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Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Gängler wird als engagierter Zahnmediziner, Forscher, Lehrer und Mensch in Erinnerung bleiben

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Gängler (✝︎)

(c) Uni Witten/Herdecke

Die zahnmedizinische Fachwelt trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Gängler, der am 13. Januar 2025 unerwartet im Alter von 83 Jahren verstorben ist (Quintessence News berichtete). Gängler gehörte zu den Vertretern der deutschen Zahnmedizin, die ihr Studium und ihre wissenschaftliche Karriere in der DDR absolvierten und erfolgreich aufbauten und dann mit dem Ende des zweiten deutschen Staates nach der Wende 1989 und der Wiedervereinigung 1990 aus den unterschiedlichsten Gründen auch einen Bruch ihrer akademischen Laufbahn erlebten. Nicht allen gelang ein Wiedereinstieg, so wie er Gängler an der privaten Universität Witten/Herdecke möglich wurde.

Im Nachruf von Prof. Dr. Stefan Zimmer, Dekan der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, für die „Quintessenz Zahnmedizin“ wird die besondere wissenschaftliche Laufbahn Gänglers deutlich: „Die Universität Witten/Herdecke trauert um ihren emeritierten Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Parodontologie, früheren Dekan der Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und ehemaligen Vizepräsidenten für Forschung. Prof. Gängler, geboren am 30. Oktober 1941 in Radebeul, verstarb am 13. Januar 2025 für uns alle völlig unerwartet im Alter von 83 Jahren. Obwohl bereits im Jahre 2008 emeritiert, war Prof. Gängler bis zum letzten Atemzug Hochschullehrer mit Leib und Seele. Forschen und Lehren waren seine Leidenschaft.

Studium in der UdSSR, dann von Dresden nach Erfurt

Prof. Gängler schloss das Studium der Zahnmedizin in St. Petersburg (zu dieser Zeit noch Leningrad in der UdSSR, Anm. d. Red.) im Jahre 1965 mit exzellentem Ergebnis ab. Danach arbeitete er als Zahnarzt in einer stomatologischen Poliklinik in der Lutherstadt Wittenberg, ehe er 1966 an die medizinische Akademie Carl Gustav Carus in Dresden wechselte. Dort begann seine wissenschaftliche Laufbahn, die ihn 1967 am Institut für Klinische Pharmakologie zum Dr. med. dent. und im Jahre 1975 in der Abteilung für Konservierende Zahnheilkunde zur Habilitation (Dr. sc.) führte. Im selben Jahr wurde er bereits im Alter von 34 Jahren zum Professor und Direktor der Abteilung für Konservierende Zahnheilkunde an der medizinischen Akademie Erfurt berufen. Von 1978 bis 1987 war er Präsident der Gesellschaft für Konservierende Zahnheilkunde der DDR.

Seit 1992 Lehrstuhlinhaber an der UW/H

1992 erfolgte die Berufung zum Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Parodontologie sowie zum Dekan für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an die Universität Witten/Herdecke. Sein Schwerpunkt lag in der zahnmedizinischen Forschung, die er durch seine vielfältigen wissenschaftlichen Kontakte nach Israel, Schweden und den USA auch auf internationaler Ebene etablierte. Im Jahre 2004 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Ignatz Semmelweis-Universität in Budapest. Als er im Jahre 2008 emeritiert wurde, blieb er der Zahnmedizin und der Universität Witten/Herdecke treu, indem er gemeinsam mit seinem ehemaligen Schüler Dr. Tomas Lang das ‚Institute for Oral Medicine at the University of Witten/Herdecke (ORMED)‘ http://www.ormed.net gründete. Dort setzte er nach der Emeritierung seine wissenschaftlichen Aktivitäten bis zuletzt fort.“

