Mehr als 2.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern, das ist ein Auslandsanteil von 77 Prozent, sieben Messehallen – auch die 41. Ausgabe der Internationalen Dental-Schau (IDS) vom 25. bis 29. März 2025 in Köln wird wieder Rekorde erreichen können. Dass sie sich damit erneut als internationale Leitmesse für die Dentalbranche positionieren kann, freut den Veranstalter GFDI – Gesellschaft zur Förderung der Dental-Industrie mbH – und die mit der Durchführung beauftragte Koelnmesse. Denn es gibt in vielen Branchen bei internationalen Messen durchaus den Trend zur „Kontinentalisierung“, hieß es auf der Europäischen Pressegespräch am 22. Januar 2025 in Köln.
Dass sie Leitmesse bleibt, dafür haben GFDI, der Verband der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI) und die Koelnmesse in den vergangenen Jahren international auch intensiv geworben: „Insbesondere in Südamerika, Asien und den USA wurden intensive Marketing- und Vertriebsaktivitäten durchgeführt, um die IDS weiter als globale Leitmesse zu etablieren“, wurde berichtet. Und auch im Angebot für Aussteller und Besucher gab und gibt es Neuerungen. Was die Internationalität angeht, erwartet man die größte Beteiligung aus Korea, Italien, USA, China, Türkei, Spanien, Frankreich und der Schweiz erwartet. Ergänzt wird das Angebot durch zahlreiche Länderpavillons aus allen Kontinenten. „Die große Nachfrage aus dem In- und Ausland zeigt, dass die IDS als Plattform für Innovationen, Markttrends und als zentrale Business-Plattform das entscheidende Management-Instrument für den globalen Handel ist.“
Hohe Exportorientierung der Dentalunternehmen
Die im Vergleich zu vielen anderen Industrien relativ kleine Dentalbranche mit wenigen internationalen Konzernen und einer eher mittelständischen Unternehmensstruktur zeichne sich durch eine sehr hohe Internationalisierung und Exportorientierung aus, berichtete der VDDI-Vorsitzende Mark Stephen Pace auf der Pressekonferenz. Alle Dentalunternehmen weltweit seien stark auf das Exportgeschäft angewiesen. Und so blicke man durchaus mit Sorge auf die von US-Präsident Donald J. Trump angekündigten Strafzölle und andere mögliche Handelserschwernisse. „Die USA sind für uns alle ein sehr wichtiger Markt“, so Pace.
„Wir werden langsamer“
Auch die Bürokratielast und der hohe Aufwand beim Umsetzen der europäischen Medical Device Regulation binde Mittel und Personal, die für Forschung und Innovationen fehlen – „wir werden langsamer“, konstatierte der VDDI-Vorsitzende. Das belaste auch Unternehmen, die ihre Produkte – neue wie schon lange etablierte – in Europa anbieten wollen. Am Ende treffe all das – Strafzölle, Bürokratie, MDR – den „kleinen Mann“, die Menschen, die zahnmedizinische Versorgung benötigten. Denn diese Zusatzkosten machten die Produkte überall teurer. (Mehr zu diesen Themen berichtet Mark S. Pace auch im Gespräch in der aktuellen Folge des Podasts „Dental Minds“.)
Dennoch blicke er optimistisch auf die IDS und die Weiterentwicklungen. Gerade im Bereich Künstlicher Intelligenz werde es Neues geben, auch wenn man hier noch ganz am Anfang stehe. Ebenso werde es bei den Werkstoffen und Materialien Fortschritte geben.
Hohe Attraktivität der IDS
Wer Messen organisiere, beschäftige sich vor allem mit der Zukunft, konstatierte Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver Frese. Dass die IDS sich als internationale Leitmesse in Köln behaupten könne, spreche für die Attraktivität des Messestandorts und die Anziehungskraft der deutschen Dentalindustrie, ebenso für die Attraktivität und Erreichbarkeit der Stadt Köln selbst. Die IDS solle ein Ort für Innovationen, Austausch, Knowhow und Inspiration sein, dafür biete man eine Vielzahl von Formaten und Optionen für Aussteller, Händler und Besucher aus aller Welt.
