praxisstart

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
18. Nov. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – November 2024
18. Nov. 2024

Mehr Transparenz, Flexibilität und Komfort

Die ZA führt neues Rechnungsportal ein – Überblick über alle relevanten Rechnungsdokumente
15. Nov. 2024

Besondere Angebote zum Black Friday 2024

Schnäppchen, Rabatte, Deals und Sparangebote bei Instrumentenspezialisten Bien-Air
14. Nov. 2024

Nicht davon abhalten lassen, in die Selbstständigkeit zu gehen

Gesundheitspolitik, Spielräume der Standespolitik und Angebote für den Nachwuchs: der KZVB-Vorstandsvorsitzende Martin Hendges zu Gast bei „Dental Minds“
14. Nov. 2024

Zahnmedizin mithilfe von KI auf ein neues Level heben

Pearl: Software liest Röntgenbilder und erkennt Krankheiten – mehr Vertrauen bei Patientinnen und Patienten schaffen
12. Nov. 2024

Muss ich eigentlich validieren?

Mathias Lange gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Validierung
12. Nov. 2024

Endo perfekt! Rechnung korrekt?

Ob GOZ pur oder Bema mit Zusatzleistungen, das müssen Zahnärzte und Patienten gemeinsam entscheiden
12. Nov. 2024

Neue Intraoralscanner im Sortiment

Henry Schein: Primescan 2, Trios Core und Aoralscan 3 ab sofort beim Full-Service-Anbieter verfügbar