Persönliche Erinnerungen an einen besonderen Lehrer

Persönlicher und auf die besonderen Eigenschaften Gänglers als Lehrer, Wissenschaftler und Mensch bezogen sind die Erinnerungen seiner früheren Schüler und Mitarbeiter, die Prof. em. Thomas Hoffmann, Dresden, in seinem Nachruf für die „zm“ formuliert hat. So hielt Gängler engen Kontakt zu seinen ehemaligen Erfurter Mitarbeitern, es gab traditionelle Treffen, das letzte Wochen vor seinem Tod. Hoffmann: „Dazu vielleicht eine kleine Sequenz aus der Erinnerung: Wenn wir mit ihm ein durchschnittliches Manuskript bearbeiteten, dann war der biologische, (zahn)medizinische, publizistische und strategische Erkenntniszuwachs aus 30 Minuten gemeinsamen Überarbeitens ein derartiger, wie er nach mehrtägigem eigenem Bemühen nie hätte ausfallen können. Und wir verließen sein Arbeitszimmer in der Überzeugung – die er uns mitgab –, eine recht gute Arbeit abgeliefert zu haben, motiviert und inspiriert für die nächste.“

Auf Generationen von Zahnmedizinern gewirkt

Es sei nicht alltäglich, wenn ehemalige Assistenten über einen Zeitraum von 50 Jahren hinweg ihrem Chef die Treue halten, so Hoffmann weiter. „Es ist besonders, miterleben zu dürfen, mit involviert zu sein, wenn sich aus unterstelltem ein kollegiales Miteinander entwickelt, wenn daraus ein freundschaftliches erwächst und schließlich echte Freundschaft. Letzteres darf man in heutigen Zeiten durchaus – natürlich in Abhängigkeit des eigenen Anspruchs – als Seltenheit bezeichnen.“

Gängler habe sich bis zum Schluss eine „jugendliche Begeisterungsfähigkeit“ erhalten, die auch auf Generationen von Studierenden, Zahnärztinnen und Zahnärzten und Hochschullehrerinnen und -lehrern gewirkt habe.

Verfechter modernen biologischen Denkens und kultivierter Mensch

Und so würdigt Thomas Hoffmann seinen geschätzten Lehrer und Freund mit Blick auf den Wissenschaftler und Menschen: „Mit Peter Gängler verlieren wir einen Verfechter modernen biologischen Denkens sowie medizinischen Handelns und Forschens, einen Wissenschaftler, der den Meinungsstreit über alles liebte und ihn einzigartig kultivierte – eine Tugend, die nicht nur in der Zahnmedizin immer rarer zu werden droht –, der bis zu seinem Tode forschte und international renommiert publizierte, unterstützt durch treue Begleiter. Wir verlieren einen von ethischen Grundsätzen beseelten Menschen, der Intelligenz nicht als auf die bloße Naturgesetzlichkeit begrenzte Kenntnis vom Kausalen, wie systemisch und komplex es sich auch immer präsentiert, reduzierte, sondern weit umfassender als geistige und emotionale Ausformung des Menschen begriff. Wir verlieren einen Menschen, der mit Verstand und Leidenschaft zu arbeiten, zu feiern, zu genießen verstand: einen guten Wein, ein selbst bereitetes Mahl, Natur, Literatur, Architektur, Kultur schlechthin und gute Gespräche in fröhlicher Runde.“

Zu seinen Forschungsprojekten gehörten unter anderem auch neuartige Zahnputztabletten, inzwischen längst etabliert und in vielen Drogeriemärkten erhältlich. Als Co-Autor und Autor war Prof. Peter Gängler auch mit Fachbeiträgen in den deutschsprachigen und internationalen Fachzeitschriften des Quintessenz Verlags vertreten, ebenso wie viele seiner Schülerinnen und Schüler. Die zahnmedizinische Fachwelt wird ihm ein ehrendes Angedenken bewahren. Herzliche Anteilnahme gelten seiner Frau und seiner Familie.

Dr. Marion Marschall, Berlin

Quelle: Quintessence News Menschen Zahnmedizin Studium & Praxisstart

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