Vielfältiges Angebot für Aussteller und Besucher
In der aktuellen Meldung dazu heißt es: „Während die Präsentation von Produkten weiterhin von zentraler Bedeutung bleibt, versteht sich die IDS als weit mehr als eine reine Produktschau, sondern vielmehr als integratives Netzwerk, das den Austausch über zentrale Branchenthemen fördert. Aktuelle Herausforderungen wie Nachwuchsförderung, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit und der Einsatz künstlicher Intelligenz stehen dabei im Fokus. Mit Formaten wie dem Executive Summit und der digitalen Plattform IDSconnect werden neue Möglichkeiten für Vernetzung, Wissenstransfer und Innovation geschaffen. Die Plattform IDSconnect, die ab Anfang März 2025 online verfügbar sein wird, bietet digitale Inhalte wie Seminare, Unternehmenspräsentationen und Learning-Sessions, die den Messebesuch vor Ort ergänzen und erweitern.“
Sehr unterschiedliche Situation der Zahnmedizin
Dr. Freddie Sloth-Lisbjerg, Zahnarzt und Dänemark und Präsident des Council of European Dentists, wies darauf hin, dass bei aller Internationalisierung die Situation der Zahnmedizin allein in den Ländern der Europäischen Union sehr unterschiedlich sei – auch abhängig von den jeweiligen Sozialsystemen. Und auch die Mobilität von Zahnärzten und Fachpersonal sei eher gering.
In vielen Ländern sei die zahnärztliche Versorgung für die Menschen ganz oder zu großen Teilen reine Privatleistung. Auch der Digitalisierungsgrad und die Investitionsbereitschaft in moderne Verfahren sei damit unterschiedlich. In Dänemark gebe es bereits seit zehn Jahren eine elektronische Patientenakte, zwischen 60 und 70 Prozent der Praxen nutzten Intraoralscanner. All das müsse natürlich auch finanziert werden. Trotz einer Unterversorgung von aktuell 20 Prozent kämen nur wenige Zahnärztinnen und Zahnärzte nach Dänemark. Das liege auch an der Bürokratie und den vielen Regulierungen – „Europa ist Weltmeister in Regulatorik“. Dennoch gebe es viele gemeinsame Themen, auch das Thema Fremdinvestoren gehöre dazu.
Zahnärzte müssen endlich als Ärzte gesehen werden
Auf die Frage nach den Auswirkungen der neuen Initiative der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Förderung der Mundgesundheit für die Zahnärzteschaft gab es von Sloth-Lisbjerg ein starkes Plädoyer für das Ende der Trennung zwischen Medizin und Zahnmedizin und das Aufwerten der Zahnmedizin: „Es ist in aller Interesse, dass wir als Ärzte gesehen werden“. „Zähne sitzen ja in einem Menschen“, so der dänische Zahnarzt. Die Bedeutung der Zahnmedizin für die Gesundheit der Menschen werde von der Politik so oft nicht gesehen und die Zahnmedizin als reine Privatleistung abgeschoben.
Was die Besucher erwartet
Auch auf Besucherseite bleibt die IDS ein globales Highlight: 2023 kamen rund 120.000 Fachbesucher aus 122 Ländern – diese Benchmark will die IDS 2025 weiter ausbauen. Das optimierte Hallenlayout mit vier Zugängen und einer Ausstellungsfläche von 180.000 Quadratmetern bietet ideale Bedingungen für einen effizienten Messebesuch. Um das Messeerlebnis für Besucher so angenehm wie möglich zu gestalten, bietet die IDS ein umfassendes Serviceangebot – von personalisierten Tickets, die online verwaltet werden können und zudem als Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr in der Region gelten, bis hin zu exklusiven Reiseangeboten der Deutschen Bahn und Lufthansa. (Mehr Informationen auf der IDS-Homepage.)
