Im Mai 2021 fuhren Angehörige des Vereins Dental Emergency Team e.V. (Dental-EMT) zu ersten Gesprächen mit den Verantwortlichen der spanischen Hilfsorganisation Salvamento Maritimo Humanitario (SMH) auf die Insel Chios in der Ägäis, um im dortigen Flüchtlingslager Vial eine zahnärztliche Versorgung für Geflüchtete aufzubauen. Im Juli 2021 wurde der Betrieb einer Zahnstation in Vial aufgenommen, bis Juli 2022 konnte 1.180 Menschen zahnärztlich geholfen werden. In den vergangenen 12 Monaten waren dabei 64 freiwillige Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie geschätzte 20 begleitende Helferinnen auf der Zahnstation im Einsatz.
Und der Strom der Geflüchteten reißt nicht ab: Waren es zu Anfang Familien aus Syrien, dem Iran, Afghanistan und vereinzelte Geflüchtete aus Afrika, folgten im Laufe der Zeit Menschen aus Palästina und dem Gazastreifen. Im Spätsommer 2022 trafen überwiegend junge Männer und Frauen aus den Ländern des nordöstlichen Afrikas wie Somalia, Eritrea, Dschibuti, Westafrikas wie Senegal, Burkina Faso und dem Jemen ein.
Ankommen und verstecken
Nachdem die Anzahl der Lagerbewohner im Laufe diesen Jahres durch die Übersiedelung der Menschen auf das Festland, aber vor allem durch vermehrte Pushbacks (das Zurückdrängen der Flüchtlingsboote auf türkisches Hoheitsgebiet), abzunehmen schien, diskutierte der Verein schon über Einstellung des Projekts. Doch nun nimmt die Zahl der ankommenden Boote mit Geflüchteten aus der Türkei momentan wieder stark zu.
Ende Juli reisten Anne Täger aus Senden (Münsterland) und Dr. Alexander Schafigh aus Bornheim zu einem Arbeitseinsatz auf die Insel. Allein in der Woche ihres Aufenthalts trafen nach Angaben beider Helfer mindestens drei Boote mit ca. 80 Menschen aus der Türkei ein.
Oft verstecken sich die Menschen nach ihrer Ankunft in den Bergen und Wäldern. Dort werden sie oftmals erst nach Tagen des Ausharrens gefunden und in ein Quarantänelager gebracht. Nach Ausschluss von Infektionskrankheiten werden sie in das eigentliche Lager überführt. Leider kommt es immer wieder zu Todesfällen, sei es bei der Überfahrt über das Meer, aber auch durch Erschöpfung und mangelnde Versorgung mit Essen und Trinken im Versteck auf der Insel. Erst kürzlich sind sowohl am Strand als auch in den Wäldern Tote entdeckt worden.
Im Elend für Gesundheit sorgen
Die Zahnmedizin ist in den Lagern leider immer unterrepräsentiert beziehungsweise wird gänzlich vergessen. Projekte wie die des Dental-EMT sind die absolute Ausnahme. Nach einem Jahr zeigt sich hier erneut, wie wichtig es ist, die Menschen im Flüchtlingslager zahnärztlich zu betreuen. Durch die regelmäßige Präsenz von Zahnärzten und Zahnärztinnen, die damit verbundene regelmäßige Betreuung und vor allem Prophylaxe-Aufklärung sowie die Versorgung der Menschen mit Mundhygieneartikeln hat sich die Zahngesundheit deutlich verbessert. Dadurch gehören schwierige Infektionen wie große Abszesse mittlerweile eher zu den seltenen Behandlungen.
Wie man helfen kann
Diese erfreuliche Entwicklung kann nur fortgesetzt werden, wenn weiterhin freiwillige Kollegen und Kolleginnen sich für einen Einsatz zur Verfügung stellen. Aber auch Geld und Material werden benötigt. Das Dental-EMT sucht ständig zahnärztliches Fachpersonal und Studierende, die mindestens eine Woche im Einsatz vor Ort sein können. Unterkunft und ein Fahrzeug werden in aller Regel gestellt, auch lassen sich für Zahnarzthelferinnen und Zahnarzthelfer gegebenenfalls Zuschüsse zu den Flugkosten beantragen. Bewerbungen können über die Homepage www.dental-emt.org eingereicht werden, Sach- und Geldspenden sind jederzeit willkommen.
Dental Emergency Team e.V.
Königstraße 59
53332 Bornheimwww.dental-emt.org
https://www.facebook.com/dentalemt/Spendenkonto:
Dental Emergency Team apoBank
IBAN: DE35 3006 0601 0007 6168 41
BIC: DAAEDEDDXXX