Fast täglich erfahren wir, dass Städte über Fahrverbote diskutieren, dass schlechte Luft gesundheitsschädlich ist. Dieselfahrzeuge sollen aus Städten verbannt werden. Sollten wir deshalb in der Stadt besser keinen Sport treiben, um uns nicht zu gefährden? Das Thema des diesjährigen Deutschen Lungentages lautet deshalb „Dicke Luft – Gefahr für die Lunge". Im Rahmen dieses Tages finden am 29. September bundesweit viele Informationsveranstaltungen statt, informiert IDW online.
Feinstaub, NOx und Ozon
Die Luftqualität wird belastet durch den Straßenverkehr, die Industrie, die Landwirtschaft und Kleinfeuerungsanlagen. Der Autoverkehr und insbesondere Dieselmotoren tragen maßgeblich zur Belastung mit Stickoxiden (NOx) bei. Feinstaub wird eher durch ältere Dieselfahrzeuge freigesetzt.
Die schädlichen Wirkungen von Feinstaub, NOx und Ozon sind ausreichend belegt. Der spezielle Zusammenhang mit den Emissionen des Autoverkehrs kann lediglich abgeleitet werden, da die eingeatmete Luft ein Gemisch von Schadstoffen aus unterschiedlichen Quellen ist. Personen, die an verkehrsreichen Straßen wohnen, haben ein höheres Erkrankungsrisiko, und Kraftfahrzeugabgase enthalten Schadstoffe. Dies wird als Indizienbeweis gewertet.
Langzeitwirkung von Luftschadstoffen
Das ESCAPE-Projekt (European Study of Cohorts) untersucht derzeit die Langzeitwirkung von Luftschadstoffen in Europa. Das Besondere ist, dass die individuelle Schadstoffexposition errechnet werden kann, um so einen genaueren Zusammenhang zwischen Exposition und Risiko herzustellen. Erste Daten wurden bereits analysiert: Feinstaub der Partikelgröße von 10 µm (PM10) erhöhte signifikant das Risiko für Lungenkrebs. Der Zusammenhang zwischen Schadstoffexposition und COPD wurde tendenziell gezeigt. Niedrige Werte der Lungenfunktion ließen sich auf Exposition mit PM10 und NOx zurückführen. Für Kinder erhöhte sich das Risiko für Asthma, wenn auch nicht signifikant. Luftschadstoffe begünstigten das Auftreten von Lungenentzündung, ein Einfluss auf Pseudokrupp wurde nicht beobachtet.
Positive Effekte des Laufens überwiegen
Eine Studie aus England zeigte, dass die Lungenfunktion beim Laufen in hoch belasteten Gegenden schlechter wurde. Dennoch haben diese Studie und weitere Studien zeigen können, dass die positiven Effekte der körperlichen Aktivität, die Nachteile, die mit einer höheren Luftschadstoffexposition verbunden sind, überwiegen. Es gibt also gute Gründe, sich körperlich zu betätigen, und das auch in Gegenden, die durch Straßenverkehr belastet sind, wenn es keine anderen Möglichkeiten in unbelasteten Gebieten gibt.
Grenzwerte sind nur ein vernünftiger Kompromiss, das Wünschenswerte mit dem Machbaren zu vereinen. Vieles kann getan werden, um die Luftqualität zu verbessern: neben sauberen Motoren und verkehrsorganisatorischen Maßnahmen zum Beispiel ein attraktiver Nahverkehr. Ausreichend große Umweltzonen verbessern die Luftqualität aktiv. Und: Jeder kann dazu beitragen, dass unsere Luft besser wird, indem wir das Auto einmal stehen lassen.