Kostenfreier IDS-Besuch für Studierende und Azubis am SamstagEin besonderes Angebot gibt es für Studierende und Auszubildende zur/zum Zahnmedizinischen Fachangestellten und für angehende Zahntechnikerinnen und Zahntechniker, so VDDI-Geschäftsführer Dr. Markus Heibach: Für sie ist der Besuch der IDS am Samstag, 29. März 2025, kostenfrei. Dafür müssen sie nur einen Code eingeben, wenn sie ihr Ticket online buchen. Mehr Informationen rund um dieses Angebot gibt es auf der Internetseite der IDS.
Wieder mit dabei auf der IDS sind die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) mit einem Stand in Halle 11.2, der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI), ebenfalls in Halle 11.2, und nach einer Pause auch der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) mit einem Stand in Halle 10.2.
Blick auf die Entwicklung der dentalen Welt: Atlas Dental zur IDS
Zum Auftakt des Pressegesprächs stellte Dr. Bernd Rebmann, CEO von Rebmann Research, die Sonderausgabe des „Atlas Dental“ zur IDS 2025 vor, die dann zur Messe veröffentlicht wird (zum letzten Atlas Dental lesen Sie den Bericht von Annett Kieschnick auf Quintessence News). Dieser umfasst diesmal die Märkte in Europa und Übersee, es wird dazu vertiefende und ausführliche Berichtsbände geben. Als international bemerkenswerte Märkte mit Potenzial benannte Rebmann unter anderem Brasilien und Ägypten.
Starkes Marktwachstum bis 2032 erwartet
Generell prognostizierte er dem globalen Dentalmarkt ein starkes Wachstum, bis hin zur Verdopplung des Volumens von 425,10 Milliarden US-Dollar 2024 auf 863,71 Milliarden US-Dollar (Rebmann hielt auch eine Billion US-Dollar für möglich) in der Prognose für 2025. Das Dentalmarktvolumen könne im Prognosezeitraum um durchschnittlich 9,6 Prozent pro Jahr wachsen, so die Analyse. Der Markt für dentales Equipment/Geräte könnte mit einem durchschnittlichen voraussichtlichen Wachstum von 6,9 Prozent pro Jahr rechnen – von 7,38 Milliarden US-Doller Marktvolumen 2024 auf dann 12.62 Milliarden US-Dollar im Jahr 2032.
Region Asien-Pazifik dürfte am stärksten wachsen
Als Haupttreiber dieser Entwicklung im globalen Markt benannte er die demografische Entwicklung, das steigende Bewusstsein für Mundgesundheit und Prävention, wachsende Nachfrage nach kosmetischen/ästhetischen Behandlungen (Brasilien), günstige regulatorische Rahmenbedingungen und eine steigende Zahl von sogenannten DSO-Praxen – also Praxisketten (Dental Service Organisations). Die höchsten Wachstumsraten sehen die Rebmann-Analysten in der Region Asien-Pazifik.
Herausforderungen für Praxis und Labor
Als Treiber für die Entwicklung in den Praxen und Laboren identifizieren die Analysen die Digitalisierung/Vernetzung und den Einsatz von KI für Routineaufgaben (Bürokratie, Fertigung), eine stärkere Serviceorientierung, eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten in den Praxen und mehr minimal-invasive, präventive Leistungen, einen höheren Stellenwert von Fachpersonal im Labor, mehr überregionale Dienstleistungen und mehr Wettbewerb durch Großlabore und Ketten.
Mehr regulatorische Hürden für Hersteller und Handel
Für Hersteller und Handel profitieren internetbasierte Geschäftsmodelle und interne Geschäftsprozesse von einer durchgängigen Digitalisierung und Vernetzung, KI führt zu einer besseren Ansprache der Kunden. Gleichzeitig nehmen Protektionismus/Barrieren und regulatorische Hürden zu, Teile der Wertschöpfungskette wandern zu anderen Anbietern. Gefragt seien nicht nur Produkte, sondern Komplettlösungen und begleitende Services.
Dr. Marion Marschall, Berlin